Russland auf IT-Aufholjagd

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von rainman, 2. Mai 2007 .

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  1. 2. Mai 2007
    Russland hat beim Zugang zu Wissen und insbesondere in der Forschung zu neuen Informations- und Kommunikationstechniken einen erheblichen Nachholbedarf. Das räumte Irina Bogdanowskaja, IT-Beraterin des russischen Parlaments, auf der Yale-Konferenz "Zugang zu Wissen" (A2K2) in New Haven ein. Bogdanowskaja ist Professorin an der Moskauer Wirtschaftsuniversität und Mitglied des russischen Komitees des UNESCO-Programms "Information for All".

    Die Wissenschaftlerin beklagte insbesondere die starke Rolle des Staates in diesem Bereich. Dies sei in Russland zwar traditionell, lasse aber häufig Initiativen aus der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft nur wenig Raum für eigene und unabhängige Entwicklung. Insgesamt stimmten die Proportionen nicht. Unter den 100 reichsten Unternehmern Russlands sei kein einziger, der der IT- und Computer-Branche im engeren Sinne auch nur annähernd zugerechnet werden könne. Der IT-Sektor sei gegenwärtig fast ausschließlich staatlicher Natur. Auch in der Forschung in diesem Bereich gibt es kaum größere nicht-staatliche Projekte.

    Das von der Regierung vor geraumer Zeit aufgesetzte Programm "I-Russia" sehe zwar die Schaffung eines auf dem Prinzip der "public-private partnership" basierenden Innovationsfonds vor, aber der private Sektor habe sich bislang mit Investitionen in diesen Bereich zurückgehalten, betonte Bogdanowskaja. Langfristig beeinträchtige dies die wirtschaftlichen Perspektiven Russlands im Prozess der Globalisierung. Man könne nicht ewig von höheren Einnahmen aus Öl und Gas leben.

    Gründe für diese disproportionale Entwicklung sei unter anderem auch das bislang eher schwach ausgebildete System des Schutzes von Patenten und geistigem Eigentum. Nicht zuletzt unter Druck der westlichen Staaten bei der Vorbereitung der WTO-Mitgliedschaft Russlands sei es aber immerhin in den letzten Jahren zu einer Trendwende gekommen. Noch vor zehn Jahren seien die Strafverfolgungsbehörden in ganz Russland lediglich 47 Beschwerden nachgegangen, wobei es in nicht mehr als acht Fällen auch zu einer Verurteilung gekommen ist. Im Jahr 2004 seien diese Zahlen immerhin auf 823 Untersuchungen und 353 Verurteilungen geklettert. Im vergangenen Jahr 2006 wurde nun 5126 Fällen nachgegangen und 3833 Verletzungen von geistigen Eigentumsrechten auch geahndet. Noch sei Russland aber lange nicht dort, wo es nach den Maßstäben der WTO sein sollte, erklärte Bogdanowskaja: In einem Bericht des US-Handelsministerium wurden Russland und China als die größten Sünder mit dem meisten Nachholbedarf aufgeführt.

    Bogdanowskaja räumte aber ein, dass eine striktere Strafverfolgung bei Verletzungen des geistigen Eigentums alleine noch kein produktives Innovationsklima schaffe. Es habe auch negative Seiteneffekte, weil stärkere staatliche Kontrolle auch kreative Freiräume einschränke und sich dämpfend auf nicht-staatliche Initiativen auswirke. Das daraus entstehende Dilemma einer Verlangsamung der Innovationsrate werde sich möglicherweise noch verstärken als Folge der auch in Russland spürbaren negativen demographischen Entwicklung; im Jahr 2010 wird die Zahl der Schulkinder im Vergleich zu 2002 um mehr als fünf Millionen zurückgegangen sein. Wenn es zu keiner drastischen Wende in der Bildungspolitik komme, befürchtet Bogdanowskaja, sinke auch die Zahl der Studenten und damit die zukünftiger Wissenschaftler – zumal Russland bereits heute erheblich unter einem Wissenschaftlermangel als Folge anwachsenden "Brain Drains" vor allem im Bereich Informatik und IT-Technik leide. Gerade in diesen Disziplinen würden die fähigsten Absolventen der russischen technischen Hochschulen Russlands das Land verlassen und einen gut bezahlten Job in den USA, in Europa oder in Indien suchen.(Wolfgang Kleinwächter) / (jk/c't)

    Quelle:http://www.heise.de/newsticker/meldung/89118
     
  2. 2. Mai 2007
    AW: Russland auf IT-Aufholjagd

    Man glaubt kaum wie stark die sozialistischen Länder von damals jetzt im Aufschwung sind. Hat man noch vor 20 Jahren gedacht, dass es die neuen Armutshäuser der Welt werden, sind sie heute schon riesige Wirtschaftsmächte, die einen durch ihr Öl und die anderen durch ihre Politik, die man fast schon ein Wunder nennen kann. Es ist Wahnsinn wie groß die Zuwächse in den Ländern sind und da ist es allzuverständlich das sie in IT investieren ist das doch die große Zukunft. Dennoch sollte die Russen aufpassen das sie ihr Wissen nicht bei sich ausbilden und dann billig ins Ausland verkaufen, das wär ja nicht der Sinn der Sache. Zum anderen bleibt auch die Frage wie lange der IT Boom nach anhält, man sollte sich auch nicht zu sehr von dieser Branche abhängig machen sonst, könnte es zu Komplikationen kommen die nicht vorhersehbar sind. Ich glaube aber das Russland diese Defizite die sie momentan haben bald los sind und sich weiter entwickeln, nur dazu muss die Regierung weniger eingreifen und da bleibt die Frage ob so ein Zustand im Russland überhaupt denkbar ist, momentan glaube ich das eher nicht, aber wenn sie überleben wollen müssen sie bald handeln.
     
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