Cyberschlacht bei der Bundeswehr

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von Schmidt, 9. Mai 2007 .

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  1. 9. Mai 2007
    07. Mai 2007
    Cyberschlacht bei der Bundeswehr

    Langsam rollt der Eurofighter aus dem Hangar auf die Rollbahn. Der Tower gibt den Start frei, das Triebwerk heult auf und die Maschine steigt in atemberaubender Geschwindigkeit in den Himmel. Doch Pilot Matthias Würker wird nicht wie gewohnt vom ungeheuren Schub des Antriebs in seinen Sitz gepresst. Er sitzt nicht in einem echten Flugzeug, sondern im modernsten Simulatorsystem der Luftwaffe auf dem Fliegerhorst Laage bei Rostock. In der knapp 50 Millionen Euro teuren Anlage lernen Piloten, den Eurofighter zu beherrschen.
    Deatailgetreue Nachbildung

    Würker sitzt in einem originalgetreu nachgebauten Cockpit, nur das Kabinendach fehlt. Das Gerät steht in einer acht Meter hohen Kuppel, an deren Wände 13 Projektoren die Umgebungsbilder werfen. Ein zweiter Simulator befindet sich im Nebenraum. Bei ihm simulieren fünf ineinander übergehende Bildflächen die Umgebung. Sie decken nur das Sichtfeld des Piloten ab, während der Kuppelsimulator nahezu eine Rundumsicht und so eine noch eindrucksvollere Illusion erzeugt.

    Jedes noch so kleine Detail wird abgebildet, bis zum Feuerlöscher im Hangar. "Der Stützpunkt und die engste Umgebung wird mit Hilfe von digitalisierten Luftbildern dargestellt", erklärt Andreas Ziege vom Luft- und Raumfahrtkonzern EADS, der in Laage der industriellen Seite des Projekts vorsteht. Die Geräusche kommen aus Lautsprechern, die dort montiert sind, wo beim echten Eurofighter die Triebwerke sitzen. "Die Lautstärke ist aber geringer, weil die Kanzel fehlt, sonst würden wir das Gehör der Piloten zerstören", so Ziege.
    Eingeklemmtes Fahrwerk per Mausklick

    18 Simulatoreinsätze muss ein Pilot absolvieren, der zuvor einen Phantom-Jäger oder einen Tornado-Jagdbomber geflogen hat. "Die momentan wichtigste Trainingsaufgabe besteht darin, erfahrene Piloten von einem zweisitzigen Flugzeug auf den einsitzigen Eurofighter umzugewöhnen", sagt der ehemalige Waffensystemoffizier Würker. Auch mit der enormen Kraft von umgerechnet mehr als 70 000 PS des neuen Kampfjets müssen die Umschüler zurechtkommen.

    "Der Unterschied dieses Simulators zum bisherigen System ist, dass wir die original Eurofighter-Software benutzen. Daraus ergibt sich eine exakte Nachbildung des Flugverhaltens", sagt EADS-Mann Ziege. "Hinzu kommt, dass die gleiche Kommunikation über Funk genutzt wird wie in Wirklichkeit. Per Computer kann der Trainer unvorhergesehene Ereignisse einspielen, wie einen Triebwerksausfall oder ein eingeklemmtes Fahrwerk."
    Simulation im Netzwerkverbund

    Das einzige, was der Simulator nicht vortäuschen kann, ist die körperliche Belastung, die bei einem Flug im Eurofighter auftritt. Bis zum Neunfachen seines Körpergewichts muss ein Pilot in engen Kurven aushalten. Im Simulator kann das nur angedeutet werden, indem Luftkissen im Sitz aufgeblasen werden und auf den Piloten drücken. "Man taucht richtig in das Geschehen ein", bestätigt Pilot Würker. "Beim simulierten Luftkampf entwickelt man echten Ehrgeiz, möchte nicht abgeschossen werden."

    Gesteigert wird die Realitätsnähe noch durch die Netzwerkfähigkeit des Systems. "Wir können bis zu 400 Ziele wie andere Flugzeuge, Panzer oder Schiffe in eine Simulation einbauen", sagt Ziege. Das geht so weit, dass ein Panzer bei simuliertem schönen Wetter Staubwolken produziert, während er bei Regen im Schlamm einsinkt. Dem Piloten in der Simulatorkuppel kann sogar der Pilot im benachbarten Cockpitsimulator zugeschaltet werden, dessen Maschine erscheint dann auf der Bildfläche. "Man sieht rüber zum anderen Flieger und möchte sich fast zuwinken", sagt Würker.

    Nach und nach will die Bundeswehr alle Waffengattungen in einem Simulatornetzwerk verknüpfen. So könnten dann realitätsnahe Übungsszenarien geschaffen werden, vom Luftbetanken eines Kampfflugzeugs über das elektronische Gefecht zwischen angreifenden Maschinen und Luftabwehrraketen bis hin zum kompletten Manöver, an dem auch Streitkräfte anderer Länder teilnehmen. Erste virtuelle Übungen dieser Art gab es bereits. (N24.de, dpa)

    http://www.n24.de/wissen_technik/forschung_fliegen/article.php?articleId=117697&teaserId=119782
     
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