Klimawandel verdrängt Eskimo-Dorf

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von mikke, 30. Oktober 2006 .

  1. 30. Oktober 2006
    Eine Siedlung in Alaska versinkt, weil der Permafrostboden auftaut.

    Shishmaref - Jeder Sturm kann der letzte für Shishmaref sein. Das wissen die Menschen in dem kleinen Eskimo-Dorf auf einem Inselchen vor der Küste Alaskas nur allzu gut. Das Örtchen nur 150 Kilometer entfernt von der russischen Grenze ist ein Opfer des Klimawandels, dessen Folgen Leben und Lebensgrundlagen der rund 600 Bewohner immer mehr bedrohen. Obwohl es ihnen schwerfiel, beschlossen die Bewohner, die Siedlung aufzugeben und auf dem Festland neu anzufangen. Wenn sie ihren Umzug in Angriff nehmen, ist das ein Schlussstrich unter 4000 Jahre Siedlungsgeschichte.

    Das Dorf Shishmaref steht auf sogenanntem Permafrostboden - Boden, der selbst im Sommer nur oberflächlich auftaut und deshalb eigentlich ein sicheres Fundament darstellt. Doch durch die allmähliche Erderwärmung wird der Untergrund immer unsicherer, Häuser und Wege versinken im Untergrund. Der schleichende Anstieg der Temperaturen hat für die Umwelt der Inupiaq von Shishmaref, die zur Volksgruppe der Inuit gehören, aber noch weitere Folgen: Der Wasserspiegel steigt, und tauender Boden hält den Angriffen der Brandung weniger stand. Heftiger gewordene Stürme treiben immer größere Wellen gegen die Küste. Fischerboote wurden in der Brandung zerschlagen, das Meer zerstört nun auch Gebäude, die einst in sicherem Abstand zur Wasserlinie errichtet wurden. Inzwischen stürzte bereits ein Haus ein. 20 Familien räumten freiwillig ihren bislang nahen Platz am Meer.

    Dies sind die auffälligeren Anzeichen dafür, dass bald nichts mehr so sein wird, wie es war. Probleme gibt es aber auch mit neuen Fliegenarten, die in großen Mengen auftreten, berichtet Tony Weyiouanna. Die traditionelle Konservierungsmethode für Fleisch, das Trocknen im Freien, sei deshalb zu manchen Jahreszeiten nicht mehr möglich. Zu Hause kann Tony notfalls noch die Tiefkühltruhe benutzen, nicht aber auf den langen Ausflügen während der Jagdsaison vor Einbruch des Winters.

    Als Ureinwohner genießen die Inupiaq besondere Jagdrechte, doch mit dem sich zurückziehenden Eis wird auch ihre Beute seltener, sagt der Meteorologe Robert Corell, Vorsitzender einer Forschergruppe, die im "ACIA-Report" die Auswirkungen des Klimawandels für die Arktis erkundet hat. Eisbären, Walrosse und Robben werden die Jäger deshalb seltener vor die Flinte bekommen, ebenso Karibus. Als alaskische Unterart des Rentiers sind sie Fell- und Fleischlieferanten der Inupiaq und gehören fest zu deren Speiseplan. Kein Wunder, dass Corell in seiner Studie zu dem Schluss kommt, der Klimawandel sei nicht nur eine Frage der Umwelt, sondern ebenso "eine menschliche und kulturelle Angelegenheit".

    Für die Menschen von Shishmaref gilt das besonders. Wohin genau sie vor der unwirtlicher werdenden Natur ausweichen werden, steht noch nicht endgültig fest. Das Dorf zu verlegen, dürfte viele Millionen kosten, sagt Tony, der den Umzug vorbereiten soll. Was ihnen die Zukunft am neuen Standort bringen wird, wissen die Einwohner von Shishmaref noch nicht. Aber dass sie eine geschlossene Gemeinschaft bleiben wollen. Eine Eingliederung in ein anderes Dorf sei inakzeptabel, weil dies die Gemeinschaft zerstören würde, sagt Luci Eningowuk, die die "Umsiedlungskoalition" ihres Dorfs leitet: "Wir sind eine Gemeinschaft, die durch gemeinsame Ziele und Werte verbunden ist. Wir sind anders als unsere Nachbarn."

    Sehr weit weg von ihrer Insel wollen sie aber auch nicht ziehen. Für den Umzug wurden neun Standorte geprüft. Eine Entscheidung soll bald fallen. Der Favorit heißt Tin Creek, ein Flecken auf dem Festland 18 Kilometer vom Heimatdorf entfernt, und - ebenso wichtig - er liegt nur drei Kilometer von der Küste entfernt.

    Artikel erschienen am 30.10.2006 | Quelle: http://www.welt.de/data/2006/10/30/1091678.html
     
  2. 31. Oktober 2006
    AW: Klimawandel verdrängt Eskimo-Dorf

    oh mann das ist schon traurig...ich glaub jetzt sieht man wie es langsam anfängt, das eis schmilzt noch schneller, der meeresspiegel steigt, die stürme werden immer heftiger.

    Möchte nicht wissen wie es in 50-100jahren aussieht -.-
     
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