Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von graci, 10. März 2010 .

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  1. 10. März 2010
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    wirtschaft

    Berlin will den Abstand zwischen Löhnen und Transfers erhöhen. Berechnungen zeigen: Dafür müsste Schwarz-Gelb die Sozialbeiträge senken – nicht die Steuern
    Von Elisabeth Niejahr
    9.3.2010 - 13:11 Uhr

    © dpa
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    Arbeiten zum Niedriglohn: Frittenverkäufer gehören nicht zu den Spitzenverdienern

    Selten hat ein einleuchtender Satz für so viel Kopfschütteln gesorgt. »Wer arbeitet, soll mehr haben als derjenige, der nicht arbeitet«: Der FDP-Chef sagt das momentan ständig und oft voller Empörung – und die Köpfe werden geschüttelt, weil nicht klar ist, wem genau er damit eigentlich widerspricht.

    Die Union hat 2009 mit fast gleichlautenden Formulierungen Wahlkampf gemacht. Die SPD redet ähnlich und begründet damit gesetzliche Mindestlöhne. Selbst die Grünen werben seit Längerem für dasselbe Ziel. Sie wollen allerdings insbesondere die Sozialabgaben für Geringverdiener senken.

    Tatsächlich ließe sich das Ziel auf verschiedenen Wegen erreichen. Wenn der Abstand zwischen Nettoeinkommen und Sozialtransfers größer werden soll, um den Anreiz zur Arbeitsaufnahme für Arbeitslose zu erhöhen, gibt es dafür vor allem drei Methoden: Erstens kann man die Zahlungen für Arbeitslose senken – das fordern allerdings nicht einmal die Liberalen, es wäre wohl auch schwer mit dem gerade gesprochenen Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Berechnung der Hartz-IV-Regelsätze vereinbar. Zweitens kann man Mindestlöhne für Geringverdiener einführen. Das wollen die Liberalen auf keinen Fall. Drittens ließen sich die Sozialabgaben für Bezieher kleiner Einkommen verringern, damit von ihren Bruttogehältern am Ende mehr übrig bleibt.

    Union und FDP planen dagegen vor allem Steuersenkungen. Bloß, die helfen dem Problem kaum ab, wie gerade erst wieder Berechnungen des Paritätischen Gesamtverbandes zeigen. Denn unter den Niedriglöhnern zahlen allenfalls die Singles einige Steuern, die aber bei festangestellten Berufstätigen in fast allen Fällen niedriger sind als die Sozialabgaben. Wenn die Geringverdiener dann noch Kinder haben, das zeigen die Berechnungen deutlich, bleiben Bezieher kleiner Einkommen meistens steuerfrei.

    So zahlt eine vollzeitbeschäftigte Verkäuferin mit einem Bruttolohn von 1878 Euro im Monat lediglich 198 Euro Lohnsteuer und 11 Euro Solidaritätszuschlag, wenn sie Single ist. Eine Alleinerziehende mit gleichem Einkommen, die ein Kind hat, zahlt 170 Euro Lohnsteuer, eine Familie mit einem Kind und nur dem einen Verkäuferinnengehalt berappt gar nur 25 Euro.

    Die Lohnnebenkosten sind in allen Fällen fast gleich hoch – und in jeder Konstellation höher als die Steuerlast. 187 Euro für die Rentenversicherung, 26 Euro Arbeitslosenbeitrag, 148 Euro für die Krankenversicherung und 23 Euro für die Pflegekasse summieren sich auf 404 Euro. So viel muss die allein lebende Verkäuferin zahlen. Für die Eltern ist der Pflegebeitrag fünf Euro niedriger, weil bei der Pflegekasse nach Beitragszahlern mit und ohne Kinder unterschieden wird.

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    Für die Familie bleibt zunächst ein Nettoentgelt von 1473 Euro. Das ist ein Einkommen nur knapp oberhalb der offiziellen Armutsgrenze. Allerdings kämen Kindergeld, Kinderzuschlag und Wohngeld vom Staat hinzu, argumentieren die Fachleute des Wohlfahrtsverbandes, sodass am Ende ein verfügbares Einkommen von 1811 Euro entstehe.

    Die Sozialabgaben zu senken würde allen Geringverdienern einen Anreiz zum Arbeiten geben. Und diese Maßnahme hätte noch mehr positive Wirkungen: Für Arbeitgeber wäre es weniger interessant, feste Stellen in abgabenarme Minijobs umzuwandeln. Außerdem würde den Einkommensschwachen zumindest ein kleiner Ausgleich für den traurigen Umstand geboten, dass die Sozialsysteme für sie immer unattraktiver werden. Aufwand und Ertrag der Sozialversicherungen fallen für die sogenannten kleinen Leute zunehmend auseinander – genau für jene Arbeiter und einfachen Angestellten also, für die sie zu Bismarcks Zeiten eingeführt worden waren.

    Die Gründe: Einerseits ist gerade für diese Gruppe die Belastung, prozentual gemessen, besonders hoch. Während eine Supermarkt-Kassiererin mit Teilzeitjob und 900 Euro brutto knapp 200 Euro ihres Einkommens an den Sozialstaat abtreten muss, werden einem Immobilienbesitzer, der von seinen Kapitalerträgen lebt, im Extremfall nur 25 Prozent Abgeltungsteuer abverlangt. Andererseits können gerade Geringverdiener nur noch wenig vom Sozialstaat erwarten. Ihre Leistungen im Alter oder bei Arbeitslosigkeit liegen kaum über dem, was man mittlerweile ohne jede Berufstätigkeit und Beitragszahlung vom Sozialstaat bekommt. Auch der Student, der nach der Uni-Zeit eine Stelle sucht, kann Hartz IV beziehen – ohne vorher Beiträge bezahlt zu haben. Und die Grundsicherung im Alter bekommt selbst die Hausfrau, die nie einen Euro an die Rentenkasse überwiesen hat. Gleichzeitig muss ein Durchschnittsverdiener mehr als 30 Jahre lang Beiträge zahlen, um eine Rente in Höhe der Sozialhilfe zu erlangen. Ein Geringverdiener braucht sogar 40 Jahre. Das schaffen vor allem Frauen oft nicht. Deshalb wirken Sozialabgaben wie eine Strafsteuer für Geringverdiener.

    © Bernd Thissen/dpa
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    Auch Reinigungspersonal bekommt wenig Lohn. Im vergangenen Herbst demonstrierten deshalb Gebäudereiniger für mehr Geld - unter anderem mit einer "Putz-Olympiade", zu deren Disziplinen auch der "Klobürsten-Zielwurf" gehörte
    Copyright: DIE ZEIT, 04.03.2010 Nr. 10
    Adresse: Niedriglohn: Das Einmaleins der kleinen Gehälter | ZEIT ONLINE




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    sehr interessanter und gut recherchierter Artikel. ich finde eh, dass der Sozialstaat zu aufgebläht ist in Deutschland. für jeden Pups kann man den Staat rauben. Steuern betreffen in der Tat mehr Mittelständler und Grossverdiener, also da senken, ich weiss nicht. Ich fand auch die ersten Sätze gut: Viele Wege führen nach Rom und die Parteien wollen bloss einen anderen Weg nehmen, das Ziel ist gleich.
     
  2. 10. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    Jap, ist doch logisch, dass man mit prozentualen Steuersenkungen nur denen hilft, die schon viel verdienen. Aber wenn man sich die Parteien anschaut, die das machen wollen ist das einleuchtend. Die FDP war noch nie eine Partei für die unteren und ich versteh eh nicht, warum die auf einmal so tun...die CDU/CSU waren immer Mittelstandsparteien, was ich auch gut fand, den keine Partei kann es dem ganzen Volk recht machen(darum gibts ja auch Parteien).

    Naja aber es wird whl darauf rauslaufen, dass die Steuern gesenkt und die Sozialabgaben erhöht werden, was dann das Gegenteil vom behaupteten Ziel zur Folge haben wird:

    Arbeiten im Niedriglohnsektor lohnt sich noch viel weniger.


    Tja wie kann man auch FDP wählen Pfff....
     
  3. 10. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    WTF, die Union und Arbeiterpartei (was ja eigentlich der Mittelstand ist)..die waren schon immer eine Partei für die Großkonzerne und "normalen" Firmen und Reicheren Leuten.

    Die SPD war die Arbeiterpartei, die für den Mittelstand war.
     
  4. 10. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    Die Arbeiter sind eher unteres Mittelfeld...aber denke bürgerliche Partei passt besser. Leider ist das Mittlerweile ja auch nicht mehr so, der Mittelstand, der die große stärke Deutschlands ist, wird von unten und oben allmälich aufgerieben und es gibt keine Parteien mehr, die das verhindern können/wollen.

    Naja was den Thread nochmal angeht: Steuersenkungen sind schwachsinn, die paar euro die die meisten da rausbekommen nützen unsrer Konjunktur eh nix...
     
  5. 10. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    Ich lach mich kaputt, als ob diese Leute in irgendeiner Form noch das Wohl der Allgemeinheit im Auge hätten.
    Es geht einzig und allein darum die Menschen unter Kontrolle zu halten, damit sie nicht vielleicht irgendwann merken wie sehr sie von ihren korrupten Volksvertretern verarscht werden.

    Es ist abzusehen, dass einzig und allein, wieder spezielle Personengruppen die einzigen Nutznießer einer Steuersenkung o.ä. sein werden.

    Warten wir aber doch einfach mal drauf was 2012 passieren wird wenn gespart werden muss.
    Dann werden die Schrauben wieder angezogen und der Gürtel angeblich für alle enger geschnallt. Aber sicherlich z.b. nicht in der Hotelbranche, sondern wieder nur beim einfachen Bürger...
     
  6. 11. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    es wäre doch so einfach jeder bekommt erstmal das gleiche (grundeinkommen) und die die arbeiten bekommen dann entsprechend mehr

    1. würde der (arbeits)zwang wegfallen
    2. würden dadurch mehr menschen gerne arbeiten (besseres arbeitsklima,mehr motivation = mehr leistung)
    3. sollte man diesen kapital-verbrechern ala schäuble, ackermann und co mal nen riegel vorschieben...bzw ihr kapital der allgemeinheit ( dem wohl des volkes) zur verfügung stellen
    4. es muss aufhören das dritte mit der arbeitskraft anderer geld verdienen !!!! (bsp zeitarbeit)
    5. sollte die industrie nicht darauf aus sein möglichst viel in möglichst kurzer zeit zu produzieren sondern möglichst gute waren herstellen!!!
    6. sollte das einkommen nicht nach gesellschaftlicher "rangordnung" herkunft oder geschlecht abhängig sein
    7.mindestlohn wäre ein anfang doch sollte man auch auf kleinere unternehmen rücksicht nehmen und diese evtl fördern damit sie ihre mitarbeiter angemessen bezahlen können
    8.westerwave,merkel,öttinger,schäuble und co alle in einen sack und drauf es würde immer den richtigen treffen!!!
     
  7. 11. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    Sag doch einfach Akkordlohn mit Absicherung. Es gibt schon Firmen, welche so ihre Löhne bezahlen. Name ist mir aber gerade entfallen.

    Akkordlohn ist sogar für beide Seiten erstmal besser, aber, wenn man älter wird, lässt die Leistung nach bei einem, dann wäre der Stundenlohn wieder besser.
    Für Firmen ist das ganz klar, dass der Preis pro Stück konstant bleibt und nicht abhängig ist davon, ob der Arbeiter lust hat oder nicht.

    Versteh ich dich richtig?^^

    edit:
    Punkt 3 ist nicht haltbar und ich versteh auch nicht so recht, wie du darauf kommst.
    Punkt 8 ist auch nicht nachvollziehbar.
     
  8. 11. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    Wenn du drüber nachdenken würdest, würdest du merken das deine Ideen utopisch sind
     
  9. 11. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    Ah, mit Grundeinkommen ist nicht das Gehalt der Arbeit gemeint, sondern sowas wie Hartz4.

    Dann stimme ich dir vollkommen überein.
     
  10. 12. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    manchmal sollte man nicht alles zu ernst nehmen

    jo

    und lohnt es sich nicht für das paradies zu kämpfen???
    kapitalismus und gerechtigkeit sind auch utopisch
     
  11. 12. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    ach warum so negativ ?? die fdp isdoch klasse sie macht politik für die obere klasse un in erster linie für die arme arme industrie der wir ja unseren ganzen wohlstand verdanken und somit auch verpflichtet sind ihr unser letztes hemd zu schenken /ironie

    natürlich nicht die schweine müssen angst bekommen da sie eine andere sprache als ihre nicht verstehen die gewalt geht nicht von uns aus sondern von den herrschenden wir sind sozusagen nur die gegen-gewalt... ich erinner mich gerade an koch und die rohrbombenattrappe
     
  12. 12. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    Stropharia, könntest du mal aufhören mit deiner Hetze?

    access denied erweckt den Anschein, als ob er diskutieren will bzw. man kann es mit ihm (mehr oder weniger ), aber du bist einfach nur lächerlich. :thumbsdown:

    sry, für das OT.
     
  13. 12. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    Die Politik der FDP ist einfach ekelhaft und ich kann keinen Menschen verstehen der soetwas tatsächlich volkommen unterstützt. Ich weiss nicht woran das liegt, an der Erziehung die ich durch meine Eltern genoss, generell durch die Gesellschaft vermittelte Werte oder eben vollkommen Blödheit, aber irgendwie empfinde ich schon eine gewisse Verantwortung für meine Mitmenschen und den Staat, und zwar nicht als Bereicherungsapperat für dummschwätzende Politiker, die Wasser predigen und Wein trinken, sondern als komplexes Gebilde in dem das Volk SOZIAL lebt.

    Ich bin deswegen strikt für Mindestlöhne, die würden auch nicht einen Arbeitsplatz bedrohen - das tun nur die Arbeitgeber, die feststellen, dass am Ende des Monats vlt ein paar Euro weniger auf dem Konto sind und deswegen fröhlich Angestellte entlassen oder mit ihren widerwärtigen Arbeitgeberverbänden bei der FDP und CDU Klinken putzen um den Mindestlohn bloß fern zu halten. Oder letzten Endes als Lachnummer mit Löhnen von 5EUR durchkommen zu lassen. Ein weiterer Punkt wären Zeitarbeitsfirmen, moderne Sklavenhändler, noch asozialer als im alten Rom. Die angestellten Schuften für Hungerlöhne und die "Vermieter" kassieren das große Geld, Unternehmen die Zeitarbeiter anwerben sollten einfach direkt boikottiert werden. Ändern wird sich allerdings nichts, bis langsam mal beim Volk durchgesickter ist, dass Steuersenkungen für jeden unter 50.000EUR Monatseinkommen ein Witz sind, die meisten Bild lesenden AffektFDPwähler erkennen, dass sie nicht einmal den kompletten Steuersatz zahlen müssen, weil sie zu wenig verdienen. Aber dann wird sich auf politischem Wege wohl nichts mehr machen lassen und man wird als Volk mal wieder Zeigen müssen wer der Staat ist - mit Streiks, Demos und Politikboykott. Politiker müssen für das Volk arbeiten, nicht für sich und gegen das Volk.

    Dabei strebe ich nichteinmal den Sozialismus an, deliberalissierung der Politik und solidalisierung der Büger unter einander sind in meinen Augen mit das Wichtigste. Aber solange sich Nachbarn die Butter auf dem Brot nicht gönnen und es Menschen gibt, die derart utopische Vermögen besitzen wie es 2/3 der Deutschen zusammen kaum tun, solange ist der soziale Mensch dem ausgeliefert was zur Zeit statt findet.
     
  14. 13. März 2010
    AW: Niedriglohn - Das Einmaleins der kleinen Gehälter

    ich kann diesen scheiss spam nicht lesen. lernt Texte zu lesen und zu verstehen und bezieht euch darauf. Dass jemand die FDP nicht mag ist komplett irrelevant. Dass jemand Mindestlohn mag ohne Folgen und Vorteilne /Nachteile aufzuzeigen auch, so viele Müllbeiträge, einfach zum kotzen. closed
     
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