Kritik an geplanter Abhörzentrale: Gegenwind für Schäuble

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von N-Sane, 29. September 2008 .

  1. 29. September 2008
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    Kritik an geplanter Abhörzentrale
    Gegenwind für Schäuble

    Viel zu hohe Kosten und teilweise manipulierte Kalkulationen: Der Bundesrechnungshof hat offenbar massive Bedenken gegen die von Innenminister Schäuble geplante Abhörzentrale.


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    Gegenwind für Innenminister Schäuble: Der Bundesrechnungshof kritisiert seine Pläne
    Foto: ddp

    Der Bundesrechnungshof will Medienberichten zufolge die von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) geplante gemeinsame Abhörzentrale wichtiger deutscher Sicherheitsbehörden stoppen. In einer vertraulichen Stellungnahme habe der Bundesrechnungshof das Vorhaben scharf kritisiert und empfohlen, "alternative Lösungen" zu prüfen, berichtete das Nachrichtenmagazin Der Spiegel am Samstag vorab.

    Laut dem Magazin Focus hält der Rechnungshof die Kosten für viel zu hoch. Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums nannte die Bündelung dagegen notwendig und erklärte, die Berechnungen des Bundesrechnungshofes seien nicht richtig.

    Schäuble und sein Staatssekretär August Hanning wollen beim Bundesverwaltungsamt (BVA) in Köln ein gemeinsames Abhörzentrum für das Bundeskriminalamt (BKA), das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und die Bundespolizei aufbauen. Die Technik soll dem Spiegel zufolge in einem "Servicezentrum" zusammengefasst werden, daneben soll ein "Kompetenzzentrum" entstehen, eine Art Denkfabrik für Telekommunikationsüberwachung.

    "Solange geändert, bis sich das gewünschte Ergebnis errechnen ließ"

    Laut Focus sollen 30 BVA-Spezialisten künftig die Überwachung von Telefon, E-Mail oder Fax steuern. Die Kosten des Projekts seien viel zu hoch, zitierte der Focus aus dem internen Schreiben der Bundesprüfer an das Vertrauensmännergremium des Bundestags, das die Haushalte der deutschen Nachrichtendienste kontrolliert. Außerdem seien einzelne Berechnungen manipuliert.

    Laut Spiegel monierten die Rechnungsprüfer in ihrem Bericht vom 18. September, das BVA habe "im Auftrage des Bundesinnenministeriums" bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung die Parameter "so lange geändert, bis sich das gewünschte Ergebnis zugunsten des Bündelungsmodells errechnen ließ". Die Prüfer kommen demnach für den Zeitraum bis 2015 auf Ausgaben von insgesamt 132,4 Millionen Euro gegenüber 126,2 Millionen bei der bisherigen, dezentralen Organisation der Abhörtechnik.

    Der Focus spricht von 90 Millionen Euro Gesamtkosten bis 2012. Neben der Kostenfrage sei die Wahl des BVA als Heimat des Kompetenzzentrums "nicht nachvollziehbar", da das Amt "nicht über praktische beziehungsweise fachliche Erfahrungen" verfüge, heißt es laut Spiegel in der Stellungnahme.

    "Zwei-Säulen-Modell" vorgeschlagen

    Der Rechnungshof empfehle daher, "die Bündelung der Telekommunikationsüberwachung im BVA zu überdenken", und schlage ein "Zwei-Säulen-Modell" vor: ein gemeinsames Rechenzentrum der Polizeien beim BKA und ein Rechenzentrum für die Verfassungsschützer aus Bund und Ländern beim BfV in Köln.

    "Das Bundesinnenministerium hält nach wie vor die zentrale Bündelung der Telekommunikationsüberwachung der bundesdeutschen Sicherheitsbehörden für die günstigste Variante", sagte dazu ein Ministeriumssprecher in Berlin. Sein Haus verlange "eine höhere Ausfallsicherheit des Systems, als vom Bundesrechnungshof bislang vorgesehen".

    Nicht zuletzt aufgrund der internationalen terroristischen Bedrohungslage könnten sich die Sicherheitsbehörden einen Ausfall der Systeme zur Telekommunikationsüberwachung nicht leisten: "Die Bündelung der Telekommunikationsüberwachung zur Bekämpfung von Terrorismus und Schwerstkriminalität an einer zentralen Stelle spart Kosten und garantiert moderne sicherheitstechnische Standards."


    Quelle: Kritik an geplanter Abhörzentrale - Gegenwind für Schäuble - Politik - Süddeutsche.de
     
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