ChicagoCrime.org: Die gläserne Stadt

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 9. Februar 2007 .

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  1. 9. Februar 2007
    Die Statistiken von EU ICS haben zum ersten Mal die von Europas Bürgern gefühlte Kriminalität sichtbar gemacht. Harte Polizeidaten fließen dagegen nicht ein. Was dabei heraus kommt, wenn Behörden auf totale Transparenz setzen, kann man sich in Chicago ansehen - und im Web.

    Europäer tun sich traditionell schwer mit der totalen Transparenz. Einerseits wünscht sich eigentlich jeder, dass Ämter und Behörden weniger geheimnistuerisch agierten. Andererseits gibt es so viele Daten, die man besser nicht veröffentlicht sähe: DNA-Profile, Vorstrafenregister und - zumindest als Hausbesitzer - natürlich auch keine Angaben darüber, wie kriminell ein bestimmtes Stadtviertel denn nun ist.

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    Das ist allerdings eine Frage der Perspektive. ChicagoCrime.org pflegt da eine andere Philosophie, setzt Transparenz mit erhöhter Sicherheit gleich. Der Web-Dienst basiert auf dem aktuellen Einpflegen tatsächlicher Verbrechensdaten in Google Maps. Radikaler und detaillierter geht das kaum: Der Nutzer wird auf der Eingangsseite von einem Menü empfangen, aus dem er die Kriterien aussuchen kann, nach denen sich einen Kriminalitäts-Überblick verschaffen will. Da wird das Stadtgebiet nach Art des Verbrechens, nach Polizeidistrikt, nach Postleitzahl, nach Datum, sogar nach einzelnen Straßen durchforstet. Der angeschlossene "Blotter"-Dienst verbindet die statistisch erfassten Straftaten mit passenden Berichten aus der örtlichen Presse.

    Das alles funktioniert mit wunderbarer Leichtigkeit. Der Menüpunkt "Art des Verbrechens" führt beispielsweise zu einem Untermenü, wo man die freie Auswahl hat von "Bewaffnete Gewalt" über "Diebstahl" bis "Stalking". Einzelne Menüpunkte wie beispielsweise "Angriff" werden dann weiter haarklein aufgeschlüsselt, über den "einfachen Angriff" über den "wütenden Angriff mit Händen, Füßen, Fäusten" bis zu "Angriff mit Handfeuerwaffe" oder "andere gefährliche Waffen".

    Wer es so genau wissen will, landet schließlich bei einer Karte, die zunächst die aktuellsten Fälle zeigt. Davon gibt es reichlich. Allein zwischen dem 21. und 26. Januar erfasste ChicagoCrime.org 20 bewaffnete Attacken mit Handfeuerwaffen, fünf Bombendrohungen, sechs geplante Morde, vierzehn Überfälle mit Gewalteinsatz und Hunderte von Diebstählen und Fällen von Vandalismus: Da ist was los.

    Innerhalb der einzelnen Ergebnis-Datensätze ist wieder alles anklickbar und so sortierbar. So erfährt man, wie viel bestimmte Polizeireviere an einem bestimmten Tag zu tun hatten, wie oft es auf bestimmten Straßen oder in bestimmten Viertel zu gemeldeten Verbrechen kommt. Für ganz Chicago wurden etwa am 6. Februar exakt 999 Verbrechen gezählt. Und natürlich konzentrieren die sich auf bestimmte Gebiete.

    Bleibt die Frage, was schwerer wiegt: Stigmatisiert man mit dieser Art von Transparenz ganze Stadtviertel und deren Bewohner, oder dient man ihnen eher damit, weil es die Not der Betroffenen ins Bewusstsein rückt? Auch in der EU wird über solche Modelle längst nachgedacht: In Ungarn laufen erste Versuche, nicht nur die gefühlte Kriminalität wie im Rahmen der EU ICS-Studie transparent zu machen, sondern auch harte Daten einsehbar zu machen.


    quelle: Spiegel Online
     
  2. 9. Februar 2007
    AW: ChicagoCrime.org: Die gläserne Stadt

    ist zwar ne echt gute idee....habe schon vor monaten was davon gehört....finde es aber dennoch ein wenig heftig...das dort name foto und addresse veröffentlicht wird...manche verdienen einfach ne neue chance und mit der sache is n neuer job gestrichen!!!
     
  3. 9. Februar 2007
    AW: ChicagoCrime.org: Die gläserne Stadt

    Von diesem Verfahren hab ich auch schon gehört und obwohl der Grundgedanke ja nicht schlecht ist halte ich d gar nichts von. Dadurch schließt man die aufgezählten Personen ja erst recht von der Gesellschaft aus und ob dies das erwünschte Ergebis sein soll bezweifele ich. Normalerweise geht man davon aus wenn jemand seine Strafe hinter sich hat sollte er eine Chance bekommen sich wieder einzugliedern und nich für den Rest seines Lebens von jeden in seiner Umgebung verachtet werden. Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass sowas mehr Sicherheit bringt, sondern ehr die Leute noch mehr verunsichert.

    mfg m4sh
     
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