Vwerweigerung abgelehnt

Blutkehle666 · 12. Mai 2010

Moin,
habe meine Einberufung bekommen und meinen KDV-Antrag abgeschickt. Ich dachte, er hätte eigentlich passen müssen - nur bekam ich nun das Schreiben, nach welchem meine Beweggründe nicht glaubhaft seien.
Meine Begründung war selbst geschrieben und sah so aus:

Antrag auf Verweigerung des Kriegsdienstes an der Waffe

Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit möchte ich Sie bitten, anzuerkenne, dass ich den Kriegstdienst mit der Waffe unter Berufung auf Artikel 4, Absatz 3 des Grundgesetzes verweigere.
Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es mir aus Gewissensgründen nicht möglich ist, den Kriegsdienst an der Waffe abzuleisten. Meine Beweggründe möchte ich Ihnen hier schildern:
Seitdem ich denken kann, sehe ich das Leben des Menschen als das höchste irdische Gut an. Dieses Gut beinhaltet zudem das Recht auf körperliche Unversehrtheit und Autonomie in der Entfaltung der eigenen Person. Diese Rechte werden meiner Ansicht nach dort verletzt, wo militärische Aktionen vollführt werden: Der Einsatz von Waffen beinhaltet immer die Gefahr, Menschen zu verletzen oder sogar zu töten. Zudem sind Waffen nichts weiter als Maschinen, die ausschließlich dafür entwickwelt wurden, eben jenes Gut und jene Rechte, welche ich bereits beschrieb, zu verletzen.
Lange Zeit bin ich ehrenamtlich tätig gewesen. Neben der Betreuung einer Konfirmationsgruppe arbeitete ich jahrelang in einem evangelischen Jugendhaus mit, in welchem ich Kinder im Alter von 8 bis 12 Jahren unterschiedlichster Herkunft betreute.
In dieser Zeit lernte ich viel über die Ausmaße des Schreckens, den Krieg und Waffengewalt verbreitet: In der multikulturellen Gruppe waren häufig Kinder aus Ländern, welche sich im Kriegszustand befinden oder befanden, zu besuch, welche vor dem Krieg flüchteten.
Geschichten über gestorbene Familienmitglieder und Erzählungen über persönliche Ängste der Kinder, welche durch den Krieg geschürrt wurden, berührten mich schon immer.
Ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, in militärischen Einrichtungen zu arbeiten, da ich in jenen die Ursache des beschriebenen Leides sehe. Jeder Krieg ist meiner Ansicht nach ein Verbrechen gegen die Menschheit und es gibt keine Beweggründe, die Krieg für mich rechtfertigen könnten.
Natürlich ist es richtig, dass die Sicherheit sowohl unseres, als auch anderer Länder gewährleistet werden muss. Durch Gewalt und Krieg ist dies jedoch nicht zu schaffen, da Gewalt stets Gegengewalt provoziert und somit ein Gewaltenzirkel entsteht, der nur schwer wieder durchbrochen werden kann. Die zivilen Opfer, ganz gleich, ob es sich um Männer, Frauen oder Kinder handelt, stehen in keinem Vergleich zu den meist nur wirtschaftlich begründeten Interessen der kriegführenden Protagonisten. Frieden, Sicherheit und Stabilität sind Werte, die meiner Meinung nach nur durch soziale Interaktion und Kommunikation, nicht jedoch durch Waffengewalt erreicht werden können.
Die aktuellen Einsätze der Bundeswehr bestätigen mich in meiner Einstellung. Zahlreiche Tote in Afghanistan und Menschenrechtsverletzungen, wie die Bombadierung der Zivilbevölkerung, zeugen für mich von der Unmenschlichkeit des Krieges. Der Bruder meiner Freundin stellte mich einem Freund, welcher als Zeitsoldat bei der Bundeswehr verpfichtet ist und bereits in Afghanistan stationiert war, vor. Seine Schilderungen über die Situation in Afghanistan und mein durch die Medien erlangtes Wissen über die aktuelle Situation dort bestätigen mich in meinem Urteil erneut.
Als Mensch, der großen Wert auf seine persönliche Freiheit legt, würde ich mich zudem in der Rolle des Soldaten stark eingeschränkt fühlen. Die militärischen Handlungen werden zumeist nicht aus persönlichen Interessen oder Moralvorstellungen, sondern auf Befehl jener vollführt, welche die Befugnis haben, zu bestimmen, wann und wo Soldaten eingesetzt werden. Würde mir befohlen werden, wann und wo ich, auch gegen meinen Willen, militärisch agieren solle und im schlimmsten Falle sogar auf Menschen schießen solle, wäre dies für mich ein enormer Eingriff in die mir im Grundgesetz der BRD garantierten persönlichen Freiheit.
Durch meine meine Großmutter und meine Urgroßmutter, welche beide noch heute leben, erfuhr ich zudem viel über den zweiten Weltkrieg. So erzählte meine Uroma mir, wie sie, als sie damals noch in Schlesien lebte, kriegerische Handlungen erlebte. Noch heute erzählt sie schockiert davon, wie sie, als sie in ihrem damaligen Dorf beim örtlichen Bäcker stand, miterlebte, wie Kampfflieger aus nächster Distanz und im Tiefflug auf Frauen schossen und massenhaft Zivilisten töten. Auch die Schilderungen ihrer Erlebnisse im Bombenkeller, sowie die Vertreibung aus der Heimat durch "feindliche" Soldaten zeigen mir, wie schrecklich der Krieg gewesen sein muss.
Da mein Urgroßvater selbst Soldat im zweiten Weltkrieg war, weiss ich durch Erzählungen, dass auch dieser diverse Schrecken an der Front erleben musste. Zudem sind die allseits bekannten Verbrechen Deutscher Soldaten für mich ein Beleg dafür, dass Krieg, egal in welcher Form, nie wieder vorkommen darf und es für mich gilt, jeglichen bewaffneten Dienst zu verweigern.

Jedoch möchte ich nicht "auf der faulen Haut" sitzen möchte und es für richtig halte, dass junge Menschen etwas für die Gesellschaft tun, bitte ich Sie, mich vom Grundwehrdienst freizustellen, damit ich einer sozialen Tätigkeit ("Zivildienst") nachgehen kann. Somit hätte ich die Möglichkeit, ohne gegen eigene Prinzipien verstoßen zu müssen, etwas für die Gesellschaft und das Land zu tun gleichzeitig einer, meiner Ansicht nach wichtigen, Pflicht nachzukommen: Soziales Angagement zeigen und sich für ein friedliches Miteinander einsetzen. Der zivile Dienst stellt für mich als Friedensdienst den humanitären Ersatz für den Dienst an der Waffe dar.
Da dies meiner Meinung nach eine mindestens ebenbürtige Leistung der Gesellschaft gegenüber ist, bitte ich Sie, meinen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung nach Artikel 4, Absatz 3, Satz 1 des Grundgesetzes anzuerkennen.

Mit freundlichen Grüßen,
Mister XY, 28.04.2010

Der Lebenslauf ist beigefügt.

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Daraufhin erhielt ich folgendes Standart-Schreiben, welches ich auf mehreren Internetseiten schon fand:

Sehr geehrter Herr xxx,
über Ihren Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer habe ich bisher nicht entscheiden können. Die Tatsache, dass Sie Ihren Antrag erst gestellt haben, nachdem Sie bereits Ihre Einberufung zum Grundwehrdienst erhalten hatten, lässt Zweifel an der Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit Ihrer behaupteten Gewissensentscheidung entstehen. Diesen Zweifel konnten Sie bisher nicht ausräumen. Sie wussten seit Ihrer Musterung, dass Sie mit der Einberufung zu rechnen haben. Dennoch haben Sie zuerst Ihre Einberufung zum Grundwehrdienst abgewartet, bevor Sie den Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer gestellt haben.
In Ihrer Begründung schildern Sie, dass Sie schon in Ihrer Kindheit und Jugend eine ablehnende Haltung zu Krieg und Gewalt entwickelt haben. Ihre späte Antragstellung steht im Widerspruch zu dieser Begründung.
Um die entstandenen Zweifel auszuräumen, gebe ich Ihnen hiermit Gelegenheit, schriftlich Stellung zu nehmen. Bitte schildern Sie z.B. Umstände, Erlebnisse und Ereignisse, die erklären, warum Sie mit der Antragstellung bis zu Ihrer Einberufung gewartet haben.
Sollten Sie dieser Aufforderung nicht oder nicht in ausreichendem Maße innerhalb eines Monats folgen, werde ich Ihren Antrag gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 3 des Kriegsdienstverweigerungsgesetzes ablehnen.
Mit freundlichen Grüßen

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Nun frage ich mich, was ich in meine Begründung schreiben soll - die Wahrheit, dass ich mir auf Grund des Abiturs einfach keine Gedanken um die Einberufung gemacht habe und den Brief vom KWEA auch erst spät gesehen habe, da ich die meiste Zeit bei meiner Freundin bin?

Für ein wenig Hilfe wäre ich sehr dankbar!

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lux88 · 12. Mai 2010

AW: Vwerweigerung abgelehnt

Eigentlich ists quatsch, was die schreiben, aber hilft dir ja nichts.

Ich würde betonen, dass ein Wehrdienstpflichtiger jederzeit vom Recht auf Kriegsdienstverweigerung gebrauch machen darf. Außerdem ist ein Zusammenhang zwischen Gewissenshaltung und Termin dieses Gebrauchs nicht gegeben.

Die Sache mit dem Abitur ist ne gute Idee.

Natürlich sollte so ne Erklärung nicht nur drei Zeilen lang sein. Zumindest nicht, wenn du den leichten Weg gehen willst.

Aber zu dem Thema gibts eigene Seiten mit eigenen Boards.

Crack02 · 12. Mai 2010

AW: Vwerweigerung abgelehnt

entweder haste da einen erwischt, der den job schon zu lang macht oder ganz neu dabei is und den müll sogar liest.
ich hab meine verweigerung damals auch nach dem einberufungsbescheid (sogar nach dem bescheid wo und wann ich meinen dienst anzutreten habe ^^) abgeschickt und hat keine woche gedauert, bis der müll, den ich vorher aus im internet gefundenen texten zusammenkopiert und bissl umgeschrieben hab, anstandslos anerkannt wurde.
soviel dazu.

sollte eigentlich ne gute begründung sein, zumal das nix mit den beweggründen zur kdv zu tun hat.

NFchecker · 12. Mai 2010

AW: Vwerweigerung abgelehnt

Ich denke nicht, dass das zieht. Die werden dir sagen, dass du dann halt Pech gehabt hast. Du bist im Älterwerden und da muss man schon selbständig aufpassen, was so an Verwaltungsaufwand anfällt und alles regeln. Mit der Ausrede Abitur und zu spät gesehen würde ich dort nicht antanzen. Das wirft kein gutes Licht auf dich.
So machst du deine Gewissensbegründung etc. mit einmal zunichte.

Eigentlich müsste die Begründung, die du abgegeben hast (Nichtvereinbarung mit Gewissen und die Gründe dafür + Berufung auf Artikel des Grundgesetzes) reichen.

Was du ansonsten machen könntest, kann ich dir nicht sagen...

Gruß

Mephisto90 · 12. Mai 2010

AW: Vwerweigerung abgelehnt

§ 2 - Antrag
(1) Über die Berechtigung, den Kriegsdienst mit der Waffe zu verweigern, entscheidet das Bundesamt für den Zivildienst (Bundesamt) auf Antrag.
(2) Der Antrag ist von der Antragstellerin oder vom Antragsteller schriftlich oder zur Niederschrift beim Kreiswehrersatzamt zu stellen. Er muss die Berufung auf das Grundrecht der Kriegsdienstverweigerung im Sinne des Artikels 4 Abs. 3 Satz 1 des Grundgesetzes enthalten. Ein vollständiger tabellarischer Lebenslauf und eine persönliche ausführliche Darlegung der Beweggründe für die Gewissensentscheidung sind dem Antrag beizufügen oder innerhalb eines Monats dem Bundesamt einzureichen.

§ 5 - Anerkennung
Die Antragstellerin ist als Kriegsdienstverweigerin und der Antragsteller ist als Kriegsdienstverweigerer anzuerkennen, wenn
1. der Antrag vollständig ist (§ 2 Abs. 2),
2. die dargelegten Beweggründe das Recht auf Kriegsdienstverweigerung zu begründen geeignet sind und
3. das tatsächliche Gesamtvorbringen und die dem Bundesamt bekannten sonstigen Tatsachen keine Zweifel an der Wahrheit der Angaben der Antragstellerin oder des Antragstellers begründen oder die Zweifel aufgrund einer Anhörung nach § 6 nicht mehr bestehen.

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Mit der Wahrheit sollte man immer noch am weitesten kommen, da diese auch stets überzeugend herübergebracht werden kann. Jedoch ist sie in deinem Fall nicht mehr von Hilfe.

Die einzige Möglichkeit da raus zu kommen, wäre, dass du dich an eine Behörde wendest oder was noch besser wäre, wenn du einen kennst, der beim Militär in einer höheren Position arbeitet.
Da du keinen guten Grund hast, warum du das Papier zu spät eingereicht hat, macht es wenig Sinn irgendetwas zu erfinden. Erfundene Erklärungen wie psychisches Trauma durch Tod eines Nahestehenden können leicht durch die Einforderung eines Attestes zunichte gemacht werden.

Ich würde die Grundausbildung machen. So weit ich weiß hast du die Chance nach der Grundausbildung auf den Zivildienst umzusteigen. Darüber würde ich mich informieren.

Timer · 12. Mai 2010

AW: Vwerweigerung abgelehnt

Wenn es zeitlich passt, dann könntest du dieses Video: Collateral Murder als endgültigen Beweggrund zur Verweigerung anführen. (Vorher warst du dir unsicher)

muddern · 12. Mai 2010

AW: Vwerweigerung abgelehnt

Du kannst jederzeit verweigern, du hast das Recht dazu.
Schreib das da rein. Warum du so spät schreibst geht die ne Scheiß an.
Schreib dazu, dass du auf Grund des Abiturs viel Streß hattest und daher erst danach verweigert hast. Vorallem führ aber an, das es DEIN RECHT IST zu verweigern.

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