Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Trockeneis*, 10. Oktober 2009 .

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  1. 10. Oktober 2009
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    Die Kinder ritzen sich mit Rasierklingen, die Eltern sind ahnungslos: Jeder vierte bis fünfte Jugendliche, der sich selbst verletzt, wird nicht als gefährdet erkannt. Um Eltern wachzurütteln, haben Experten nun einen Online-Test entwickelt.

    Und dann sprang die 15-jährige Hanna* auf und schrie: "Ihr seid doch alle bescheuert." Ihr Stuhl kippte, fiel nach hinten, und Oma, Mama, Tante und Onkel sahen sich schweigend an, während sie weiter an ihren Kuchenstücken kauten. So hat es angefangen, an einem Sonntagnachmittag im November 2007. Eine wütende Hanna, die nach der Scheidung ihrer Eltern nicht wusste, wohin mit ihren Ohnmachtsgefühlen, alleine in ihrem Zimmer, die Tür abgeschlossen. Eine wütende Hanna, die ihre spitzen Fingernägel in die Haut ihrer Unterarme bohrte und kratzte, bis Blut kam. Am nächsten Tag setzte sie mit einer Rasierklinge an. Eine wütende Hanna, die zehn Monate später die Ärmel ihres Pullovers hochkrempelte, und ihrer Mutter trotzig ihre Schnittwunden präsentierte. Eigentlich sollte es Hannas Geheimnis bleiben, doch Dorothea Lechner*, Hannas Mutter, hat immer wieder versucht ins Gespräch zu kommen, wurde aber immer wieder abgewimmelt, und irgendwann hat sie einfach gefragt: "Sag mal, Hanna, was ist denn das auf deinem Arm?"

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    Hannas Mutter reagierte, als sie merkte, dass etwas, wie sie sagt, "seltsam war mit meiner Tochter". Einmal entdeckte Dorothea Lechner mehrere Blutflecken auf Hannas Sweatshirt, ein anderes Mal lag das Brotmesser auf dem Badewannenrand. Doch das sogenannte "Ritzen" kann auch unbemerkt bleiben: Nach Expertenschätzungen wird jeder vierte bis fünfte Jugendliche, der sich selbst Schnittwunden oder andere Verletzungen zufügt, nicht als Ritzer erkannt. Ein Online-Test soll das ändern. Er will Eltern und Angehörige dafür sensibilisieren, Signale rechtzeitig zu erkennen, die möglicherweise auf selbstverletzendes Verhalten (SVV) hindeuten.

    Der Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland (BKJPP) hat diesen Test entwickelt. Einen "Wachmacher für alle Eltern" nennt ihn Maik Herberhold, BKJPP-Vorsitzender und Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Als Diagnosetest solle der Test allerdings nicht verstanden werden, man wolle ausschließlich ein Bewusstsein wecken. Eltern seien oft ahnungslos oder würden, abgelenkt durch Beruf und Alltag, gar nicht mehr richtig hingucken. "Sehr viele betroffene Jugendliche schaffen es, ihre Erkrankung über Jahre hinweg sehr effizient vor ihrer Umwelt zu verbergen", sagt Herberhold. "Das beständige Versteckspiel ist folgenreich, denn SVV besitzt Suchtcharakter und führt in einigen Fällen zu einem erhöhten Suizidrisiko." Werde es jedoch frühzeitig erkannt und behandelt, desto besser seien die Heilungsaussichten und desto eher könne ein chronisches Ritzen verhindert werden.

    Ritzen ist ein Hilferuf

    "Im Grunde geht es den meisten Betroffenen gar nicht darum, unerkannt zu bleiben", sagt Franz Joseph Freisleder, ärztlicher Direktor der Heckscher Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in München. Ritzen ist ein Hilferuf. Die Botschaft an das Umfeld laute: "Eigentlich fühle ich mich hundeelend. Merkt das denn keiner?" Nicht selten würden Betroffene mit seltsamen Angewohnheiten auffallen. "Um ihre Wunden zu verdecken, tragen sie auch im Sommer lange Pullover und ziehen die Ärmel bis zum Daumen vor", sagt Freisleder. Aber auch scheinbar harmloses Verhalten kann ein Hinweis sein, etwa das wiederholte Aufreißen von verheilenden Wunden oder wenn Kinder sich ständig wegen angeblicher Mückenstiche kratzen.

    Doch wie sollen Eltern reagieren, wenn sie einen Verdacht haben? Freisleder rät zu bedachtem Handeln: "Nicht im Moment des Entdeckens loslegen, sondern erst mal durchatmen und später möglichst ruhig und gelassen auf das Kind zugehen." Wenn das Kind abblocke, sollten Eltern einen erneuten Anlauf machen oder den Weg über Lehrer und Freunde suchen. Der Gang zum Experten sollte nur in Absprache mit dem Kind geschehen.

    Kinder- und Jugendpsychiater beobachten in Deutschland eine Zunahme von selbstverletzendem Verhalten in den letzten 30 Jahren. Betroffene greifen dabei zu scharfen oder spitzen Gegenständen wie Rasierklingen, Glasscherben, Sicherheitsnadeln oder Scheren. Andere verletzen sich mit Zigaretten oder Bügeleisen oder schlagen mit dem Kopf gegen die Wand. In seltenen Extremfällen kommt es sogar zu Knochenbrüchen.

    Schätzungsweise 800.000 Menschen in Deutschland haben sich in ihrem Leben mehrmals selbst verletzt, darunter sind viele Jugendliche. Verlässliche statistische Angaben über die Häufigkeit von SVV in Deutschland liegen jedoch noch nicht vor. Die europäische Studie "Child and Adolescent Self Harm in Europe (CASE)" geht von etwa vier bis zehn Prozent der 15- bis 16-Jährigen aus. Befragt wurden über 30.000 Jugendliche in diesem Alter, unter anderem in England, Norwegen und den Niederlanden. Mädchen sind häufiger betroffen als Jungen. Der Grund: Frauen richten, anders als Männer, Aggressionen eher gegen sich selbst. Zudem ist SVV oft Bestandteil von Borderline- oder Essstörungen, Erkrankungen, unter denen hauptsächlich Frauen leiden.

    Glückshormone werden ausgeschüttet

    "Auslöser der Ritzattacken sind meistens belastende Ereignisse, von denen sich die Jugendlichen überfordert fühlen", sagt Freisleder. Unfälle beispielsweise, Operationen, chronische Krankheiten, Missbrauch, Konflikte in der Familie. Oder die Trennung der Eltern, so wie es Hanna erlebt hat. "Als Papa weg war, dachte ich, das halt' ich nicht aus", erzählt sie. "Sobald ich geritzt habe und gesehen habe, wie das Blut fließt, ging es mir sofort besser." Weg mit der Anspannung, darum geht es den Betroffenen in erster Linie. "Während einer Verletzung schüttet der Körper Glückshormone aus, Endorphine, die zunächst zu einer Schmerzunterdrückung führen. Diese Endorphin-Ausschüttung kann das Bedürfnis nach Wiederholung auslösen, wenn insgesamt eine schlechte Grundstimmung vorherrscht", sagt Bernd Heßlinger, Oberarzt in der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsklinik Freiburg. Warum einige Jugendliche anfälliger sind als andere, ist noch nicht eindeutig geklärt. Heßlingers Kollege Christian Fleischhacker vermutet, dass SVV möglicherweise auf Störungen der Impulskontrolle und auf einem Mangel des Hirnbotenstoffs Serotonin beruhe, der auch bei Depressionen eine Rolle spiele. Ritzen könnte auch eine genetische Komponente haben.

    Betroffenen kann mit einer Therapie geholfen werden. "Wir bringen den Patienten bei, dass Spannung auch abgebaut werden kann, ohne dass man sich selbst verletzt", sagt Heßlinger. Er benennt 86 Methoden zum Spannungsabbau. Zunächst wird ausgewichen auf andere starke Reize, wie etwa Beißen in Chili, eiskaltes Duschen oder heftige Geruchsreize wie Ammoniak. "Im weiteren Verlauf suchen wir nach sozial sinnvollen Spannungslösern, etwa Sport statt Chili", sagt Heßlinger. Hanna, die inzwischen eine Therapie gemacht hat, ist neulich sogar fast rund um den Starnberger See gejoggt. "Ich fühlte mich so erschöpft wie noch nie, ich dachte, mein Herz springt raus", sagt sie. "Ein irres Gefühl."
    Selbstverletzungen: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen - SPIEGEL ONLINE
    (* Namen von der Redaktion geändert)


    Hier geht es zu dem Test >>> Was ist Selbstverletzendes Verhalten (SVV) - www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org

    was haltet ihr davon ???
     
  2. 11. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Zu langer Text

    Naja, Ritzen is nur ne Folge von vielen Faktoren. Es macht keinen Sinn, die Folgen zu bekämpfen. Ich selbts kenne ne menge Leute, die ritzen, aber das is ihre Sache.

    Glaube nicht, dass ein Online Test den Leuten hilft. Wohl eher lange Gespräche mit den Pubertierenden :/
     
  3. 11. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Es soll ja nicht helfen und eine Therapie ersetzen, aber zumindest dafür sorgen, dass man gewissen Signale besser deuten kann.

    Finde es als Grundgedanke gut, denn viele Eltern wissen nicht sehr viel über ihre kinder und setzen sich mit dem belangen jener nicht ausreichend auseinander. Bevor die psyche der kids inoperabel ist, sollte jedes Mittel recht sein!
     
  4. 12. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Die sollten mal besser die Eltern testen, ob diese vllt. in der Erziehung versagt haben, wenn sowas wie ein Emo herauskommt.
    Obwohl zwischenzeitlich viele von denen auf der Straße unterwegs waren, sind es ja eher die wenigstens Jugendlichen die dieser "Gruppierung" angehören...
     
  5. 12. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Diese Onlinemedizin ist die Pest.
    Viele Ärzte klagen darüber, dass Patienten zu ihnen kommen und die wildesten Krankheiten vermuten, in Wirklichkeit aber nur falsch sitzen usw.
    Wenn mein Kind so drauf ist, sollte ich es auch so merken.
     
  6. 12. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    als ob der test stimmen würde...
    jeder mensch ist anders, das müssen die berücksichtigen,
    man kann nicht aus klischeen oder so gleich rückschlüsse ziehen.
     
  7. 12. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    So ein Test ist mehr als sinnlos... der Text ist ebenfalls (imho) nicht komplett richtig.

    Aus eigener Erfahrung weiß ich das Eltern meist blind für sowas sind & das es sehrwohl Borderliner gibt die es verstecken wollen...

    Test=fail
     
  8. 12. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Das mit dem ritzen ist voll die Modeerscheinung ...... Seit wieviel Jahren machen Kinder eigentlich ihre Eltern und bekannte darauf Aufmerksam, dass sie ihr Leben verkackt haben und dringend Hilfe brauchen, weil sie isoliert verwarlost und sonst was sind...... Naja onlinemedizin bringt vielleicht nen bissen weil diese Kinder ja auch viel Online unterwegs sind und die meisten sich ja nicht eingestehen, dass sie Probleme haben, wobei nen richtiger Psychologe natürlich mehr helfen würde.
     
  9. 12. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Ich finde man kann nicht imer alles auf die Eltern schieben, denn es gibt nunmal jugendliche die verschließen sich. Da komts auch oft druf an mit welchen Menschen sie unterwegs sind, welche Einstellung sie zum Leben haben, welche Musik sie hören und und und ... Du hörst imemr wieder von diesen total deprierten und histerischen Tokio Hotel Fans die es als Trend ansehen sich zu verletzen. Da Frag ich mich jedoch wie Eltern so etwas erkennen sollen. Klar Anzeichen zu deuten fällt nicht jedem Elternpaar leicht, aber ein Teil mitschuld trägt jede Seite.
     
  10. 13. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Schwachsinn
    Der "test" is ma gelinde gesagt schrott ^^


    Laut dem Test gehöre ich einer betroffenen Gruppe an und man sollte sich sorgen um mich machen...
     
  11. 13. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Einige Punkte sprechen dafür, dass Ihr Kind zu Selbstverletzendem Verhalten (SVV) neigen könnte. Sie sollten einen Kinder- und Jugendpsychiater aufsuchen.

    Es kommt eig nur drauf an, ob man Schnittverletzungen ankreuzt oder nich. Mal ehrlich, wenn die Verletzungen so auffällich sind, dann brauch man auch keinen Test mehr.
     
  12. 13. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    tl;dr =)=)=)=)

    edit: Text/Test ist irgendwie blödsinn. Können sich auch Anhänger andrer Gruppierungen selbst verletzten.
     
  13. 14. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Ich verstehe nicht wieso sich Menschen einfach so selbst verletzen können. Die müssen schon ziemlich kaputt sein. Ich meine ... eine Scheidung der Eltern war bei Hanna Schuld das sie sich ritzte, einen Tag später sogar schon mit ner Rasierklinge?

    Der Text oben klingt bissl absichtlich übertrieben finde ich. Und ob der Online Test was bringt - ich glaube der bringt genau so viel wie wenn hier jemand nachfragt ob er zum Arzt gehen soll weil sein Knie schmerzt und knackt usw. (also gar nichts!)
     
  14. 14. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Also der Test ist genauso ein Witz wie diejenigen die sich ritzen (in meinen Augen).

    Ich sehe darin einfach keinen sinn und der der das macht, ist in meinen Augen, leicht psychisch angeknackst.
    Bezweifel dass der Test etwas verhindern & aufdecken wird...

    so far,
    sn00p
     
  15. 14. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    Der Test kann einfach nichts bringen, aber ist schon krank wenn es Menschen machen, sollen sie sich lieber besaufen oder so, anstatt ihre Gesundheit aufs Spiel zusetzen.
     
  16. 14. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    wieder spruch in sich, wer seinen kummer wegsäuft, dem gehts auch nicht besser
     
  17. 14. Oktober 2009
    AW: Online-Test soll Eltern von Ritzern warnen

    naja, aber hauptsache zu einem Thema was man nicht im geringsten versteht sein Senf dazugeben...:angry:

    Zum "ritzen" gehören einige Faktoren, es hat keine Seite alleine Schuld (Person/Eltern/Nahestehende/etc.) und "mal eben so" aufhören geht auch nicht (ritzen).

    Wenn ich diese ganzen Kommentare hier lese... da ist mir zum kotzen aber mit eurem 0 Toleranz/Verständnis werdet ihr die "Ritzer" (Borderliner eigl...) nie verstehen.
     
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