Moody's stuft Griechenland Anleihen auf Ramschstatus herab

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von bushido, 15. Juni 2010 .

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  1. 15. Juni 2010
    t-online / Financial Times Deutschland


    Griechenland-Krise

    Moody's stuft Hellas-Anleihen auf Ramschstatus herab

    Erschienen am 15.06.2010 | Financial Times Deutschland

    Die zweite Rating-Agentur stuft Griechenland-Anleihen herab. Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit des hochverschuldeten Griechenlands auf Ramsch-Status herabgestuft. Die Bonität des Mittelmeerstaates werde nur noch mit "Ba1" bewertet, teilte die Agentur mit. Zuvor hatte sie sie mit "A3" geratet. Um eine Umschuldung werde das südeuropäische Land allerdings herumkommen, zeigte sich Moody's zuversichtlich. Der Ausblick sei stabil, teilte die Agentur mit.

    Ausfallversicherungen stiegen an

    Credit Default Swaps (CDS) auf griechische Staatsanleihen stiegen in der Folge um 15 auf 740 Basispunkte. Damit kostete es 740.000 Euro, um sich für ein Jahr gegen den Ausfall von Griechenland-Krediten im Volumen von 10 Millionen Euro zu versichern.

    Euro gibt nach

    Der Euro gab nach der Herabstufung zum Dollar etwas nach: Die Gemeinschaftswährung kostete nur noch knapp 1,225 Dollar und damit etwa einen halben Cent weniger als vor der Herabstufung (siehe Euro-Dollar-Kurs ). Die US-Standardwerte im Dow Jones büßten ihre Tagesgewinne fast komplett ein und beendeten den Handel 0,2 Prozent im Minus bei 10.190 Punkten. Der breiter gefasste S&P-500-Index fiel ebenfalls 0,2 Prozent auf 1089 Zähler.


    Wachstum wird gebremst

    Moody's begründete den Schritt damit, dass von den Bedingungen für das 110 Milliarden Euro schwere Hilfspaket der Euro-Zone und des Internationalen Währungsfonds (IWF) an die Griechen große Risiken für das schuldengeplagte Land ausgingen. Schließlich werde Athen zum Sparen gezwungen, was das Wirtschaftswachstum bremst.


    Moody's-Analystin Sarah Carlson begründete die Absenkung mit "beträchtlichen" makroökonomischen Risiken und Umsetzungsgefahren, die mit dem Hilfsprogramm im Zusammenhang stünden. Es sei unsicher, wie sich das auf das Wachstum auswirke. Diese Ungewissheit sei besser mit einem "Ba1"-Rating in Einklang zu bringen. Dieses berücksichtige das "größere, obgleich niedrige Risiko einer Pleite".

    Portugal droht Herabstufung der Kreditwürdigkeit

    Standard & Poor's ging mit Abstufung voran

    Bereits im April hatte die Ratingagentur Standard & Poor's Griechenlands Kreditwürdigkeit auf "BB+" und damit ebenfalls auf Ramschstatus herabgestuft. Nach diesem Schritt hatte sich die Schuldenkrise des Landes deutlich zugespitzt. Die Ratingagentur Fitch wiederholte am Montagabend dagegen Aussagen von Anfang Mai, wonach die derzeit keine Pläne hat, Griechenlands Rating zu senken. Derzeit stuft Fitch Griechenland mit "BBB-minus" ein, was bei Fitch gerade noch Investmentstatus bedeutet. Eine Herabstufung auf "Junk" ist auch deshalb problematisch, weil dann einige Investoren aufgrund ihrer eigenen Vorgaben gezwungen werden, sich von solchen Papieren zu trennen. Fitch will bis zum Jahresende abwarten, um die Spar-Bemühungen der griechischen Regierung und damit die Bonität des Landes neu einzuschätzen.


    Sparen fürs Hilfspaket

    Aus dem griechischen Finanzministerium hieß es, die Herabstufung durch Moody's spiegele in keiner Weise den Fortschritt und die Perspektiven des Landes wider. Griechenland will bis 2013 rund 30 Milliarden Euro sparen, um einen Staatsbankrott abzuwenden. Dafür werden unter anderem Löhne im Öffentlichen Dienst gekürzt, und es gibt Einschnitte bei Pensionen und Renten. Dadurch will sich Griechenland das 110 Milliarden Euro schwere Hilfspaket sichern.


    Analysten wenig besorgt

    Analysten reagierten nicht überrascht auf den Schritt von Moody's. Die Auswirkungen dürften minimal sein, sagte Marc Chandler von Brown Brothers. Das liege daran, dass Moody's nicht die erste Agentur sei, die ihr Rating für Griechenland gesenkt habe. Zudem sei der Ausblick weiterhin stabil und dank des Hilfspakets müsse sich Griechenland zunächst nicht mehr über die Finanzmärkte refinanzieren.

    Spanien sorgte für Unruhe

    Zuvor hatten am Montag bereits Spekulationen über einen baldigen Hilferuf Spaniens in der Schuldenkrise für Unruhe gesorgt. Die Regierung in Madrid räumte wenige Tage vor dem EU-Gipfel ein, die Banken der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone hätten zunehmend Probleme, von internationalen Partnern Geld auf dem Interbanken-Markt geliehen zu bekommen.

    Dennoch bekräftigte die Regierung in Madrid, nicht auf den Euro-Rettungsschirm zurückgreifen zu wollen. Auch die EU-Kommission erhielt demnach bisher keine Signale dafür. Die "Financial Times Deutschland" (FTD) hatte berichtet, die EU bereite sich auf eine Rettungsaktion für Spanien vor.


    Sarkozy und Merkel für Transaktionssteuer

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warnte aber vor Spekulationen über die Schuldenkrise in Spanien. Nach einem Treffen mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy sagte sie in Berlin, Probleme sollten nicht herbeigeredet werden. Spanien wisse ebenso wie andere Staaten, dass es den Euro-Rettungsschirm in Anspruch nehmen könne, wenn dies nötig sei. Sollte es Probleme geben, könne der Mechanismus zur Inanspruchnahme des Rettungsschirms rasch aktiviert werden.


    Beide sagten zudem, sich beim G20-Gipfel für eine Finanzmarkttransaktionssteuer einsetzen. Mit Blick auf die Bewältigung der Schuldenprobleme in Europa bekräftigte Merkel, es müssten Änderungen an den Europa-Verträgen in Betracht gezogen werden. Denkbar sei etwa ein Stimmrechtsentzug bei Verstößen gegen EU-Vereinbarungen.

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    Kaum gewinnt der Euro wieder ein bisschen Land, kommt eine der drei grossen amerikanischen Ratingagenturen und stuft die Kreditwürdigkeit eines europäischen Landes weiter herunter. Mit schöner Abwechslung. Diesmal sind es unsere Freunde von Moodys. Die letzte Herabstufung betraf Spanien. Auch da hatte der Euro gegenüber dem USD gerade etwas an Fahrt gewonnen.

    Interessant auch, die plötzlichen Bemühungen von Frau Merkel sich für eine Finanztransaktionssteuer einzusetzen gegen die man sich in der Koalition doch so vehement gewehrt hat.
     
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