Hacker ticken anders als Cracker

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von zwa3hnn, 12. Juni 2006 .

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  1. 12. Juni 2006
    Studie untersucht Motivation von Computer-Vielnutzern
    Hacker streben nach einem Kompetenzerlebnis, Cracker suchen zudem Aufregung und den Reiz des Illegalen. Beiden Gruppen gemeinsam ist aber das Streben nach einem Gemeinschaftserlebnis, zu diesem Ergebnis kommt der Psychologe Prof. Dr. Falko Rheinberg von der Universität Potsdam. Rheinberg ging der Frage nach, warum diese Gruppen ihre Freizeit so ausgiebig mit dem Rechner verbringen.


    Der Potsdamer Psychologe hat rund 300 Personen in einer Online-Umfrage nach ihrer Motivation befragt. Aus bereits vorliegenden Erhebungen sowie Vorinterviews entstand ein umfangreicher Katalog von Anreizen freizeitlicher Computernutzung. Befragt wurden gezielt typische Vielnutzer, d.h. der Fragebogen wurde über Fachschaften von Informatik- und Elektronikstudierenden aus zehn deutschen Universitäten und den Chaos Computer Club verbreitet. Damit sind die Untersuchungsergebnisse nicht repräsentativ, sondern beziehen sich auf eine gezielt rekrutierte Gruppe intensiver und kompetenter Computernutzer, die in einschlägigen Netzwerken organisiert sind und die in der Lage wären, Schäden in anderen Systemen anzurichten, wenn sie wollten.

    Die durchschnittlich 25 Jahre alten Probanden, von 16 bis 65 Jahre, waren zu 87 Prozent männlich und verbrachten pro Woche durchschnittlich 23 Freizeitstunden am Rechner. Anhand der bevorzugten Nutzungsweisen unterscheidet Rheinberg drei Typen von Nutzern: Die größte Gruppe mit 58 Prozent sind zweckorientierte Nutzer, die ihren Rechner als Hilfsmittel sehen und für eine breite Palette von Anwendungen nutzen. Dieser Nutzertyp macht ungefähr das, was auch andere Freizeitnutzer tun, nur viel intensiver. Zudem bastelt dieser Typus gerne an der Hardware, um den Rechner technisch zu optimieren.

    Interessanter sind zwei weitere Typen, die beide angeben, den Rechner in der Freizeit auch dazu zu nutzen, unerlaubt in fremde Systeme einzudringen. Der ersten Gruppe (22 Prozent der Befragten), die sich als Hacker bezeichnen, geht es nicht darum, Schaden anzurichten, sondern lediglich darum, den Systemschutz zu überwinden und eventuell auch geschützte Informationen zu veröffentlichen.

    Hierin unterscheiden sie sich klar vom dritten Typus, dem Cracker (20 Prozent), eine Unterscheidung, auf die Hacker von jeher Wert legen. Cracker dringen in geschützte Systeme ein, um dort Schaden zu bewirken, indem sie Informationen verändern oder zerstören. Sie sind ausdrücklich bereit, Viren oder Würmer zu schaffen bzw. haben es bereits gemacht.

    Dennoch überraschte diese scharfe Trennung bei der Selbstcharakterisierung der bevorzugten Computeraktivität die Wissenschaftler. Beide Gruppen unterscheiden sich deutlich in Bezug auf die Anreize, die zur intensiven Freizeitnutzung von Computern motivieren.

    Die Gesamtstichprobe zeigt, dass Dinge, die etwas mit gemeinsamen Aktionen am Rechner und mit Vernetzungen zu tun haben, den höchsten Anreiz dafür besitzen, die Freizeit so ausgiebig am Rechner zu verbringen. Die Wissenschaftler erklären sich diesen Befund mit der Rekrutierungsstrategie, mit der sie bevorzugt Mitglieder einschlägiger Netzwerke und Clubs angesprochen hatten.

    Durchschnittlich fast gleichstark sind die Anreize des Kompetenzerlebens. Dagegen sind Anreize wie "Vielseitigkeit" und der "Nutzen des Rechners" für die intensiven Computernutzer nur mäßig attraktiv. Ähnliches gilt für die Anreize der Vermeidung von Langeweile und die rebellische "Illegalitätstendenz", der "Suche nach Aufregung" und "Streben nach Prestige". Gerade bei der letzten Anreizgruppe gibt es die größten Unterschiede zwischen Hackern und Crackern. Für Cracker sind das die stärksten Anreize. Für Hacker ist dagegen das Kompetenzgefühl das Wichtigste. Sie wollen erleben, dass sie immer besser werden und schwierigste Anforderungen schaffen.

    Obwohl Hacker und Cracker auch unerlaubt in geschützte Systeme eindringen, machen sie es mit deutlich anderer Zielsetzung und werden über andere Anreize motiviert. Dabei wertet es Falko Rheinberg als Glücksfall, dass der auf Schaden zielende Cracker über die rebellische Illegalitätstendenz und nicht über die Kompetenzfreude motiviert ist. Wer nämlich Freude an der Kompetenzsteigerung per se hat, der entwickelt meist eine höhere Expertise.

    Glücklicherweise ergibt sich für Cracker die Anreizstruktur, dass sie sich Kompetenzen aneignen, um etwas anderes genießen zu können, nämlich Systeme zu stören oder gar zu zerstören: "Kompetenzerwerb im Dienst anderer Ziele ist meist weniger freudvoll und effizient", so Rheinberg. Beiden Nutzertypen ist allerdings gemein, dass sie am Rechner häufig den Zustand des freudigen Aufgehens in der Tätigkeit erleben (Flow). Das unterscheidet beide von der großen Gruppe der zweckorientierten Nutzer, die so etwas bei ihrem "vernünftigen" Freizeitgebrauch des Rechners zwar auch, aber seltener haben.


    quelle: Golem.de
     
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