Siemens-Affäre: fast eine halbe millarde gesucht

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von turkishlover, 12. Dezember 2006 .

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  1. 12. Dezember 2006
    Die Korruptionsaffäre bei Siemens nimmt immer drastischere Formen an. Der Konzern sucht inzwischen nach 420 Millionen Euro und holt sich externe Berater.

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    Als Folge der Affäre musste der Konzern seine Ergebniszahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr nach unten korrigieren. Weitere Belastungen zum Beispiel durch Strafen oder Schadenersatzforderungen könnten auf den Konzern zukommen.
    Vorstandschef Klaus Kleinfeld kündigte am Dienstag eine lückenlose Aufklärung an: „Es geht um den Ruf des Hauses. Wir werden keine Kompromisse machen.“ Siemens-Aufsichtsratschef Heinrich von Pierer, in dessen Zeit als Vorstandsvorsitzender der Aufbau des illegalen Finanzsystems fällt, sieht keinen Grund für einen Rückzug aus dem Kontrollgremium.

    Siemens räumte ein Versagen der Kontrollsysteme ein. „Das interne Kontrollsystem hatte materielle Schwächen“, sagte Finanzvorstand Joe Kaeser. Dies zeige sich schon daran, dass auch zwei frühere Bereichsvorstände unter den Verdächtigen seien. Kleinfeld und Pierer betonten aber, dass der Konzern bereits Anfang der 90er-Jahre Verhaltensregeln entwickelt habe. Die Mitarbeiter seien verpflichtet worden, sich an diese zu halten. „Es gibt keinen Mitarbeiter, dem das nicht klar gewesen ist“, sagte Kleinfeld.

    Siemens braucht Hilfe von außen

    Mit externer Hilfe sollten nun aber Lücken geschlossen werden. Der Aufsichtsrat hatte am Vortag eine Vorgehensweise beschlossen. Die auf Korruptionsfälle spezialisierte US-Kanzlei Debevoise & Plimpton und der Mitbegründer von Transparency International, Michael J. Hershman, sollen helfen, die Kontrollsysteme zu verbessern. Zudem wird der Stuttgarter Oberstaatsanwalt Daniel Noa die Leitung der Antikorruptions-Abteilung bei Siemens übernehmen.

    Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass ein Dutzend Verdächtige etwa 200 Millionen Euro von Siemens veruntreut und im Ausland als Schmiergeld eingesetzt hat. Die Überprüfungen bei Siemens ergaben nun so zweifelhafte Zahlungen von 420 Millionen Euro in den vergangenen sieben Jahren. Das Geld müsse nicht komplett in schwarze Kassen geflossen sein, sagte Finanzvorstand Kaeser. Es handle sich aber um verdächtige Zahlungen für Beraterverträge, bei denen der weitere Geldfluss untersucht werden müsse.

    Korruption schmälert Konzerngewinn

    Als Folge hat Siemens für die vergangenen sieben Jahre zusätzliche Steuerbelastungen von 168 Millionen Euro veranschlagt. Der Gewinn des Geschäftsjahres 2005/06, das am 30. September geendet war, wurde von 3,106 auf 3,033 Milliarden Euro nach unten korrigiert.

    Aufsichtsrats-Chef Pierer sagte, er sehe keinen Anlass für persönliche Konsequenzen. In seiner Amtszeit seien die Anti-Korruptions-Systeme aufgebaut worden. Risiken könnten allerdings immer eintreten. Er wolle nun im Kontrollgremium dazu beitragen, dass Abhilfe geschaffen werde.

    (Eric Frenzel auf Goldkurs: Erster nach dem Springen - Newsticker - FOCUS Online Nachrichten)
     
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