Zahl psychosomatischer Erkrankungen nimmt zu

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von xxxkiller, 17. November 2006 .

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  1. 17. November 2006
    Die Zahl psychosomatischer Erkrankungen ist in Deutschland inzwischen so hoch, dass sie sozialpolitisch von immer größerer Bedeutung ist. Nach Angaben des Berufsverbands der Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (BPM) erkranken inzwischen jedes Jahr bis zu 14,5 Prozent der Bevölkerung an psychischen und psychosomatischen Leiden. Die Zahl der dadurch bedingten krankheitsbedingten Fehltage sei in den vergangen Jahrzehnten um 70 Prozent gestiegen, während die Arbeitsunfähigkeit bei anderen Erkrankungen rückläufig sei.

    Vor allem Stress im Berufsleben und Arbeitslosigkeit seien Auslöser für psychosomatische Beschwerden. "Seit Anfang 2006 hatten 40 Prozent unserer Patienten keine Arbeit mehr. Eine so hohe Zahl hatten wir noch nie", sagte Dorothee Kress, Chefärztin der Berliner Wiegmann-Klinik für Psychosomatische Medizin, auf der BPM-Jahrestagung in Berlin. Psychosomatische Erkrankungen äußern sich in körperlichen Beschwerden ohne organische Befunde. Dazu zählen Haut- und Darmerkrankungen, Ohrengeräusche, Essstörungen oder sexuelle Störungen.

    Laut Kress reagiert die Gesellschaft auf solche Erkrankungen immer strenger. Vor zehn Jahren konnten sich Betroffene noch ein Vierteljahr Nichtfunktionieren leisten. "Hat die persönliche Fassade heute einen Sprung, stößt dies innerhalb der Gesellschaft nicht mehr auf Toleranz. Auch der Betroffene verzeiht sich seinen Ausfall nicht. Die Erwartung der vollen Funktionsfähigkeit überlagert alles", beschrieb Kress den Wandel. Zudem sei der Schutz von Familie oder einer Gruppe kaum noch vorhanden; Geborgenheitsstrukturen wurden abgebaut. "Die Identität mit dem Arbeitgeber taugt nicht als Ersatzstruktur. Denn hier wird verlangt, nach Gesetzen zu funktionieren. Wer dagegen verstößt, steht in Gefahr ausgegrenzt zu werden".

    Vorgesetzten empfiehlt die Medizinerin, Stresssituationen durch persönliche Zuwendung zu vermeiden: "Haben Mitarbeiter das Gefühl, angenommen zu werden, stellt sich Belastbarkeit wieder her, trotz möglicher bestehender Probleme". Der Mitarbeiter fühle sich wahrgenommen und sei motiviert, beschreibt die Berliner Chefärztin eine erfolgreiche Strategie.

    Der BPM-Vorsitzende Herbert Menzel verwies darauf, dass inzwischen 31 Prozent der Frühverrentungen auf psychische bedingte Erwerbsminderung zurückgehen. Diese Patienten würden rund 20 Jahre vor der gesetzlichen Altersgrenze aus dem Berufsleben scheiden und damit die sozialen Sicherungssysteme belasten.

    Quelle: yahoo.de
     
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