Immer mehr ältere Paare lassen sich scheiden

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von Deejayy, 10. Juni 2007 .

  1. 10. Juni 2007
    Die Ehe von Margot Käßmann hielt 26 Jahre, doch jetzt reichte sie die Scheidung ein. Die hannoversche Landesbischöfin liegt mit ihrer Entscheidung voll im Trend. Denn die Zeiten, in denen sich vornehmlich junge Paare trennten, sind vorbei.
    Viele gemeinsame Jahre schützen nicht vor unüberbrückbaren Problemen. Die Zahl der späten Trennungen steigt rasant. "Seit 1975 hat sich die Zahl der Ehescheidungen nach der Silberhochzeit verdoppelt", berichtet Michael Vogt, Eheberater am bischöflichen Generalvikariat in Essen. Professor Insa Fooken von der Universität Siegen ermittelte, dass gerade in letzter Zeit die Zahl der späten Trennungen regelrecht explodiert. "Lag ihr Anteil im Jahr 2001 noch knapp unter zehn, steuert er inzwischen auf 20 Prozent aller Scheidungen zu", sagt die Psychologin.

    Dies bedeutet natürlich auch, dass sich immer mehr ältere Menschen zur Trennung entschließen. Die Zahl der 60 bis 65-Jährigen und selbst die der über 75-Jährigen, die vor den Scheidungsrichter treten, ist heute doppelt so hoch wie vor zehn Jahren. Alter und Lebenserfahrung sind also kein Garant für eine stabile Ehe. Bleibt die Frage, warum das so ist.

    Die Antwort: Die gesellschaftlichen Wandlungen der letzten Jahrzehnte haben nun offenbar auch das Bollwerk der langjährigen Ehen erreicht. Dazu zählt, dass die Frauen im Zuge der Emanzipation mutiger geworden und weniger als früher bereit sind, eine schlechte Ehe klaglos hinzunehmen. In zwei Dritteln der späten Trennungen sind sie es, die die Initiative zur Scheidung ergreifen. Und sie treffen dabei auf völlig überraschte Männer. Die empfinden nämlich, wie Insa Fooken in Interviews ermittelt hat, ihre Ehe meistens "als ungetrübte und harmonische Beziehung" und fühlen sich daher regelrecht überrumpelt, wenn ihre Frau plötzlich von Trennung spricht.

    Doch auch wenn Frauen häufiger die Initiative ergreifen, ist es eher der Mann, der die Umstände zur Scheidung schafft. Denn wenn er in Rente geht, mutiert er zum ehelichen Krisenherd. Er ist auf einmal omnipräsent, oder wie es der Journalist Robert Lemke seinerzeit ausdrückte: "Die Frau eines Rentners hat plötzlich doppelt so viel Ehemann und halb so viel Wirtschaftsgeld." Mit der Folge, dass er sich auf einmal, wie Loriot in "Pappa ante Portas", in Dinge einmischt, die vorher auch ohne ihn gut liefen ("Ich nehme dann jetzt mal den Einkauf in die Hand"). Oder seine Frau bei deren Rückkehr vom Kurzurlaub mit einer neuen Techno-Küche überrascht, obwohl die überhaupt keine wollte.

    Männer neigen aber auch dazu, den Begriff "Ruhestand" wörtlich zu nehmen und sich aus gesellschaftlichen Angelegenheiten auszuklinken, während ihre Frauen an einem - gemeinsamen oder individuellen - Neuanfang interessiert sind. Sie will auch mal ins Theater gehen oder Gäste einladen, während er seine Ruhe haben will. Hier sind dann Konflikte programmiert.

    Und wenn dann doch einmal die Männer aktiv werden, dann meistens sexuell. Das Motiv "Frustrierter Ehemann tauscht alte Ehefrau gegen junge Geliebte", also die männliche Untreue während oder nach der Midlife-Crisis, gehört nach wie vor zu den häufigen Auslösern für eine Scheidung. Allerdings macht sich auch hier der gesellschaftliche Wandel bemerkbar. Denn das Tabu, wonach ältere Frauen keine jungen Geliebten haben sollten, weicht nach Ansicht von Soziologen zusehends auf. In Zukunft werden daher immer mehr altgediente Ehefrauen den Weg zu einem jungen Geliebten finden. Die Emanzipation greift auch in der Partnerwahl.

    Das größte Problem alter Ehen liegt aber offenbar darin, dass sie schon als junge Ehen in der Krise steckten. "Es erstaunt die hohe Zahl von Frauen, die bereits mit ambivalenten Gefühlen in die Ehe gingen oder nach einem relativ kurzen Honeymoon sehr schnell enttäuscht waren", erklärt Fooken. Dass sie dann doch so lange in ihrer unglücklichen Beziehung hängen blieben, hat vermutlich etwas mit ihrer unbewussten Loyalität gegenüber den alten Eltern zu tun, die man nicht enttäuschen wollte. Oder aber auch damit, dass sie warten wollten, bis die Kinder aus dem Haus sind - um dann in reiner Selbstverantwortlichkeit den endgültigen Schlussstrich unter die Beziehung zu setzen.


    Auch wenn immer mehr langjährige Ehen vor dem Scheidungsrichter enden, geht die Zahl der goldenen Hochzeiten steil in die Höhe. Laut Statistischem Bundesamt wurden in Deutschland 1991 insgesamt 71 000 "Goldene" gefeiert, zehn Jahre später 190 000. Der Grund ist aber einfach nur biologisch: Die Menschen werden immer älter. Deswegen konnten 2001 auch 10 000 Paare auf 65 Ehejahre anstoßen, mehr als doppelt so viele wie zehn Jahre zuvor.
    Quelle

    Greetingz

    Timo
     
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