Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

Dieses Thema im Forum "Literatur & Kunst" wurde erstellt von GoodMoodAgain, 29. Dezember 2009 .

  1. 29. Dezember 2009
    Hallo Leute,

    Ich muss eine Verfilmung der ersten Szene von Kafka's Proceß machen. Ich habe versucht mich ein bisschen schlau zu machen wie andere diese Aufgabe umgesetzt haben, allerdings konnte ich bis auf ein schlechtes Theaterstück und eine Schülerumsetzung nichts finden.

    Besonders wichtig ist der interpretatorische Teil - d.h. einfach nur die Handlung filmen ohne etwas im Hintergrund zu führen ist nicht drin.

    Deshalb wollte ich fragen, ob ihr vielleicht ein paar Ideen für diese Umsetzung habt - auch für Videomaterial bin ich dankbar.

    PS: War mir nicht sicher ob ich es in "Literatur und Philosophie" oder "Audio, Video..." erstellen soll.

    Danke schon im Vorraus, und eine BW für eure Mühe ist natürlich Ehrensache.
     
  2. 29. Dezember 2009
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    Ich selbst habe ihn noch nicht gesehen, aber "Der Prozeß" von Orson Wells (1962) soll gut sein. Ist eine Empfehlung meines Deutschlehrers. Dieser Film soll gerade auf die Bedeutung, Stimmung usw eingehen, besser als die neueren Verfilmungen.
    Vielleicht gibt dir der Film ja ein paar Anregungen.

    Ich glaube das Projekt wird interessant, wüsst selbst auch nicht genau wie ich das machen würde... ich mein im ersten Kapitel musst du gleichzeitig das Erwarten und die Überraschung, die (gespielte?) Selbstsicherheit und Unsicherheit herausstellen. Diese Widersprüche und generell die Stimmung und diese Widersprüche einzufangen ist bestimmt nicht ganz einfach.
    Du musst dich vlt einfach dafür entscheiden wie du ihn darstellst, es gibt ja reichlich Deutungsmöglichkeiten, wie er "wirklich" ist, dadurch, dass wir nur seine eigene Sicht auf die Welt kennen. Je nachdem ob du ihn nun wirklich selbstsicher oder evt. nur gespielt selbstsicher darstellst, ist das ja auch schon eine Form der Interpretation.

    Bis wohin genau geht denn dein Film?
     
  3. 29. Dezember 2009
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    Den Film hab ich vor den Weihnachtsferien noch im Deutschunterricht gesehen.
    Du kannst dich vielleicht gut an dem Film orientieren. Aber wenn es ins Detail geht, dann ist er nicht so gut geeignet, da er an so manchen Stellen ziemlich vom Buch abweicht.
     
  4. 29. Dezember 2009
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    Es geht genau bis zu dem Satz "Dieses Gesetz kenn ich nicht." von Josef K.

    Ich überlege, ob ich es vielleicht auf die heutige Zeit adaptiere - allerdings bin ich mir da noch nicht ganz sicher. An sich ist die ganze Geschichte ja so dermaßen absurd, dass man verrückt werden könnte. Ab wie bringt man Absurdität rüber?

    Bw für euch beide.
     
  5. 29. Dezember 2009
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    Das Werk ist sicherlich absurd wenn man den inhalt für sich nimmt. Hast du dir schon überlegt wie du persönlich das Werk verstehst? Du meintest ja der Schwerpunkt läge auf der Interpretation, dann musst du dir noch überlegen wie du das ganze auslegst.

    Ich persönlich finde die psychologische Auslegung mit Hilfe von Freud am sinnigsten, wenn man das Gericht als Kampf zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein sieht, unter der Annahme, dass K. schuld ist, dies aber verdrängt. Dies passt ja auch zu "Dieses Gesetz kenne ich nicht"... er kennt es nicht, verdrängt es vielleicht, hat sich noch nie damit befasst.

    Ich denke die Absurdität wird durch die Handlung, wie das Auftauchen der Wächter etc schon deutlich. Interessanter fände ich wie du die Kameraführung gestaltest. Das Buch spiegelt ja ausschließlich K.s Perspektive wieder(bei der psychologischen Auslegung die seines Bewusstseins), das heißt du könntest als Kameraperspektive vielleicht auch so eine Art "Sicht K.s" machen, also dass man K. selbst überhaupt nicht sieht, sondern nur sein Blick. Das würde dem Werk wohl am ehesten entsprechen, K. würde "anonym" bleiben und ich kann mir das gut vorstellen wie er aus dem Schlaf aufwacht und die Sicht sich langsam schärft etc^^ ka nur so Idee.
    Ansonsten halt klassisch, dass man alle sieht.

    Vlt gibt dir das noch ein paar Ideen
     
  6. 30. Dezember 2009
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    Dragoon, du bistn Held!

    das mit der Kamera hatte ich mir auch schon überlegt, aber das mit dem Kampf zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein(Bzw Ich, Über-Ich und Es) ist mir noch nicht in den Sinn gekommen.

    Jetzt muss ich mir nurnoch was wegen dem Setting überlegen - stelle ich zwei Typen in Lederjacke hin oder wie mache ich das.

    Folgende Idee habe Ich:

    Szene: Josef K bringt ein junges betrunkenes Mädchen nach Hause, legt sie ins Bett, dabei bemerkt er wie attraktiv sie ist. Es startet ein Kampf in seinem Kopf, ob er mit ihr schlafen soll oder nicht. Es fällt der Satz: Das Gesetz wird von der Schuld angezogen(oder so ungefähr). Schlussendlich zoomt die Sicht wieder aus seinem Auge heraus, er sagt nur: "Dieses Gesetz kenne ich nicht!" und zieht sein T-Shirt aus.

    Bisschen makaber, aber kreativ wie ich finde. Ist das arg daneben?
     
  7. 30. Dezember 2009
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    Das mit dem Nachhausebringen des Mädchens gefällt mir nicht.
    Welches Grund sollte K. dazu haben? Freundlichkeit seinen Mitmenschen gegenüber? - K. ist das Gegenteil. Lust auf Sex? - An sich ist das Thema Sexualität bei K., zumindest anfangs, recht schnell abgehandelt: einmal pro Woche Elsa, fertig. Soviel zur Situation. Damit müsstest du, wenn du das mit dem Gedanken, mit dem Mädchen zu schlafen, wirklich durchziehen willst, diesen Gedanken zum eigentlichen Prozess machen, der dann allerdings auch noch unstimmig endet. Ne, also das passt nicht so recht.

    Zu der Sache mit der Perspektive: Der Vorschlag, das ganze aus der Sicht K.s zu filmen, gefällt mir auch nicht. Als Erzählperspektive ist im Buch ja die erlebte Rede gewählt, die sich dadurch auszeichnet, nah an der Ich-Perspektive zu sein, aber nicht völlig, somit ein Mittelweg ist zwischen Objektivität und subjektivem Empfinden der Figur. Anders ginge es ja auch schlecht, da K. ja kein eigentliches Ich mehr hat, wie sollte dann auch eine wirkliche Ich-Perspektive erfolgen können.

    Wie hast dus dir mit dem Text gedacht? Würdest du dich einzig auf die wörtliche Rede im Text beschränken, ginge stellenweise zuviel verloren.

    Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich mich mit Film nicht auskenne und den Proceß auch leider nie als Theaterstück gesehen habe, aber ich könnte mir vorstellen, den Textausschnitt aus einer größtenteils neutralen Perspektive, die kurzzeitig sich K.s auch sehr annähern kann, zu drehen, allerdings wichtige Gedanken K.s von einer Art Erzähler einsprechen zu lassen.

    Vor allem solltest du aber nicht die grundlegende Stimmung aus den Augen verlieren. Richtig gut wäre dein Film, wenn er beim Zuschauer dieselbe groteske, beklemmende, angsteinflößende Stimmung erzeugt, wie es das Buch tut.
     
  8. 31. Dezember 2009
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    Natürlich, da gebe ich dir Recht, aber wie erreiche ich das?

    Ich bin eigentlich gezwungen den Text zu verändern oder zumindest eine abstrakte Situation daraus zu schaffen - Evtl. kriegen die Wächter Lederjacken und Springerstiefel.

    Die eigentliche, im Buch beschriebene Situation wird so nicht funktionieren - ich muss mir eine Andere einfallen lassen, aber was für eine?

    Wenn ich aus der Sicht K.s filmen würde könnte ich auch keine Schnitte oder Sprünge machen, schließlich sieht und hört er ja immer etwas.

    Verzwickt. :/
     
  9. 4. Januar 2010
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    Ich finde die Idee mit der Egoperspektive immernoch interessant, ich finde auch, dass sie gut passen würde und der Film soll ja deine Interpretation darstellen, also finde ich diesen kleinen Sprung durchaus legitim. Man könnte seine Gedanken ja einfach Sprechen, den Ton so verändern, dass es dumpfer klingt und als Gedanken zu unterscheiden sind, kennt man ja auch anderen Filmen. Damit könntest doch die erste Szene wie im Buch darstellen und quasie mit einem inneren Monolog "anreichern" der dann eben deine Interpretation von seinen Gedanken beschreibt. Damit hättest du die Aufgabe fast wie eine schriftliche bearbeitet.
    Ich denke dass durch die Orginalszene die Wirkung schon rüberkommen kann und es wäre denke ich schwierig eine komplett neue Szene zu erfinden. Die Gedanken könnten ,wie oben beschrieben, ja auch grotesk und widersprüchlich sein. Könntest ja in seinen Gedanken die Hauptthemen des Buches aufgreifen, ihn an seinen Job denken lassen, seine Kollegen"Ist das etwa wieder ein Witz?" , seine Überheblichkeit gegenüber den Wächtern und andererseits sein Mutmache, z.B. als er 3 Whiskeys(?oder was wars nochmal) kippt.
     
  10. 8. Januar 2010
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    Ich habe jetzt meine ganzen Ideen wieder verworfen, nachdem ich schon ein Drehbuch ferrtig hatte und bemerken musste, dass ich ein elementares Details übersehen hatte...

    Ich mache es jetzt mit der Egoperspektive, allerdings in der heutigen Zeit. Außerdem werde ich alle Charaktere selbst spielen - schließlich ist das Buch ein innerer Monolog.

    Noch jemand Tipps und Bereicherungen für mich?

    Dragoon, falls du noch was weißt...
     
  11. 8. Januar 2010
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    das mit den Lederjacken und Springerstiefeln würde ich mir nochmal überlegen, immerhin wird in der szene ja klar, wie unstrukturiert und willkürlich alles geschieht, so dass die Lederjacken + Stiefeln schon wieder was wie eine Uniform darstellen und das ganze dann doch organisierter aussieht als es sein sollte.

    Und was meinst du mit "eine andere Situation dir einfallen lassen"? Wie weit darfst du das ursrpüngliche Stück denn verändern?
    Ansonsten würde ich die Szene sehr konfus darstellen lassen. z.B mit sehr vielen Gedanken gänge, die einfach so reinplatzen oder einen zusammenhang, einfach das was ihm grad einfällt oder paar gedanken an seine Vermieterin (ala blabla wo ist sie wenn man sie braucht), um zu zeigen, dass er immer Hilfe bei Frauen sucht.

    aber wäre gut zu wissen, wie weit man das weiterdenken kann, wenn man weiß was für Freiheiten gegeben sind.
     
  12. 8. Januar 2010
    AW: Verfilmung von Kafka's "Der Proceß"

    Ich habe EIGENTLICH alle Freiheiten, allerdings vermute ich stark, dass es, je näher am Text gehalten, auch eine umso bessere Zensur geben würde.

    Ich dachte mir, dass ich K.s Gedanken (z.B. an Flucht) kurz als Szene einspiele, aber dann sofort wieder in die eigentliche Situation zurückspringe - Tagträumerei eben.

    Ideen?
     
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