Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Trockeneis*, 15. Oktober 2009 .

  1. 15. Oktober 2009
    Schlacht ums böse Campingbesteck





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    Ein Sechsjähriger bringt arglos ein Campingbesteck mit Messer in die Schule - und soll dafür 45 Tage in eine Besserungsanstalt. Der Fall Zachary provoziert Eltern in den USA: Sie wehren sich jetzt gegen Auswüchse der Null-Toleranz-Politik, die immer wieder zu absurden Strafen führt.

    Zachary Christie aus Newark, einer kleinen Stadt südöstlich von Philadelphia, muss mächtig stolz gewesen sein. Gerade war der Sechsjährige den Pfadfindern beigetreten und hatte ein Campingbesteck bekommen, so eins zum Essen in der freien Natur, mit Klinge, Gabel und Löffel, alles ausklappbar. Weil sich stolze Burschen nur schwer von Lieblingsdingen trennen können, nahm er es an einem Septembertag mit in seine Grundschule. Schließlich taugt es auch zum Mittagessen in der Kantine.

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    Auf das, was dann folgte, hätten Zachary und seine Mutter gern verzichtet. Ein Lehrer entdeckte das Camping-Utensil. Nun hätte er es Zachary einfach wegnehmen, mit ihm und seiner Mutter reden können - doch der Schulbezirk praktiziert seit geraumer Zeit "Zero Tolerance", die Null-Toleranz-Politik. Als Konsequenz aus Amokläufen wie an der Columbine High School 1999 und an der Universität von Blackburg 2007 sind jegliche gefährlichen Gegenstände in Schulen verboten, verbunden mit harter Bestrafung, und zwar "unabhängig von der Absicht des Besitzers", lautet die Vorschrift.

    Das gilt auch für Sechsjährige, die nichts Böses im Schilde führen.

    Also nahm man Zachary weg, was man als Waffe wertete, verwies ihn von der Schule und kündigte an, ihn für 45 Tage in eine Besserungsanstalt für Problemkinder zu stecken. "Keine Eltern wollen einen Anruf bekommen, dass ihr Kind nicht mehr zwei gut sehende Augen hat, weil es eine Rauferei gab und jemand ein Messer gezückt hat", sagte George Evants, Präsident der Schulbehörde, der "New York Times".

    Die Null-Toleranz-Strategie führt zu teils sonderbaren Maßnahmen

    "Ich stimme zu, dass man keine gefährlichen Waffen in die Schule bringen sollte, aber die Bestrafung ist zu hart. Das ist nicht fair", sagte dagegen der Junge. Und blieb mit seiner Meinung nicht allein.

    "Er ist keine Bedrohung für seine Mitschüler", sagte Mutter Debbie Christie und startete eine Gegenoffensive. Sie gründete die Internetseite helpzachary.com, sammelte Unterschriften für ihren Sohn und gegen die Verbannung von der Grundschule, gegen eine allzu realitätsferne Auslegung des Waffenverbots. Und wer von Zacharys Unschuld noch überzeugt werden wollte, konnte sich einen Film ansehen, den er an der Schule gemacht hatte und der mit einem Preis ausgezeichnet worden war.

    Wenn es um Gewalt an US-Schulen geht, können sich Bildungspolitiker meist schnell auf einen Lösungsansatz einigen: null Toleranz. So wurden in Connecticut Polizisten auf Schulhöfe geschickt, um Strafzettel über mehr als 100 Dollar an fluchende Schüler zu verteilen. In Culver City verhängte eine kalifornische Mittelschule eine totale Kontaktsperre: Schüler dürfen einander nicht mehr berühren. Die Regel sollte Prügeleien verhindern, stiftete aber viel Verwirrung - denn Händchenhalten und Umarmungen sind jetzt auch tabu.

    Kritiker weisen immer wieder darauf hin, dass die Null-Toleranz-Linie zum Anstieg von Schulverweisen führten. Dann landen Kinder und Jugendliche mitunter auf der Straße oder sonstwo, wo das Problem eher vergrößert wird.

    Ein Geburtstagskuchen wurde einer Drittklässlerin zum Verhängnis

    Allzu strikte und schematische Regeln verhindern manchmal, dass Schulleiter, Lehrer und Schulbehörden schlicht ihren gesunden Menschenverstand einsetzen. So wurden laut "New York Times" in der Stadt Baltimore im Schuljahr 2006/2007 rund 10.000 Schüler suspendiert - die meisten wegen Ungehorsam und Belästigung. In Milwaukee wurden im gleichen Zeitraum gar 40 Prozent der Neuntklässler mindestens einmal suspendiert.

    In Zacharys Schulbezirk hatten schon mehrfach absurde Fälle Eltern entzürnt. So wurde 2007 eine Siebtklässlerin von der Schule verwiesen, weil sie mit einem Messer die Fenster in einem Papierhaus ausgeschnitten hatte. Zuletzt erregte im vergangenen Jahr die gute Tat einer Großmutter Aufsehen: Sie hatte ihrer Enkelin, einer Drittklässlerin, einen Geburtstagskuchen in die Schule geschickt - und zum Teilen ein Messer beigelegt. Der Lehrer meldete das dem Schulleiter, freilich erst, nachdem er den Kuchen geschnitten und verteilt hatte. Das Mädchen sollte der Schule verwiesen werden. Die Gesetzgeber reagierten auf die Sache. Und gaben den Behörden die Möglichkeit, von Fall zu Fall zu entscheiden.

    Zachary half das allerdings nicht. Die Gesetzeslockerung betraf nur Schulverweise - nicht den vorübergehenden Ausschluss von der Schule und den Aufenthalt in einer Besserungsanstalt.

    "Ich will, dass Zachary weiß, dass er eine Stimme hat"

    Der Protestaufruf von Mutter Debbie hatte Erfolg. Viele Eltern schlossen sich ihr an, auf der Internetseite unterschrieben mehr als 40.000 Menschen für Zachary. Die großen Fernsehsender berichteten. Unter einem Bericht auf der Seite der "New York Times" machten Leser in mehr als 1300 Kommentaren ihrer Empörung Luft. Ihre Hauptforderung: Man solle sinnvoll den Einzelfall beurteilen, statt starre Regeln stumpf anzuwenden.

    Am Dienstagabend tagte das zuständige Komitee des Schulbezirks. Viele Eltern und Reporter kamen - und die Vernunft siegte. Zachary wurde begnadigt. Er darf wieder auf seine Grundschule.

    Außerdem entschied das Komitee, dass künftig Kinder, die Waffen dabei haben oder gewalttätig werden, nur für drei bis fünf Tage ausgeschlossen werden und nicht mehr in eine Besserungsanstalt geschickt werden dürfen, sondern lediglich zu einer Beratung. Das gilt für Kindergartenkinder und Erstklässler.

    Die Entscheidung löste Erleichterung aus, allerdings nicht bei allen. Jennifer Jankowski, Mitarbeiterin einer anderen Grundschule in Newark, fragte: "Wenn wir Zachary nicht bestrafen können, was ist dann mit Kindern, die eine Waffe mitbringen, um Böses zu tun?"

    "Ich will, dass Zachary weiß, dass er eine Stimme hat und er sie erheben kann, wenn etwas nicht richtig läuft", sagte dagegen Debbie Christie. Ihrer Meinung nach ist die Entscheidung des Komitees nur ein erster Schritt. Nötig sei eine Überarbeitung der Verhaltensregeln im Schulsystem. Eine Sprecherin des Schulbezirks versprach mögliche weitere Änderungen in den kommenden Monaten.

    Zachary selbst sagte der "New York Times", er befürchte, dass seine Mitschüler ihn nun vielleicht hänseln, weil er in Schwierigkeiten geraten ist. "Aber ich denke, dass die Regeln falsch sind - und nicht ich."

    Mit Material von AP


    http://www.spiegel.de/schulspiegel/ausland/0,1518,655018,00.html
     
  2. 15. Oktober 2009
    AW: Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

    Sieht man mal, wohin die Forderung nach "härteren" Strafen hin führen kann, dass es dann zu solchen Absurditäten kommt. Klar ist, dass es einfach lächerlich ist.
     
  3. 15. Oktober 2009
    AW: Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

    Die haben doch einen an der Klatsche. Ein Amokläufer wird auch auf das Gesetz höhren und keine gefährlichen Waffen benutzen.

    Es sollte Präventiv vorgegangen werden - Aber in einer andere Richtung.

    Den Kindern sollte gezeigt werden wie gefährlich sowas sein kann. Was es für ein Risiko ist. Wenn man das Pädagogisch koreckt ausübt würden die Kinder sicher sowas verstehen. Wenn man einfach sagt "Weil du dein Campingbesteck mit zur Schule gebracht hast schmeißen wir dich raus und schicken dich ins Heim!" ist niemanden geholfen. Ich bin der Meinung das es einen gegenteiligen effekt hat und zur unruhe Anstiftet.

    Ich würde mir z.B. nicht verbieten lassen Jemanden in der Schule zu umarmen oder Händchen zu halten. Körperkontakt ist völlig normal.

    Die sind doch Verrückt!
     
  4. 15. Oktober 2009
    AW: Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

    Hätte die Mutter das halt mal kontrollieren sollen. Ich meine, klar ist es nicht so wild, aber man hätte das Besteck auch zu Hause lassen können.

    Die Menschen die dort leben wissen sicherlich, wie die Regeln dort sind.
     
  5. 15. Oktober 2009
    AW: Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

    das ist echt schon en starkes stück. Lief gestern im TV. Ich raff immer noch nicht wie man als Eltern so dumm sein kann seinem Sohn solch ein Campingbesteck mit zu geben (mit nem Messer). Ich mein in Deutschland wäre das kein Ding, aber gerade in Amerika muss man doch echt dumm sein, wenn man seinen Kindern nach "Columbine" noch en Messer mitgibt.
    Natürlich ist die Strafe überzogen aber es ist wahrscheinlich auch viel Abschreckun dahinter und da das so in den Medein breitgetreten wird, hat es en großen abschreckungseffekt.
     
  6. 15. Oktober 2009
    AW: Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

    Es muss ja nicht gleich heißen, dass die Eltern dem Jungen das Besteck mitgegeben haben,#

    Der Junge hat es sicherlich ohne Wissen der Eltern einfach mitgenommen, denn wie es schon im Text steht:
    hat er es "möglicherweise" aber ich bin fast überzeugt davon, das Besteck selbst mitgenommen.

    Oder hast du etwa nie, etwas das du gemocht hast, mit in die Schule genommen ohne vorher deine Eltern zu fragen. ^^

    b2t:

    Naja was anderes kann man aus den USA langsam nicht mehr erwarten.
    Die haben bald ein extra Komitee das sich absurde Sachen überlegen muss, damit der Rest der Welt über die USA lachen kann und die genug Aufmerksamkeit von der Welt bekommen.

    Zum Glück hat der arme Junge nicht noch auf einem Kühlschrank oder in einem Eisschrank geschlafen, denn das ist in Pennsylvania verboten ^^
     
  7. 15. Oktober 2009
    AW: Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

    aber mal ganz ehrlich, also ich hatte mit 6 Jahren noch kein Taschenmesser, geschweigedenn irgendein anderes "Spielzeug" mit dem ich mich hätte verletzen können. Ih finde da hat dich Pflicht der Eltern einfach versagt, aber ich sae ja auch das die Strafe überzogen ist, denn darum gehts ja hauptsächlich.
     
  8. 15. Oktober 2009
    AW: Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

    Das mit dem nicht berühren find ich quatsch. Ist glaub ich die sinnloseste Regel die ich je gehört hab xD

    Die 100 $ Strafen fürs Fluchen? Super! Sofort in Deutschland einführen. Und wenns Taschengeld alle ist wird den möchtegern-gangstern Schmuck und Handies weggenommen ... Einfach genial *träum*

    b2t:

    Ich finde die Behörden haben da ganz richtig gehandelt. Nunja vlt sind 45 Tage ein wenig zu lang. Aber ganz ehrlich: ein 6-jähriger mit einem Messer ... Selbst wenn er kein Amokläufer ist (was ja noch einleuchtet) ist und bleibt ein Messer eine Gefahrenquelle und die gehört nunmal nicht in die Hände von Kindern. Und wenn er es nur rausholt damit er es seinem Tischnachbarn zeigen kann, ein dummes Missgeschick und schwuuuups fehlt ein Auge. Und da finde ich dieses Geblubber der Mutter auch dermaßen daneben. Wenn was passiert wäre dann hätten die Lehrer und die Eltern die Verantwortung tragen müssen. Anstatt sich hinzustellen und eine Meinung ihres Sohnes zu vertreten die für ihn noch nichteinmal verständlich ist hätte sie mit einem einfachen Gespräch oder Erziehungsmaßnahme das ganze verhindern können. ( Ich denke jetzt an sowas wie: ich nehms dir weg bis du es brauchst).

    Außerdem würd ich dem Pfadfinderverein einen reinwürgen. Wer so bescheuert ist und Messer an kleine Kinder austeilt ist doch nicht mehr ganz richtig im Kopf ... .

    My 50 Cent

    ty
     
  9. 15. Oktober 2009
    AW: Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

    Ich sehe ebenfalls die Schuld bei den Pfadfindern, Messer gehören zu den Pfadfindern, ist ja auch ok so aber nicht für einen Pimpf! Das gabs bei der HJ und den Pimpfen aber bitte WAS soll ein 6Jähriger mit einem Messer?!

    Die Strafe ist ohne jede Frage überzogen und wiedermal typisch Amerikanisch... Pädagogisch super wertvoll, genau so wertvoll wie die Supernanny.
     
  10. 15. Oktober 2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    AW: Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

    schmierst du die butter mit dem finger auf das brot ?
    oder die nutella oder die marmelade oder oder oder

    die meisten leute übertreiben hier

    sie meinen der kleine 6. jährige wäre mit nem rambo messer in der schule aufgetaucht.

    er hatte ein ganz normales campingbesteck

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  11. 15. Oktober 2009
    AW: Null Toleranz gegenüber Sechsjährigem

    Weiss man den genau dass es harmloses Besteck war? Es gibt (Plastik)campingbesteck und Ausklappbare Messer die scharf und gefährlich sind (eher Trekking- als Campingmesser).

    Ich finde dass die Massnahme genau das umgeht wasd wirklich helfen würde zum thema Waffenbesitz; Gewalt und unentdeckte depressionen bei Kindern:

    Ein offener Dialog mit den Eltern. Sofort zu verbannen fgind ich echt grossen b***sh***
    Besser ein verpflichtet gespräch mit Eltern und Kind, dann kann man als Lehrer auch sofort ein Bild von der familiendynamik kriegen..

    Aber naja, ist halt eine Meinung unter vielen, und die Amis ham sich schon was gedacht dabai...hoff ich

    Stanley
     
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