Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von Hannez84, 6. Dezember 2009 .

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  1. 6. Dezember 2009
    Währungsreform in Nordkorea

    Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    Von Andreas Lorenz, Peking


    Frauen unter 45 dürfen nicht handeln, Männer auch nicht: Geht es um den Kampf gegen die Privatwirtschaft, ist Kim Jong Il kreativ. Jetzt vernichtet der nordkoreanische Regierungschef mit einer Währungsreform allerdings die Ersparnisse seiner Bürger - und sorgt damit für Empörung.

    Zu behaupten, die Regale in Nordkoreas Geschäften seien gut gefüllt, wäre weit übertrieben: Die meisten Waren sind knapp; wenn die Bürger Reis oder Speiseöl, Hosen oder Schuhe kaufen wollen, müssen sie Berechtigungskarten vorweisen.

    Doch seit ein paar Tagen helfen auch die nicht mehr, denn Kaufhäuser und Läden bleiben geschlossen. Der Grund: Die Regierung unter dem "lieben Führer Kim Jong Il" hat eine Währungsreform angeordnet, neue Geldscheine kommen in den Umlauf. Für ihre alten 1000-Won-Noten erhalten die Nordkoreaner jetzt 10-Won-Noten, für einen alten Hunderter einen Won. Bis Sonntag soll die Aktion andauern.

    Was aber auf den ersten Blick nach einer Vereinfachung des Geldverkehrs aussieht, hat einen Haken: Die Umtauschsumme ist begrenzt. Nach jüngsten Informationen darf jeder Bürger nur 100.000 Won einwechseln - was nach dem inoffiziellen Kurs rund 50 Euro entspricht. Zwar darf etwa eine vierköpfige Familie 300.000 Won umtauschen. Der Rest des Vermögens aber kann nur auf der Bank deponiert werden - und es ist unklar, wie viel die Anleger später wieder ausgezahlt bekommen und ob sie erklären müssen, woher das Geld kommt.

    Und genau das ist ein harter Schlag für viele Nordkoreaner, denn die Reform vernichtet damit ihre Ersparnisse.

    Zurück zum beinharten Staatssozialismus

    Begründet hat die Führung ihre Entscheidung bislang nicht. Offensichtlich will sie mit dem Streichen von zwei Nullen die Inflation bekämpfen und die marode Wirtschaft stabilisieren. Doch Experten vermuten, dass das nicht der eigentliche Grund für die Währungsreform ist. Kim und die Hardliner im Militär scheinen zurück zu einem beinharten Staatssozialismus zu wollen. Der Nordkorea-Spezialist Rüdiger Frank von der Universität Wien spricht gar von einem "neokonservativen Trend".

    Und das heißt: Alle noch so zaghaften Versuche der vergangenen Jahre, die strenge Planwirtschaft zu liberalisieren, sollen ein Ende finden. Um die fatale Versorgungslage zu verbessern, duldete das Kim-Regime seit 2003 private Märkte. Die Bauern durften Überschusswaren frei verkaufen, an Straßenecken, in Höfen und unter Brücken boten sie Eier, Obst und Gemüse feil. Auch aus China und Südkorea importierte Fahrräder, Fernseher, Kleidung und sogar Mandarinen und Bananen sind mittlerweile zu haben. Im ganzen Land hat sich ein reger Privat- und Schwarzhandel entwickelt.


    Vieles ist allerdings nur für Funktionäre, Militärs und Bürger mit Auslandskontakten erschwinglich. Denn ein Kilo Reis kostete vor wenigen Monaten auf dem Tongil-Markt in Pjöngjang um die tausend Won, ein Kilo Schweinefleisch bis zu 3500, ein Kilo Äpfel 2000 bis 4000, sechs Eier waren für 1000 zu haben. Astronomische Preise, wenn man bedenkt, dass die Bewohner Pjöngjangs je nach Beruf offiziell nicht mehr als zwischen 3000 und 5000 Won im Monat verdienen.

    Das ist es allerdings nicht, was Kim Jong Il und seine Generäle an den zarten Anfängen der Marktwirtschaft stört. Sie fürchten vielmehr, dass sich immer mehr Menschen durch die privaten Geschäfte der staatlichen Kontrolle entziehen, dass etwa die Bauern das Feld verlassen und sich als Händler verdingen. Kim weiß aus den Erfahrungen der früheren Ostblockländer, wie gefährlich ein neuer Mittelstand für das Überleben des Regimes werden kann.

    Liste mit Waren, die nicht mehr verkauft werden dürfen

    Deshalb hatte das Regime in letzter Zeit immer wieder versucht, die privatwirtschaftlichen Aktivitäten zu behindern - obwohl das staatliche Verteilungssystem die Bürger nicht mit genug Lebensmitteln versorgen kann. So veröffentlichte das Regime eine umfangreiche Liste mit Waren, die nicht mehr auf privaten Märkten verkauft werden durften. Zudem verbot es Frauen unter 45 Jahren, auf dem Tongil-Markt zu arbeiten. Männer dürfen nicht handeln. Der Markt durfte zudem nur ein paar Stunden am Nachmittag öffnen.

    Das aber scheint noch nicht ausgereicht zu haben, deshalb greift Kim jetzt zum nächsten Mittel: "Die Währungsreform will vor allem die neue nordkoreanische Mittelklasse zerstören. Kein Geld, kein Handel, das scheint die Logik zu sein", schreibt etwa Nordkorea-Experte Frank. Von der Reform verschont bleiben jetzt nur jene, die das Glück haben, ihr Geld in japanische Yen, chinesische Yuan oder US-Dollar umgetauscht zu haben. Denn der Besitz von Devisen ist in Nordkorea nicht verboten.

    Ob Kim und seine Generäle damit Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten, denn es ist unklar, wie die Bevölkerung des abgeschotteten Landes auf die Nachricht reagiert hat. Nach südkoreanischen Quellen gab es Proteste gegen den Zwang zur Geldverringerung - und das sogar in Kims eigenem Regierungsapparat, der Arbeiterpartei.



    Quelle: Spiegel Online http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,665158,00.html


    Junge junge...ich frag mich immer wieder, wie viel ein ganzen Volk aushalten kann...
     
  2. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk


    Dieser Satz ist ausnahmslos auf jedes kommunistische/sozialistische Land der Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft anwendbar!
     
  3. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    hehe, auch wieder wahr Wahrscheinlich ist es auf jede Herrschaftsform anwendbar :S
     
  4. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    Wow, das its Kommunismus at its best!
    Alter Schwede, das kann doch nicht mehr lange gut gehen. Das Land steht sowieso schon kurz davor unterzugehen, ähnlich wie es mit der Sowjetunion war, aber jetzt noch der Bevölkerung quasi nochmal alles zu nehmen. Wenn das Volk sich sowieso kaum noch Nahrung leisten kann, wird das übel werden. Unzufriedene Menschen mit Hunger werden böse. Ich denke, da wird es eine Revolution geben, die wir alle wohl noch miterleben werden. Wäre auf jeden Fall besser für das Volk, wenn das Militär und die Regierung abgesetzt würden..
     
  5. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    Ich denke auch die ganze Zeit:" Da muss doch langsam mal ne Bombe hochgehen." Aber irgendwie scheint das noch zu dauern?
     
  6. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    Joah, ich denk die Leute haben Schiss, weil sie sich gegen das Militär stellen müssten, was natürlich ganz klar übel ausgehen würde. Aber wenn sie irgendwann sowieso regelrecht am verrecken sind, haben sie nichts mehr zu verlieren..
    Wenn es tatsächlich ne Revolution geben wird, wird die sehr blutig werden, da bin ich sicher.
     
  7. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    Ich denke zwar, man kann das nicht miteinander vergleichen, aber nach 41 Jahren DDR sind sie auch alle auf die Strasse gegangen, obwohl an der Mauer auch scharf geschossen wurde. Natürlich sind die Hintergründe anders, aber wenn die Regierung einem den Lebensstandart gleich Null setzt, dann hat man doch wirklich nix mehr zu verlieren?
     
  8. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    Also für mich war klar das sowas kommen muss... So große Summen Geld die nix wert sind
    Abgesehn davon is das halt einfach Politik wenn man nen Diktator hat macht der halt worauf der lust hat... außerdem is der doch schon alt und muss sich noch nen Denkmal setzten oder so xD
     
  9. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    dat der überhaupt noch lebt ist echt nen wunder...oO
     
  10. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    nord-korea ist das perfekte beispiel dafür, wenn geballte dummheit und marx aufeinanderprallen und sich zu einem staat vereinigen.
     
  11. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    statt privatwirtschaftlich rumzuexperimentieren oder per autoritärer kommandowirtschaft sich wie sklaven behandeln zu lassen, wär wirklich mal ne revolution nötig. man könnte bspw. mal vernünftigen kommunismus durchsetzen.
    außer jemand erklärt mir was gerade die Juche-Ideologie, die sich selbst vom ml distanziert, noch mit marx' kommunismusvorstellungen gemein hat. siehe mein marx thread wo ich den unsinn schon ziemlich ausführlich auseinandernehm.
    nordkorea nennt sich neben kommunistisch übrigens auch demokratische volksrepublik...
    das Problem is nur, dass die Bevölkerung ne abartigste Gehirnwäsche verpasst bekommt d.h. mal unabhängig marx lesen und kim in die hölle befördern is nich...
     
  12. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    @ nobody: vernünftiger kommunismus? kommunismus hat noch nie und wird auch nie funktionieren!

    warum erschiessen die ned einfach alle ihre bürger und dann hat kim kontrolle über sein totes land.
     
  13. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    word! Kommunismus kann nicht funktionieren...dafür ist der Mensch einfach nicht gemacht
     
  14. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    da habe ich mich unscharf ausgedrückt. prinzipiell ist die aussage aber nicht falsch, denn:

     
  15. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    Um es mal proletisch auszudrücken: "Nix zu fressen, aber die Atombome"
     
  16. 6. Dezember 2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    aW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    @Michi + Hannez84:
    Der abschied vom egoistischen & rationalen Individuum

    @*****:
    komplett falsch isses tatsächlich ned.
    früher marx = revolutionäres getue + bürgerlichen unsinn
    Dummheit + Dummheiten des frühen Marx = ML
    ML + Dummheit³ = Juche
    Toller Mix.
    vernünftiger Kommunismus wäre: Hirn + später Marx + Herrschaftskritik der anarchisten
    differenzieren ftw.
    Die Logik von Juche könnte man in etwa so vergleichen. Für Parlamentarische Demokratie braucht man Wahlen + Staat. Juche behält den Staat, macht ihn totalitär und schafft die wahlen ab. Super Demokratie.

    @nordkorea:
    wobei der westen sich mal was zu den blockaden überlegen sollte, die helfen nämlich weder gegen kim, noch den menschen.
     
  17. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    Wurde schon probiert, aber es gibt immer ein
    paar defätisten, die einfach nicht Sterben wollen und
    sich frecherweise im Dschungel verkriechen,

    Manche Machthaber scheinen zu glauben, dass sie nur
    dann ware Macht ausüben, wenn sie Ihre Schutzbefohlenen quälen.

    Fühlen sich als Gottesgeschenk an die Menschheit, lassen sich
    loben und huldigen, dafür dürfen dann Millionen in Krieg und Hungersnöten
    sterben.
    Und das alles nur für einen eitlen unbegabten bis unzurechnungsfähigen popanz.

    Kann man nur hoffen, das einer seiner Generäle das früh genung erkennt, bevor
    dieser nichtsnutz sein ganzes Land ins Elend stürzt.

    Meine Gedanken sind mit diesem Volk,
    doch da ich deren Mentalität nicht wirklich verstehen kann,
    bleibt nur zu sagen :
    Sie müssens schaffen sich selber rauszuhieven,
    zumindest müssen sie den Willen und entschlossenheit zeigen, bevor der
    Rest der Welt hilfestellung geben kann.

    Wie auch immer, bei dem jetzigen Kurs ist es klar, dass so oder so
    wieder Todesopfer zu beklagen sein werden.

    Entweder Hunger und Elend oder Politisch motivierte Verhaftungen/Folter Morde
    gegen einen aufgebrachten Teil des Volkes.

    Man man , Kim - besinne dich.

    Man lasse die freie Marktwirtschaft zu und fange dann an sie nach und nach zu reglementieren,
    um Gelder für eine Infrastruktur rausschöpfen zu können, dann haben alle was davon.
    Dabei nur nicht gierig werden und schon garnicht ungeduldig

    Aber ich schätze mal, so lange der Typ genug zu fressen, Weiber(oder kleine Jungs..KA), Koks und Champagner bekommt, wird der sich einen ziemlichen dreck um sein Volk scheren.


    grüz
    KK
    bekommt
     
  18. 6. Dezember 2009
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    aW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    vielleicht bedarf es erst einer gebildeteren, aufgeklärteren gesellschaft, um marx überhaupt erst verstehen zu können, um später mal dazu hinübergehen zu können, das gesellschaftliche system zu verbessern.
     
  19. 6. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    ich sehe zumindest du machst fortschritte.
    wirklich effektiv aufgearbeitet wurde marx tatsächlich erst in den letzten 30-40 Jahren auf akademischer ebene (im westen; im osten gabs nur Parteilinie).
    dass man allerdings auch intuitiv zumindest vieles richtig machen kann haben die anarchisten gezeigt. Doku über den bisher erfolgreichsten Versuch des libertären Kommunismus: Vivir la Utopia - Die Utopie leben
    das sollte man mal per schwarzmarkt nach nordkorea schmuggeln.
     
  20. 7. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    ja ich denke sowas wär wirklich mal eine idee!
    ich bin begeistert , wie mann sowas geschafft hat..und dass in den 30er jahren
    wobei ich denke, dass heutzutage eine andere gesellschaft, die für sowas nicht bereit ist, vorhanden ist
     
  21. 7. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    Wieso bomben die Amis da nicht rein und bringen ihnen Demokratie bei, wie sie es schon so oft getan haben?
     
  22. 7. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    weil sie nur schwächere angreifen..wer aber kernwaffen gegen sich hat, überlegt es sich 2 mal, da einzumarschieren
     
  23. 7. Dezember 2009
    AW: Währungsreform in Nordkorea: Der "liebe Führer" erzürnt sein Volk

    hatte Saddam nicht auch Atomwaffen? Ach ne,das war ja ne Lüge :S ...
     
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