Österreich: Copyright-Unterricht an 2000 Schulen

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von bUggZ, 12. September 2006 .

  1. 12. September 2006
    Österreich: Copyright-Unterricht an 2000 Schulen

    Letztes Jahr angekündigt, nun umgesetzt: an 2000 österreichischen Schulen wird mit Materialien der österreichischen Musik- und Filmwirtschaft unterrichtet. Den "Wert geistigen Eigentums" vermitteln sollen die Materialien, die unter anderem in den Fächern Musikerziehung, Wirtschaftskunde, Informatik sowie Politische Bildung und Recht eingesetzt werden. Tendenziöse Informationen der Industrielobby, die mit der Unterstützung des Unterrichtsministeriums verbreitet wird, so hingegen das Urteil der UNESCO.

    Wie bereits auch in Kanada nachgewiesen werden konnte, kommt nichts gutes dabei heraus, wenn man eine Industrielobby Lehrpläne gestalten läßt. Exakt wie die Kritik am kanadischen "Captain Copyright" liest sich jene an den Unterrichtsmaterialien, die die österreichische Film- und Musikwirtschaft anbietet und welche in 2000 Schulen inzwischen auch eingesetzt wird. Tauschbörsen werden als Virenschleudern dämonisiert, die Rootkit-Debakel Sonys finden hingegen ebensowenig Erwähnung wie die Existenz von Creative Commons-Inhalten oder gar Musikern und Künstlern, die Filesharing-Kriminalisierung oder Kopierschutztechniken ablehnen. Ausgewogen und differenziert seien die Materialien, so die österreichische IFPI. Dies sei ganz und gar nicht der Fall, so Peter Rantasa von der UNESCO.

    "Hier liegt ganz klar ein Lobbyisten-Text des Fachverbandes für Musikwirtschaft vor. Es wäre jedoch für die Zukunft wünschenswert, wenn das Unterrichtsministerium im Sinne der Information der Schülerinnen und Schüler dafür Sorge trägt, dass die vermittelte Information auch objektiv ist", meint Rantasa gegenüber der Futurezone: "Das ist ein bisschen so, als würde im Schulunterricht zum Straßenverkehr lediglich der Standpunkt der Autofahrer vermittelt und jener der Fußgänger und Radfahrer vollkommen außer Acht gelassen."

    Nun ist glücklicherweise auch der verzerrteste Propagandatext zur Unterrichtsgestaltung vollkommen tauglich - es liegt ganz am Lehrer, was er mit den Materialien im Unterricht anstellt. Und natürlich ist es problemlos möglich, anhand der Materialien Themen wie "Industrielobbyismus und sein Einfluss auf die Gesellschaft" oder ähnliche Themen mehr kritisch zu analysieren.

    Ob dies in der Praxis auch stattfindet, bleibt fraglich. Von Lehrerseite wurde bisher gegenüber Futurezone die Qualität des Lehrmaterials gelobt sowie darauf verwiesen, wie wichtig das frühe Vermitteln von Wertehaltungen sei, die sich "später nur noch schwer" verändern lassen. Armes Österreich.



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