PC-Zeitschrift für Eltern

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 3. April 2005 .

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  1. 3. April 2005
    Jahrelang hielten Medienunternehmen die Bälle flach und scheuten jedes Risiko. Seit rund einem Jahr wird wieder gegründet - und unter den neuen Magazinen finden sich tatsächlich neue Ansätze. Die "PC Welt" versucht es nun mit einem Ableger für Eltern.

    Gleich nach dem Inhaltsverzeichnis hat Experte Felix seinen Auftritt. Elf Jahre ist der, ganz schön keck, kann und weiß eine Menge: Auf zwei Seiten erklärt er im Interview, was alles cool und geil und gut und leicht ist. Bald, lernen wir, hält er in der Schule sein erstes Powerpoint-gestütztes Referat. Die Datei transportiert er per USB-Stick, weil das so praktisch ist. Einstöpseln in den Laptop, fertig.

    Wir Eltern lesen das mit Interesse, denn für den erziehenden Teil der Bevölkerung hat so ein Interview mit einem Elfjährigen durchaus seine Relevanz. Klar, Felix ist der Sohn des Chefredakteurs, was so manches erklärt. Trotzdem bleibt doch die eine oder andere drängende Frage zu beantworten. Zum Beispiel: Warum kann mein Nachwuchs nicht, was Felix kann? Und: Wie bringe ich ihn dazu, es zu lernen?

    Genau auf solche Fragen versucht "PC Welt family" Antworten zu geben. "Lernen, Spielen, Internet" steht darüber, "Wie Eltern und Kinder PCs sinnvoll nutzen" darunter, und sofort ist klar, dass so ein Ansatz nur bei Beratung enden kann. Ist ja auch gut so, denn Beratungsbedarf gibt es genug, und die Fragen sind vielfältig: "Viele Eltern", sagt dazu Thomas Schulz vom IDG Magazine Verlag, "sind verunsichert, was die Beschäftigung ihrer Kinder mit dem PC oder dem Internet betrifft."

    Da hat er Recht, und das haben vor IDG natürlich schon andere entdeckt: So gut wie alle Elternzeitschriften geben regelmäßig oder zumindest sporadisch solche IT-Beratungshefte heraus. Neu auf dem deutschen Zeitschriftenmarkt ist dagegen, dass sich eine etablierte PC-Zeitschrift einen Elternberatungs-Ableger leistet. Kann das funktionieren?

    Klar kann das klappen. Es ist allerdings auch ein Fahrwasser mit Tücken. Wer eine neue Zeitschrift konzipiert, der macht sich zuerst einmal ein Bild von der anvisierten Zielgruppe. Weil aber der Beratungsbedarf bei denen am größten ist, bei denen die Affinität zur Technik am geringsten ausgeprägt ist, muss eine Zeitschrift wie "PC Welt family" natürlich relativ tief ansetzen.

    Das heißt in diesem Fall: Mit einfach und klar strukturierten Texten, die nicht zu viel technisches Grundwissen voraussetzen dürfen. Alles wird erklärt, Schritt für Schritt. Als auflockernde Elemente streut der Verlag Spiel- und Lernsoftware-Renzensionen und Meldungen aus der Technikwelt, die wohl deshalb passend sein sollen, weil Kinder nach solchen Techniken quengeln (Handy, Laptop etc.). Und was bietet der Kiosk-Frischling noch?

    Manchmal Knick in der Optik

    Eine klare Struktur, die die Hauptthemen anspricht. Das sind nach Meinung der Macher die Themenfelder "Rund um den PC", "Schule und Co." und "Spiele und Spaß". Die "PC Welt family" arbeitet sich locker, durchaus informationsreich und immer verständlich auf rund 130 Seiten da durch.

    Das meiste davon, aber nicht alles wird dem Thema und der Zielgruppe gerecht. Beispiel PC-Beratung: Von Budget- bis High-End-PCs werden da Modelle extrem kurz vorgestellt, die durchaus repräsentativ für ihre Preissegmente sein mögen.

    Welchen Mehrwert im Hinblick auf das Thema Kind und PC hat es aber für mich als Leser, von einem "Alienware S-4 5550" für rund 7500 Euro zu erfahren, den ich mir gerade deshalb nicht leisten kann, weil ich Kinder habe? Auch Marken-PCs von Fujitsu-Siemens, Sony oder Dell mit Preisen von 2000 bis 3500 Euro behält Papa doch lieber selbst. Realistischer wäre allemal die Annahme, dass die Zielgruppe der "PC Welt family" ihre PCs vorzugsweise beim Discounter kauft.

    Wer wirklich wenig Ahnung hat von PC-Technik, trägt 1000 Euro zu Aldi, Plus, Lidl und Anverwandte, obwohl er den dort erstandenen Byte-Boliden eigentlich gar nicht braucht. Völlig von den Socken sind beratungsbedürftige Eltern dagegen, wenn man ihnen erklärt, dass sich für selten mehr als 400 Euro gut konfigurierte Lern-, Spiel- und Arbeits-PCs zusammenbasteln lassen.

    Es wäre also nützlicher und konsequenter gewesen, einen Artikel vorzulegen, wie man einen der Budget-PCs für 200 bis 350 Euro so aufbohrt, dass er für den Nachwuchs nützlich und auch ein paar Jahre zu gebrauchen ist. Doch das einzige "Billigangebot", dass die "PC Welt family" in ihrer ersten Ausgabe wirklich vertieft, ist der Mac Mini. Doch nein, liebe Zyniker, es finden sich keine Anzeigen der angesprochenen Firmen im Heft: Hier zeigt sich einfach die Perspektive von IT-Redakteuren, denen coole Technik schlicht besser gefällt als biedere (Redakteure von Elternzeitschriften ticken da etwas anders).

    Unterm Strich: respektabel

    Weg von den großen Produkten jedoch zeigt sich die "PC Welt family" durchaus Schnäppchen-orientiert. "Richtig und preiswert" soll der Leser eben einkaufen, und das ist ja auch kein schlechter Rat. Rat geben soll die Zeitschrift ab sofort und möglicherweise bis zu viermal im Jahr - Erfolg vorausgesetzt. Denn das die Herausgabe auch für den Verlag ein Experiment ist, daraus macht Torsten Schulz keinen Hehl.

    Die Erstauflage liegt bei beachtlichen 50.000 gedruckten Exemplaren, was letztlich durch den Markt vorgegeben ist: Mit viel weniger erreicht man keine bundesweite Verbreitung. Schulz glaubt, dass das Thema facettenreich genug wäre, die Zeitschrift zum regelmäßig mehrmals im Jahr erscheinenden Format zu machen.

    Doch man ahnt, dass das ohne thematische Wiederholungen nicht lange klappen kann. Fragen von "Wieviel muss ich mindestens ausgeben für einen Kinder-PC, und wo bekomme ich ihn?" bis "Welche Web-Filter funktionieren wirklich, so dass mein Zehnjähriger seinen Bio-Unterricht nicht zu sehr vertieft?" wird die Zeitschrift immer wieder aufrollen müssen. Kann ein solches Magazin-Konzept dann überhaupt aufgehen?

    Der IDG-Verlag ist drauf und dran, das als erster herauszufinden - und schon allein dieser Wagemut kann in Zeiten der Medienkrise gar nicht genug gelobt werden. Ein Heft wie "PC Welt family" liest man, wenn sich der Nachwuchs gerade aufmacht in die Welt der Computer. Spätestens dann, wenn Sohnemann und Töchterchen so weit sind, all diese komplizierten Sachen besser zu erklären als die Zeitschrift, dürfte das Kaufinteresse sinken - und die Beratung begänne erneut mit frischen, verunsicherten Eltern. In so fern kann sie auch Wiederholungen vertragen.

    Natürlich ist das eine Überspitzung, aber sie trifft es im Kern: Je besser eine Zeitschrift wie "PC Welt family" ihre Aufgabe erledigt, desto schneller verliert sie ihre dann weisere Kundschaft. Wenn alles gut geht, empfehlen die dann das Produkt an die nächste Lesergeneration.

    Die bekommt das Heft für immerhin 7,60 Euro im Zeitschriftenhandel, und damit sich das nicht ganz so teuer anfühlt, liegt eine CD bei. Auf der findet sich neben einigen nützlichen Free-, Open-Source- und Shareware-Programmen auch die Vollversion eines Lernspiels.

    "Emil und Pauline auf Safari" soll spielerisch die Mathe- und Deutschkenntnisse von Fünftklässlern fördern, womit wir wieder bei Felix wären: Die kaufende Zielgruppe hat Kinder zwischen acht (der Verlag sagt sechs) und zwölf Jahren. Wenn es IDG denn gelingt, sie zu erreichen, denn das dürfte leichter sein, wenn man "Eltern", "spielen und lernen" oder "Familie & Co" im Titel trägt. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt - und dafür Hut ab.

    quelle: Spiegel Online
     
  2. Video Script

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