#1 5. Juni 2007 Wer in den nächsten Tagen mit dem Auto in Italien unterwegs ist, muss genügend Sprit im Tank haben: Am Abend schalten viele italienische Tankwarte für zwei Tage ihre Zapfsäulen ab. Ihr Streik richtet sich gegen Pläne der Regierung Prodi, wonach auch Supermärkte Benzin verkaufen dürfen. Italiens Autofahrer haben heute noch einmal einen Termin mit ihrem Tankwart. Noch einmal vollmachen, lautet die Bitte, denn ab dem Abend um 19.30 Uhr machen viele Tankstellen im Land für zweieinhalb Tage dicht: Die Männer und Frauen an den Zapfpistolen streiken. Die Autofahrer unter den arbeitskampferprobten Italien tragen es mit Fassung: "Wir tanken einfach vorher voll", sagt Sandro, der als Vertreter viel mit dem Auto unterwegs ist. Mit einer Tankfüllung überstehe ich die rund zwei Tage problemlos - sie würde sogar für drei oder vier Tage reichen." Schlaue Autofahrer haben sich bereits gestern eine letzte Füllung vor dem Streik gesichert. "Probleme wird haben, wer nicht rechtzeitig kommt", sagt Gianni, der jeden Tag aus einem Vorort nach Rom pendelt. "Ich stelle mich lieber schon jetzt an, um genug Benzin zu bekommen. Ich habe es schon erlebt, dass bei ähnlichen Streiks das Benzin an den Tankstellen am Ende alle war. Für mich gilt das Motto: 'Rette sich wer kann.'" Notservice auf den Autobahnen Schwierigkeiten drohen besonders den Touristen in Italien. An kaum einer Tankstelle wird auf den bis Freitag dauernden Streik hingewiesen, die Informationsflugblätter zum Ausstand gibt es nur auf Italienisch. Trotzdem halte er es für unwahrscheinlich, dass ein Urlauber ohne Benzin liegenbleibt, sagt Italiens oberster Tankwart Gaetano Pergamo . An den Autobahnen, so der Chef der Standesorganisation FAIB, blieben einige Tankstellen geöffnet: "Natürlich gibt es einen Notservice auf allen Autobahnen", sagt Pergamo. "Alle hundert Kilometer ist eine Tankstelle geöffnet, die vom Streik ausgenommen ist. Und auch in den anderen Raststätten wird jemand anwesend sein, der im absoluten Notfall Benzin ausgibt." Derweil sind die Tankwarte in einigen norditalienischen Regionen kurzfristig aus dem Streik ausgestiegen. Unter anderem in Südtirol und den Provinzen Verona, Venedig, Padua und Treviso sollen die Tankstellen geöffnet bleiben. Der Tankwart-Streik fällt zusammen mit der ersten Urlauberwelle in Italien. Besonders viele Bayern und Baden-Württemberger, die zurzeit Pfingstferien haben, sind derzeit unterwegs. Streikführer und Cheftankwart Pergamo rät allen, rechtzeitig zu tanken: "Es liegt in der Intelligenz jedes einzelnen - und die Deutschen sind ein absolut intelligentes Volk - rechtzeitig zu tanken und so gerüstet zu sein, für die Strecken, die er zurücklegen muss." Der ADAC empfiehlt Urlaubern, die nach Italien reisen, vor der Grenze noch einmal vollzutanken. Wer sich bereits im Land befindet, solle, so der ADAC, "bei jeder sich bietenden Gelegenheit tanken". Bis Freitagmorgen bleiben die Tankstellen in Italien geschlossen. Tankstellenwärter fürchten um Existenz Der Streik richtet sich gegen ein von der Regierung Prodi geplantes Gesetz, das künftig auch Einkaufszentren und Supermärkte erlaubt, Benzin zu verkaufen. In vielen Ländern, Deutschland inklusive, ist dies seit Ewigkeiten normal. In Italien kommt es einer Revolution gleich. Die Tankwarte stehen hier meist noch direkt an der Straße und haben häufig nicht mehr als zwei Zapfsäulen - durch die Liberalisierung fürchten sie um ihre Existenz. Autofahrer aber, die sich zum Vor-Streik-Tanken einreihen, sagen: Etwas mehr Konkurrenz an Italiens Tankstellen tue gut: "Das ist der Streik einer Lobby", sagt Massimo. "Sie wollen keine Konkurrenz, die die Preise günstiger macht. Ich glaube, uns als Verbraucher tut die Konkurrenz nur gut." Deswegen ist die Regierung Prodi nicht bereit, sich dem Streik der Tankwarte zu beugen. Mit einer verbraucherfreundlichen Politik will die Mitte-Links-Koalition, die seit Monaten im Umfragetief steckt, bei den Wählern Sympathien zurückgewinnen. Quelle: tagesschau.de + Multi-Zitat Zitieren