Eine Entschuldigung für Windows Vista

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von neovo, 13. Juli 2008 .

  1. 13. Juli 2008
    Wie er selbst zugab, war Brad Brooks nervös, bevor er die Bühne betrat. Der Microsoft-Manager trägt in Redmond die Marketing-Verantwortung für das Konzernsorgenkind Windows Vista – keine leichte Aufgabe. Rund 7.500 Soft- und Hardware-Händler waren am Mittwoch zur Worldwide Partner Conference 2008 in Houston in Texas zusammengekommen, um aus erster Hand Informationen über Microsofts neue Pläne und Produkte zu erhalten. Doch in erster Linie fieberten die Besucher Brooks Rede entgegen: Was macht man nur mit diesem Ding? Mit einer einstmals gehypten Betriebssystemneuauflage, die keiner haben will? "Heute", beginnt Brooks. "Werden wir aufräumen. Wir werden hier und jetzt eine Trennlinie ziehen und sagen, dass wir zukünftig die Dinge anders anpacken werden." Doch der Applaus blieb zunächst aus.

    "Viele Schmerzen bereitet"

    Brooks umschmeichelte seine Zuhörerschaft, zeigte sich solidarisch: Microsoft sei ambitioniert an Vista herangegangen. In Sachen Sicherheit seien die Anstrengungen jedoch über das Ziel hinausgeschossen. "Sie haben viel zerstört. Wir wissen das. Und wir wissen auch, dass es Ihnen viele Schmerzen im Angesicht Ihrer Kunden – unserer Kunden – bereitet hat", räumte der Manager ein. Das klang beinahe nach einer Entschuldigung. In den anderthalb Jahren, die Vista nun auf dem Markt ist, wäre es bis vor kurzem nicht gelungen, eine reibungslose Unterstützung von Peripheriegeräten und fremden Anwendungen zu garantieren. Auch in den Kategorien Leistung und Stabilität sei Vista kein Glanzstück gewesen. Das im März veröffentlichte Service Pack 1 hätte zwar viele der Fehler beseitigt, doch das soll es noch nicht gewesen sein. Vista wird von Tag zu Tag besser werden, versprach Brooks und rief das Publikum auf, den XP-Nachfolger als "langfristige Investition" zu betrachten. Das Geld, das man heute in Vista steckt, würde immerhin dem neuen Stern am Horizont zugute kommen: Windows 7. Probleme hätte es immer gegeben, das sei bei der Einführung von XP nicht anders gewesen.

    Das Imperium schlägt zurück

    Als sich die Rede ihrer Halbzeit näherte, wurde offensichtlich, dass sich Brooks für den Tag jedoch noch mehr vorgenommen hatte, als nur den Prügelknaben der IT-Welt zu spielen – zusehends verebbte die Diskussion über Vista-Wiederbelebungsmaßnahmen. Stattdessen ging Brooks in die Offensive und attackierte den härtesten Konkurrenten, den er mal als "ziemlich lauten Wettbewerber" und mal als "schrille Minderheit" titulierte.

    Brooks erregte sich über Apples Medienkampagne gegen Redmond. Schon seit zwei Jahren prügelt der Mac-Hersteller in Zeitschriften und im öffentlichen Fernsehen allgemein auf Microsoft und im Speziellen auf Vista herum: Der plumpe, etwas dümmliche "PC-Man", der sich vom smarten iMac-Nutzer den Weg zeigen lässt. Microsoft würde sich das nicht länger gefallen lassen, kündigte Brooks an. "Dachtet ihr, dass der schlafende Riese noch immer schläft? Nun, wir sind aufgewacht! Und es ist an der Zeit unsere Nachricht zu verbreiten!" donnerte Brooks im O-Ton seines Ex-Chefs Gates von der Bühne.

    300 Millionen Dollar Werbebudget

    Wie am Rande der Veranstaltung bekannt wurde, war dies keine leere Drohung. Das "Wall Street Journal" will erfahren haben, dass Microsoft seine bisherige Werbeagentur vor die Tür gesetzt hat. Gleichzeitig hat Redmond ein Budget in Höhe von 300 Millionen US-Dollar locker gemacht, um Windows Vista wieder in appetitliches Licht zu rücken. "Die Maßnahmen, die wir jetzt ankündigen, sind nur wenige Tropfen in einer Riesenwelle, die in den nächsten Wochen kommen wird", prophezeit Brooks finster.

    Wunderwaffe Nummer zwei: Service

    Neben der Werbeoffensive plant Microsoft zudem einen Vorstoß in Sachen Service. Für Geschäftskunden wurde das "Small Business Assurance Program" aus der Taufe gehoben, mit dem kleine Betriebe kostenlosen Support, Kompatibilitätsüberprüfungen und Einzel-Coachings in Anspruch nehmen können, um die Furcht vor dem Wechsel auf Vista zu verlieren. Doch auch der gemeine Vista-Zauderer soll in den Genuss des Service-Versprechens kommen: "Um mit dem Mythos aufzuräumen, dass Vista mit der Hard- und Software der Nutzer nicht kompatibel sein soll, kündigen wir heute eine neue Website mit dem Namen 'Windows Vista Compatibility Center' an. Auf ziemlich einfache Art und Weise können hier die Kunden überprüfen, ob ihr System kompatibel mit Vista ist", sagte Brooks.

    Die Plattform soll ab sofort Informationen über 5.500 Geräte und 3.500 Programme bereithalten. Eine längst überfällige Einrichtung, wie man meinen könnte, Vista ist immerhin seit 18 Monaten in freier Wildbahn, doch auch hier müssen sich die Nutzer - zumindest zum Zeitpunkt der Veröffentlichung - noch in Geduld üben: Das Windows Vista Compatibility Center befinde sich noch im Aufbau, unterrichtet ein Hinweis bei Seitenaufruf: Man werde aber bald an den Start gehen. Es scheint gerade so, als habe der aufgewachte Riese doch noch ein wenig Schlaf in den Augen.

    Quelle: (onlinekosten.de)
     
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