CCC-Camp 2007: Drohnen, digitales Graffiti und Lernen von den Filesharern

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 9. August 2007 .

  1. 9. August 2007
    Das Chaos Communication Camp 2007 ist gestartet: über 1.500 Hacker und Haecksen sind bei Finowfurt versammelt. "Wie Visions ohne Frauen", so eine der bissigeren Kurzcharakterisierungen, aber mit einer Menge faszinierender wie auch beunruhigender Informationen und einer unvergleichlichen Atmosphäre ist das größte europäische Hackercamp erfolgreich gestartet.

    Von den Filesharern müsse man lernen, so das Fazit von Ron und Frank Rieger, die konkrete Tipps gegen die Stasi 2.0 gaben. Im Bereich des Filesharings hätten sich viele Techniken entwickelt, die für geschützte, nicht überwachbare Kommunikationsstrukturen zentral sein könnten. Der Grund: hoher Verfolgungsdruck. Projekte wie I2P, TOR, aber auch zur Verschlüsselung von SMS wurden vorgestellt. Dennoch fiel das bisher Erreichte mager aus: Beispielsweise Mailverschlüsselung habe sich noch immer nicht in ausreichendem Maß durchgesetzt.

    Statt den unbedarften User für die Misere verantwortlich zu machen, sahen Ron und Rieger aber auch Sysadmins und Coder in der Pflicht. Viel könne erreicht werden, wenn Systeme und Anwendungen von Grund auf auf Datensparsamkeit und die Verwendung verschlüsselnder Protokolle ausgelegt werden: "Daten, die erst gar nicht erfasst werden, liegen auch hinterher nirgends herum".


    Was fehlt uns in der Stasi 2.0-Gesellschaft?

    Notwendig seien Techniken, die unüberwachbare Kommunikationsstrukturen ermöglichen. Hier fiel das Beispiel der Filesharer, die sich stärker zu geschlossenen Gruppen zusammenschließen, aber auch vermehrt an der Entwicklung verschlüsselnder Protokolle wie I2P arbeiten. "Webs of Trust" müßten gebildet werden, insbesondere für Personen, deren Handeln durch Hackerparagrafen etc. zunehmend riskanter wird.

    Eine der beunruhigendsten Mängel stellten Rieger und Ron jedoch in einem recht alltäglichen Umfeld statt. Während starke Krypto problemlos verfügbar ist, existieren bis heute keine sicheren Türschlösser. In Anbetracht der Planungen, Bundestrojaner als Keylogger zu realisieren, die vor Ort am Rechner angebracht werden, spielt die physische Sicherheit eine immer größere Rolle. Es sei erstaunlich, dass es kein einziges kryptographisch gesichertes Türschloss auf dem Privatkundenmarkt gibt, das sicheren Schutz vor (staatlichen) Einbrechern bietet. Aktuelle Systeme bedeuten für entsprechend geschultes Personal einen Aufwand von allenfalls ein, zwei Stunden.


    Drohnen, Terrorismus und das Beobachten der Beobachter

    "Wenn wir beobachtet werden, dann beobachten wir zurück" so ein Hackercredo, das Steinis Arbeit zugrunde liegt. Drohnen werden vor allem im militärischen Kontext diskutiert und angewendet, wo die unbemannten Geräte aus der Ferne Aufklärungs- oder Sabotagearbeiten betreiben sollen. Seine Prognose vom letzten CCC-Congress hat sich indessen bewahrheitet: unter 1000 Euro kosten Drohnen inzwischen, die auch von Privatleuten vielfältigen Verwendungszwecken zugeführt werden können.

    In einer beeindruckenden Demonstration startete Steini seinen Quadrocopter - eine von vier Rotoren getriebene Luft-Aufklärungsdrohne - um einen "Nagel in die Luft zu setzen". Per GPS ist es möglich, die Drohne an einem beliebigen Punkt über dem Camp zu stationieren und Luft-Videoaufnahmen live übertragen zu lassen. Live getestet wurde das Gerät auch zu pikantem Anlass: während dem G8-Gipfel durfte Steini die Drohne bei Heiligendamm fliegen lassen. Zur Begeisterung der BKA- und LKA-Beamten, die auf neues Gerät hofften, aber leicht enttäuscht waren, als sich herausstellte, dass die Drohne weder zu ihnen noch zum Geheimdienst gehörte, sondern offenbar zu den "Gegnern".

    "Wollen wir alle so ein Ding haben?" sei nicht die einzige Frage, die bei den immer erschwinglicher und leistungsfähiger werdenden Drohnen in Zukunft häufiger gestellt werden dürfte. Journalisten und Paparazzi interessieren sich für die Technik, statt 200 Gramm Kamera kann eine Drohne auch 200 Gramm andere, problematischere Nutzlasten transportieren. Ein Feld, auf dem noch spannendes zu erwarten ist.


    Nichtinvasives Graffiti per Beamer und Laserpointer

    Um Meme sollte es im nächtlichen Workshop Florian Hufskys gehen, aber er habe den Text gegessen, stattdessen aber etwas viel besseres mitgebracht. Ein starker Beamer, eine ausgeklügelte Software, eine Apple-Cam und ein paar kräftige Laserpointer wurden kombiniert zu einer Apparatur, mit der per Pointer Graffiti auf Wände gemalt werden konnten - temporär, per Beamer.

    Ähnlich wie die Blinkenlights des CCC ermöglicht die Technik, großflächig Kurzbotschaften, Tags, Graffiti mit Licht zu erzeugen - nur mit weitaus weniger Aufwand im Vorfeld. Der Beamer wird auf die zu "bemalende" Wand ausgerichtet, die Kamera kalibriert, anschließend kann mit dem Laserpointer auf der Fläche "gezeichnet" werden. Eine Demonstration im Wiener Museumsviertel sorgte für viel Erheiterung, anschließend konnte das Publikum mit den Laserpointern selbst ihre Botschaften an die Front der Hangarhalle Foo malen.

    Die temporäre Aneignung der öffentlichen Fläche läßt einen an vielfältige Anwendungsmöglichkeiten denken - spontane Protestaktionen, (Gegen)Demonstrationen, aber auch und gerade just for fun - denn dass technisch fantasievoller Widerstand durchaus Spass macht, zog sich wie ein roter Faden durch den ersten Camptag. Dass Technik mit Bedacht eingesetzt werden muss, ebenfalls - die Laserpointer, die fürs Lichtgraffiti verwendet werden, arbeiten mit Leistungen, die ein Auge sofort erblinden lassen kann, wenn es direkt angestrahlt wird. Opfer waren jedoch trotz fortgeschrittener Stunde und gut frequentierten Getränkeständen nicht zu beklagen.

    Ein guter Start - und die Technik spielte auch weitgehend mit. Wie immer ist die WLan-Lage gelegentlich etwas angespannt, und von "Use More Bandwith" ist wegen der doch etwas knapperen externen Anbindung des Camps keine Rede. Rough Consensus and Running Networks - das lässt die doch etwas knappe Duschensituation vollkommen verschmerzen. Noch.


    quelle: gulli untergrund news
     
  2. Video Script

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