Spieleentwickler müssen sich professionalisieren

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von Hardwarehunger, 15. Mai 2008 .

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  1. 15. Mai 2008
    Spieleentwickler müssen sich professionalisieren
    G.A.M.E.-Vorstand Stephan Reichart über die Zukunft seiner Branche

    Verkaufserfolge und Politikförderung, Killerspiele und Onlinesucht: Den deutschen Entwickler geht es derzeit vergleichsweise gut. Trotzdem steht die Branche vor neuen Herausforderungen. G.A.M.E-Vorstand Stephan Reichart sprach auf der Entwicklerkonferenz 2008 über die Zukunft der Spielentwicklung in Deutschland.

    Rund 200 Entwicklerstudios gibt es hierzulande mittlerweile, gut 10 davon spielen in der internationalen Oberliga - mehr als je zuvor. Immer öfter landet man - zum Beispiel mit Crysis oder Sacred - internationale Verkaufserfolge, und in Bereichen wie Browser- und Mobile-Games ist Deutschland sogar weltweit führend. Derzeit arbeiten zwischen Flensburg und Füssen knapp 3.500 Entwickler, die Branche macht 1,7 Milliarden Euro Umsatz. Das alles berichtet Stephan Reichart, einer der Geschäftsführer des G.A.M.E. Bundesverbands der Entwickler von Computerspielen e.V. Trotzdem ist Reichart nicht zufrieden. "Wir sind der attraktivste Wachstumsmarkt im Entertainmentbereich", sagte er auf der Entwicklerkonferenz 2008 in Berlin. Dann erzählte er von einem Telekom-Manager, der angesichts der Branchenumsätze kürzlich scherzhaft drohte, sein Unternehmen könne die gesamte deutsche Spielebranche aufkaufen. Noch immer, so Reichart, seien die deutschen Entwickler zu wenig professionell und zu klein. Das größte Studio, Radon Labs, beschäftigt derzeit rund 90 Mitarbeiter. Allein zur Abdeckung aller relevanter Plattformen müssten es aber mindestens 300 sein.

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    Der Markt entwickle sich zunehmend in Richtung von Online-, Party- und Family-Entertainment, so Reichart, der aber ausdrücklich nicht billige Casual-Games meint: "Lizenzen von Casual-Games werden in Tausender-Einheiten gehandelt." Reichart spricht von hochqualitativen Titeln, die ein breites Publikum ansprechen. "Das sind keine Sachen, mit denen man seinen Traum 'Ich bin ein cooler Spieleentwickler' umsetzen kann. Aber man kann damit Geld verdienen." Wer das schaffe und jahrelang in Time und in Budget gute Produkte produziere, der könne irgendwann vielleicht auch ein richtig großes Traumprojekt in Angriff nehmen.

    Damit das gelingt, müssen sich die deutschen Entwickler in der Breite weiter professionalisieren, fordert Reichart. Er sprach in seiner Rede von Dingen, die viele auf der Entwicklerkonferenz Anwesenden schon gehört haben könnten: ordentliches Auftreten bei Messen und Tagungen und vorzeigbare Büros. Er schlug außerdem vor, Vertretungen in den größeren deutschen Städten zu eröffnen. Reichart ging aber noch weiter und empfahl dringend, die oftmals noch flachen Hierarchien an die neuen Herausforderungen anzupassen. Ein Problem sei etwa, dass viele der besten Studiogründer inzwischen keine Zeit mehr für das haben, was den Erfolg einst ausgemachte. Sie kommen nicht mehr zum Programmieren oder zum Erstellen von Spielkonzepten. Reichart empfiehlt, mehr mittleres Management in die Firmen zu holen: Leads und Directors etwa, aber auch Geschäftsführer für das laufende Business und für die Anbahnung neuer Geschäftsfelder und -kontakte. Reicharts dringender Rat: Die deutschen Studios müssten "weg vom Entwickler, hin zum Medienunternehmen."

    Reichart warnte, die derzeitige scheinbare Ruhe in Sachen Jugendschutz sei bald vorbei. "Wir werden spätestens Ende 2008 Computerspielesucht auf der Agenda haben. Ihr müsst euch überlegen", sagte er den Entwicklern, "hat mein Spiel Suchtpotenzial, und wie gehe ich damit um?" Auch beim Thema Gewalt sieht er neue Diskussionen auf die Branche zukommen, spätestens in ein oder zwei Jahren. "Ich bin der Meinung: Wir kriegen eine neue Gerätegeneration, wir kriegen eine neue Realität, und irgendein Depp wird es in seine Spiele einbauen."

    Quelle: Golem
     
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