#1 18. Juli 2008 In einem aktuellen Rundschreiben widerspricht die Blu-ray Disc Association (BDA) deutlich den Einschätzungen von Analysten, wonach über das Internet gelieferte Videos ihre Geschäfte verdürben. Hierbei beruft sie sich vor allem auf vom Branchen-Newsdienst The Hollywood Reporter veröffentlichte Einschätzungen sowie einen Kommentar von Tom Adams, Präsident des Marktforschungsunternehmens Adams Media Research. Demnach hätten US-Amerikaner alleine in den ersten sechs Monaten des Jahres 194 Million US-Dollar für Blu-ray Discs ausgegeben, was einer Steigerung gegenüber den Verkäufen von Blu-ray Disc und HD DVD im ersten Halbjahr des Vorjahres von mehr als 350 Prozent entspräche. Insgesamt wurden von Januar bis Juni 2008 in den USA 7,4 Millionen Scheiben verkauft. Die Charts führte dabei I Am Legend mit 305.000 Discs an, gefolgt von National Treasure 2: Book of Secrets mit 145.000 Discs. Auch wenn die Blu-ray Disc im Streit um die DVD-Nachfolge letztlich den Sieg über die HD DVD davontragen konnte, hinterließ die gut zweijährige Schlacht doch deutliche Spuren: Nicht wenige Analysten vertraten mittlerweile die Auffassung, dass die Blu-ray Disc ihre Chance verpasst habe und sich nicht mehr als Massenmedium durchsetzen könne. Als neue Thronfolger wurden stattdessen Video-on-Demand-Angebote (VoD) gehandelt, bei denen sich der Anwender (DRM-geschützte) Filme gegen Gebühr via Internet auf seinen PC herunterladen und innerhalb einer begrenzten Mietzeit von meist 24 Stunden beliebig oft anschauen kann. Auch Download-to-Own-Angebote, bei denen der Nutzer den in der Regel ebenfalls DRM-gesicherten Film als Download-Kopie kauft und dann auf registrierten Rechnern beliebig oft abspielen kann, wurden als clevere Alternative zur HD-Scheibe gehandelt. Laut Tom Adams meint nun, dass die Wall-Street-Analysten den Technik-Markt nicht verstünden. "Viele Analysten sind Technik-Geeks mit jeder Menge Kohle und wenig Zeit, während die meisten Amerikaner nicht so technikerfahren sind und jede Menge Zeit haben, aber nicht viel Geld", so Adams. Entgegen dessen, was viele an der Wall Street dächten, würde nur sehr wenig heruntergeladen. Laut Adams wären in diesem Bereich im vergangenen Jahr 118 Millionen US-Dollar ausgegeben worden, während für 2008 ein VoD-Gesamtumsatz von 254 Millionen US-Dollar erwartet werde. Im Moment sei dies eine unbeachtliche Summe in Anbetracht eines Umsatz von satten 24 Milliarden US-Dollar Umsatz, die Hollywood in diesem Jahr mit Blu-ray Disc und gewöhnlicher DVD generiere. Anzeige Mit den genannten Zahlen bleibt allerdings unverständlich, wie The Hollywood Reporter zu der Vorhersage kommt, dass die 2008 zu erwartenden Umsätze aus digitalen Downloads in den USA nur ein Drittel dessen ausmachten, was Hollywood in diesem Jahr mit Blu-ray-Disc-Verkäufen umsetzen werde. Schließlich müsste nach den oben genannten Zahlen damit der Blu-ray-Umsatz bei über 750 Millionen liegen, womit Hollywood in nur sechs Monaten noch über 550 Millionen Umsatz generieren müsste. Die deutsche Blu-ray-Gruppe sagte auch Nachfrage von heise online zu, diesen Punkt klären zu wollen. Interessant dürfte künftig vor allem sein, ob sich Sonys neues VoD-Angebot auf dem Markt wird behaupten können. Für VoD-Angebote auf Spielkonsolen wie Sonys Playstation 3 und Microsofts Xbox 360 spricht vor allem, dass hier – im Unterschied zu PC-basierten Diensten – kein Medienbruch zu verzeichnen ist. Die Filme landen auf einem Gerät, das ohnehin an den heimischen Fernseher angeschlossen ist. Als Hemmschuh könnten sich jedoch die vergleichweise hohen Miet- und Kaufpreise (zwischen 2,99 und 14,99 US-Dollar) erweisen, zumal Warner in den USA bereits angekündigt hat, die Verkaufspreise für Blu-ray Discs kräftig zu senken und so deren Verkauf kräftig anzukurbeln. Update: Die Blu-ray Group Deutschland teilt derweil mit, zusammen mit dem Fachhandelsmagazin VideoWoche deutsche Video-Fachhändler mit großem Blu-ray-Sortiment künftig mit einem Gütesiegel auszeichnen zu wollen. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Siegel vergeben werden. "Videotheken, die unseren Standard unterstützen, wollen wir als 'zertifizierte Blu-ray Fachhändler' besonders auszeichnen", sagt Thilo Röhrig, Vorsitzender der Blu-ray Group Deutschland. "Daher steht ab heute der Bewerbungsbogen für alle interessierten Fachhändler auf der VideoWoche-Homepage zum Download bereit."Durch unser Siegel wird das Angebot des Händlers zusätzlich aufgewertet, denn Blu-ray wird als absolutes Premium-Produkt wahrgenommen. Das hilft, sich innerhalb der Branche zusätzlich von den Mitbewerbern zu differenzieren", ist Röhrig überzeugt. (nij/c't) Quelle: Blu-ray Disc Association feiert Triumph über Video-on-Demand-Konkurrenz [Update] | heise online + Multi-Zitat Zitieren