Mozart brauchte kein Copyright

Dieses Thema im Forum "Musik & Musiker" wurde erstellt von hotty2003, 1. Juni 2008 .

  1. 1. Juni 2008
    ich hab einen interessanten Artikel zum Thema Copyright gefunden:



    Mozart brauchte kein Copyright

    Sie klagen, sehen sich als Opfer und mischen sich sogar in die Politik ein: Ohne das Copyright gehe die Kunst unter, betonen Vertreter der Musikindustrie. Das Gegenteil ist der Fall, meint Malte Welding.


    Musikindustrie. Das klingt, als gäbe es an einem Ort im Ruhrgebiet eine Fabrik, wo Bohlens, Scooters oder Neptunes im Blaumann am Fließband stehen und Töne ineinander stöpseln. Tatsächlich geht es in der Musikindustrie aber nicht mehr um die Herstellung von Musik.
    Was man auch liest in diesen Tagen: Immer geht es um das Copyright. Sei es in den Verhandlungen mit Apple, in denen man darauf drängt, dass Musik auf dem iPhone teurer sein soll als bei iTunes; sei es auf der Webseite des Bundesverbandes der Musikindustrie, wo man sich hoch befriedigt darüber zeigt, dass das Landgericht Oldenburg den staatsanwaltlichen Zugriff auf Daten von Anschlussinhabern auch weiterhin ohne richterlichen Beschluss zulässt; seien es die Schadensersatzprozesse in den USA um hunderttausende Dollar wegen ein paar getauschter MP3s – immer geriert sich die Musikindustrie als Opfer, dem Milliardenwerte genommen wurden.
    Ein Opfer, das die Vorratsdatenspeicherung unterstützt und seine Angestellten Bettelbriefe an die Bundeskanzlerin schreiben lässt. Wenn die Politik das geistige Eigentum nicht besser schütze, werde die kulturelle Vielfalt in Deutschland abnehmen und die Zukunft würde verspielt. Schließlich sei geistiges Eigentum das Öl des 21. Jahrhunderts. So schrieben neulich einige Künstler im Namen der Musikindustrie.


    Geld und Copyright

    Nun hat Geld die angenehme Eigenschaft, dass es besser wird, je mehr man davon hat. Insofern sind die Bemühungen der Musikindustrie natürlich legitim. Allerdings muss es ebenso erlaubt sein, den von der Musikindustrie immer wieder behaupteten Zusammenhang zwischen Copyright, finanziellem Erfolg und der Qualität der Kunst zu hinterfragen.
    Denn diesen Zusammenhang gibt es nicht. Man kann reich werden ohne Copyright und wenig Geld verdienen trotz gesicherter Rechte, man kann, obwohl man durch Musik reich geworden ist, Zukunftsressourcen verspielen und mit den Ideen anderer Geld verdienen, ob es das Urheberrecht nun erlaubt oder nicht.
    Diese These ist mit einigen Beispielen auch aus der Vor-Tauschbörsenzeiten leicht zu belegen. Wolfgang Amadeus Mozart bekam für ein Engagement als Pianist 1000 Gulden. Im Jahr verdiente er 10.000 Gulden. Wikipedia gibt an, dass Mozarts Zimmermädchen einen Gulden im Monat bekam, Mozart war also ein Top-Verdiener. Und das, obwohl in ganz Europa munter Notenblätter mit Mozart-Kompositionen gedruckt wurden, es gab schließlich noch kein Copyright.


    Bach im Remix

    Auch Mozart profitierte von dem noch nicht durch Verwertungskanäle begradigten freien Fluss des Geistes, denn seine eigene Musik war ebenfalls nicht frei von Einflüssen. Mozarts Requiem weist erstaunliche Übereinstimmungen mit dem Requiem Michael Haydns auf. Zudem bearbeitete Mozart Bach-Fugen und ersetzte die den Fugen voranstehenden Präludien durch für Streicher geeignete Eigenkompositionen. Dafür musste er nicht mit den Erben Bachs vor Gericht – er machte es einfach. Er remixte Bach. Er mashte ihn, er fledderte die toten Noten und schuf etwas Neues.
    Dieses Vorgehen, das heute zu wütenden Plagiatsvorwürfen und mindestens bis Karlsruhe führen würde, hat ganz offensichtlich weder dem Ansehen Mozarts noch dem musikalischen Erbe Bachs geschadet.
    Die größte Musik, die unsere Vorfahren oder sogar unsere gesamte westliche Kultur je geschaffen hat, entstand in geradezu anarchischer Freiheit. Und trotz – oder gerade dank – dieser Freiheit konnte man als Komponist ein Vermögen verdienen.


    Robbie Williams und DJ Ötzi

    Robbie Williams wiederum, bestens geschützt durch ein Heer von Anwälten (nicht einmal Fotos durften deutsche Journalisten auf seiner letzten Tournee von ihm machen), hat nach seinem Deal mit EMI, der ihm 127 Millionen Euro für sechs Alben verschafft hat, ein Live-Album, ein Greatest-Hits-Album und drei Studioalben zustande bekommen.
    Keines der Werke brachte den erhofften Erfolg auf dem amerikanischen Markt, keines ist im popkulturellen oder gar musikalischen Gedächtnis geblieben. Wer kennt schon jemanden, der jemanden kennt, der ein Stück des Albums «Rudebox» summen könnte? Geld macht also – wen wundert es? - nicht kreativer.
    DJ Ötzi, einer der Unterzeichner des Briefes an die Bundeskanzlerin, hatte seinen Durchbruch mit «Anton aus Tirol». Sage und schreibe 17 Menschen haben all ihre Geisteskraft in dieses Stück moderner Volksmusik gesteckt und zeichnen als Urheber verantwortlich für den strammwadigen Anton. Selbst wenn auf das Kopieren von Bierzelthymnen die Todesstrafe stünde, hätte diese Ansammlung von Dichtern und Denkern schwerlich ein Vermögen aus dem Alpen-Hit schöpfen können, denn Geld hat die unangenehme Eigenschaft, dass es schlechter wird, wenn man es teilt.


    Geteilte Einnahmen

    Copyright macht also mitnichten die Urheber der Werke reich. Der winzige Bruchteil am Verkauf einer CD, der tatsächlich in den Taschen der Komponisten landet (das größte Stück vom Kuchen sichern sich Rechteverwerter, Industrie und Handel), muss häufig mit Komponistenkollegen und Textern geteilt werden.
    Ein Rechenbeispiel: Kostet eine CD im Handel 15,99 Euro, erhält der Künstler davon 64 Cent, also 4 Prozent des Ladenpreises. Beim Download eines einzelnen Songs für 1,39 Euro beträgt der Künstleranteil 5,6 Cent. Die eigentlichen Schöpfer der Werke sind unter den gegenwärtigen Bedingungen demnach gerade nicht gestellt, als würde die Industrie sie als das Bollwerk gegen kulturellen Verfall ansehen oder der Handel ihrem Beitrag den Stellenwert des Erdöls des 21. Jahrhunderts beimessen – ihr Anteil am Erlös aus dem CD-Verkauf ist geringer als der der Gema – die erhält 6 Prozent.
    Folgehits von DJ Ötzi wie «Hey Baby», «Do Wah Diddy», «Burger Dance», «Ramalamadingdong» und «Ein Stern (der deinen Namen trägt)», die jeweils hohe Chartplatzierungen erreichten, waren allesamt Cover-Versionen. Auch der Gigant DJ Ötzi kann nicht ohne Inspiration von anderen arbeiten. Gar nicht so leicht also, den einzigartig schöpferischen Wert seiner Tätigkeit zu erfassen. Die Älteren würden es ein tolldreistes Bubenstück nennen, dass ausgerechnet jemand, der die Früchte anderer (die allerdings als Urheber mitverdienen) so zahlreich zu Markte trägt, sich als Opfer von Kopisten bezeichnet.

    ...

    http://www.netzeitung.de/internet/1028837.html
    26. Mai 10:40
     
  2. 1. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    So ist es einfach, die Musikindustrie will immer mehr Geld und die Kunst bleibt auf der Strecke.
     
  3. 1. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    Ich finds auch sehr krass das selbst die GEMA mehr an nem Album verdient als der Künstler selbst.
    Da ist es kein Wunder, das immer mehr Künstler ihre Alben selbst über das Internet vermarkten.
     
  4. 2. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    der hammer! von 16euro kriegt der künstler 64 cent, und das bischen wollen hier alle gönnen, weils die industrie nicht verdient? das geht auch von den 64 cent weg wenns ned gekauft wird!
     
  5. 2. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    erst vor kurzem hat doch auch der clown von slipknot gesagt das die an ihren alben nahezu nichts verdient haben und der großteil ihres verdienstes von touren kommt
     
  6. 2. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    Naja, ob das mit den 64 Cent auf alle Künstler zutrifft,
    weiß ich nicht. Ich glaube, das kommt auf den Vertrieb an.
    Denn ich hab mal in der Juice in einem Interview mit Bushido (^^),
    in dem es um Business ging, gelesen, dass je nach Situation
    halt nicht jeder Vertrieb den gleichen Deal anbietet. Im Fall von
    Bushido war es nämlich so, dass er pro verkauftem Album 2 Euro
    bekommen hat, was bei einer Platin-CD einen Gewinn von über
    400000 Euro bedeuten würde. Ich weiß ja nicht wie das da läuft,
    aber so hat es zumindest Bushido in dem Interview gesagt^^

    Btw finde ich sowieso, dass die Musikindustrie maßlos übertreibt.
    Ich finde es einfach nur eine Schande, wie geldgierig so viele Menschen hier doch sind
     
  7. 2. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    yo finds auch krass als ob die jetzt pleite gehn würden wenn sagen wir mal der künstler 2 euro mehr verdienen würde...
    aber andererseit hats natürlich ne gute seite, nämlich das die musiker gezwungen sind mehr live auftritte zu machen
     
  8. 2. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    Genau und dadurch, dass sie gezwungen werden live aufzutreten (also wirklich live) können sich nur die Künstler durchsetzen, die wirklich singen können. Folglich wird die Qualität gesteigert.
     
  9. 2. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    die Musikindustrie hat jimi hendrix umgebracht!
    Würde jeder Artist seine Musik selber an Radiosender, der Film und Game Industrie verkaufen sowie sich das abspielen auf öffentlichen Plätzen bezahlen lassen dafür aber die Songs selber zum Download anbieten dann häten die hundert mal mehr von. Dann wären wenigstens auf den Konzerten was los da man sich das Geld für die CD-Spart zudem wären internetcafes gut besucht
     
  10. 2. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    Und darum unterstütze ich keine normale Musik.

    Es gibt nichts besseres als Rechtsrock. Dort kosten die CD's nur 15€, man bekommt mittlerweile wirklich 1A Qualität (qualitativ kein Unterschied zu normaler Musik) und der allergrößte Teil des Verkaufspreises geht auch an die Musikgruppe - keine dämliche Abzocke, keine Musiklobby. Hier zählt das, was der Künstler macht. Gerechter Lohn für gerechte Arbeit.

    Nebenbei, Mozart würde sich bei Begriffen wie "Copyright" im Grabe umdrehen.
     
  11. 2. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    Ich hoffe das war Ironie, und abgesehen davon is das eh nicht unbedingt viel besser da diese "unnormale" Musik zwar vlt mehr an ner Cd verdient aber viel weniger Cds verkauft...
    Abgesehn kann ich sagen das extremer Metal (Black und Brutal Death undso), welcher auch nur von wenigen gehört wird oder "unnormal" ist, trotzdem stehn die Bands alle unter Plattenfirmen und verdienen auch wenig an Cds (wenn auch wahrscheinlich mehr als die bei richtig großen Plattenfirmen)
     
  12. 2. Juni 2008
    AW: Mozart brauchte kein Copyright

    Nein, wieso soll es Ironie sein? Weil ich Musik höre, die du nicht hörst? Rechtsrock ist kein Zillertaler Türkenjäger oder sonstige uralte . Es gab einen großen Wandel.

    Abgesehen davon, dass man alle Musikrichtungen (außer HipHop und co.) im rechten Musiklager findet, sind, wie bereits erwähnt, die CD's für jeden Bürger erschwinglich. Musik soll der hören, der es hören will. Ganz ohne Geld geht es natürlich nicht, aber 15€ sind wirklich nicht viel und man bekommt dafür sehr viel geboten.
    Und glaube mir, jeder €, der durch eigene Arbeit und durch treue Käufer verdient wird, ist 100x besser, als ein €, der durch kapitalistische Drecks-Musiklobbyisten gewandert ist und dem Musiker einen Hungerlohn beschert.

    Daran wird sich auch nichts ändern, weil der Zustand Ideologiebedingt ist. Und wir sind stolz drauf Ja, es ist wahrlich schön, anders zu sein.
     
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