"Ich finde das okay, wenn Ausländer brennen"

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Knoedel, 22. Mai 2008 .

  1. 22. Mai 2008
    Fremdenfeindliche Ausschreitungen in Südafrika

    In Südafrika gehen bewaffnete Banden seit Tagen brutal gegen Zuwanderer vor. Die Ausländer leben in Todesangst - die Angreifer halten ihre Übergriffe für gerechtfertigt. Begonnen hatte die Hatz im Township Alexandra.
    Eine Reportage von Judith Reker, Johannesburg


    "Baby", sagt der Maurer Bigboy M. und legt eine Hand zart auf die Schulter seiner Frau, "ich muss jetzt gehen, sonst finde ich keinen Schlafplatz mehr." Primrose M. steht auf der Treppe in der Polizeiwache der Township Alexandra und schaut ihm nach.

    Das Paar aus Simbabwe gehört zu den knapp 1000 Menschen, Tendenz steigend, die seit Sonntag, 11. Mai, in dem Revier Schutz suchen. Jeden Abend kurz vor der Dämmerung, die Gefahr verheißt, kommen neue Flüchtlinge mit großen Koffern.

    Sie sind afrikanische Ausländer in Südafrika, sie werden bedroht, gejagt, getötet. Frauen und Kinder schlafen im ersten Stock der Polizeistation. Die Männer draußen auf dem Boden in provisorischen Zelten, bei sieben Grad Celsius in dieser Nacht.

    Hier in Alexandra, einer der ältesten Townships von Johannesburg, begann die Gewaltwelle. Laut der Zeitung Mail and Guardian entsprang sie aus Versammlungen von Anwohnern und Busbetreibern, in denen Kriminalität und ein angeblich zunehmender Ausländeranteil am Busgeschäft debattiert wurden.

    Grünes Licht für die Armee

    Seither laufen Gruppen von Männern und Frauen von Haus zu Haus, und wo sie Ausländer finden, folgen Mord, Raub, Vergewaltigung. Mehr als 25 Menschen starben bisher, erschlagen die meisten, manche lebendig verbrannt, andere aus Fenstern gestürzt. Rund 20.000 suchen mittlerweile Zuflucht in Polizeistationen, Kirchen, sicheren Unterkünften in ganz Johannesburg.

    Weil die Polizei die Gewalt nicht in den Griff bekommt, hat Präsident Thabo Mbeki am Mittwoch grünes Licht für einen Armee-Einsatz gegeben. Unter anderem die südafrikanische Menschenrechtskommission und die Oppositionspartei Democratic Alliance hatten das gefordert. Es wird der erste Militäreinsatz in den Townships seit dem Ende der Apartheid sein.

    Damit verbindet sich die Gefahr neuer Konflikte, denn viele Township-Bewohner haben traumatische Erinnerungen an die Panzereinsätze des Apartheid-Regimes. In weiten Teilen der Townships bekommen die südafrikanischen Bewohner von den Mörderbanden gar nichts mit.

    Dort ist es nachts still wie immer in den fast autolosen Straßen, und nur gelegentlich über die Häuser fliegende Hubschrauber zeugen von einer Ausnahmesituation. Das wird sich ändern, sobald Panzer durch die Straßen rollen.

    Geschätzte fünf Millionen ausländische Afrikaner leben in Südafrika, davon allein drei Millionen aus dem zerrütteten Nachbarland Simbabwe. Die aktuellen Ausschreitungen gegen arme Fremde sind nicht die ersten, aber die gewalttätigsten.

    Gewaltbereite und Sympathisanten

    Viele Südafrikaner werfen - afrikanischen - Ausländern vor, für die hohe Kriminalitätsrate verantwortlich zu sein. Außerdem würden sie den Südafrikanern die Arbeit stehlen und so zu der stagnierend hohen Arbeitslosigkeit beitragen. Statistiken belegen diese Vorwürfe nicht.

    Die tatsächliche Zahl der Gewaltbereiten ist schwer einzuschätzen, ebenso wie die Zahl derjenigen, die sich selbst die Hände nicht schmutzig machen, aber Beifall klatschen, wenn ein Mensch ermordet wird. Ein Analyst des Instituts für Sicherheitsstudien (ISS) in Pretoria schätzt diese letzte Gruppe hoch ein.

    "Wir haben fast keine Gegenreaktionen aus den Gemeinden gesehen, keine Verteidigung der Ausländer", sagt Prince Mashele. "Die Mehrheit der Township-Bewohner ist sicher gegen Gewalt, aber die Mehrheit sagt eben auch: die Fremden müssen gehen."

    Einer, der sich die Hände schmutzig gemacht hat, sagt lachend: "Ich finde das okay, wenn Ausländer brennen." Der knapp 20-jährige arbeitslose Schreiner steht in einer Gruppe von Männern in einer engen Gasse, unweit der Roosevelt Road in Alexandra.

    Zunächst sagen er und seine Kumpane, sie würden "nur nach illegalen Fremden" jagen. "Fünf Minuten gebe ich einem, um zu beweisen, dass er legal ist. Er kann in sein Haus gehen, seinen Pass holen, seinen Stempel zeigen. Fünf Minuten – sonst brennt er."

    Botschaft an die Regierung

    Ein anderer sagt: "Wir warten seit 1994 darauf, dass die Regierung ihre Versprechen hält. Ich lebe immer noch in einer Wellblechhütte, statt dessen bekommen die Ausländer die Sozialwohnungen. Jetzt sagen wir der Regierung mit dieser Botschaft: es reicht."

    Ein dritter: "Sie vergewaltigen unsere Frauen, sie arbeiten für Löhne, die wir ablehnen müssen, weil sie nicht zum Leben reichen. Sie müssen raus." Ein vierter, der sich als aktives Kirchenmitglied vorstellt, sagt, er beteilige sich nicht an Gewalt, "aber die Ausländer müssen gehen – so oder so."

    Als Ausblick geben sie noch eine Warnung mit auf den Weg: "Wir wissen, dass sich immer noch Ausländer in Alexandra verstecken. Sie sollen wissen, dass sie in akuter Gefahr sind, wenn sie hier bleiben."

    Auf der Suche nach einer Erklärung für die Gewalt gab es von Anfang an Stimmen, die eine organisierte Aktion hinter den Hetzjagden vermuten. Zunächst beschuldigte die Regierungspartei ANC die Inkatha Freedom Party (IFP). Denn die ersten Mordzüge gingen von einem Viertel im Herzen Alexandras aus, das als Hochburg der IFP gilt.

    Die IFP wies diese Anschuldigungen energisch zurück. Am Dienstag verkündete eine Ministerin der Provinz Gauteng, in der Johannesburg liegt, dass die Polizei konkrete Beweise für eine Orchestrierung habe. Welche Beweise das jedoch sind, sagte sie nicht.

    "Pulverfass unerfüllter Erwartungen"

    Das Südafrikanische Institut für Rassenbeziehungen (SAIRR) hingegen erklärt den Zeitpunkt des Gewaltausbruchs mit einem explosiven Zusammentreffen mehrerer Faktoren. "Steigende Nahrungsmittelpreise, steigende Benzinpreise, steigende Inflation," sagt Mapeete Mohale vom SAIRR, "haben womöglich das Fass nun zum Überlaufen gebracht."

    Die Hauptschuld sieht SAIRR jedoch bei der Regierung von Präsident Thabo Mbeki. Ein "Pulverfass aus unerfüllten Erwartungen" sei nun explodiert. "Die Regierung hat in zu vielen Bereichen versagt - die Polizei ist inkompetent, die Behörden sind inkompetent und korrupt - nun fühlen sich die Leute im Recht, selbst zu handeln", so Mohale.

    Die Gewaltwelle hat mittlerweile die beiden anderen großen Migrationszentren erreicht, Kapstadt und Durban. Schon wurde ein südafrikanischer Geschäftsmann in seinem Haus verbrannt, weil er Ausländer beschäftigte. Ein weiterer südafrikanischer Unternehmer aus der Township Alexandra will deshalb ungenannt bleiben. Der angesehene Geschäftsmann schickt den Flüchtlingen im Polizeirevier regelmäßig Essen und Decken.

    Selbst wenn die Staatsmacht das Morden bald in den Griff bekommt, wird es für arme schwarze Ausländer in Südafrika so schnell keine Rückkehr zur Normalität geben. "Es wird lange dauern, bis diese Ereignisse aus den Gedächtnissen der Südafrikaner und der Ausländer verschwinden", sagt Analyst Mashele.

    Leben in Todesangst, das ist derzeit die Normalität. Übermüdet kommt die simbabwische Reinigungsfrau in der Firma an. Ihre Kinder hat sie am Wochenende an einen sicheren Ort gebracht, sie selbst liegt nachts wach und horcht. Im Bus spricht sie kein Wort, während Fahrgäste "Ausländer raus" skandieren.

    Quelle: sueddeutsche.de​
     
  2. 22. Mai 2008
    AW: "Ich finde das okay, wenn Ausländer brennen"

    was soll man dazu sage, schrecklich sowas.
    Die Ausländer kommen ja nicht ins Land um den Einheimischen die Jobs weg zu nehmen oder sonst wie zu schädigen. Die wollen nur ein normales Leben führen ausserhalb ihrer alten Welt und hoffen darauf wie Menschen behandelt zu werden doch werden sie gejagt und verbrannt, getötet und gequalt. Aber was wollen wir deutschen schon sagen, als ob wir sie hier mit offenen Armen aufgenommen häten. Es sind doch die selben scheiß, Rassistischen Argumente wie hier.
     
  3. 22. Mai 2008
    AW: "Ich finde das okay, wenn Ausländer brennen"

    da fehlen mir die worte...wirklich krass...aber die deutschen sollten da erstmal vor ihrer eigenen haustüre kehren, schade, dass einem sowas nur bei anderen auffällt und bei einem selbst nicht...
    lg
     
  4. 22. Mai 2008
    AW: "Ich finde das okay, wenn Ausländer brennen"

    Heftig, hoffentlich wird das nicht noch schlimmer.
    Schon schlimm das es soetwas im 21. Jahrhundert noch gibt
     
  5. 22. Mai 2008
    AW: "Ich finde das okay, wenn Ausländer brennen"

    Und dann regen sich andere Länder immer noch über die Vergangenheit von duetschland auf?( also wie sowas passieren kann ist mir echt ein Rätsel. Eher gesagt wie man in einem Land sowas zulassen kann.
    Das ist doch schon krank und wieso sollten diese eh schon aren Leute ihnen auch noch die Arbeitsplätze wegnehmen.
    Naja ich hoffe da wird in dne nächsten Wochen endlich mal gegen vorgegangen.
     
  6. 22. Mai 2008
    AW: "Ich finde das okay, wenn Ausländer brennen"

    in dem land soll die nächste wm stattfinden...
     
  7. 22. Mai 2008
    AW: "Ich finde das okay, wenn Ausländer brennen"

    Tjo. Ich fahr bestimmt nicht dahin ^^

    Naja, bei uns werden keine Ausländer auf offener Straße erschossen. Jedenfalls nicht von Rassisten. Unter den Ausländern fallen ja manchmal ein paar Kugeln. Von daher kann man die Situation mit Deutschland nicht vergleichen.
     
  8. 25. Mai 2008
    AW: "Ich finde das okay, wenn Ausländer brennen"

    bitte untermauer doch deine Behauptung mit einem gleichwertigem Beispiel was du aber nicht finden wirst da in Deutschland die Situation absolut nicht diese Dimension hat wie in Südafrika anstatt dessen ist sie auf dem niveau wie in jedem anderen Land der welt auch.

    greetz
     
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