Warum der Weg zur Arbeit oft endlos erscheint

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von CeNedra, 14. Februar 2006 .

  1. 14. Februar 2006
    Bekanntheit einer Strecke beeinflusst die Wahrnehmung der Entfernung

    Je öfter jemand eine bestimmte Strecke schon zurückgelegt hat, desto länger erscheint sie ihm. Das hat ein britischer Wissenschaftler gezeigt, als er Studenten die Entfernungen zwischen ihrer Uni und bekannten Plätzen in der Umgebung schätzen ließ. Die Studenten der höheren Semester, die die entsprechenden Routen schon oft gelaufen waren, tippten auf wesentlich größere Distanzen als ihre jungen Kommilitonen. Grund für diese verzerrte Wahrnehmung könnte sein, dass die Erfahrenen mehr Details des Weges kennen und aus diesem Wissen eine weitere Strecke ableiten.


    Andrew Crompton von der Universität von Manchester ließ für seine Untersuchung 140 Architekturstudenten seiner Hochschule die Wegstrecke einiger gängiger Routen zum Unigebäude abschätzen. Je öfter die Probanden die Wege schon gelaufen waren, als desto größer empfanden sie die Entfernung. Hochschüler im dritten Studienjahr schätzten eine Wegstrecke von einer Meile auf das 1,45fache, während frischgebackene Studenten nur auf das 1,24fache tippten. Laut Crompton spricht dies für die schon länger bestehende so genannte Feature-Akkumulationshypothese: Nach dieser Theorie scheint eine Entfernung größer, je mehr Details der Strecke bekannt sind.

    In einem weiteren Test machte der Wissenschaftler mit einer Studentengruppe einen Ausflug in das kleine Städtchen Portmeirion an der walisischen Küste, das reich an ausgefallener, italienisch anmutender Architektur ist. In dieser interessanten, vielseitigen Umgebung überschätzten die Probanden Entfernungen sogar um das Dreifache – und Crompton sah die Feature-Akkumulationstheorie erneut bestätigt. Dieser Effekt könne in der Architektur oder die Städteplanung nützlich sein, denn detailreiche Gebäude müssten demnach größer wirken als monotone, kommentiert Crompton.

    Eine alternative Erklärung für die gedehnten Erfahrungen könnte darin liegen, dass Fußgänger sich auf altbekannten oder besonders variantenreichen Routen viel Zeit lassen und daraus einen längeren Weg ableiten. Unabhängig davon, welche Begründung richtig ist, passen Cromptons Ergebnisse zu vielen Alltagserfahrungen: Pendlern kommt der Weg zur Arbeit oft endlos vor, außerdem erscheint die Rückreise zu einem Urlaubsort meist länger als der Hinweg.
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