Lage Deutschlands

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von silent.felix, 27. Juni 2006 .

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  1. 27. Juni 2006
    Sanierungsfalle Deutschland in arbeit seit 22.06.2006



    Hochgereckt fahren die schwarzrotgoldenen Flaggen über die Straßen Deutschlands — der Nationalstolz ist zu Gast bei Freunden! Doch in diese Beschaulichkeit kommt eine ehemalige Physikerin und stellt eine befremdliche Diagnose: Deutschland ist – unbemerkt von der Masse – ein Sanierungsfall.

    Ein Kommentar.

    Wir haben gewählt

    Vor Kurzem noch haben wir gewählt. Wir wollten endlich eine Alternative zur maroden Rot-Grün-Regierung. Der Deutsche Wähler in Wechselhochstimmung!

    Ja, vor der Wahl hieß es noch, dass wir doch bitte Deutschland nicht schlecht reden sollen.

    Ja, vor der Wahl war jede Steuererhöhung Gift für die Konjunktur.

    Ja, vor der Wahl, da wollte uns vor allem Frau Merkel allen die Wahrheit sagen. Da es uns so schlecht ginge, müßte eine moderate Erhöhung der Mehrwertsteuer her – das sagte man uns natürlich vorher, damit wir ja die Wahrheit erfahren! Also: Bittere Pillen vorher – damit das arme Wahlvolk, das über acht Jahre lang von der SPD geschunden wurde, nicht hinters Licht geführt wird.

    So ist "Wahrheit" in den Augen der CDU.

    Aus diesem Grunde wurden kurz nach der Wahl auch aus zwei plötzlich drei Prozentpunkte. Ja, so sieht die Wahrheit der CDU aus: Vorher zwei versprechen und nachher drei halten!

    Aber es kommt noch besser.
    Deutschland in schlechter Verfassung

    Deutschland schwelgt im Nationalfieber. Wir sind wieder wer. Sind wir doch die "Freunde" der Welt, welche selbige zu Gast hat, sofern die Hautfarbe auch stimmt. Deshalb muß man auch das Schwarzrotgoldene überall raushalten, damit die Gäste wissen, wo sie sind. Das Unglaubliche seit '45 passiert: Den Deutschen gehen die Fähnchen aus.

    Man hat wieder Fahne, nicht nur im Auto – die Realität holt man sich zwischenzeitlich aus dem Fernsehen oder der Bildzeitung.

    Die "historische Wahl" von 2005 ist fast vergessen. Normal ist, was vor kurzem noch undenkbar schien: "Wir sind Kanzlerin".

    Es kann also weiter gehen mit dem ganz normalen Verfassungsbruch. Wir legen einfach mal wieder einen verfassungswidrigen Haushalt vor – weil das ja ohnehin mit den Jahren so Usus geworden ist.

    Wozu brauchen wir auch noch eine Verfassung? Wir haben doch die EU – die wird es schon richten, wenn wir mal wieder unsere eigenen Verfassung vergessen gewollen. Ist ja auch schon lästig, wenn die Verfassung bei der beglückenden Neoliberalisierung stört.
    Pack mehr Asche in den Ofen!

    In Deutschland wird zwischenzeitlich saniert. Keine Rede mehr von Steuerzurückhaltung.

    Die CDU war die Partei, die am lautesten Sparprogramme forderte – vor der Wahl. Jetzt ist sie die, welche die besten Ideen für noch weitere Steuerhöhungen hat.

    Steuererhöhungen anstatt zu Sparen – darauf wäre die SPD auch ohne CDU-Hilfe gekommen. Sparen ist sowas von out! Soviel Regierungskompetenz gibt es nur mit einer großen Koalition.

    Also wird die Mehrwertsteuer erhöht, obwohl inzwischen wider Erwarten mehr Geld in den Kassen ist – wie gut, dass das Steueraufkommen hoch ging, hätten wir ansonsten vielleicht vier Prozentpunkte bekommen? Getreu dem Motto: Zwei versprochen – vier gehalten! Doppelt genäht hält eben besser.

    Statt Steuerentlastung für die Bürger, denkt Steinbrück jetzt mal wieder über Steuerermäßigungen für große Firmen nach. Vor der Wahl wollte man noch den Mittelstand stärken – nach der Wahl vor allem wieder die großen Entlassungsweltmeister!

    Natürlich sollen die kleinen Bürger für diese Entlastungen zahlen – denn immerhin werden sie ja etwas davon haben: Die Profitspirale dreht sich weiter und die nächsten Entlassungen können schonmal angepeilt werden.

    Bei Hartz IV gibt es auch noch Streichungspotential, denn bisher ist ja noch kein HartzIV-Empfänger Hungers gestorben.

    Nichts anderes scheint aktuell so viel Sexappeal für Politiker zu haben, wie Steuererhöhungen. Vor der Wahl noch Tabu – heute in aller Munde. Jetzt bloß schnell so viele Steuererhöhungen wie möglich erfinden, bevor die WM zuende ist!

    Nebenher machen wir ein wenig Gesundheitsreform. Reform die wievielste? Die letzte Reform ist kaum verdaut – wer weiß schon eigentlich, was sich tatsächlich geändert hat? Reformieren wir mal wieder. Normalzustand ist out – das Land muß im permanenten Ausnahmezustand gehalten werden.

    Was machen wir also? Klar: Steuern erhöhen!

    Sparen ist auch hier out: Seit Jahren wissen Experten, dass Milliarden in unserem maroden Gesundheitssystem versickern – und was tut man dagegen, wenn ein Leck im Tank ist? Mehr Sprit einfüllen, auf dass das Loch größer werde!

    Etwas ist faul in unserem System, in dem seit Jahrzehnten vor allem die Interessen der Pharmalobby berücksichtigt werden. Symptom dafür ist, dass es inzwischen für einen Deutschen billiger ist, deutsche Medikamente aus dem Ausland zu reimportieren, als diese in Deutschland zu bezahlen. Etwas ist faul in unserem System, in dem die eine Gruppe Ärzte der Regierung eine goldene Nase ziehen und die andere Gruppe Hungerlöhne für Arbeitsverhältnisse aus dem neunzehnten Jahrhundert bekommt.

    Bloß nichts an den Ursachen ändern: Den vielen Löchern im System, in dem sich so viele bedienen können – zu Lasten der Versicherten!

    In einem Punkt gibt es sehr deutliche Ähnlichkeiten zwischen der letzten Reform und dem was sich jetzt deutlich abzeichnet: Wieder werden die Firmen entlastet, während ein Teil der Kosten ganz auf die Lohnsteuerzahler umgelegt wird. So etwas nennt man schrittweisen Ausstieg aus dem Paritätsprinzip.

    Das Ziel ist klar: Der Arbeitnehmer soll alle Sozialabgaben selbst zahlen – das wäre doch ein großer Erfolg für die "Reformen"!
    Reform um wessen Preis?

    Nein, diese Reform wird sicherlich k

    Ja, kein Wunder dass es aus der Wirtschaft hallt: "Mehr solche Reformen!" Denn Deutschland ist reformbedürftig: Deutschland ist noch nicht großaktionärsfreundlich genug. Die Rendite muß unbedingt stimmen!


    Derweil tut der deutsche Michel das was er auch soll: Er schläft tief und fest vor der Fußballglotze oder mit wehenden Fahnen. Jetzt noch ist das "Wir-Gefühl" so stark, dass er nicht merkt, dass es nur eine Illusion ist. Jetzt noch ist das Wichtigste, dass er die WM im freien Fernsehen sehen darf – jetzt feiern, denn nächstes Jahr schon schlägt die Abrißbirne zu!

    So einfach kommt man frisch aus deutschen Landen mit mehrfachem Wahlbetrug über die Runden.

    Nicht Deutschland ist der wahre Sanierungsfall, sondern eine Gesellschaft, in welcher der höher geachtet wird, der andere besser abzockt.

    Insofern haben wir hierzulande ja genau die Richtigen in Politik und Wirtschaft am Ruder! Allianz kann ja auch eben 12 von 22 Filialen schließen bei erwarteten 5 Mrd Jahresgewinn. Nach dem größten Steuererhöhungspaket jetzt noch Erhöhungen für die Krankenkassen und mal wieder Rekordschulden. Toll!


    Aber, was red' ich denn: "Hauptsache, wir werden Weltmeister!"



    comments erwünscht
     
  2. 27. Juni 2006
    Der deutsche Bürger wehrt sich sehr lange nicht. Er lässt viel mit sich machen.
    Aber eines Tages, das weiß ich mit Sicherheit, kommt der ganz große Knall!!!
    Noch wird viel über Harz IV Empfänger hergezogen, von wegen Faulheit und so. Es werden immer mehr Firmen kaputt gehen.
    Wer heute noch Arbeit hat, ist der HartzIV Empfänger von Morgen.
    Das Sozialsystem wird irgendwann so sein, wie in Amerika. Man merkt so richtig, wie es mit Deutschland bergab geht.
    Schade eigentlich! Wie gut ging es uns zu DM Zeiten.
     
  3. 28. Juni 2006
    Srs,

    Ich gebe matrox weitestgehend recht, Deutschland sieht sich großen Problemen gegenüber.
    Aus sicht des Staates ist die Reformpolitik durchaus nachvollziehbar, wenn nichts reinkommt kann ich
    (der Staat) nichts ausgeben.
    Aber das hat der Staat sich selbst anzukreiden zumindest teilweise, wenn die Unternehmen den Großteil ihrer Gewinne in Deutschland machen dann sollten diese auch hier versteuert werden und nicht in Polen, Tschechien oder sonstwo.
    Die Probleme unseres Staates basieren weniger auf der Euro Umstellung als auf der Globalisierung an sich.

    Man sollte nicht außer Acht lassen, das es den meisten Hilfebedürftigen immernoch besser geht als denen im europäischen Ausland.
    Deutschland ist nicht so schlecht wie es oft dargestelt wird, den meisten Leuten fehlt einfach nur eine echte Vergleichsmöglichkeit (Ehrfahrungen im Ausland).


    Ich mach erstmal Schluß

    Als bald
     
  4. 28. Juni 2006
    Das der Sozialstaat im Abbau ist sieht man aber überall , Praxisgebühr , Hartz 4 Kürzungen und wo man früher in der Schule noch ein Buch pro Jahr kaufen musste , sinds heute schon 3 pro Jahr.

    mfg
     
  5. 28. Juni 2006
    Ja das mit der Schule ist schlimm, wir müssen jetzt für den Technikunterricht unser eigenes Lötzinn mitbringen, weil die Stadt der Schule nur sehr wenig Geld gibt. Das ist doch sch****
    Ich denke auch dass es mit Deutschland bergab geht. Zur Zeit frage ich mich auch immer wieder, weshalb man unsere Regierungsform eigentlich Demokratie nennt. Bei uns wir eigentlich fast gar nichts mehr im Willen des Volkes gemacht.
    Wir sollten uns wie die Franzosen wehren....dass muss bald mal kommen...sonst geht es uns irgendwann richtig schlecht.
     
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