Der erste Blick in das Auge eines außerirdischen Wirbelsturms

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von Idefix!, 12. November 2006 .

  1. 12. November 2006
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14. April 2017
    Der erste Blick in das Auge eines außerirdischen Wirbelsturms

    Ein Monstersturm am Südpol des Saturns verblüfft die Forscher: Er sieht aus wie ein Hurrikan, verhält sich aber nicht wie einer. Noch nie wurde ein Sturm mit Auge auf einem fremden Planeten gesichtet - dieser stellt alle irdischen Pendants in den Schatten.

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    Ein ruhiges Zentrum, von Wolkenbergen umwirbelt: Die Fotos der Raumsonde "Cassini" vom Südpol des Saturns erinnern stark an einen irdischen Hurrikan. Doch während tropische Wirbelstürme seit Menschengedenken über den blauen Planeten fegen, wurde nie zuvor ein Sturm mit einem Auge im Zentrum auf einem anderen Planeten beobachtet.

    Das Wetterphänomen auf dem Saturn unterscheidet sich aber in zwei wesentlichen Details von seinen irdischen Pendants: Erstens scheint sich sein Zentrum nicht von der Stelle zu bewegen. Zweitens übertrifft der Wirbelsturm mit einer Wolkenhöhe von bis zu 75 Kilometern, einem Durchmesser von 8000 Kilometern und einer Windgeschwindigkeit von 550 Kilometern pro Stunde innerhalb des Wolkenrings alles, was Menschen auf ihrem Heimatplaneten auch nur annähernd jemals erleben mussten - ein wahrer Monstersturm.
    Über drei Stunden verteilt schoss "Cassini" 14 Fotos des Sturms. Sie zeigen deutlich das dunkle Auge direkt über dem Südpol und die im Uhrzeigersinn darum rotierenden Wolken inklusive ihrer Schatten, die eine Berechnung der Wolkenhöhe ermöglichten, wie Forscher des Cassini Imaging Central Laboratory for Operations (Ciclops) in Boulder im US-Bundesstaat Colorado berichten.
    "Es sieht aus wie ein Hurrikan, aber es benimmt sich nicht wie einer", sagte Andrew Ingersoll vom "Cassini"-Team des California Institute of Technology in Pasadena. Für die Wissenschaftler ist der Wirbelsturm nicht nur von ästhetischem Wert: In seinem Zentrum, dem Auge, erhaschte "Cassini" einen bisher nie dagewesenen Einblick in die Atmosphäre des Gasplaneten, da die Wolkendecke des Saturns dort wesentlich tiefer hängt als sonst.

    "Mysteriöse dunkle Wolkenansammlung am Boden"
    "Die klare Sicht über dem Auge geht offenbar doppelt so weit hinunter, wie es die obere Wolkendecke normalerweise erlaubt", sagte Kevin Baines vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa. "Wir erhalten hier in einem weiten Wellenspektrum den bislang tiefsten Einblick in die Atmosphäre des Saturns." Eine neue Beobachtung konnten die Planetenforscher auf diese Art bereits machen. Baines berichtet von einer "mysteriösen dunklen Wolkenansammlung am Boden des Auges".
    Zunächst drängt sich jedoch die Frage auf, wie der Riesenwirbel überhaupt entstehen konnte - und was ihn aufrecht erhält. Auf der Erde bilden sich tropische Wirbelstürme immer über relativ warmem Wasser, wo Wasserdampf senkrecht nach oben steigt und dabei einen Unterdruck erzeugt, der durch eine Art Kaminwirkung feuchte Luft aus der Umgebung anzieht. Auf dem Weg nach oben in kühlere Luftschichten kondensiert das Wasser und bildet die typische ringförmige Wolkenwand. Sie wird auch Eyewall genannt. Weiter oben kühlt die Luft ab, wird dabei trockener und fällt wieder nach unten. So entsteht das Auge des Sturms - eine klare, fast windstille Zone.
    Der Saturn besitzt als Gasplanet jedoch keine Ozeane. Der Sturm an seinem Südpol müsse durch einen anderen, aber möglicherweise ähnlichen Mechanismus entstanden sein, vermuten die Forscher. Beobachtungen über den Verlauf der Jahreszeiten sollen nun Aufschluss bringen. Wissenschaftler Ingersoll sagte: "Worum immer es sich genau handeln mag, wir werden uns auf das Auge konzentrieren und herausfinden, warum es da ist."
    Stürme mit einem Auge und ausgeprägter Eyewall waren bislang ausschließlich von der Erde bekannt, heißt es. Selbst der größte Wirbelsturm im Sonnensystem, der große rote Fleck auf dem Jupiter, besitzt keine solchen Merkmale.
    Im Juli hatte die Raumsonde "Huygens", die mit "Cassini" huckepack gereist war, auf dem Saturnmond Titan Anzeichen für Wolken und Nieselregen entdeckt. Auf dem felsigen Mond gebe es erdähnliche Landschaften, berichteten die Forscher. Der Niederschlag bestehe aber aus minus 180 Grad Celsius kaltem Methan. Bis heute streiten Forscher darüber, ob ein heller Fleck auf dem Titan ein Hinweis auf aktiven Vulkanismus ist.

    http://www.spiegel.de/wissenschaft/weltall/0,1518,447777,00.html

    ciao Idefix !


     
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