Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Kritiker · 2. Januar 2010

Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!
2. Februar | Fakten - Fiktionen | Stefan Wolle

Im Sommer letzten Jahres erschien dieses Buch: Barsch, Gundula: Von Herrengedeck und Kumpeltod. Die Drogengeschichte der DDR. Bd. 1: Alkohol — Der Geist aus der Flasche. Geesthacht: Neuland Verlagsgesellschaft 2009, 220 Seiten, 29,90 €. Beim Forschungsverbund SED-Staat erschien eine Besprechung dazu von Stefan Wolle:

Es ist kaum zu fassen, wieviel in der DDR gesoffen wurde. Die offizielle Statistik wies 1983 einen Pro-Kopf-Verbrauch reinen Alkohols von 10,3 Litern aus. Damit lag die DDR im europäischen Mittelfeld. An der Spitze lag Frankreich mit 13,6 Litern. Es folgten die traditionellen mediterranen Weinländer sowie Ungarn mit 11,6 Litern, die Schweiz mit 11,1 Litern, Belgien mit 10,6 Litern, die Bundesrepublik mit 10,3 Litern und schließlich an zehnter Stelle die DDR. Doch die veröffentlichte Statistik beruht laut der Verfasserin der vorliegenden Studie auf einer Berechnungsgrundlage, die den Alkoholanteil sowohl bei Bier und Wein, als auch bei Spirituosen zu niedrig ansetzt. Die Autorin kommt bei realistischen Ausgangszahlen auf einen Pro-Kopf-Verbrauch von ca. 18 Litern reinen Alkohols pro Verbraucher. Damit hatte die DDR eine unangefochtene Spitzenposition im europäischen Vergleich. Jeder DDR-Bürger, einschließlich der Säuglinge und Kleinkinder, gab im Jahr statistisch gesehen 381 Mark für Alkohol aus. Das machte bei einer dreiköpfigen Familie jährlich 1.143 Mark, bei einer doppelt verdienenden Familie mit einem Kind fast ein Monatsgehalt. Wohlgemerkt handelt es sich um Durchschnittszahlen, die den gänzlich abstinenten Teil der Bevölkerung mit einschließt.

Seit den fünfziger Jahren zeigten die Pfeile der Produktionsstatistik für Bier, Wein und Schnaps stetig nach oben. Der jährliche Bierkonsum pro Verbraucher verdoppelte sich von 1955 (68,5 Liter) bis 1989 (146,5 Liter). Auch der Konsum von Wein und Sekt stieg von 1955 (1,7 Liter) bis 1989 (12,1 Liter). Es gab in diesen 34 Jahren mit eiserner Kontinuität eine jährliche Steigerung von bis zu sieben Prozent. Im Wendejahr 1989 war erstmals bei Wein und Schaumwein kein Wachstum zu verzeichnen. Und dies trotz der knallenden Sektkorken am Tag der Maueröffnung. Bei Spirituosen gab es 1989 den ersten Rückgang seit 1960. Man mag dabei nicht an Zufall glauben, sondern ist — ganz im Sinne der marxistisch-leninistischen Gesellschaftstheorie — geneigt, die Ursachen für den exorbitanten Alkoholgenuß in den sozial-ökonomischen Verhältnissen zu suchen.

Genau dies tut die Verfasserin der Untersuchung mit wissenschaftlicher Gründlichkeit. Es handelt sich bei der Studie um eine überarbeitete Habilitationsschrift der Technischen Universität Berlin, die 1996 vorgelegt wurde. Mit nimmermüder Akribie belegt die Forscherin immer wieder das gleiche, nämlich die groteske Diskrepanz zwischen dem propagandistischen Anspruch und der sozialen Wirklichkeit des DDR-Alltags. Sie geht dabei vom sozialistischen Menschenbild aus, demzufolge die Alkoholprobleme ein Relikt der Ausbeutergesellschaft waren. Gerne wurde damals mit Fingern auf die dekadente westliche Gesellschaft gezeigt, in welcher Drogenprobleme als Ausdruck einer menschenfeindlichen Ordnung gewertet wurden. Es war nicht schwierig, die DDR-Bürger mit Berichten über Dealer, Drogentote und Junkies zu versorgen. Das Thema war in den westlichen Medien stets präsent. Dem braven DDR-Bürger liefen beim Fernsehabend wohlige Schauer des Entsetzens den Rücken herunter, und er genehmigte sich noch ein Gläschen „Adlershofer Wodka” mit 42 Prozent Alkohol.

Der Alkoholismus im eigenen Lande dagegen war kein Thema für die DDR-Medien, obwohl die Gesellschaft die Folgen ständig und schmerzhaft verspürte. Der hohe Krankenstand und die ständigen Ausfallzeiten waren oft dem Alkohol geschuldet. Die Statistik weist einen hohen Anteil von Unfällen unter Alkoholeinfluß aus. Das gleiche gilt für die Kriminalitäts-
statistik. Die große Zahl der Ehescheidungen und die Suizidrate hingen auch mit dem Alkoholkonsum zusammen. Wer diese allseits bekannten Alltagserscheinungen statistisch untermauert wissen will, greife zu der neuen Studie, deren Zahlenmaterial übrigens fast ausschließlich aus der DDR selbst stammt.

Für viele Menschen war die Geborgenheit der angeblich so solidarischen Menschengemeinschaft offenbar nur im Suff zu ertragen. Betriebsfeste im proletarischen Milieu endeten regelmäßig in wüsten Saufereien. Aber auch manche Leiterpersönlichkeiten, selbst Wissenschaftler und Ärzte, hatten stets eine Flasche Schnaps im Schreibtisch oder ließen sich wenigstens am Wochenende und bei Dienstreisen vollaufen. In keiner künftigen Alltagsgeschichte der DDR darf dieser Aspekt fehlen.

Bei aller notwendigen Differenzierung scheint der Hauptgrund des Übels doch auf der Hand zu liegen: Ohne Alkohol haben viele Menschen die Doppelmoral und das gespaltene Denken des Realsozialismus nicht ertragen. Genau wie in George Orwells Cafe „Kastanienbaum” begannen sie beim „Victory Gin” den Großen Bruder zu lieben, oder es legte sich wenigstens ein sanfter Nebel über das Gehirn, der die großen und kleinen Lügen erträglicher machte.

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Quelle: Fakten - Fiktionen
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erschreckende erkenntnisse!

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b00tb0y · 4. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

"Probleme mit Promill vertreiben, für immer Stockbesoffen beleiben, mit Alkohol wird jeder Tag zum Fest"

Tja, jetzt weiß ich auch warum sich die Einwohner der BRD ständig ins Koma saufen

stropharia · 4. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

ich denke es ist in jeder gesellschaft so das menschen drogen nehmen!!!
(auch in der brd !!!)
in den meisten ländern ist es leider so das alkohol zur einzigsten *legalen**volkzdroge*
mutiert...dabei ist es doch so schade den menschen solch *angenehme*drogen
wie cannabis vorzuenthalten.
jeder mensch sollte selbst entscheiden können siehe da es gibt fortschritte

http://www.piraten-zwickau.de/drogenbesitz-in-tschechien-bald-legal/

http://de.nntp2http.com/alt/dummschwatz/2006/04/b40a1ebb26ea3f7b6de48c70163ef05b.html

legalize it

Kabio · 4. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

spekulierst du eigentlich darauf, dass nur die überschrift gelesen wird? es wird doch ausdrücklich geschrieben, dass die ddr mit diesem schnitt nur im europäischen mittelfeld war. die ganze statistik wird angeführt von frankreich, dem geburtsland der westlichen demokratie. sollte das nicht viel mehr zu denken geben? selbst die brd, die schweiz und belgien waren noch vor der ddr. was zum teufel soll also diese überschrift? du suggerierst hier wissentlich(?) etwas völlig falsches. das finde ich viel erschreckender.

Kritiker · 4. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

nein, darauf spekuliere ich nicht. ich hoffe doch, dass folgende abschnitte nicht überlesen wurden bzw. werden:

in anbetracht der von mir zitierten abschnitte suggeriert die überschrift eben nichts falsches! und in der zugrunde liegenden studie kommt zu tage, dass die ddr die spitzenposition belegte, was den alkoholverbrauch pro kopf angeht und nicht die von dir aufgeführten länder.

wertkauf · 4. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

jop, und dieser "studie" vetrauen wir blind!
sry junge aber das ist einfach nur armer populismus!
denn dann müsste auch anch der wende der verbrauch von alkohol klar unterschiedlich in west und ost sein!das ist er aber nicht!
aber immer rauf auf die scheiß ddr und die ossis!gratulation, die brd ist sooo toll!

davon mal abgesehen müsste es ja unter ddr bürgern dann auch thema gewesen sein das der konsum von alkohol so hoch war, davon hat aber nie einer hier geredet!also komisch das sowas abging und keiner es merkte!

doomhsf · 4. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Das lustige ist, dass man deinen erstzitierten Absatz auch bestimmt auf alle anderen Länder beziehen kann. Das heißt, es würde nur der Durchschnitt steigen.

Den 2. Absatz kann man so lassen und einfach Kapitalismus usw einsetzen.

Der 3. Absatz stimmt so, da brauchten die aber keinen Alkohol für.

Zum 4. Absatz: Wo wird in der BRD denn mal großartig darüber geredet, dass Alkoholismus ein Problem der Gesellschaft ist? Ich lese/höre immer nur von Verboten etc. für Minderjährige.

(alles bezogen auf deinen 2. Post)

Eigentlich hat Kabio schon recht.

Kritiker · 4. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

vielleicht lag es daran, dass alkoholprobleme bzw. alkoholismus zu dieser zeit ein gesellschaftliches tabu darstellten, über das man einfach nicht sprach. jetzt ist das doch nicht anders.

ich glaube im übrigen nicht, dass man diese problematik mit den statistiken auf alle anderen länder übertragen kann. die ddr besaß z.b. keine tradition in dem sinne wie es in den mediterranen ländern der fall ist, was den genuss von wein angeht und inwiefern dieser kulturell verankert ist... außerdem muss man sich auch vor augen führen, dass es gar nicht so viel auf dem markt gab, wofür man sein geld ausgeben konnte.

wenn man über das wie und warum zu den in der studie darliegenden ergebnissen diskutieren möchte, müsste man sich darauf einigen, den daten ein mindestmaß an glauben zu schenken. die einen bestätigen die ergebnisse aus eigener erfahrung, die anderen zweifeln sie an - so ist das nun mal bei solchen studien.

interessant sind die kommentare zu dem artikel (einfach nach unten scrollen)... die bestätigen das, was ich gerade geschrieben habe.

gammler · 4. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

und für uns "Wessis" sind die "Ossis" nur im suff zu ertragen...scheiß teufelkreise

Oggy · 4. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Wie kann man nur so viel reden wie hier in diem Thread?
Unglaublich sowas!

So ein Schwachsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört!
"...nur durch den Suff zu ertragen" :lol:

Na klar! Und weil man dort mehr saufen konnte, wollen auch welche die DDR zurück... :lol:

Ich selber komme aus dem "osten Deutschlands" ("der (nahe) Osten" ist noch viel weiter weg...) und kann euch sagen, ihr redet Müll!
Klar hat man früher viel gesoffen, aber das war überall so! Fragt eure Eltern!

doomhsf · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Hahahahahahahaha....als hättest du in der Zeit gelebt und hättest ne Ahnung davon, was es gab und was nicht. Das meiste, was man nun hört sind doch schlicht und einfach Märchen. Klar gab es einige Sachen nicht, aber es ist nun auch nicht so, als hätte man da nix bekommen. (ja, ich hab mit genug Leuten aus der Gegend und Zeit geredet.)

Meine Güte, aus den Oststaaten gibt es recht wenig zuverlässige Statistiken. Aber gilt halt auch für alle. Und ob die stimmen oder ob überhaupt jemand mal geforscht hat ist ne ganz andere Sache.
Was auch immer du bezwecken willst, bis jetzt ist es nur Hetze oder Diffamierung von Ostdeutschen und das wars...

n0b0dy · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

So langsam reichts mit der Diffamierung der DDR. Diese ist seit 20 Jahren gescheitert und man könnte sich mal aktuellen Probleme zuwenden. Der Kapitalismus ist nämlich trotzdem so unerträglich wie er schon immer war bzw. wird eigentlich immer schlimmer.

minaton · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Ja , und Dein Nick sagt auch alles über Dich ! Man,O,man....

gammler · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Ironie = Fremdwort ?

minaton · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Natürlich weiß ich was Ironie ist. Das komische daran ist , das Dein Nick und Postings irgendwie zusammen passen. Vielleicht solltest Du beides als Ironie deklarieren.
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@ Nobody

Die DDR ist nicht gescheitert , sondern wurde von Gorbatschow verhöckert. Aber ansonsten haste recht.

mr.knut · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

und wieviele von euch haben in der DDR gelebt? (und waren alt genug um zu verstehen was passiert) weil ihr euch andernfalls kein urteil darüber erlauben dürft.

minaton · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

:angry: Was ist denn das für ein wirres Posting ? Würdest Du mal bitte deutlicher werden ?

mr.knut · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

man kann nicht über die gesellschaft der ddr reden, wenn man nicht teil von ihr war!
da hier 99% der user nicht teil der ddr waren, sollte man sich da kein urteil drüber erlauben.

minaton · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Woher willste denn wissen , wer hier von den Usern in der DDR aufgewachsen ist ?

gammler · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Registriert Dec 09
Ich glaub kaum, dass du über meine Posting urteilen kannst ganz zu schweigen von der assoziation dieser mit meinem nick..

btw: Welcome on Board Mr.Korektness

mr.knut · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

bist du wirklich so blöd? ich weiß es nicht, aufgrund des durchschnittalters bei rr (welches ich mit sicherheit besser einschätzen kann als du) kann ich aber relativ sicher sein das hier kaum jemand auch nur irgendwas von der ddr mitgekriegt hat.

Kabio · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

du redest doch auch über die gesellschaft und die kultur islamischer länder und deren gesellschaft und bist kein teil dessen. das kannst du dir nach der logik genauso wenig rausnehmen. dürfen wir jetzt keine geschichtliche aufarbeitung mehr betreiben, wenn wir nicht da gelebt haben. müssen wir den nationalsozialismus verschweigen und dürfen nicht über ihn urteilen, weil wir ihn nicht erlebt haben? was für eine krude logik.

anm.: ja, ich bin in der ddr geboren und nein, ich bin nicht alt genug um sie bewusst erlebt zu haben.

Oggy · 5. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Ich für meinen Teil war alt genug die DDR mitzuerleben!
Also Mr. Knut, spar dir deine unwissenden Kommentare!

@Topic: Trinken die Russen deshalb so viel!? Oder ist es ein Teil ihrer Gesellschaft?
Ich denke man kennt die Antwort!

Mr. Brown · 6. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

Naja

eher bescheiden dieser Artikel mit seiner versuchten Polemik.

Klar wurde in der DDR viel getrunken und gesoffen, aber auch nicht mehr als im Westen dieses Landes. Wenn der Konsum damals so exorbitant größer war als in der BRD, müsste es ja auch heute noch größere Nachwirkungen geben. Fallen mir aber nicht auf. Nach meiner Erfahrung ist das Pendel fixiert, egal ob München, Frankfurt, Leipzig oder Berlin, in keiner dieser Städte knallen sich die Menschen massiver weg.
Gerade in hinsicht, dass in der DDR alles begrenzt war, aber außnahmweise der Konsum von alkoholischen Getränken explodierte, ist mir etwas paradox.

Logos · 6. Januar 2010

AW: Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!

"Für viele Einwohner war die DDR nur im Suff zu ertragen!"

Für viele Einwohner ist die heutige BRD auch nur im Suff zu ertragen.

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