Hip Hop History

Dieses Thema im Forum "Musik & Musiker" wurde erstellt von wooDy@rr, 6. Dezember 2006 .

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  1. 6. Dezember 2006
    Es war im Juli 79: Eine vertraute Basslinie, "Good Times" von Chic, wummerte aus dem Radio, immer wieder, 14 Minuten und 34 Sekunden lang. Dazu sprachen drei Typen abwechselnd im rhythmischen Singsang: "With a hip, hop, the hipit, the hipiditpit, hip, hop, hopit, you don't stop..."

    Blosser Party-Blödsinn? Oder "eine Renaissance schwarzer Kreativität", wie es ein US-Journalist in Anspielung auf die Jazz-Ära formulierte? Wahrscheinlich beides. Lagen doch Entertainment, soziale und ästhetische Revolutionen in der afroamerikanischen Community nie weit auseinander.

    Ein DJ aus der Bronx namens Afrika Bambaataa hatte für die in den Ghettos blühende Strassenkultur den Namen "Hip Hop" geprägt. Doch davon wusste damals noch kaum einer der Radiohörer. Ebensowenig, dass die Sugar Hill Gang und ihr "Rapper's Delight" - die erste Rap-Scheibe, die ein Massenpublikum erreichte - bestenfalls an der Oberfläche des Phänomens kratze. Die etablierten Medien taten es als kurzlebige Mode ab: ein schwarzen Spleen wie "Blaxploitation"-Filme oder Afro-Frisuren bestenfalls.

    Zwei Jahrzehnte danach hat sich das einstige Freizeitvergnügen der Ghetto-Kids zum Multimillionen-Dollar-Geschäft gemausert - ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht. Rap dominiert die Charts von Nordamerika bis Schweden, von Frankreich bis Südafrika. Zahllose TV-Shows und Kinofilme leben von Hip Hop-Soundtracks. Werbung, Modedesinger und Medien übernehmen seine Sprache und Embleme. Rap-Verleger und Rap-Produzenten wie Russell Simmons, Master P, Suge Knight und Puff Daddy zählen zu den Top-Verdienern der US-Medienindustrie. Nicht mal die Toten im Machtkampf der Kartelle "Eastcoast vs. Westcoast" haben die Erfolgsgeschichte des Hip Hop beeinträchtigen können: Mit den ermordeten Superstars Tupac Shakur und Notorious B.I.G haben Fans und Industrie ihre Märtyrer gefunden, deren letztes Demo nun gewinnbringend als Devotionalie auf den Markt geworfen wird. Da lassen sich die unglamourösen Hip Hop-Ursprünge leicht übersehen.

    Es waren findige schwarze Teenager in Amerikas übelsten Ghetto, der South Bronx, die Mitte der 70er Jahre mit neuen Formen von Musik, Tanz und Kunst experimentierten - ganz ohne Plattenverträge, Promotionen- oder Videobudgets im Rücken. Clive Campell alias Kool Herc war einer von ihnen. Als seine Schwester 1973 noch Musik für ihre Geburtstagsparty brauchte, schloss er im Keller ihres Housing-Projects zwei alte Plattenspieler zusammen, mischte Disco-Platten mit Funk von James Brown, Curtis Mayfield, George Clinton oder den Meters. Am besten ging es allerdings ab, wenn Herc die Break-Teile eines Songs spielte: instrumentale Stellen von besonderer rhythmischer Intensität. Diese Breaks wirkten auf die Tänzer wie ein Orgasmus, das Problem war nur, dass sie zu kurz waren. Herc behob den Mangel: Er benutzte auf jedem der beiden Plattenspieler identische Kopien einer Platte, um zwischen dem gewünschten Break hin und her zu wechseln. Die so gestreckte long-play-Version nannte er Break-Beat: pures Adrenalin für die Zuhörer.

    Bald begann Herc, Platten nur noch wegen ihrer instrumentalen Breaks zu kaufen. DJ Red Albert, welcher kaum eine Herc-Party verpasste, erinnert sich, dass Herc kein richtig guter Mixer war, aber er sammelte Platten jeder Herkunft: Rock'n'Roll, Blues, Jazz, sogar Folk; benutzte aber nur ein winzig kurzes Teil davon, um es dann immer wieder aneinanderzureihen.

    Bei den berüchtigten DJ-Battles in den öffentlichen Parks machte sich Herc zwischen '74 und '75 mit dieser Technik einen Namen. Um mögliche Konkurrenz auszuschalten, hatte er die Label-Aufkleber seiner Platten im Wasserbad aufgelöst, eine Praxis, die in Jamaika schon lange gang und gäbe war. Schliesslich war Clive alias Herc erst ein paar Jahre zuvor mit seinen Eltern aus Kingston in die Bronx gekommen. Rap sollte sollte daher nicht nur von früheren Formen afroamerikanischer Musik wie Funk, Jazz, Rhythm & Blues profitieren, sondern auch von der Vorarbeit jamaikanischer Soundsysteme. Der Kingstoner Produzent King Tubby hatte bereits in den 60er Jahren die sogenannte "Dub-Version" popularisiert: Gesang und einzelne Ton-Spuren wurden ein- und ausgeblendet und schufen so Raum für den rhythmischen Sprechgesang von Toastern wie U-Roy.
     
  2. Video Script

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