Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von 010100111001, 11. Juni 2008 .

  1. 11. Juni 2008
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    Die psychologische Dimension der Anschläge wird unterschätzt

    Wenn Terroristen einen Anschlag verüben, schlagen sie immer doppelt zu. Einmal direkt, in dem sie Menschen töten oder verletzen und hohen Sachschaden verursachen; aber auch indirekt, in dem sie Angst verbreiten. Und diese Angst ist die eigentliche Waffe der Terroristen. Wissenschaftler fordern: "Wir müssen den Kampf gegen den Terror auch auf psychologischer Ebene aufnehmen."


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    Die Angst der Deutschen vor einem Terroranschlag hat seit dem 11. September zugenommen

    Die Angst der Deutschen vor einem Terroranschlag hat sich seit 2001 verdoppelt – so das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage. Vor dem 11. September hatten nur 21 Prozent "große Angst" vor einem Terroranschlag, 2007 waren es 50 Prozent. Die Attentäter von New York, Madrid und London haben ihr Ziel erschreckend leicht erreicht. Denn wenn Terroristen einen Anschlag verüben, schlagen sie immer doppelt zu. Einmal direkt, in dem sie Menschen töten und verletzen und hohen Sachschaden verursachen; aber auch indirekt, in dem sie Angst verbreiten. Und diese Angst ist die eigentliche Waffe der Terroristen. Wir müssen daher den Kampf gegen den Terror auch auf psychologischer Ebene aufnehmen. Doch sowohl in der Gesellschaft, als auch in der Politik spielt dieser Aspekt bisher kaum eine Rolle.

    Die Angst, Opfer eines Terroranschlages zu werden, ist übertrieben groß

    Die Bilder des Terroranschlags auf das World Trade Center am 11. September haben sich tief in das kollektive Bewusstsein eingebrannt. Und sie haben uns unsere eigene Verwundbarkeit bewusstgemacht. Seitdem haben auch in Europa viele Menschen Angst, Opfer eines Terroranschlages zu werden. Und die Anschläge von Madrid und London geben ihnen scheinbar recht. Doch nüchtern betrachtet ist diese Angst unverhältnismäßig groß. Schaut man sich die Statistik an, ergibt sich ein völlig anderes Bild:
    • Seit 2001 sind in Europa zwar 247 Personen durch einen Anschlag ums Leben gekommen
    • Im selben Zeitraum starben jedoch alleine bei Stürmen 256 Menschen (zum Beispiel durch herabstürzende Äste)
    • Während der Hitzewelle im Sommer 2003 kamen in Deutschland 9.000 Menschen ums Leben
    • Und seit 2001 starben in Deutschland über 50.000 Menschen, weil sie in einem Krankenhaus ein falsches Medikament bekommen haben
    Es ist also vergleichsweise unwahrscheinlich, Opfer eines Anschlages zu werden. Psychologen kennen diesen Widerspruch zwischen Angst und Wirklichkeit und sprechen von subjektivem Risikoempfinden. Thomas Kliche ist Experte für politische Psychologie an der Universität Hamburg. Er erklärt, wie es dazu kommt: "Menschen überschätzen Risiken sehr stark, wenn Ereignisse selten eintreten, dann aber mit erheblichen belastenden Konsequenzen verknüpft sind. Da diese dramatischen Ereignisse medial sehr sichtbar sind, wirken sie als Angstsammler, die alle vorhandenen irrationalen Ängste an sich binden."

    Mehr Opfer durch angstgesteuertes Ausweichverhalten

    Wie die große Angst vor einem Terroranschlag das Verhalten der Menschen beeinflusst, hat der Leiter des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung Gerd Gigerenzer untersucht: "Die Menschen reagieren unbewusst auf ihre Angst und vermeiden die entsprechende Situation. Doch dieses Ausweichverhalten kann schlimmere Schäden nach sich ziehen und mit einem größeren Risiko verbunden sein, als wenn man weiter machen würde wie bisher." Als Beispiel führt er die Reaktionen der US-Amerikaner nach dem 11. September an. Aus Angst davor, dass weitere Flugzeuge entführt werden könnten, sind viele Menschen vom Flugzeug auf das Auto umgestiegen. Vor allem auf den Fernstraßen hat dadurch der Verkehr 12 Monate lang erheblich zugenommen. Die Folgen waren erheblich: Es gab deutlich mehr Unfälle und 1.600 zusätzliche Verkehrstote! Der Anschlag führte also nicht nur zu 256 Toten in den Flugzeugen und zu 2.700 Opfern in den Türmen und dem Pentagon, sondern zu weiteren 1.600 Toten durch ein angstgesteuertes

    Kosten der Sicherheit versus Risiko des Terrorismus

    Doch auch außerhalb der USA hat die Angst vor dem Terror die Gesellschaft verändert. Die Berichterstattung in den Medien erinnert die Menschen permanent an die Bedrohung. Dadurch kommt es zu einem weiteren psychologischen Phänomen: Die Menschen identifizieren sich stärker mit der eigenen Gemeinschaft. Alles Vertraute wird unterstützt. Dagegen sinkt die Toleranz gegenüber anderen Gruppen und Meinungen und Ausgrenzungen nehmen zu. Es werden härtere Strafen für alle Arten von Verbrechen befürwortet und Bürgerrechte eingeschränkt. Zu beobachten ist das bei vielen Sicherheitsbestimmungen, die widerspruchslos umgesetzt werden und zu enormen volkswirtschaftlichen Kosten führen.
    Wirtschaftsexperten haben berechnet, dass sich die Kosten im internationalen Warenverkehr aufgrund der dortigen Sicherheitsmaßnahmen um 0,5 Prozent erhöht haben, bezogen auf den jeweiligen Warenwert. Wie viel das ist, kann man an folgendem Beispiel erahnen. Viele Autohersteller verzichten wegen einer Preisdifferenz von nur zehn Cent auf eine Warnlampe, die die Insassen darauf aufmerksam macht, wenn sie nicht angeschnallt sind. Laut ADAC ist das eine wichtige Funktion, die wenig kostet und Leben retten kann. Gleichzeitig verursachen aber die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen beim internationalen Transport rund 100 Euro Mehrkosten - ein krasses Mißverhältnis.

    Was tun gegen die Angst?

    Die Angst und die daraus resultierenden Reaktionen haben so inzwischen mehr Schaden angerichtet als die Anschläge selbst. Häufig werden zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen gefordert, aber überraschenderweise können diese die Angst sogar noch vergrößern. Ein Beispiel sind die Kontrollen am Flughafen. Auf der einen Seite können sie zwar potenzielle Terroristen abschrecken, auf der anderen Seite wecken sie aber auch die Erinnerungen an vergangene Anschläge. Fluggäste können sich bedroht fühlen und fragen, ob bei diesem Flug alles gutgehen wird, und ob bestimmte Mitreisende nicht verdächtig aussehen. Die Angst wird neu in Fahrt gebracht. Experten, wie der Politikwissenschaftler Prof. Herfried Münkler, sind sich daher einig, dass der Kampf gegen den Terror nicht nur mit Technik und Gesetzen geführt werden sollte, sondern auch mit Psychologie: "Wir müssen eine heroische Gelassenheit entwickeln. Das heißt, kühl und gelassen reagieren und alle panischen und hysterischen Reaktionen vermeiden. Denn es wird auch bei uns früher oder später einen Anschlag geben. Dabei erwächst die Macht der Terroristen aus unserer eigenen Angst. Wenn wir aber die Anschläge als Unfälle ansehen würden, dann stellt sich heraus: Die Terroristen können uns gar nichts anhaben."



    Quelle: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen - Quarks &
    Co - WDR Fernsehen




    Kommentar:



    Also ich fand diesem Beitrag extrem interessant und es lässt den "internationalen Kampf gegen den Terrorismus" gleich in einem ganz anderen Licht erscheinen.

    Letztendlich ist es also so, dass wenn wir uns in irgendeiner Weise von solchen Anschlägen beeinflussen lassen (z.B. allgemein erhöhte Sicherheitsmaßnahmen, aus Angst nicht mehr fliegen, usw usw) haben die Terroristen ein zweites Mal gewonnen und ihr Ziel erreicht.

    Auch die Zahlen finde ich sehr interessant. Wenn man sich mal überlegt, wie viele Mrd. € für den Kampf gegen den Terrorismus seit 2001 ausgegeben worden ist und die tatsächlichen Opferzahlen in diesem Zeitraum sieht steht das meiner Meinung nach in keinem Verhältnis. Wenn das Geld beispielsweise in innovative Techniken im Straßenverkehr investiert worden wäre (zb automatische Abstandsregelung/Notbremssystem für alle PKW, so wie es ja gerade für LKW diskutiert wird) hätten sicher 1000e Menschenleben gerettet werden können.
     
  2. 11. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    Also wenn ich bedenke das keiner die Biowaffen aus der ehemaligen Sowjetunion haben möchte ist es doch kein Wunder das viel Leute angst haben.Die sache mit z.B. ner Atombombe ist unfug da man sie zwar leit bauen kann aber nicht wirkungsvoll zünden,da habe ich eher noch angst vor einer so genannten Dreckigen Bombe.Aber das ist ein Thema da könnte ich seiten schreiben.Danke dafür
     
  3. 11. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    Sehr Interessant die Statistiken. Hab vor kurzem ein Bericht in von nem Psychologie Professer gelesen der ähnlich Argumentiert hatte. Naja ich bin zurzeit eigentlich Angst frei.
    Darüber könnte man ewig philosphieren was das richtige Verhalten ist aber muss mich da auch meinem Vorredner anschließen zum Thema bomben

    Gruß Mr.Burns
     
  4. 11. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    Das ganze würde ganz anders aussehen, wenn die Angst vor dem Terror nicht gezielt von bestimmten Regimen geschührt werden würde, um politische Ziele durchsetzen zu können...
     
  5. 11. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    Ich finde diese form von Angst vollkommen übertrieben, und denke auch das jedliche Gesetzgebung die Terroranschläge vorbeugen soll, die Angst nicht verringert, sondern nur die Freiheit einschränkt.
    Besonderes Thema was in den letzten Tagen dazu interresant war, die Kampange "Freiheit statt Angst", gegen die Vorratsdatenspeicherung, hoffe ihr habt alle die Petition unterschrieben für eine polizei freihe Mediennutzung
     
  6. 11. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    Dacht erst ich hätte mich verlesen.
    Da hätte genauso gut auch "Angst, die gefährlichste Waffe des Staates" stehen können.
    Schäuble kann so ziemlich jeden seiner feuchten Träume durchbringen, wenn er nur oft genug "Terror" und "11. September" sagt.

    Scheint ganz hervorragend zu funktionieren.

    btw.
    scheinst was von den News abgeschnitten zu haben...
    und da hört der Satz abrupt auf... naja...


    die Sache hier in Deutschland ist so wie so eine ganze andere.
    In den USA ist ja was passiert. Aber hier in Deutschland? Hat Al Qaida hier irgendwas gemacht?
    Naja, eher weniger. Zumindest erinnere ich mich nicht daran, dass der Fernsehturm in Berlin gesprengt wurde...

    Doch da zeigt Deutschland (mal wieder) seine übertriebene Angst und auch die eingebildete Nähe zu den USA.
     
  7. 11. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    Die Angst vor Terroranschlägen in Deutschland wird nur durch die Medien geschürt.... solange ständig Bilder von Attentaten und getöteten Menschen im Fernsehen gezeigt werden, besteht natürlich die Angst vor sowas.
     
  8. 11. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    Nein hab extra nochmal nachgeschaut, das fehlt im Original-Artikel auch. Kann man sich aber ja denken wie der Satz endet:

    "durch ein angesteuertes Ausweichverhalten" oder so in der Art...

    Ja selbst wenn es hier Terroranschläge gegeben hätte, wenn man sich überlegt wie dann die Leute Angst hätten selbst Opfer eines Anschlags zu werden, obwohl es viel gefährlicher ist, täglich am Straßenverkehr teilzunehmen, im Haushalt oder bei der Arbeit einen Unfall zu haben, durchs Rauchen einen Herzinfarkt zu bekommen usw usw...

    Ich find es bemerkenswert, wie die Angst vor dem Terror zu politischen und wirtschaftlichen (Rüstungsfirmen, Geheimdienste etc) Zwecken instrumetalisiert wird obwohl eine andere Verhaltensweise objektiv viel sinnvoller wäre.

    Laut dem Artikel wäre es besser, solche Terroranschläge einfach zu ignorieren.
     
  9. 12. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    naja in deutschland wär ja beinahe was mit den zugbomben gewesen ... wenn da was passiert wär oO... das war einfach glück dass die typen die die bomben gebaut hatten zu blöd waren den plänen zu folgen

    außerdem kennt die öffentlichkeit eh nicht alle vorhaben die diverse organisationen vorhaben ... viel bleibt ja im hintergrund bzw wird nicht ausgeführt weil zum beispiel bnd, polizei u.a. dem ganzen zuvor kommen und einen riegel vorschieben
     
  10. 12. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    Das sehe ich anders. Gerade wenn geplante Anschläge verhindert werden, wird dieses natürlich ganz groß rausposaunt, dass das auch jeder mitbekommt.

    Das war doch vor ein paar Monaten erst der Fall, ich weiss nicht mehr genau wo und was, aber da wurde das doch groß und breit berichtet "geplante Terroranschläge verhindert".

    Aber wenn man mal zurückdenkt: Wie oft kommt sowas denn vor?
    Mehr als selten meiner Meinung nach.
     
  11. 12. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    aber hey,

    habt ihr nichtmal in nem Raum oder in der Bahn eine unbeaufsichtigte Tasche gesehen, verdächtigte Leute !?

    Wenn ja, dann hat die Masche schon gewirkt....

    Bei mir hat sich gewirkt, aber seitdem ich Statistik gehört habe ( --> Vorlesung ) ist mir das wurst...

    Da ess ich sogar rohes Huhn, denn nur ca 80% haben Salmonellen. Es Lebe das Signifikanzniveau


    Noch ein Witz :

    Man schießt mit einem Gewehr auf einen Hasen. Der erste Schuss geht knapp links am Hasen vorbei. Der zweite Schuss geht knapp rechts am Hasen vorbei.
    Aber der Hase fällt um... warum !?

    Spoiler
    Der Mittelwert hat ihn getötet


    Schönen Abend noch


    MfG
    F.
     
  12. 12. Juni 2008
    AW: Angst, die gefährlichste Waffe der Terroristen

    Ist finde ich verständlich diese Angst, trotzdem krasser Anstieg wenn man sich die Statistik so anssieht.
    Vorallem sehen die Menschen das es eigentlich überall passieren kann und nicht nur in New York etc.

    Der Terror hat uns in der Hand :/
     
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