In der Kneipe gibt's nur Zigarette oder Bulette

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Dw4rf, 4. August 2008 .

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  1. 4. August 2008
    „Grünes Licht für Blauen Dunst?" Das Verfassungsgericht hat den Wirten von Eckkneipen eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Es hätte Anne Will keine schönere Steilvorlage für eine Diskussion in der letzten Sendung vor der Sommerpause liefern können. Die Runde erinnerte bisweilen an Kabarett.

    Anne Will: "Ich habe nie geraucht. Ich muss immer husten, wenn ich inhaliere."
    Zigarette oder Bulette? Nur selten zuvor ließ sich ein politischer Konflikt so schön zuspitzen wie der um die Frage, ob es eine kluge Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts, das Rauchverbot in Eckkneipen wieder zu kippen – vorausgesetzt, der Wirt bereite keine Speisen zu und der Raum sei kleiner als 75 Quadratmeter.

    Ob diese Regel denn auch für die Bulette gelte, wollte Anne Will in ihrer letzten Talkshow vor der Sommerpause von einem Mann wissen, der im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg kontrolliert, ob sich die Wirte an das neue Gesetz halten: Burghard von Nell.

    Für die einen war es eine Frage von Hamletscher Dimension. Für die anderen eher eine Komödie, die kafkaeske Züge trägt. Barbara Rütting, die verbraucherschutzpolitische Sprecherin der Grünen im bayrischen Landtag, formulierte es so: „Es ist Karl Valentin, was sich da abspielt.“

    Die Bulette ist den Berlinern heilig, wer Ja zur Kippe sagt, muss ihre Anwesenheit im Dunst einer Kneipe wenn nicht begeistert, so doch zumindest stillschweigend als eine Art Kollateralschaden in Kauf nehmen. Sagt einem der gesunde Menschenverstand. Im Gesetz steht etwas Anderes. Es gehe um „den einstweiligen Verzehr vor Ort“, erklärte Burghard von Nell. Und der sei eben nur noch in einer rauchfreien Umgebung gestattet. „Zigarette oder Bulette? Die Wirte müssen sich entscheiden.“

    „Grünes Licht für blauen Dunst – Rauchverbot adé?“ unter diesen – zugegeben: provokanten - Titel hatte Anne Will ihre letzte Talkshow vor der Sommerpause gestellt. Denn an einen Ausstieg durch die Hintertür aus dem schon existierenden Rauchverbot in den 16 Bundesländern hatten die Bundesverfassungsrichter nicht gedacht, als sie jetzt die verzehrfreie Ein-Raum-Kneipe unter Artenschutz stellten. Sie hatten eher die existenziellen Sorgen einer Berliner Wirtin vor Augen, die stellvertretend für ihre Zunft geklagt hatte.

    Ob er sich nach dem Urteil eine Frustzigarette oder eine Genusshavanna angezündet habe, wollte Anne Will von dem Münchener Juristen Michael Scheele wissen, der sich als Anwalt der bayrischen Wirtshauskultur und als Autor des Buches „Passivrauchen – tödliche Gefahr oder Hysterie“ einen Namen gemacht hat.

    „Sowohl als auch“, antwortete der bekennende Raucher sybillinisch, der im Laufe des Abends noch weitere Bonmots wie das folgende in die Runde kringeln sollte: „Das Leben ist voller Risiken – am besten, wir fangen gar nicht erst damit an.“ Einerseits sei er erleichtert darüber, dass Raucher in der Kneipe nicht mehr per se vor die Tür verbannt werden. Siehe Eckkneipe. Andererseits habe das Bundesverfassungsgericht aber ein Türchen aufgestoßen für die Beschneidung von Freiheitsrechten. Siehe Bulette.


    Mr. Rauchfrei schlägt zu

    Der SPD-Abgeordnete Lothar Binding sah das naturgemäß anders. Es gab einmal eine Zeit, da hat der gelernte Starkstromelektriker „mehrere Päckchen Roth Händle“ am Tag gequalmt. Heute nennen sie ihn in seiner Fraktion „Mr. Rauchfrei“ .

    Es war Binding, der vor zwei Jahren gemeinsam mit 143 weiteren Parlamentariern von SPD, CDU und Linksfraktion im Bundestag einen Antrag gegen die Gefahren des Passivrauchens auf den Weg gebracht hat. Und er ist es auch, der jetzt eine Bundestagsinitiative für ein generelles Rauchverbot in der Gastronomie erwägt.

    Die erwähnte er gestern abend jedoch mit keiner Silbe. Es ist schließlich Bundestagswahlkampf. Wer kann es sich da schon leisten, 22 Millionen quarzender Wähler vor den Kopf zu stoßen?
    Der Sozialdemokrat zog es stattdessen vor, schwungvoll den Kopf zu schütteln, wenn der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Daniel Bahr gebetsmühlenhaft wiederholte, wo ein Wille sei, ein Rauchverbot zu unterlaufen, sei auch ein Weg. Siehe die 10 000 so genannten Raucherclubs, die sich alleine in Bayern gebildet haben. Ansonsten eierte Binding aber um den Aschenbecher herum.

    „Ich bin für ein Rauchverbot, aber nicht grundsätzlich“, erklärte er. Wer unbedingt eine Zigarette brauche, könne vor die Tür gehen. Immerhin räumte er am Ende ein, dass er das Karlsruher Urteil für eine Farce halte: „Jede Ausnahme führt zur Wettbewerbsverzerrung.“
    Ob ein absolutes Rauchverbot nicht eine sinnvollere Lösung gewesen wäre, fragte Anne Will scheinheilig. „Es geht nur so“, behauptete Barbara Rütting – und nutzte die Gelegenheit, um die bizarren Blüten des Karlsruher Urteils in ebensolchen Farben auszumalen. „Jetzt muss die Bulette ausgemessen werden – und der ganze Raum.“

    Gesundheit gehe vor Berufsschutz, forderte Rütting. Ihr Plädoyer untermauerte sie mit Zahlen. „140 000 Menschen sterben jedes Jahr am Rauchen – und 3 300 am Passivrauchen.“ Dagegen stehen 14,2 Milliarden Euro an Tabaksteuer, die der Staat jährlich kassiert. Und die Lobby der Tabakindustrie, der es, daraus machte Lothar Binding keinen Hehl, leicht falle, Politikern Positionspapiere „unterzujubeln.“

    So schaffte es ein Papier des Verbandes der Zigarettenindustrie auch als Vorlage jener Arbeitsgruppe der Großen Koalition, die 2006 den Gesetzentwurf für ein grundsätzliches Rauchverbot ausarbeitete. Das Bundesgesetz sei allerdings ganz anders ausgefallen, als es sich die Industrie gewünscht hatte, fügte Mr. Rauchfrei mit Seitenblick auf Marianne Tritz hinzu.
    Der Geschäftsführerin des Deutschen Zigarettenverbandes saß in der Zwickmühle. Für die Tabakindustrie ist ein Rauchverbot eine Art Super-GAU. Kein Wunder also, dass sie sich jetzt an den Strohhalm in Gestalt des Karlsruher Richterspruches klammert. „Es ist ein gutes Urteil, das wir zur Basis machen werden“, kündigte Tritz an. Schließlich lasse es den Wirten die Wahlfreiheit, ob sie Rauchen zuließen oder nicht.

    In Gedanken konnte man ihn da schon hören, den Vorschlaghammer. Und vor dem inneren Auge erschienen Scharen von Wirten, die Wände aus ihren Refugien kloppten, um aus einer Zwei-Raum-Kneipe eine Ein-Raum-Kneipe zu machen. Kontrolleure liefen mit dem Zollstock herum, um sich zu vergewissern, dass das so entstandene Biotop tatsächlich nicht größer als 75 Quadratmeter war.

    Alles hat eben ein Ende. Nur die Zigarette hat zwei.

    Quelle: Welt.de
     
  2. 6. August 2008
    AW: In der Kneipe gibt's nur Zigarette oder Bulette

    habe ich shcon in den nachrichten gesehen das gesetzt soll allerding jetzt wieder KOMPLETT aufgehoben werden mit dem rauche in kneipen weil da kein schwein mehr durchblikt und dann alles von grund neu aufgebaut werden
     
  3. 6. August 2008
    AW: In der Kneipe gibt's nur Zigarette oder Bulette

    Totaler Quatsch.
    Ist doch jedem selbst überlassen ob er in einer Kneipe essen geht in der auch geraucht wird.
     
  4. 6. August 2008
    AW: In der Kneipe gibt's nur Zigarette oder Bulette

    jo find ich auch. Soll einfach wieder alles werden wie früher
     
  5. 6. August 2008
    AW: In der Kneipe gibt's nur Zigarette oder Bulette

    Jo, Raucher Bereich und nicht Raucher Bereich.
    War einfach besser und angenehmer beim Bierchen Trinken nach der Arbeit mit Kollegen.
    Für jede Kippe immer rausgehen ist öde und auf Dauer echt .

    Seit dem gehen wir auch nicht mehr so oft, bzw fast garnicht in Kneipen um uns mal ein Feierabend Bier zu gönnen sondern sitzen bei mir oder bei Kollegen wo das Rauchen noch erlaubt ist
     
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