Obama reizt Chinas Führung

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von graci, 15. Februar 2010 .

  1. 15. Februar 2010
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    Ausland
    USA-China


    Erst Waffen für Taiwan, nun ein Empfang für den Dalai Lama: Der US-Präsident legt seine vorsichtige Haltung gegenüber Peking ab. Die Beziehungen wird das jedoch nicht dauerhaft abkühlen.
    Von Steffen Richter
    12.2.2010 - 16:16 Uhr

    © Diptendu Dutta/AFP/Getty Images
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    Ein Grund für Verstimmung in Peking: Der Dalai-Lama (Foto in Bodhgaya/Ost-Indien) trifft in Washington US-Präsident Obama

    US-Präsident Barack Obama wird den Dalai Lama empfangen. Am kommenden Donnerstag will er mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter sprechen, jedoch nicht im Oval Office, sondern gleich um die Ecke im Kartenzimmer des Weißen Hauses. Ein Hinweis darauf, dass es kein Staatsempfang werden soll. Die Reaktion aus Peking kam jedoch wie zu erwarten: Die Begegnung könne die Beziehungen zwischen den USA und China beschädigen, hieß es aus dem chinesischen Außenministerium. Für die Führung in Peking ist der Dalai Lama ein Separatist, jede offizielle Begegnung mit ihm ist auch ihrer Sicht ein Angriff gegen China.

    Doch dass Obama den Dalai Lama empfängt, ist kein Fehler. Die diplomatisch-pragmatische Vorsicht, mit der der amerikanische Präsident zu Beginn seiner Amtszeit die Beziehungen zur aufsteigenden Macht in Ostasien anging, hat sich nicht ausgezahlt.

    Die chinesische Regierung fürchtet seit jeher instabile Grenzen. Einen Staatszerfall des total verarmten Nachbarlandes Nordkorea beispielsweise will Peking um jeden Preis verhindern, auch wenn der Diktator dort an seinen Atombomben bastelt. Am größten ist die Gefahr von Instabilität aus Pekings Sicht bei jenen Grenzvölkern, die sich ungerecht behandelt fühlen. Unruhen gibt es beispielsweise immer wieder im Nordwesten unter den islamischen Turk-Ethnien – oder eben unter den Tibetern.

    Dort hatte ein von Peking niedergeschlagener Aufstand 1959 nach der Annexion mehr als 80.000 Tibeter das Leben gekostet, das Gros der Klöster wurde zerstört, der Dalai Lama floh nach Indien. Die letzten schweren Unruhen der Tibeter gab es im März 2008. Zudem ist Tibet sehr groß, die Landfläche beträgt ein Sechstel des chinesischen Staatsgebiets, und die Region ist reich an Mineralien und Süßwasser. Das eigentliche Siedlungsgebiet der Tibeter war sogar noch wesentlich größer.

    Die USA werfen China vor, die kulturellen und religiösen Rechte der Tibeter zu missachten. Sie werben für einen Dialog mit dem Dalai Lama, der häufig die Vereinigten Staaten bereist. Doch hatte Barack Obama mit Rücksicht auf Peking zu Beginn seiner Amtszeit das Thema Menschenrechte gegenüber China ausgespart und auch von einem Treffen mit dem Dalai Lama abgesehen. Noch bei seinem Besuch vergangenen Herbst in Peking betonte er, dass Tibet Teil Chinas sei. Er sagte allerdings auch, dass die Chinesen wieder Verhandlungen mit Vertretern des Dalai Lama aufnehmen sollten (was inzwischen – wenn auch ergebnislos – geschehen ist). Bei einer TV-Diskussion mit Studenten, die nicht live übertragen wurde, wie eigentlich erhofft, wich Obama dann heiklen Themen wie Tibet und Taiwan aus.

    Sein Streben nach einer politischen Kooperation mit Peking wurde jedoch spätestens beim Klimagipfel im Dezember in Kopenhagen zurückgewiesen, als Chinas Regierungschef Wen Jiabao zu einer entscheidenden Verhandlungsrunde mit Obama einen Vizeaußenminister schickte, anstatt selbst zu erscheinen. Eine offene Brüskierung Washingtons und eine Demonstration chinesischen Selbstbewusstseins gegenüber seinem größten Schuldner. China trug schließlich auch dazu bei, dass der Gipfel scheiterte. Chinesische Hacker-Angriffe auf Google und andere US-Unternehmen taten dann ihr übriges, um die Haltung der US-Regierung zu ändern.

    Die erste Reaktion Washingtons: Taiwan bekommt für über sechs Milliarden Dollar Waffen geliefert. Wohlgemerkt: Das Geschäft hatte schon Obamas Vorgänger George W. Bush eingefädelt. Die USA verstehen sich als Schutzmacht des demokratischen Taiwan. China hat 1500 Kurz- und Mittelstreckenraketen auf den Inselstaat gerichtet, den es als abtrünnige Provinz betrachtet. Zum Schutz vor chinesischen Angriffen sollen die Waffen dienen.

    Dass Obama den Waffendeal gerade jetzt abschloss, ist dennoch so wenig ein Zufall wie das angekündigte Treffen mit dem Dalai Lama. Es gibt jetzt keinen Grund mehr für Barack Obama, weiterhin zu große Rücksicht auf China zu nehmen. Innenpolitisch findet er damit Anerkennung, außenpolitisch geht Washington davon aus, dass die kommunistische Führung in Peking wie früher in solchen Fällen nur vorübergehend verschnupft reagieren wird.

    Der Ton in Peking ist jedoch schriller als zuvor, in den USA rechnet man mit einer Verschiebung des für April geplanten Besuchs von Parteichef Hu Jintao. An der Haltung Chinas im Atomkonflikt mit Iran wird die Abkühlung indes kaum etwas ändern: Es gab auch bisher schon kaum Hinweise, dass Peking die von der US-Regierung geforderten verschärften Wirtschaftssanktionen gegen Teheran im UN-Sicherheitsrat mittragen wird. Zu stark sind Chinas Wirtschaftsinteressen an Öl und Gas aus Iran.

    Doch am Ende ist eine ernsthafte Konfrontation zwischen China und den USA in vielerlei Hinsicht unwahrscheinlich. Beide Mächte wissen, dass sie angesichts der vielfältigen internationalen Konflikte und der weltwirtschaftlichen Probleme zusammenarbeiten müssen.

    Allerdings können die Spannungen gerade die wirtschaftliche Zusammenarbeit holpriger gestalten. Die USA haben Schutzzölle gegen Reifen aus China verhängt. Daneben schwelt eine Reihe von Handelskonflikten etwa über Stahlerzeugnisse, Geflügel sowie über die Sicherheitsstandards chinesischer Industrieprodukte und Lebensmittel. US-Investoren in China klagen über den Diebstahl geistigen Eigentums, Zensur im Internet, unklare Vorschriften, Korruption und Bevorzugung einheimischer Firmen. China wiederum beklagt Beschränkungen gegen Investitionen in den US-Rohstoffsektor.

    Das größte Konfliktpotential dürfte indes die hohe Verschuldung der USA haben. So werfen die USA China vor, im Interesse seiner Exportwirtschaft den Wechselkurs des Yuan künstlich niedrig zu halten, um seine Exportwirtschaft zu begünstigen. Das benachteiligt amerikanische Konkurrenten. China wiederum ist wegen der teuren US-Konjunkturprogramme besorgt über den drohenden Wertverlust seiner Dollar-Bestände, die sich Ende Oktober 2009 auf 798,9 Milliarden Dollar beliefen.

    Allein diese Angst vor möglichen gigantischen Verlusten wird Peking am Ende vorsichtig handeln lassen. Beide Seiten, die alte Supermacht und die aufstrebende im Osten, sind für lange Zeit aufeinander angewiesen. Und so sind es am Ende auch die intensiven Verflechtungen des neuen Exportweltmeisters China in die Weltwirtschaft, die eine allzu konfrontative Außenpolitik Pekings verhindern werden.
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    eine klasse Zusammenfassung, was USA und China belastet bzw. einander bringt. hoffe USA kann seine Schulden China gegenüber abbauen und kann dann selbstbewusster auftreten. finde es sowieso peinlich, wie sich USA einem bis vor kurzem Schwellenland verschulden konnte. Ausserdem hoffe ich, dass China etwas zerbricht, das Land ist eh schon riesig genug aufgrund dessen sie ein bisserl zu viel Macht haben, nicht gut für uns Europäer.
     
  2. 15. Februar 2010
    AW: Obama reizt Chinas Führung

    Die USA wird ihre Schulden nicht abbauen, im gegenteil, sie werden wachsen.
    Die Konsumgesellschaft der USA ist auf die billig produkte aus Asien angewiesen, die Chinäsen wiederrum brauchen die Staaten als Absatzmarkt.
    Solange der Hauptteil der Chinäsischen Produktionsindustrie aus Konsumgütern wie Schuhe, Spielzeug usw. besteht kann sich daran nichts ändern, weil beide zu abhängig voneinander sind.

    Allerdings fällt das weltweite Interesse an, und der Glaube in , den Dollar.
    Die hochschnellende Inflation des Dollars sorgt nämlich nicht nur für die entwertung des Yuan (die USA ist also selber mitschuld) , sondern auch des Euro ( der ist zu, glaubeich, 20% oder mehr, weiß nich mehr genau, mit dollars gesichert).

    Die weltmacht USA wird immer schwächer und unseriöser, trotz ihrer vorbildlichen ausbeutung Südamerikas und anderen teilen der welt.
    China bildet momentan eine starke Mittleschicht, und damit eigene Absatzmärkte für ihre produkte.
    Die mittelschicht der USA bricht langsam weg, die Welt-Wirtschaftskriese hat dies beschleunigt.
    die USA hat momentan eine Arbeitslosigkeit von 10-11%, Tendenz steigend.

    Das Problem der USA wird sein, das die USA aus der Weltmachtposition USA heraus handelt,
    diese wird allerdings zusehends schwächer.
    Das fordert ein umdenken der USA, wie uns die Geschichte beweist wird dieses erst geschehen wenn es zu spät ist.

    Der Trend für die Zukunft also:
    -China unabhängig von USA
    -USA eine geschwächte "Weltmacht"
    -Währungsreform oder Abstoßen des Dollars weltweit erwünscht!!
    -in ferner Zukunft: ein Krieg oder die Überlegenheit Chinas über der USA
     
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