Richter verliest Anklage, Ex-Diktator lächelt

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von z3Ro-sHu, 15. Mai 2006 .

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  1. 15. Mai 2006
    Ihm droht die Todesstrafe, aber Saddam Hussein lächelte, als der Richter die Anklageschrift verlas. "Diese Stellungnahme kann mich nicht beeinflussen und kann mir kein Haar krümmen", sagte der irakische Ex-Diktator.
    Bagdad - Zu Beginn des 24. Prozesstages gegen Saddam Hussein verlas der Vorsitzende Richter Rauf Raschid Abdel Rahman zunächst die Anklagepunkte.

    Saddam hielt einen Koran und lächelte, als er der Anklage zuhörte. "Diese Stellungnahme kann mich nicht beeinflussen und kann mir kein Haar krümmen", sagte er. "Das irakische Volk und ich selber liegen mir am Herzen. Ich bin durch den Willen des irakischen Volkes der Präsident des Irak." Der Richter antwortete: "Sie waren es, aber jetzt sind sie es nicht mehr."

    Dem 69-Jährigen droht bei einer Verurteilung die Todesstrafe. Saddam muss sich unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Folter, Mordes und Hinrichtung von Minderjährigen verantworten. Der Ex-Staatschef lehnte es ab, auf schuldig oder nicht schuldig zu plädieren. Er könne nicht auf Anschuldigungen eingehen, die vom Beginn des Prozesses stammten und nicht die inzwischen gehörten Zeugen berücksichtigten. Saddam bekräftigte, dass er das Gericht nicht anerkenne.

    Auf die Weigerung Saddams, Stellung zu den Vorwürfen zu beziehen, sagte der Richter: "Ich gehe also davon aus, dass Sie auf nicht schuldig plädieren." "So behandelt man nicht den Präsidenten des Irak", erwiderte der in einen schwarzen Anzug gekleidete Saddam. Laut der Verfassung dürfte das Gericht "den Präsidenten" nicht anklagen.

    Am letzten Prozesstag am 24. April hatte das Gericht belastende Unterlagen als authentisch eingestuft. Im Anschluss wurde das Verfahren vertagt, um der Verteidigung Zeit für die Vorbereitung zu geben. Nach der Verlesung der Anklage gegen alle Angeklagten sollte heute mit der Vernehmung der Zeugen der Verteidigung begonnen werden.

    In dem Verfahren geht es um den Tod von 148 Einwohnern des Dorfes Dudschail nach einem gescheiterten Attentat auf den damaligen Präsidenten. Rund 600 Menschen aus dem Dorf waren laut Anklage nach einem fehlgeschlagenen Attentat in ein Geheimdienstgefängnis in Bagdad verschleppt worden. 148 kehrten nie mehr zurück, von ihnen fehlt bis heute jede Spur. Das Massaker ereignete sich 1982.

    Insgesamt sind neben Saddam sieben weitere frühere Mitglieder der irakischen Führung mitangeklagt. Zu ihnen zählen Ex-Vize-Präsident Taha Jassin Ramadan und Saddams Halbbruder Barsan Ibrahim el Hassan al-Tikriti. Prozessbeobachter rechnen mit einem Urteilsspruch Ende Juli oder Anfang August.

    quelle:http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,416232,00.html
     
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