EFF warnt: Musikindustrie will EU-Schutzfristen verlängern

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 22. Januar 2008 .

  1. 22. Januar 2008
    Bericht an das EU-Parlament soll ergänzt werden
    Die Electronic Frontier Foundation (EFF) warnt davor, dass die Musikindustrie einen weiteren Vorstoß unternommen hat, um das Urheberrecht zu ihren Gunsten umschreiben zu lassen. Nachdem im Dezember 2007 die Zwangsfilterung durch Internetprovider vorgeschlagen wurde, sollen jetzt die Schutzfristen für Musikaufnahmen verlängert werden.


    Im Auftrag des EU-Parlaments wird seit vergangenem Jahr unter Leitung des französischen Sozialisten Guy Bono ein Bericht zur Förderung der Kulturwirtschaft ("Cultural Industries") erarbeitet. Der Bericht wird zwar nicht unmittelbar Rechtswirkung entfalten wie etwa eine EU-Richtlinie, aber für die kommenden Jahre wird durch den Bericht die große Linie für die EU-Politik im Bereich der Kreativwirtschaft vorgegeben werden.

    Die Musikindustrie bemüht sich aktiv darum, ihre Ziele im Bono-Bericht unterzubringen. So lancierte sie im Dezember 2007 ein Positionspapier mit "technischen Optionen zur Bekämpfung von Online-Urheberrechtsverstößen bei ISPs". Das nahm der konservative britische Abgeordnete Christopher Heaton-Harris zum Anlass, einen entsprechenden Paragrafen zur "Kooperation der Internetprovider im Kampf gegen die Internetpiraterie" für den Bericht zu formulieren. Sein Entwurf wurde inzwischen zumindest vorläufig zurückgezogen.

    Am 18. Januar 2008 teilte Danny O'Brien von der EFF in einem Blog-Eintrag mit, dass es der Musikindustrie gelungen sei, ihren Wunsch nach einer Verlängerung der Schutzfristen für Musikaufnahmen als Änderungswunsch für den Berichtsentwurf zu platzieren.

    Der von Guy Bono eingebrachte Entwurf für die entsprechende Formulierung liest sich so: "Die Kommission wird aufgefordert, einen Entwurf für eine Richtlinie vorzulegen, um Künstler zu schützen, die damit rechnen müssen, dass ihre Werke während ihrer Lebenszeit in die Public Domain fallen. Dabei soll die Kommission den Wettbewerbsnachteil des geringeren europäischen Schutzes gegenüber den USA berücksichtigen."

    In Anbetracht nicht unerheblicher Widerstände in einzelnen EU-Staaten gegen eine Fristverlängerung sollen also EU-Parlament und EU-Kommission der Musikindustrie zur Seite stehen. In Deutschland kämpft die für eine Schutzdauer von 95 Jahren. In Deutschland wie in den meisten EU-Staaten sind die Leistungsschutzrechte an Musikaufnahmen 50 Jahre lang nach Erscheinen geschützt.

    Plattenfirma und Sänger oder Sängerin haben also 50 Jahre Zeit, mit dem Verkauf der Aufnahmen Geld zu verdienen. Mit dem drohenden Auslaufen des Schutzes für frühe Aufnahmen von Künstlern wie Cliff Richard, den Beatles und Rolling Stones oder auch Udo Jürgens riefen die Künstler und ihre Plattenfirmen lautstark nach einer Verlängerung der Schutzfristen, möglichst auf 95 Jahre.

    Im Jahr 2006 hatte der Gowers-Report in England eine solche Verlängerung als ökonomisch ungerechtfertigt abgelehnt, was zu Protesten von Musikern und Plattenfirmen führte. Die britische Regierung folgte den Empfehlungen des Reports und verweigerte entgegen der Empfehlung des parlamentarischen Kulturausschusses eine Verlängerung der Schutzfristen.

    Der Vorsitzende des britischen Verbandes der Musikindustrie (BPI), Geoff Taylor, kündigte damals an, sich mit der Zurückweisung durch die Regierung nicht zufrieden geben zu wollen: "Wir werden auf europäischer Ebene weiter für ein faires Urheberrecht kämpfen." Er hat anscheinend Wort gehalten.

    Gegen eine Verlängerung der Schutzfristen plädierte unter anderem auch der US-Ökonom Hal R. Varian im Interview mit Golem.de: "Eine nachträgliche Verlängerung ist ganz sicher nicht sinnvoll. Was zählt, sind doch die Anreize zu dem Zeitpunkt, zu dem ein Werk entsteht. Künstler wie Elvis oder die Beatles wussten doch damals nicht, wie viel Geld man mit ihrer Musik verdienen kann. Sie hatten damals aber ganz offenbar genug Anreize, Musik zu machen. Es ist nicht sinnvoll, diese Anreize im Nachhinein zu erhöhen." Zusammen mit weiteren namhaften Ökonomen wie Georg Akerlof, Kenneth Arrow, James M. Buchanan, Ronald Coase und Milton Friedman legte er in einer Stellungnahme an den Obersten Gerichtshof der USA dar, dass eine Verlängerung des Urheberrechts um 20 Jahre den Wert der Rechte nur um 0,33 Prozent erhöht.


    quelle: Golem.de
     
  2. 22. Januar 2008
    AW: EFF warnt: Musikindustrie will EU-Schutzfristen verlängern

    Was soll man dazu nur sagen: Geldgierige Musikindustrie....
    Die Künstler bekommen doch (leider) am wenigsten ab..das meiste Geld geht in die Hosentasche der Musikindustrie-Managern..

    Ich denke mal, dass sie diese Forderung durchsetzten werden...aber besser diese Forderung als so manch andere.....:angry:
     
  3. Video Script

    Videos zum Themenbereich

    * gefundene Videos auf YouTube, anhand der Überschrift.