Yahoo im US-Kongress unter Druck

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von rainman, 7. November 2007 .

  1. 7. November 2007
    "Technologisch und finanziell sind sie Riesen, moralisch sind sie Zwerge." Mit diesen drastischen Worten rügte Tom Lantos, Vorsitzender des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten der US-Repräsentantenhauses, während einer Anhörung am gestrigen Montag die Yahoo-Verantwortlichen Jerry Yang und Michael Callahan. In seiner Stellungnahme verurteilte er das Verhalten des Konzerns im Falle des chinesischen Dissidenten Shi Tao. Der CEO und der Yahoo-Anwalt waren zur Anhörung zitiert worden, da Callahan der Falschaussage in einer Anhörung vor dem Ausschuss im Februar 2006 bezichtigt wird.

    Callahan hatte die Aussage, nach der Yahoo bei der Anfrage chinesischer Ermittler nach der Identität des Yahoo-Kunden Shi nichts über die Hintergründe der Untersuchungen gewusst habe, als Fehlkommunikation innerhalb seines Unternehmens entschuldigt. Lantos stellte klar, es sei kein Missverständnis gewesen, sondern beispielloses Fehlverhalten, das zu Callahans Falschaussage geführt habe. Yahoo sei nicht in der Lage gewesen, einen geeigneten Übersetzer für eine Anweisung der chinesischen Behörden zu finden, auf dessen Basis Callahan seinerzeit aussagen sollte. Dieser Umstand und weitere ließen darauf schließen, dass Yahoo nicht daran gelegen war, den Kongress korrekt zu informieren oder dass der Internetdienstleister kein Interesse an dem Schutz der Menschenrechte habe. Lantos wirft dem Unternehmen weiter vor, der Ursache der Fehlinformation nicht nachgegangen zu sein und niemanden dafür zur Rechenschaft gezogen zu haben.

    An der Ausschusssitzung nahm auch Shis Mutter Gao Qinsheng teil. Nachdem Lantos Yahoo-CEO Yang dazu aufforderte, sich bei ihr zu entschuldigen, habe sich Yang zu ihr umgedreht und mit gerötetem Gesicht leicht verneigt, berichtet die Washington Post. Später habe er sich entschuldigt, eine Entschädigung oder eine von Lantos geforderte Hilfe sagte er nicht zu. Shi und seine Familie waren bereits im Juni gegen Yahoo vor Gericht gegangen.

    Shi wurde im April 2005 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Der chinesische Journalist war festgenommen worden, nachdem er unter einem Pseudonym auf einer ausländischen Website über Repressalien berichtet hatte. Die Polizei von Beijing hatte ihn ausfindig machen können, nachdem Yahoo ihr Daten zu einem E-Mail-Account ausgehändigt hatte sowie auch Inhalte von E-Mails. Aus dem während der Ausschusssitzung erwähnten und zuvor von der Dui Hua Foundation veröffentlichten Dokument geht hervor, dass Shi ausdrücklich wegen der "unerlaubten Weitergabe von Staatsgeheimnissen ans Ausland" gesucht worden sei. Im August leitete der Repräsentantenhaus-Ausschuss für Auslandsangelegenheiten eine Untersuchung zu den Falschaussagen ein. (anw/c't)

    Quelle:http://www.heise.de/newsticker/meldung/98603
     
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