Warum die Finanzkrise deutsche Jobs gefährdet

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von White G, 18. März 2008 .

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  1. 18. März 2008
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 14. April 2017
    Warum die Finanzkrise deutsche Jobs gefährdet

    Die Verluste an den Börsen betreffen nicht nur die Vermögen einiger Aktien-Milliardäre. Unternehmer und Wirtschaftsforscher warnen vor den Folgen für die deutsche Wirtschaft. Die Gemengelage sei gefährlich: Starker Euro, teures Öl, knappe Finanzen. Deswegen ist die Angst um deutsche Arbeitsplätze berechtigt.


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    Kommentar zum Bild: "Die große Krise Anfang der 30er-Jahre: Tausende von Menschen warten vor dem Berliner Postscheckamt, um ihr Guthaben abzuheben. Damals brach das Bankensystem zusammen. Die Kunden verloren das Vertrauen in die Geldinstitute. "





    Die weltweite Finanzkrise schmälert nicht nur die Vermögen einiger wohlhabender Aktionäre beträchtlich. Die Krise erreicht inzwischen den Arbeitsmarkt und könnte demnächst sogar Abertausende Jobs in Deutschland vernichten. Das pessimistische Szenario: Der Kollaps im fernen Amerika hat auch Auswirkungen auf Deutschland. Es droht nicht nure eine milde Rezession in Amerika, wie führende Politiker und Ökonomen beschwichtigen, sondern die Wirtschaft steht vor einer harten Landung. Eine, bei der es auch in Europa und in Asien heftig rumpeln wird.

    Noch handelt es sich um eine Krise der Finanzmärkte. Doch deren Mitspieler, die Banken, spüren das Beben bereits real: Die Hälfte aller Jobs will der neue Eigentümer der angeschlagenen US-Investmentbank Bear Stearns dort streichen. Das sind rund 7000 Arbeitsplätze. In Großbritannien erwischte es die britische Hypothekenbank Northern Rock, die sich bei Geschäften mit zweitklassigen Immobilienkrediten verspekuliert und ebenfalls Milliarden verloren hatte. Jetzt stehen mehr als 2000 Jobs auf der Kippe. Das ist nicht überraschend: Wenn Banken Milliardenverluste einfahren oder gar von der Pleite bedroht sind, kostet das Jobs – wie auch bei den deutschen Landesbanken, die sich ebenfalls mit hochriskanten Papieren verzockt haben.

    Jetzt grassiert aber die Angst, dass es – trotz Beschwichtigungen der Konzerne – auch die Industrie, also den größten Beschäftigungssektor in Deutschland, trifft. Die Sorge ist berechtigt. Denn die Finanzkrise macht die Banken übervorsichtig, sie knausern mit Krediten oder geben zum Beispiel Zinssenkungen der Notenbanken nicht mehr an den Kreditmarkt weiter. Eine Folge: Kredite für Firmen, die neu investieren wollen oder sich absichern müssen, werden teurer. Die Unternehmen müssen dann sparen – auch beim Personal.


    Unternehmer: Gefährliche Gemengelage aus Euro, Öl und Finankrise

    Besorgt blicken die dutschen Unternehmer vor allem auf den Verfall des Dollar gegenüber dem Euro. „Die neuen Rekordstände beim Euro entwickeln sich zu einer Belastung für die deutsche Konjunktur“, sagte BDI-Präsident Jürgen Thumann der „Berliner Zeitung“. Noch seien die Auftragsbücher gut gefüllt, die Produktion sei auch für die nächsten Monate gesichert. „Allerdings wird sich die Exportdynamik in diesem Jahr abschwächen“, sagte Thumann. Die Gemengelage von Dollarschwäche, steigenden Ölpreisen, nachlassender US-Konjunktur und Finanzkrise mache den Firmen zunehmend zu schaffen. Betroffen seien vor allem Maschinenbau, Automobilindustrie sowie die Luft- und Raumfahrt. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) befürchtet deshalb einen Stellenabbau in der Industrie. „Wenn sich die Wechselkurse nicht bald wieder dramatisch ändern, kann man davon ausgehen, dass in der Industrie wieder Entlassungen oder Betriebsverlagerungen drohen“, sagte RWI-Konjunkturchef Roland Döhrn der „Rheinische Post“. Neue Aufträge einzuwerben, sei bei den gegenwärtigen weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen allerdings schwieriger. „Das erzwingt Kostensenkungen.“


    Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet

    Längst geht es nicht mehr nur darum, ob die Krise ein oder zwei Prozentpunkte Lohnerhöhung in Deutschland zunichte machen wird. Auf der Kippe stehen Wachstum und damit Arbeitsplätze: Mehr als 20 Prozent hat das deutsche Börsenbarometer Dax seit Juli 2007 verloren. Dagegen mutet selbst der Börsencrash nach der geplatzten Internetblase im Jahr 2000 noch gemächlich an.

    "Während der Internetblase war das Problem klar innerhalb einer bestimmten Branche lokalisierbar. Wenn ein Internetunternehmen wegen Fehlspekulationen Pleite geht, ist das vielleicht tragisch für die Aktionäre, aber nicht für die Weltwirtschaft", sagt der Historiker Harold James von der US-Elite-Universität Princeton. "Die heutige Krise ist nicht klar eingrenzbar, und sie betrifft die Banken und damit das Rückgrat der Ökonomie."


    Wenn die Börsen kollabieren, geraten auch Branchen unter die Räder, die bisher nichts mit der Finanzkrise zu tun hatten. Wie ein Schwelbrand frisst sich die Panik seitdem durch alle Bereiche der Wirtschaft. "Das war erst der erste Akt des Absturzes", sagt der Wormser Wirtschaftsprofessor Max Otte, der den Bestseller 2005 "Der Crash kommt - die neue Weltwirtschaftskrise" veröffentlichte. "Wenn zur amerikanischen Hypothekenkrise jetzt noch ein weiterer Störfall dazukommt, etwa eine Schieflage im hoch verschuldeten chinesischen Bankensystem, dann kann eine weltweite Wirtschaftskrise nicht mehr ausgeschlossen werden."

    So tief reicht die Verunsicherung, dass einige Experten sogar ein Depressions-Szenario entwerfen, ähnlich dem, das die Weltwirtschaft schon einmal in den Dreißigerjahren durchlebte. Damals wurde ein Crash an den Aktien- und Immobilienmärkten zum Auslöser für eine Krise, die die weltweite Konjunktur lähmen und die globale Integration der Volkswirtschaften um Jahrzehnte zurückwerfen sollte.


    Erinnerungen an den großen Crash von 1929

    Tatsächlich weckt die aktuelle Krise einige ungute Erinnerungen an frühere Verwerfungen, die etwa der amerikanische Ökonom Galbraith in seinem Standardwerk über den großen Crash vom Oktober 1929 aufgezeigt hat: Damals wie heute hat sich über die Jahre eine gefährliche Spekulationsblase an den Finanzmärkten gebildet, die durch das Herdenverhalten der Anleger und durch die Einführung neuer Finanzprodukte noch verschärft wurde. Damals sorgte der Ratenkredit für jedermann dafür, dass sich die breite Masse der Bevölkerung erstmals in großem Stil Aktien und Immobilien auf Pump kaufen konnte und sich dabei ohne Rücksicht auf die Zukunft hoch verschuldete. Heute sind es moderne Instrumente wie Kredit-Derivate, mit deren Hilfe selbst jene, die sich eigentlich kein Haus leisten konnten, von den Banken großzügige Immobilienkredite bekamen. Und weil das Geschäft so lukrativ schien, wurden die Risiken gebündelt um den ganzen Erdball verkauft, so dass selbst die Banken am Ende den Überblick verloren. Beides, der Ratenkredit damals und die Kreditderivate heute, haben dazu geführt, dass das Bankensystem in seiner Struktur schwer angeschlagen ist. Niemand weiß mehr so genau, wo die Risken schlummern und welches Geldinstitut als nächstes betroffen sein könnte. Keiner traut mehr dem anderen. Diese Unsicherheit hat fatale Folgen. Denn wenn die Banken aus Angst vor Verlusten kein Geld mehr verleihen, gerät das gesamte Wirtschaftssystem ins Stocken.


    Die Notenbanken haben aus alten Fehlern gelernt

    Es gibt aber auch Gegenmittel. Denn die Akteure haben aus der Vergangenheit gelernt. Das gilt vor allem für die Zentralbanken. Diese sind seit dem Ausbruch der Krise im August 2007 immer wieder mit Notkrediten und Zinssenkungen eingesprungen, um das Finanzsystem liquide und damit handlungsfähig zu halten. Größter Feuerwehrmann ist der amerikanische Notenbankpräsident Ben Bernanke, der sich wie kein zweiter seiner Amtskollegen mit den Ursachen und Folgen der Großen Depression beschäftigt und Strategien entworfen hat, um eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern. Zur Not, so kündigte er bereits 2002 an, müsse die Notenbank das Geld eben mit dem Hubschrauber verteilen, um die Wirtschaft zu retten.

    Das unterscheidet die heutige Lage von der Situation vor 80 Jahren. Tatsächlich konnten die Notenbanker damals nicht einfach die Notenpresse anwerfen, denn das gesamte Geld im System musste mit Gold unterlegt werden. Und da sich Gold nicht so einfach vermehren lässt, war es in diesem System unmöglich, die Wirtschaft bei Bedarf kurzfristig mit Geld zu fluten. In einer Vertrauenskrise, bei der sich die Banken gegenseitig kein Geld mehr liehen und ihre Liquidität lieber horteten, versiegte der Geldstrom daher relativ rasch, mit schlimmen Folgen für die Wirtschaft.

    "Die Milliardenspritzen der Zentralbanken und die rasche Zinssenkung der US-Notenbank zeigen, dass diese aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt haben", sagt Carl-Ludwig Holtfrerich, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Freien Universität Berlin. Rettung kommt jetzt nicht nur von Seiten der Zentralbanken. Auch die US-Regierung ist der heimischen Wirtschaft mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm beigesprungen.

    Doch ob Geldpolitik und Zinssenkungen überhaupt noch wie gewünscht wirken, ist umstritten. Deswegen lehnt mancher Fachmann zum Beispiel ein Eingreifen de Europäischen Zentralbank ab, wie in den USA geschehen Leitzinsen weiter zu senken. „Es könnte sein, dass die Zinssenkung verpufft, weil die Banken das billige Geld nutzen könnten, um ihre Gewinne aufzubessern, statt es an an die Kunden weiterzugeben“, sagt RWI-Forscher Döhrn. Auch die Industrie erwartet von der Europäischen Zentralbank kaum Entlastung. „Für Zinssenkungen gibt es derzeit keinen Spielraum“, sagte Thumann. Daher müsse alles vermieden werden, was die Inflation anheize. Sprich: Auch Arbeitnehmer müssen sich darauf einstellen, den Gürtel enger zu schnallen. Arbeitgeber-Vertreter Thumann drückt das so aus: Hier seien auch Tarifpartner und Politik in der Verantwortung.




    Quelle: Klick Mich!

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    Bedankt euch bei denen die es "Spam" nennen.
    D.h. ihr könnt nicht mehr diskutieren.Falls ihr meint das es nicht Spam ist schickt mir ne PN und ich stelle genauere Fragen...

    MfG White G
     
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