Tübingen: Chip hilft Blinden sehen zu lernen

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von xxxkiller, 14. März 2007 .

  1. 14. März 2007
    Ärzten des Tübinger Universitätsklinikums ist es in ersten Tests gelungen, Blinden mit Hilfe eines Netzhaut-Chips einfache Seheindrücke zu verschaffen. Die Patienten könnten Lichtquellen wie Lampen oder Fenster erkennen, sagte der Leiter des Forschungsinstitutes für Augenheilkunde, Professor Eberhart Zrenner.

    Teilweise hätten die Betroffenen auch helle Gegenstände auf dunklem Untergrund lokalisiert. In der seit Herbst 2005 laufenden Pilotstudie wurde laut Zrenner insgesamt sieben Patienten ein Chip direkt unter die Netzhaut eingepflanzt. Er übernehme die Funktion von abgestorbenen Sehzellen und setze einfallendes Licht in elektrische Reize um.

    Nur für Patienten, die früher sehen konnten

    Der Mediziner warnte vor überzogenen Erwartungen, es handele sich um eine Pilotstudie. Geeignet sei die Therapie nur für Menschen, die früher sehen konnten und deren Sehnerven und die entsprechenden Hirnregionen noch intakt seien.

    Der Sprecher der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft - der wissenschaftlichen Vereinigung der Augenärzte - Professor Christian Ohrloff, verwies darauf, dass andere Forschergruppen in Deutschland an ähnlichen Ansätzen arbeiteten. Das Prinzip, biologisches Gewebe und Informationstechnologie zu verbinden, sei auch für die Behandlung von Menschen mit Rückenmarkverletzungen oder Gehörschäden interessant.

    An der Tübinger Studie waren auch Wissenschaftler aus Regensburg und Stuttgart beteiligt. Der Chip wurde von der 2003 gegründeten Reutlinger Retina Implant GmbH entwickelt, einer Ausgründung aus der Universität Tübingen. Zrenner ist Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens.

    Zwei Millionen Betroffene in Deutschland

    In Deutschland leben bis zu zwei Millionen Menschen, deren Sehvermögen sich durch Netzhauterkrankungen nach und nach verringert hat. Nach Angaben der Selbsthilfeorganisation Pro Retina reichen die Symptome von nachlassender Sehschärfe bis zur völligen Erblindung. Eine der häufigsten Ursachen des Sehverlustes im Erwachsenenalter ist die Retinitis pigmentosa, eine Bezeichnung für eine Gruppe von erblichen Augenerkrankungen, die zu einer Zerstörung der Netzhaut (Retina) führen. In Deutschland sind davon rund 30.000 Menschen betroffen.

    Andere Netzhauterkrankungen schädigen vor allem das Sehzentrum, die Makula. Betroffene können zum Beispiel eine Uhr sehen, aber die Uhrzeit nicht erkennen; haben sie einen Gesprächspartner vor sich, können sie diesen zwar sehen, nicht aber seine Gesichtszüge erkennen.

    Quelle: swr.de
     
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