Wettkampf der Ripper

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von Driver, 6. Januar 2005 .

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  1. 6. Januar 2005
    Immer öfter landen kommende Kinohits noch vor ihrer Veröffentlichung in den P2P-Netzen, beginnt der Verkauf semiprofessioneller DVDs, bevor es überhaupt offizielle gibt. Die Industrie wehrt sich nach Kräften - gegen eine "Gemeinde" von Rippern, für die der Copyright-Bruch oft nicht mehr als ein Sport ist.

    Wenn ein neuer Film zum ersten Mal in die Kinos kommt, startet in der Szene der immer wieder gleiche Wettkampf: Wer bietet im Internet als erster eine Raubkopie an, wer ist der beste Ripper?

    "Das ist eine Art Sport geworden", sagt Marc Morgenstern von der Firma Overpeer, die im Auftrag der Unterhaltungsindustrie das Internet nach Raubkopien durchsucht. "Die meisten Punkte macht man, wenn man es vor dem Veröffentlichungsdatum schafft."

    Die Gruppen von Rippern, auch Warez-Gruppen genannt, haben eine eigene Gemeinschaft gebildet, die sie kurz nur "die Szene" nennen. Sie trifft sich vor allem in wenig sichtbaren Ecken des weltweiten Computernetzes - in speziellen Newsgroups oder Chat-Räumen, die über IRC-Programme zu erreichen sind. "Die Szene bildet ein sehr abgeschottetes Netzwerk", sagt Bruce Forest aus dem US-Staat Connecticut, der nach eigenen Angaben jahrelang dazugehörte, nun aber Firmen der Unterhaltungsbranche berät. "Es kann Jahre dauern, bis man Zutritt erhält."

    Die großen Dateien von Spielfilmen werden in einzelne Teile zerlegt und wirken ohne die erforderliche Software wie Unmengen von unlesbarem Textcode. Der Download erfolgt über Newsgroups oder auf privat eingerichteten Servern über das FTP-Protokoll. Die Zugangsdaten erhalten nur langjährige Mitglieder der Szene oder ihre Helfer: Oft Angestellte von Firmen, die am Prozess der Filmproduktion beteiligt sind und deswegen frühzeitig an die fertigen Daten kommen. In der Szene kennt man sich nur über Nicknames, der Kontakt läuft über anonyme E-Mail-Konten.

    Um an den neuesten Film oder auch an eine neue Software zu kommen, suchen die Ripper den Kontakt zu Insidern der Hollywood-Studios, Angestellten der Marketing-Abteilung oder Mitarbeitern von DVD-Presswerken. Wenn das nicht gelingt, schmuggeln sie am Tag der Erstaufführung eine Videokamera ins Kino und konvertieren die Aufnahme dann ins Video-CD-Format (die resultierenden Wackelfilme nennen sich "Cam" oder "Telesync").

    Aus den Ripper-Gruppen gelangen die Filmdaten auf File-Sharing-Plattformen wie BitTorrent und werden so einer großen Zahl von Internet-Nutzern zugänglich. Die Filmindustrie aber ist bemüht, die Verbreitung von Raubkopien schon an der Wurzel zu stoppen, bei Ripper-Gruppen, die Namen haben wie "Pirates of The Theater", "The Empire Group" oder schlicht "VideoCD". Diese haben sogar ihre eigenen Logos und hierarchische Strukturen.

    "Es gibt viele von ihnen, sie sind hoch organisiert und sehr verdeckt", sagt John Malcolm, der Leiter der Anti-Raubkopierer-Abteilung beim MPAA, dem amerikanischen Verband der Filmindustrie.

    Auch die Ermittlungsbehörden haben keine genaue Vorstellungen, wie viele Gruppen es gibt. "Es gibt viele Ähnlichkeiten mit dem Kampf gegen die Drogen", sagt der Leiter der Einsatzgruppe Urheberrechte beim US-Justizministerium, David Israelite. "Man wird mit dem Problem nie fertig, aber man hofft, dass man es begrenzen kann."

    Filmpiraten: Wettkampf der Ripper - SPIEGEL ONLINE
     
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