#1 11. November 2008 Entgegen anderslautender Versprechen von Firmenchef Michael Dell, der nach seiner Rückkehr an die Unternehmensspitze neuen Schwung in das Geschäft bringen wollte, tut sich der Hersteller mit der Einführung neuer Produkte schwer. Analysten sehen Dell daher im laufenden Jahresendgeschäft hinter den Konkurrenten, berichtet das Wall Street Journal. Insbesondere neue Notebooks und andere stark nachgefragte Produkte für private Verbraucher sind Mangelware in Dells aktuellem Portfolio. Auch wenn der Hersteller angekündigt hat, noch vor Jahresende bis zu sechs neue Rechner auf den Markt bringen zu wollen, "ist Dell einfach zu spät dran", betont PC-Industrie-Analyst Roger Kay von Endpoint Technologies. Die Konkurrenten wie Hewlett-Packard, Acer und Apple hätten sich in den vergangenen Wochen mit einer ganzen Reihe neuer Consumer-Modelle für das wichtige Weihnachtsgeschäft gerüstet, in dem typischerweise 30 bis 50 Prozent aller Umsätze mit Endverbraucher-PCs erzielt würden. Dell hingegen habe bisher auch den seit Langem angekündigten MP3-Player, der gegen Apples iPod antreten soll, noch immer nicht vorgestellt. Stattdessen wolle sich der Hersteller Branchenkennern zufolge weiterhin erst einmal auf die Vermarktung der Streaming-Software von Zing Systems konzentrieren, die Dell Mitte 2007 gekauft hatte. Zwar seien auch bereits Prototypen getestet worden, die Markteinführung eines Musikspielers habe Dell aber auf unbestimmte Zeit verschoben. Wie Kay sieht auch Lou Miscioscia, Analyst bei Cowen & Co. in der zögerlichen Produktpolitik von Dell eine deutliche Schwäche des Unternehmens. Auf diese Weise werde der Hersteller den Weg aus der Krise nicht schaffen, sondern auch im kommenden Jahr weitere Rückschläge hinnehmen müssen, unterstrich Miscioscia. Firmengründer Dell versucht seit Anfang vergangenen Jahres das Geschäftsmodell des texanischen Herstellers umzukrempeln. Gelang es Dell in früheren Jahren mit einer effizient gestalteten Massenfertigung preiswerter Rechner an die Spitze der PC-Hersteller vorzudringen, so sind heute größere Anstrengungen erforderlich, um die Gunst der Käufer zu gewinnen. Michael Dell hatte daher auch das Motto ausgegeben, mit "Killer"-Produkten aus neuen Materialien wieder die Lust am Computer wecken zu wollen. Außerdem sollten die Zyklen bis zur Einführung neuer Produktlinien "um 40 bis 50 Prozent verkürzt werden". Zwar habe der Hersteller unter Dells Führung diesbezüglich Fortschritte gemacht, gleichzeitig aber auch mehr Probleme mit Verspätungen bei der Auslieferung neuer Modelle bekommen – wie etwa beim ersten Netbook. In Konsequenz verlor Dell nicht nur seine marktführende Stellung an Hewlett-Packard und gerät zunehmend in Bedrängnis durch Acer. Gartner zufolge offenbaren sich Dells Probleme insbesondere im Consumer-Geschäft. Mitte 2008 kam der texanische Anbieter in diesem Marktsegment auf einen weltweiten Anteil von 9,2 Prozent der verkauften Geräte – Hewlett-Packard und Acer hingegen decken 18,7 beziehungsweise 12,3 Prozent ab. Zwar erzielte Dells Consumer-Sparte im zurückliegenden zweiten Quartal einen deutlichen Umsatzzuwachs, machte aber dennoch Verluste. Quelle: Dell hinkt mit neuen Produkten für das Consumer-Geschäft hinterher | heise online + Multi-Zitat Zitieren