Gazprom droht Weißrussland mit Lieferstopp

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von xxxkiller, 26. Dezember 2006 .

  1. 26. Dezember 2006
    Der staatliche russische Energieversorger Gazprom hat Weißrussland gedroht, den Gashahn zuzudrehen, falls das Land nicht die angekündigte Vervierfachung des Preises akzeptiert - und das, nachdem das Unternehmen erst vor wenigen Tagen den Gaspreis für Georgien verdoppelt hatte. Seine drastischen Preiserhöhungen begründet Gazprom damit, dass die bisher gezahlten Tarife noch zu Sowjetzeiten ausgehandelt worden seien.

    Es scheint mittlerweile zum Jahreswechsel üblich zu sein, dass Gazprom einem ehemaligen Land der Sowjetunion den Gashahn abdreht. Im letzten Jahr war es die Ukraine, nun wird es voraussichtlich Weißrussland treffen: "Die weißrussische Seite hat heute noch einmal unterstrichen, dass sie auch im nächsten Jahr für russisches Gas nicht mehr zahlen will. Aber wir haben damit begonnen, Marktpreise auch gegenüber unseren Nachbarn einzuführen. Und da ist Weißrussland keine Ausnahme", so ein Gazprom-Sprecher.

    Eine zeitlang sah es so aus, als ob der Kreml das diktatorische Regime von Alexander Lukaschenko in Weißrussland unterstütze, indem es Gas zu einem besonders niedrigen Preis liefere. Nämlich zu 47 Dollar pro tausend Kubikmeter. Doch schon im Laufe dieses Jahres wies der staatliche russische Energiekonzern immer wieder daraufhin, dass eine Preiserhöhung unvermeidlich sei. Die Rede ist jetzt von 200 Dollar.

    Nur zum Vergleich: von den europäischen Verbrauchern verlangt Gazprom zur Zeit 254 Dollar. Weißrussland würde also immer noch bevorzugt behandelt: "Die von Gazprom angebotenen Bedingungen sind äußerst komfortabel für Weißrussland.. Die jetzige Position der weißrussischen Seite ist aber absolut verantwortungslos. Sie gefährdet die Energieversorgung Weißrusslands", sagte der Sprecher.

    Lukaschenko steht mit dem Rücken zur Wand

    In Weißrussland steht die Regierung mit dem Rücken zur Wand. Vom Westen isoliert, ist Lukaschenko gerade dabei, es sich nun auch mit seinem einzigen Verbündeten Russland zu verderben. Russische Medien behaupten, Weißrussland habe Gas jahrelang billig aus Russland bezogen, aber teuer weiterverkauft. Aber nicht nur damit soll Schluss sein, Gazprom will auch das Pipeline-Netz, das durch Weißrussland geht, besitzen - und deshalb Hauptaktionär an dem weißrussischen Energietransporteur Beltransgas werden.

    Klappt das, wäre man auch bereit, über Preisvariationen nachzudenken, sagt Gazprom-Chef Alexey Miller. "Wir bieten unseren weißrussischen Kollegen den Preis von 75 Dollar pro 1000 Kubikmeter plus 30 Dollar per Aktientausch an. Im Laufe von vier Jahren soll Weißrussland allmählich auf die Weltmarktpreise vorbereitet werden."

    Vierfache Preiserhöhung möglich


    Sollte Weißrussland diesem Deal nicht zustimmen, käme eine vierfache Preiserhöhung auf den wirtschaftlich ohnehin angeschlagenen slawischen Bruder zu. Dass dies den Diktator Lukaschenko ins Wanken bringen könnte, damit ist jedoch nicht zu rechnen. Klein beigeben allerdings will er nicht: "Bis zum 31.Dezember haben wir noch viel Zeit. Ich meine, dass wir die Möglichkeit haben, uns zu einigen und einen Kompromiss zu finden", hofft der stellvertretende Regierungschef von Weißrussland, Wladimir Sematschko.

    Nach seinen Gesprächen in Moskau, die ergebnislos verliefen, machte er aber einen eher niedergeschlagenen Eindruck. Pipeline oder Geld, fordert Gazprom - und so bleibt den Weißrussen wenig Handlungsspielraum, wollen sie nicht im Kalten sitzen. Nicht auszuschließen ist allerdings auch, dass sich Diktator Lukaschenko auf eine Kraftprobe einlässt. Nur: Anders als vor einem Jahr beim Streit mit der Ukraine hat er nicht die Sympathien des Westens auf seiner Seite.

    Quelle: tagesschau.de
     
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