"Die Zeit der Höflichkeiten ist vorbei" - Islamdebatte in Deutschland

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von Schmidt, 2. Mai 2007 .

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  1. 2. Mai 2007
    02. Mai 2007
    "Die Zeit der Höflichkeiten ist vorbei"

    Die 30 Teilnehmer des zweiten Treffens der Islamkonferenz waren sich einig: Den seit einem halben Jahr laufenden Dialog über das Zusammenleben in Deutschland werde man fortsetzen. Doch statt konkreter Ergebnis gab es vor allem heftige Kritik an den Arbeitsabläufen und einer fehlenden Zielsetzung. "So kann es nicht weitergehen, dass man ziellos nur debattiert", polterte der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Ayyub Axel Köhler.

    Ein Grund für dessen Unmut: Die Diskussion über den kürzlich gegründeten Koordinierungsrat der Muslime, der seit Wochen seine Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts fordert und den Islam als Religionsgemeinschaft etablieren will. Köhler ist Sprecher des Rates. Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU), Initiator und Gastgeber der Islamkonferenz, nannte dessen Gründung einen "Schritt in die richtige Richtung". Als den seit langem erhofften, zentralen Ansprechpartner für staatliche Stellen sieht er den Rat allerdings nicht: "Wir haben ein vielfältigeres muslimisches Leben in Deutschland, als es durch die vier Verbände repräsentiert wird, die sich in diesem Koordinierungsrat zusammengeschlossen haben."
    Ende der Debatte

    Der Rat repräsentiert durch seine vier Mitgliedsverbände (die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib), der Zentralrat der Muslime, der Islamrat und der Verband der islamischen Kulturzentren) tatsächlich nur einen geringen Teil der 3,3 Millionen Muslime in Deutschland. Köhler wies jedoch darauf hin, dass der Dachverband 85 Prozent der Moscheegemeinden in Deutschland vertrete.

    Trotz seiner Einwände gegen die Arbeitsweise der Konferenz würdigte Köhler versöhnlich die Bedeutung des Dialogs: "Die Konferenz ist ein Prozess, ein sehr wichtiger Prozess, den wir fortführen müssen." Der Generalsekretär der Alevitischen Gemeinde in Deutschland, Ali Ertan Toprak, forderte dagegen ein Ende der Debatte über eine zentrale Organisation der Muslime. "Diese Organisationsstrukturen müssen von unten wachsen, und das braucht Zeit." Am Sinn und Zustandekommen einer zentralen Struktur wie bei den Kirchen hatte im Vorfeld der Konferenz auch die Islambeauftragte der SPD, Lale Akgün, gezweifelt. Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck hatte vor der Gefahr gewarnt, "dass nichts geschieht als ein großes Palaver nach dem Motto: Gut, dass wir darüber geredet haben".
    Verfassungsschutz macht seine Arbeit

    Die Islam-Konferenz war im vergangenen September auf Initiative Schäubles gegründet worden. Über die Laufzeit von zwei bis drei Jahren will der Innenminister die Muslime religions- und gesellschaftspolitisch besser integrieren. Der Konferenz gehören jeweils 15 Vertreter der Muslime und des Staates an. Erste konkrete Ergebnisse soll es noch in diesem Jahr geben.
    Schäuble verteidigte die Entscheidung, auch Organisationen in die Konferenz einzubinden, die vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Nur so werde der Dialogprozess funktionieren. Der Verfassungsschutz werde trotzdem seine Arbeit machen.
    Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) gewann vor allem dem kritischen Umgang miteinander etwas ab. Es sei ein Erfolg, so der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, dass die Runde unterschiedliche Positionen deutlich äußere. "Wenn man sich besser kennen lernt, dann ist die Zeit der Höflichkeiten vorbei." (nz/epd/AP)

    http://www.n24.de/politik/article.php?articleId=117031&teaserId=119049
     
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