Generationenwandel: Jugend ohne Charakter

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von N.W.O., 15. August 2009 .

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  1. 15. August 2009
    Habe letztens einen lesenswerten Artikel gefunden, vielleicht wird sich hier sogar jemand die Zeit nehmen und sich wenigstens die erste Seite anschauen.


    Ganzer Artikel


    Quelle: Jens Jessen, Die Zeit (zeit.de)



    Natürlich kann man die Aussagen als zu verallgemeinernd auffassen, ein wenig "früher war alles besser"-Gerede ist auch dabei. Dennoch lässt sich ein gewisser Wahrheitsgehalt nicht leugnen.

    Hat man sich die Jugend herangezüchtet, die man immer haben wollte?
    "Wer das Brett vor seinem Kopf nicht sieht, hat es auch nicht anders verdient" scheint jedenfalls das Motto zu sein und nach oben zu buckeln, nach unten zu treten ist dann wohl der einfachere Weg, wenn man erfolgreich sein Gewissen ignorieren kann.
     
  2. 19. August 2009
    AW: Generationenwandel: Jugend ohne Charakter

    Komplexes Thema.. würde mich wundern, wenn man hier auf einen Nenner kommt.

    Ich denke mal, die Jugend hat keinen Charakter mehr, weil man für eine Karriere keinen bracht.
    Anstatt dessen braucht man möglichst optimierte, effiziente Arbeiter ohne Ecken und Kanten.
    Und so wird auch gedrillt - von den Eltern, Lehrern und auch dem persönlichen Umfeld, solange bis mans schluckt und gezwungen grinsend seiner Arbeit nachgeht.

    Und selbst wenn es für den Einzelnen nicht zutrifft - es gibt es keine gemeinsame Utopie mehr, kein Ziel, für das es sich lohnt aufsässig und rebellisch zu sein.

    kp mir fehlen bei solchen Themen immer die Worte :\

    mfg
     
  3. 19. August 2009
    AW: Generationenwandel: Jugend ohne Charakter

    Wie an manchen Passagen dieses Textes bereits angeklungen ist, scheint es doch beinahe unmöglich zu sein für diese Jugendlichen anders zu handeln als absolut linear auf das Endziel Sicherer Arbeitsplatz und Anerkennung hin.
    Der Großteil der Öffentlichkeit scheint hiermit konsensuell zu denken und zu agieren. Ist es auf der einen Seite deines Lebens die dich stark belastende Arbeit, der du scheinbar nicht entkommen kannst und auf der anderen Seite das Agenda-Setting der neoliberal geprägten Einflussinstanzen + ein sehr großer Teil an Unterhaltungsmarkt bzw. synergetisch wirkender Konsummarkt ist deine Realität bald die der dich indoktrinieren-wollenden Elite, welche hier die Fäden zieht. Der in manchen Personen aufkeimende Widerstand wird an manchen Stellen doch sehr bald schon unterdrückt. Wo damals noch Zeit und Raum waren sich zumindest in subversiven Räumen und Gedankenwelten zu bewegen und sei es lediglich eine Subkultur zu gründen zu formieren; Gleichgesinnte zu finden und gemeinsam in kleinen Kreisen dagegen zu revoltieren, wird dieser beinahe gänzlich ausgelöscht.

    So werden bereits Kleinstkinder leistungsorientiert gefördert oder eher gefordert. In der Schule wird der freie Raum des freien Nachmittags zubetoniert mit Nachhilfe-/ und Förderkursen oder gar Therapien. Ganztagsschulen lassen ebenso keinen widerständigen Geist mehr entstehen, bewegt man sich doch ständig in den Vier-Wänden des Herrn Leistungskontrolleurs. Machst du auch genügend Sport? Engagierst du dich auch für deine Mitschüler? Wie sieht es mit den Einsen auf deinem Zeugnis aus? Was ist mit der Reitstunde, der Schachstunde, deiner Klavierstunde? Hast du schon dein Ritalin gegen dein ADHS Syndrom genommen? Kommt man nun endlich nach der anstrengenden Phase der Schulzeit auf die seitens der Eltern und hier wiederum seitens der Gesellschaft vorgegebenen und unbedingt gewollten Hochschule geht es heutzutage weiter. Das Bachelorsystem ist einzig und allein outputorientiert. Leiste so viel du kannst in der kürzesten dir vorgegebenen Zeit. Wettkampf, Olympiade innerhalb des Bildungssystems. Wer als erster fertig ist mit den besten Noten hat gewonnen.

    Nur bekommt man am Ende keine Goldmedaille sondern einen fast ebensoguten Praktikumsplatz, welcher die Angst, den Druck, das Versagensmoment noch lange nicht aus den Köpfen der bereits ausgebrannten jungen Erwachsenen verbannt. Zeit für andere Gedanken, Zeit zum Reflektieren, zum NACHdenken, für den Ausruf: HALT, NICHT MIT MIR, ICH GEHE EINEN SCHRITT ZURÜCK UND SCHAUE NOCHMAL GENAU HIN, WAS DA VOR MIR LAG. WAR DAS RICHTIG? IST DAS RICHTIG? WILL ICH ES? ODER LEHNE ICH MICH DAGEGEN AUF?

    Ja diese Zeit ist einfach nicht (mehr) vorhanden. Sie ist weg. Verschwunden zwischen den nächtelangen Lernabenden. Versickert in den Auswirkungen der Aufputschmittel. Zerstört und Unterdrückt von den Eltern. Gewollt und Verlangt von der Gesellschaft. Der neoliberalen Gesellschaft und deren Eliten.
    Möchte man das? Möchte man die Ökonomisierung des Sozialen? Möchte man die Ökonomisierung, die Rationalisierung, die Roboterisierung des gesamten Lebens?

    Ich möchte es nicht. Beim besten Willen. Und ich mache etwas dagegen.

    Haltet zusammen. Erkennt diesen Versuch euch auszuschalten, euch gleichzuschalten, euch ohnmächtig werden zu lassen und zieht an einem Strang. Denkt nach, handelt und agiert zusammen, nur so habt ihr eine Chance, dass dieser Zustand irgendwann einmal der Geschichte angehört und ihr zumindest am Horizont das eigentliche, das wahre Leben erkennt!

    Greetingz

    Timo
     
  4. 19. August 2009
    AW: Generationenwandel: Jugend ohne Charakter

    Aus meiner Sicht möchte und kann ich der Jugend nicht jeglichen Charakter absprechen. Es gibt verschiedene Faktoren, die man zusätzlich bedenken sollte: Zum einen leben wir in einer multimedialen Zeit, die vorallem durch die Strukturen des Internets die Lebensweisen der Jugend in einer noch nie vorher dagewesenen Form prägt. Es bleibt sehr wohl Zeit und Raum für eigene, persönliche Entwicklungen und Entscheidungen, die unabhängig vom späteren Berufswunsch und ohne selbstständige Qualifizierungsmaßnahme von jedem Menschen getroffen werden können. Geht es nicht im Endeffekt darum, sein Leben so zu leben, wie man es gerne hätte? Wer hat mehr von seiner Existenz? Der Mensch, der sich streng nach den Fugen der Gesellschaft richtet oder der, der durch sein Selbst heraussticht?
    In diesem Sinne hat man stets die Wahl, inwiefern man bereit ist, sich den bestehenden Zügen der Gesellschaft und deren Erwartungen anzupassen. Diese Anpassung muss dabei nichteinmal negativ gedeutet werden. Als Beispiel sei einmal die Wahl des Studiengangs herangezogen: Wer selbst mit einem leistungsorientieren Studiengang zufrieden ist, das die höchste Erfolgsquote verspricht, es aber aus sich selbst heraus gewählt hat, ist deswegen nicht als charakterloses Wesen zu bezeichnen. Letztendlich hatte er in jenem Beispiel einfach Glück, dass der Arbeitsmarkt in seine Richtung zeigt. Das macht viele Dinge leichter; keine Frage. Wer allerdings aus jenem Grund der Einfachheit im späteren Berufsleben einen Studiengang wählt, den er nicht von Herzen begehrt, allerdings die höchsten Erfolgsquoten verspricht, setzt erst somit die Fahne in den Wind. Damit ist es vorbei mit tatsächlicher Individualität, da man sich bereits bei dieser Entscheidung nach den Meinungen der Eltern und den zur Zeit bestehenden Perspektiven gerichtet hat, anstatt auf sich selbst zu hören. Ja, das ist eine Einschränkung aus bestehender Angst vor dem eingetrichterten Weltbild.

    Wer sich dagegen stets frei versucht zu bewegen, bleibt sich selbst treu. Dadurch ist man auch ohne hochbezahlten Job in Zukunft mit sich und dem Leben zufrieden, denn man hat sich in dem verwirklicht, was für einen selbst zählt, anstatt sich irgendwann die gefürchtete "Was-wäre-wenn"-Frage zu stellen, die die Unsicherheit und Unzufriedenheit in einer entschiedenen Wahl deutlich macht.
     
  5. 19. August 2009
    AW: Generationenwandel: Jugend ohne Charakter

    Als Anmerkung zum besseren Verständnis:
    Mein Kommentar geht natürlich davon aus, dass es so ist, wie der Autor des Zeitartikels beschreibt.
    Es gibt sicherlich noch zig andere und konträre Stimmen zu diesem Sachverhalt, deswegen sollte man ihn nicht ausschließlich als wahr oder gegeben hinnehmen.
    So wie du es schilderst blockaespiralo könnte man es sicherlich auch sehen.
    Eine Relativierung der Sache tut dem Realitätsgehalt sicherlich gut!


    An TS: Du weißt sicherlich auch, dass es eine Polemik ist, die du dort veröffentlicht hast.
    Es gibt stets zwei Seiten der Medaille. Die Reailtät liegt wie bereits gesagt immer irgendwo dazwischen:

    Woran kann ich noch glauben?

    Greetingz

    Timo
     
  6. 19. August 2009
    AW: Generationenwandel: Jugend ohne Charakter

    Ich kann dem Artikel in vielen Punkten rechtgeben.
    Wenn man darüber nachdenkt ist es eigentlich ziemlich erbärmlich. Die Eltern trichtern einem von klein an diesen Weg der Leistungsgesellschaft ein.
    Man hört immer wieder so Sprüche wie "Du musst deiner Familie später etwas bieten können", "Du willst doch nicht schlecht leben" oder wenns hart auf hart kommt gibts auch so Knaller wie "Willst du in der Gosse landen?" o.ä.
    Zum Thema des unterwürfigen Verhaltens, kann man nur die angeblich klugen Sprüche wie "Wes Brot ich ess, des Lied ich sing" bzw "Solang du deine Füße unter meinen Tisch stecks..." oder "XY sitzt am längeren Hebel" bzw später "Lehrjahre sind keine Herrenjahre".

    Im Prinzip ist man, wenn man darüber nachdenkt, gefangen von diesem System aus dem man kaum in der Lage zu sein scheint auszubrechen.

    Man kann ohne Geld einfach nicht (gut) überleben. Ich würde es persönlich wohl auch so machen wenn ich Kinder hätte, obwohl ich wüsste das es (meiner Meinung nach) falsch ist. Man wird älter und intelligenter, und man merkt einfach das das System einfach stärker als mein Grundsatz "Wer sich nicht wehrt, der Lebt verkehrt"[b/] ist...
    Ich mein klar regen einen manche Leute/Dinge extrem auf, wenn man vom Chef auch noch wie Dreck behandelt wird, würd man ihm auch am liebsten mit der Faust das ganze Gesicht umpflügen, aber dadurch würde man nur verlieren (Geld, Arbeit, sein sauberes Führungszeugniss usw).

    "Nicht den Hauch von einer Chance, du hast verloren von Anfang an."
     
  7. 19. August 2009
    AW: Generationenwandel: Jugend ohne Charakter

    unsere generation is in zeiten der ruhe aufgewachsen... deswegen sind wir auch ruhe gewohnt... unsere eltern wuchsen anfangs in krisenzeiten (nachkriegszeit, dann die kuba geschichte) unsere eltern haben sich organisiert un haben auch demonstriert heut zu tage is das mit der neuen generation nicht so alles wird so hingenommen wie es ist...
     
  8. 19. August 2009
    AW: Generationenwandel: Jugend ohne Charakter

    jugend ohne charakter? seit monaten hör ich immer nur von der komasaufenden jugend. ist das kein charakter?

    und wenn schon, wo gegen soll unsere jugend denn protestieren, gegen wen auflehnen?
    Im Inneren des Landes läuft doch alles, verglichen mit der Generation der Eltern oder Großeltern, super. Klar, hier und da gibts im Osten ein paar Nazis, gegen die kann man natürlich immer sein und manchmal quält sich ein Castor-Transport über die Schienen, aber sonst? Nix los, außer vielleicht der Protest gegen den Irakkrieg, aber das is auch schon ein bisschen her.

    In Krisenzeiten, und auch in den letzten Jahren, ist ein Arbeitsplatz nicht mehr garantiert. Das sah man als Jungendlicher in den 60er, 70er Jahren noch anders. Da hat man sich vielleicht gedacht: Scheiss drauf, verlotter ich halt. Am Ende gibts für mich eh nen Job. Heute muss man sich eben anstrengen und mehr zeigen, als die Anderen. Da zieht der Kapitalismus.
     
  9. 20. August 2009
    AW: Generationenwandel: Jugend ohne Charakter

    Natürlich ist meine Generation desillusioniert. Wozu auch blauäugige Träume entwickeln, wenn sich die Zukunft ganz gut erahnen lässt?
    Man kommt nicht mehr ohne die richtige Bildung zu Geld und ohne Geld ist das Leben nicht sehr angenehm meiner Meinung nach.
    Also ziehe ich möglichst schnell mein Studium durch, um mit mitte Zwanzig mit Arbeiten anfangen zu können, wenn die Wirtschaft sich erholt hat. (die armen Schweine, die jetzt gerade fertig werden...)

    Ich sehe da keine Gewissensprobleme. Es kommt ganz auf den Moralkodex an.
     
  10. 20. August 2009
    AW: Generationenwandel: Jugend ohne Charakter

    Das sind doch die Werte die diese ach so tolle Gesellschaft vermittelt.
    Mach was aus dir und du kriegst dein ersehntes Ansehen. Nur zählt nicht dein Charakter sondern Beruf, Haus, Auto und möglichst angepasstes Verhalten damit die Nachbarn nichts zu meckern haben.

    Und wenn nun Punks und Skinheads eben sowas trotzen werden se als Assis abgestuft die nichts im Leben erreichen.
    Fast erbärmlich wenn man sich sowas jeden Tag mitansehen muss.
    Aber insgeheim haben wir mehr erreicht als die Gesellschaft es jemals könnte und es tut irgendwie gut das zu wissen
     
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