Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von creative16, 8. Juni 2010 .

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  1. 8. Juni 2010
    Ein kleiner Gedanke des heutigen Tages:

    Die in Griechenland entstandene Form der Demokratie war die reinste und ihrem Wesen durchwegst entsprechendste Gleichberechtigung des Volkes in Fragen und Entscheidungen, die das Wohl, die Geschicke und Zukunft des Staates betrafen. Ich sage reinste, weil sich die Bürger Athens, den Aspekt des Vollbürgers und der Stimmberechtigung lasse ich außen vor, da er störend wäre, auf den Volksversammlungen allesamt in direkten Abstimmungen für oder gegen etwas entschieden.

    Die absolute Mehrheit besaß die Entscheidungskraft, es gab also ein "entweder, oder", keine Kompromisse. Nun hat sich die Herrschaftsform Demokratie in den vergangenen 2 1/2 Jahrtausenden grundlegend verändert, die Staaten sind gewachsen und heute wäre eine Abstimmung, wie sie seinerzeit in Athen stattfand unmöglich, da es ein viel zu großer logistischer Aufwand wäre.

    Was aber, wenn man die monströsen Staatengebilde des Hier und Jetzt verkleinerte und eine Rückkehr zur Polis durchführte? Wären die Entscheidungen dadurch repräsentativer für den Volkswillen oder spiegelt unser heutiges Wahlsystem vielmehr wider, was der gemeine Bürger fordert?

    Angesichts der momentanen Politikverdrossenheit, wäre das Gefühl der Möglichkeit etwas verändern zu können, was in einem kleineren Rahmen diskutiert wird und damit womöglich stärkerem Einfluss des Einzelnen unterliegt, vielleicht ein Anreiz aktiver, enthusiastischer an der Politik des eigenen Staates teilzunehmen.


    Wie seht ihr das, haltet ihr dergleichen für sinnvoll oder ist für euch die aktuelle Entscheidungsmaschinerie auf staatsrelevanten Ebenen die richtige? Ich wäre erfreut einige Meinungen zu hören.
     
  2. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Gleichberechtigung? Meines Wissens nach waren Frauen nicht zugelassen...


    Naja wird sowieso niemals funktionieren, genausogut kannste auch vorschlagen, "Hey lasst uns wieder in Höhlen wohnen und vom Sammeln und Jagen leben!"
     
  3. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Ich weiß, dass es keine Gleichberechtigung im hetuigen Sinne war. Ich rede vom Grundprinzip.
    Damit sind Frauen, Sklaven und so weiter gemeint.

    Und deine nichtssagenden Ein-Satz Antworten kannst du dir sparen.

    Wenn du keine Lust hast, oder nicht fähig bist nachzudenken und dich ein bisschen mehr mit etwas zu beschäftigen, dann überlasse das Anderen.
     
  4. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Ich halte unsere heutige Welt für eine direkte Demokratie (auch auf kleiner Ebene) für ZU komplex. Die meisten Menschen haben einfach nicht das juristische Know-how um beispielsweise sachlich über Gesetzesentwürfe zu diskutieren. Desweiteren halte ich den durchschnittlichen Bürger für zu stimmungsabhängig - das ist kein Vorwurf der Naivität, Kurzsichtigkeit oder schlicht Dummheit. Nein, der durchschnittliche Bürger ist zu sehr in seinem Privatleben involviert, um noch nebenbei Politik zu betreiben - der Politiker dagegen hat einen Job und zwar den des Politikers, er kann seine ganze Energie in diesen Prozess stecken, deshalb ist denke ich, die repräsentative Demokratie weitesgehend konkurrenzlos.
    Über Volksentscheide lässt sich stellenweise diskutieren, beispielsweise bei sehr radikalen, langwierigen Vorhaben, die das Land auch noch Jahrzehnte später beeinflussen.

    Mir ist schon klar, dass du eigentlich auf eine Verkleinerung anspielst, allerdings strebst du in der Form ja trotzdem eine direkte Demokratie an, wenn ich dich richtig verstanden habe.

    Außerdem glaube ich nicht, dass die Menschen politikverdrossen sind, sie sind parteiverdrossen.
     
  5. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Ich muss meinem vorposter zustimmen, es sollte schon noch Politiker geben welche den Staat zusammen mit dem Volk lenken. Ich würde eher eine halbdirekte Demokratie, ahnlich wie in der Schweiz bevorzugen.
     
  6. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Trotzdem entsteht dadurch Unzufriedenheit, immerhin ist es nicht ungewöhnlich, dass Politiker (schnell) den Sinn für das Kleine verlieren und in diesem Denken beginnen, der kleinsten innerstaatlichen Gruppe, dem Individuum, auf vereinzelten Ebenen zu schaden, oder doch zumindest Entscheidungen zu treffen, die ihm nicht zu Gute kommen.

    Mir ist natürlich bewusst, dass man es nicht jedem recht machen kann, aber irgendwo findet man in der Politik zu häufig sinnfreie Entschlüsse, die auf Widerstand stoßen.

    Und ich würde dem gemeinen Bürger zwar auch einräumen, dass er sich meist nicht die Zeit nimmt, oder sie vielleicht gar nicht erst hat, um auf (komplexe) politische Sachverhalte einzugehen, allerdings obliegt im objektiv sehr wohl Sinn für wichtige Entscheidungen, da sie Auswirkungen auf ihn selbst haben.

    Wenn der Bürger seine Entschlüsse unmittelbar zu spüren bekäme, wäre er sehr viel vorsichtiger und bedachter, was zukünftige Änderungen anginge. Der Politiker von Heute hingegen besitzt viel zu viel Distanz zum Dasein als durchschnittlicher Bürger, um die Nuancen zu erkennen und ihre Inhalte umzusetzen, die es manchmal Bedarf, um von einer lobenswerten Änderung zu reden.

    Ich könnte hier noch weitergehen, aber es ist wohl verständlich, wie ich das meine. Und darauf aufbauend wäre eine Verkleinerung politischen Lebensraumes vielleicht gar nicht verkehrt.

    Parteiverdrossen ist das besser Wort, das ist wohl war. Mir kam es allerdings nicht in den Sinn.
     
  7. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    die politik- bzw. parteienverdrossenheit in der bevölkerung und das allgemeine schlechte bild, das die menschen von den politikern haben, ist das ergbnis davon, dass in der heutigen politik der bereich der politischen philosophie kaum eine rolle mehr spielt. integrität scheint in der politik nicht wirklich gefragt zu sein, das selbe gilt für selbstauferlegte prinzipien, nach denen man die politik gestaltet. so etwas wie eine politische ethik scheint es nicht mehr zu geben; das handeln der politiker hat für mich oft einen willkürlichen charakter, d.h. es wird unvernünftig und unverantwortlich gehandelt. letzteres ist das resultat fehlender grundsätze bei den jeweiligen politikern und parteien; ideologie nimmt einen höheren stellenwert als rationalität ein.

    entsagt man einer politischen ethik, so entsagt man auch der verantwortung für sein handeln... politik kann nur vernünftig gestaltet werden, wenn die gestalter rückgrat sowie eine nüchterne leidenschaft zur praktischen vernunft besitzen.
     
  8. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Was ist denn für dich ein geeignetes Mittel, um die Politiker auf den "Boden der Tatsachen" zurückzuholen?
     
  9. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    habe vor einiger zeit eine seminararbeit über direkte demokratie auf unterschiedlichen staatlichen ebenen geschrieben. als fazit kam raus, dass es auf den untersten ebenen sinnvoll sein kann - aber je höher die ebene geht (landes-, bundes-, oder jetzt auch europaebene), desto entscheidungsunfähig sind die menschen.

    im endeffekt ist es eh eine abwägung zwischen beeinflussung der politik durch medien (direkt demokratie) oder der lobby bzw. interessensgruppen (indirekte demokratie).

    wenn ich mir die menschen in deutschland ansehe und wie sie wirklich alles nachreden, was in der BILD steht, da bin ich doch eher für repräsentative demokratie.

    allein auf kommunaler ebene wünsche ich mir mehr bürgerbeteiligung.

    ps: die politikverdrossenheit kommt m.M.n. auch von den Medien. man sehe sich nur mal die schlagzeilen einschlägiger zeitschriften bezügl. des "sparpakets" an.

    edit:


    wenn ich eines aus der soziologie gelernt habe, dann dass politiker immer so handeln, dass der medianwähler angesprochen wird.
     
  10. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    da bin ich ehrlich gesagt überfragt. die distanz zwischen politik und der restlichen bevölkerung muss jedenfalls verringert werden; politiker müssen auf irgendeine weise abhängiger von der bevölkerung sein...
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    die grundlage des demokratischen staats ist die legitmierung der parteien und ihrer zum zeitpunkt der wahl bekannten vorhaben; das hindert die parteien aber nicht, ihr programm, für welches sie im rahmen der wahlen geworben haben, zu verwerfen. diese entscheidungen sind dann nicht mehr von unten, d.h. von der wahlmehrheit legitimiert, sondern werden nach gutdünken von den regierenden politikern gefällt - es ist gar nicht so verkehrt zu sagen, dass die da oben über uns entscheiden, ohne uns zu fragen...

    das alles wäre nicht so tragisch, wenn sich die politik darauf beschränken würde, allgemeine regeln zu limitieren und diese durchzusetzen.
     
  11. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Das ist naheliegend und dem kann man sich wohl nur anschließen. Politik muss auch transparenter werden, nicht nur für Politikkenner, sondern für jeden, den auch nur ein bestimmtes Gesetz besonders interessiert.

    Eines der Hauptprobleme liegt hierin begraben. Vielleicht wäre eine Möglichkeit, die von ihren Statuten abweichenden Politiker, Parteien, kurz Regierungsmitglieder ihres Postens entheben zu können. Dies dürfte allerdings kein Willkürakt sein, denn hätte man derartiges ständig, aufgrund von Kleinigkeiten, die nicht passend erscheinen.

    Außerdem sollte man Politikern immer Zeit geben, um das versprochene umzusetzen. Es darf aber nicht sein, dass Parteiprogramme, wie es momentan der Fall ist, willkürlich festgelegt werden, ohne zu analysieren, ob diese auch nur im Entferntesten realisierbar sind.

    Es läuft nicht immer alles nach Plan in der Politik, aber man kann nicht nahezu jeden Punkt umwerfen und jeden Plan durcheinanderbringen, weil es ja "egal" ist, solange man frei verfügen kann, wie es in den kommenden Jahren weitergehen soll.

    Ein wichtiger Schritt wäre eine Presse, die nicht übermäßig durch den Staat kontrolliert wird, im Sinne von Einschränkung der Pressefreiheit unter dafür erachtenswert angesehen Umständen, und die vor allem nicht abhängig von dem Kaufsinn der Bevölkerung ist. Denn das ist der Tod einer jeden seriösen Zeitung in der heutigen Zeit.
     
  12. 8. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Einen Aspekt nennt er doch und zwar, wenn ich das richtig verstanden habe, "Handeln nach Tugenden", also eine politische Ethik, der man treu bleibt. Pflichtbewusstsein ist denke ich ein passendes Wort in dem Zusammenhang, der Politiker muss pflichtbewusst handeln - also zum Wohle des Volkes.
     
  13. 9. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Mit dem Internet und moderner Telekommunikation hat man theoretisch so viele Partizipationsmöglichkeiten wie nie zuvor. Aber was bringt mir das alles wenn die Politik eh nix wesentliches zu entscheiden hat und sich grundsätzlich nach den Kapitalinteressen richten muss? Es ist doch offensichtlich wie die Politik nurnoch auf irgendetwas reagiert. Sei es Bankenrettung weil Finanzkrise oder Eurorettung, weil Schuldenkrise und Spekulation. Oder auch die Unfähigkeit eine Börsenumsatzsteuer einzuführen, weil sonst das Kapital in andere Länder flüchtet. Zeigt objektiv die Macht des Kapitals im Kapitalismus. Da wird man mit noch so vielen Volksentscheiden nix groß ändern können. Zumal die Leute durch die alltäglichen Zumutungen der Lohnarbeit genug zu tun haben.
     
  14. 9. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    wie soll es anders auch sein? politik ist doch kein selbstzweck!
     
  15. 9. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Nein, sie sollte aber idealerweise auch gestalten anstatt nur zu reagieren und äußere "Sachzwänge" zu exekutieren. Sonst reichen für den Job auch x-beliebige Bürokraten.
     
  16. 10. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Was zur Hölle war den an der griechischen Aristokratie demokratisch?

    Und genau, wenn DU das rauslässt, unterschlägst Du den bedeutendsten Charakterzug der Polis.
     
  17. 10. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Es geht um die Entwicklung der Demokratie als Herrschaftsform und ihre Ausführung auf der Entscheidungsebene. Es geht mir nicht darum, dass man beginnt die attische Demokratie Eins zu Eins zu übernehmen, sondern ihr Basiselement der Entschlussumstände in die heutige Zeit zu übertragen.
     
  18. 10. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Du weißt schon, dass im alten Grichenland die Demokratie als schlechteste Herrschaftsform gesehen wurde! Ihr Positives Pendant war die Aristokratie!
    Und ich denke auch, dass eine Aristokratie das beste wäre. (Nur leute die keine Ahnung haben nageln mich jetzt auf irgendwelchen Adligen fest!) Reine basisdemokratie (ist es das was du dir vorstellst?) ist (wie ja auch schon gesagt zu unfelxibel und ineffektiv. Aber eine Herrshcaft von einigen wenigen, dafür qualifizierten Leuten über einen längeren Zeitraum hinweg (4 Jahre als Legislaturperiode sind einfach zu wenig-->ersten 2 jahre gehen immer drauf das Werk der Vorgänger zu verändern bzw zu wiederrufen) wäre imo das optimum. Klaro ist die Gefahr groß, dass das schiefgeht, aber da wir ja sowieso hier eher im utopischen disskutieren....

    Silberhand
     
  19. 10. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Ansich ist es natürlich ein guter Grundsatz aber meiner Meinung nach wäre "zu viel Macht" in den Händen des Volkes. Natürlich finden wir momentan , was Politiker "nur zu unserem Besten" für ne verzapfen aber im Endeffekt läuft der Staat.
     
  20. 10. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Ich weiß um den Fakt, dass eine Aristokratie wesentlich repräsentativer wäre. Im Grunde genommen ist es eben Entscheidungssache, was innerhalb der Oligarchie, was die Grundform ist, Aristokratie bedeutet.

    Trotzdem habe ich bewusst die Herrschaftsform der Demokratie gewählt, weil sich Athen, das restliche Griechenland können wir meiner Meinung nach ebenfalls getrost weglassen, als erste Demokratie bezeichnen lässt. Mir geht es primär um den demokratischen Charakter der Volksentscheide, beziehungsweise der Möglichkeit des direkten Eingriffes in Legislative und Exekutive und partiell auch Judikative.
     
  21. 10. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Ich muss sagen, wenn ich mir manche meiner zeitgenossen so anschaue, bin ich doch froh, dass die nicht direkt in die Politik eingreifen können. Und da die Zahl dier Personen immer Größer wird, hoffe ich auch, dass das so bleibt. (als kleiner Kommentar am Rande bezügliche meiner persönlichen meinung zur basisdemokratie durch Volksentscheide.)

    Silberhand

    PS: Interessant fand ich ja die Story um den Volksentscheid in der Schweiz ob neue Kampfjets angeschafft werden sollten oder nicht. Die breite Öffentlichkeit war dagegen, Medien waren dagegen und am Ende wurden die Jets doch gekauft, weil genug menschen sie dafür gestimmt haben.
     
  22. 10. Juni 2010
    AW: Rückkehr der Polis - Pure Demokratie?

    Ja, das sehe ich genauso. Vor allem die kommende Generation der 14 - 20-Jährigen, zu der ich auch altersmäßig zähle, liefert für mich ein geistig klar defizitär gezeichnetes Bild, so schade das auch ist. Die Faktoren für all dies sollten jedem halbwegs vernünftigen Menschen geläufig sein.
     
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