Barbies mit Bart: Verhaltensforschung in Second Life

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von BamSteve, 7. September 2007 .

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  1. 7. September 2007
    Gender-Bending ist eine beliebte Spielart in virtuellen Welten, in denen Avatare frei entworfen werden können. So ist in erotisch aufgeladenen Umgebungen wie Second Life nicht immer sofort klar, ob hinter dem scharfen Barbie-Avatar nicht ein Schnauzbartträger aus Wanne-Eickel steckt. Die Wirtschaftsinformatikerin Mareike Schoop von der Universität Stuttgart-Hohenheim meint, das Barbie ihren Schnäuzer nicht vollständig kaschieren kann und will mit einem Forschungsprojekt unter anderem aufzeigen, wie unterschiedlich sich Frauen und Männer online verhalten.

    Von Herbst an sollen mehrere hundert Studenten an einem Experiment in Second Life teilnehmen, bei sie unterschiedliche Geschlechterrollen annehmen. Die Wirtschaftsinformatikerin Mareike Schoop geht davon aus, Frauen und Männer unterscheiden zu können – egal, welches Geschlecht sie für ihren Avatar ausgesucht haben. Auf Dauer könne man auch in der virtuellen Welt niemanden täuschen, ist Schoop überzeugt. Selbst als digitales Alter Ego bleibe der Mensch im Internet seinem wahren Wesen treu.

    Um das zu beweisen, sollen sich die Studenten mit eigens entwickelten Programmen in virtuelle Verhandlungen begeben. Die Versuchspersonen erfahren, worüber sie verhandeln sollen und ob sie dabei als Frau oder Mann auftreten werden. Dann basteln sie sich einen entsprechenden Avatar. Die Studenten werden bei den Verhandlungen genau beobachtet. Kameras an den Bildschirmen zeichnen auf, wohin der Blick des Probanden geht und wie lange er dort verharrt.

    Dominante Gesten, ironische Untertöne, abschätzige Mimik dürften online und textbasiert schwerer fallen, sollte man meinen. Doch nach Ansicht der Forscherin werde mit zunehmender Dauer eines Austauschs auch klarer, ob man es mit Männlein oder Weiblein zu tun habe. Dominanzgehabe lasse sich auch in Textform ganz gut anbringen, damit komme man dem Mann hinter Barbie ganz schnell auf die Schliche. "Frauen versuchen eine Lösung zu finden, bei der jeder gewinnt", sagte die Verhaltensforscherin. Männer hingegen würden häufiger einen Verteilungskampf ausfechten. Sie gingen davon aus, dass jeder Vorteil des anderen automatisch zu eigenen Verlusten führt.

    Die internationale Forschungsgruppe, der Schoop angehört, untersucht die Kommunikationsqualität in elektronischen Verhandlungen, insbesondere im internationalen Zusammenhang. Das Experiment in Second Life dient zur Weiterentwicklung des Verhandlungssystems Negoisst. Diese Software kann für elektronische Verhandlungen in allen Bereichen eingesetzt werden. Voraussichtlich werden die Versuchspersonen ab Herbst 2007 mit den Verhandlungen in der virtuellen Welt beginnen. Mehrere hundert Studenten aus Australien, Österreich, Deutschland, Taiwan und den USA sollen daran teilnehmen. (vbr/c't)


    Quelle: Barbies mit Bart: Verhaltensforschung in Second Life | heise online
     
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