Gewinne rauf, Kurse runter - Warum Tech-Aktien so billig sind

Jim Panse · 18. August 2010

Gewinne rauf, Kurse runter

Warum Tech-Aktien so billig sind
Quelle: Gewinne rauf, Kurse runter: Warum Tech-Aktien so billig sind - SPIEGEL ONLINE

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Microsoft, Intel, Apple - die Aktienkurse der US-Technologiekonzerne fallen und fallen. Experten raten Anlegern schon zum Kauf der Papiere, denn eigentlich machen die Unternehmen dicke Gewinne. Was also ist der Grund für die merkwürdige Börsenentwicklung?

Hamburg - Es sieht so gut aus für die Wirtschaft: Die Konjunktur ist im zweiten Quartal richtig in Schwung gekommen, die Bundesregierung schraubt ihre Wachstumsprognose für 2010 kräftig nach oben. Nur an der Börse macht sich miese Stimmung breit: Dax und Dow Jones dümpeln seit Monaten vor sich hin.

Dabei sehen die meisten Unternehmensbilanzen blendend aus. Nicht nur in Deutschland, auch in Amerika. Viele US-Konzerne melden für das vergangene Quartal Rekordergebnisse. Was ist da also los?

Vor allem ein Sektor boomt derzeit - die Technologiebranche. Ein Unternehmen nach dem anderen legt hervorragende Zahlen vor. Nur scheint das die Anleger nicht zu interessieren, die US-Technologiebörse Nasdaq liegt seit Jahresbeginn mit drei Prozent im Minus. Einige der großen Player hat es besonders stark erwischt: Intel minus sechs Prozent, Dell minus 15 Prozent, Microsoft minus 20 Prozent.

Experten sehen darin schon eine große Chance: Denn mittlerweile ist so manche Tech- Aktie aus den USA extrem günstig bewertet - "auch im historischen Vergleich", sagt Knut Woller, Technologie- und Software-Analyst bei Unicredit in München.

Dies belegt ein Blick auf das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Es beschreibt die Attraktivität einer Aktie: Je größer das KGV, desto teurer ist eine Aktie, je niedriger, desto preiswerter ist sie zu haben. Im langjährigen Schnitt liegt das KGV der großen US-Technologiekonzerne bei einem Wert von 15, gegenwärtig beläuft es sich auf rund 13. Bei den hoch kapitalisierten Flaggschiffen der Branche ist der Wert zum Teil noch geringer.

Mit anderen Worten: Amerikanische Technologieaktien sind zurzeit extrem billig zu haben.

"Größere Gewinne als vor der Krise"

Beispiel Oracle: "Das Unternehmen notierte im Januar bei einem KGV von rund 15, bei Microsoft waren es sogar rund 16. Die aktuellen Werte liegen deutlich darunter", rechnet Woller vor - nämlich zwischen 11 und 12. Hewlett-Packard, Intel oder Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) werden in diesen Tagen gar mit einem Schnäppchen-KGV von 10 taxiert, obwohl alle drei Nasdaq-Schwergewichte gerade erst Quartalszahlen vorgelegt haben, die über den Markterwartungen lagen. Außerdem haben die Unternehmen ihre Prognose für das laufende Jahr angehoben.

Warum also goutiert die Börse dies nicht? Nicht nur Woller wundert sich über das Paradoxon. "Das aktuelle Kursniveau reflektiert die Gewinnentwicklung nicht", erklärt etwa Branchenkollege Markus Golinksi. "Vor allem wenn man bedenkt, dass Technologiewerte als frühzyklischer Indikator eine wirtschaftliche Erholung vorwegnehmen." Hinzu komme, dass die Unternehmen in der Krise ihre Hausaufgaben gemacht und die Kosten massiv gesenkt hätten, nun würden sie Rekordmargen einfahren. "Die heutigen Gewinne sind zum Großteil höher als vor der Krise", rechnet Golinski vor, der Leiter des European Technology Research bei Allianz Global Investors ist.

Fast die gesamte Investmentbranche sieht das so. So gut wie alle renommierten Firmen haben die Gewinn- und Kurserwartungen für Intel, IBM oder Hewlett-Packard nach oben korrigiert. Allein: Der Markt marschiert in eine andere Richtung.

In unsicheren Zeiten sind vor allem Konsumwerte gefragt

Eine Erklärung ist der Wandel innerhalb der Branche. "Viele Technologiefirmen sind zu Großkonzernen angewachsen", sagt Allianz-Mann Golinski. "Der Abschlag könnte ein Zeichen für ihren Reifegrad sein."

Aber das ist nicht alles. Denn die Börse glaubt nicht so recht an einen dauerhaften Aufschwung - trotz guter Konjunkturdaten. Und in unsicheren Zeiten favorisieren die Anleger andere Branchen. Dow-Jones-Unternehmen wie Procter & Gamble oder McDonald's sind gegenwärtig sehr gefragt. "Konsumwerte werden als sicherer Hafen betrachtet", erklärt Golinski. "Tech-Aktien gelten als schwankungsanfälliger."

Für antizyklische Anleger könnte das die Gelegenheit sein. "Einige US-Technologiewerte erscheinen attraktiv bewertet, gerade im Vergleich zu ihren europäischen Konkurrenten", sagt Unicredit-Analyst Knut Woller. Dafür sprächen auch die Beruhigung beim Euro-Dollar-Wechselkurs, die weiter steigenden Ergebnisschätzungen und der hohe Umsatzanteil der Branche in Nordamerika, der gegenwärtig am stärksten wachsenden Tech-Region. "Vor allem Technologiekonzerne, die von Unternehmensinvestitionen in Software und Infrastruktur profitieren, sind attraktiv", stimmt Allianz-Research-Leiter Golinksi zu.

Das könnte auch für das aktuell wertvollste Technologieunternehmen der Welt gelten: Apple . "Mit einem erwarteten KGV von 13 im kommenden Geschäftsjahr ist Apple viel zu billig", erklärte unlängst der omnipräsente US-Marktkommentator James Cramer ("Mad Money" auf CNBC).

"Gibt es einen einzigen Grund, warum man die Aktie nicht kaufen sollte? Ich kenne keinen", sagte Cramer seinem TV-Publikum. "Tech-Aktien sind so unbeliebt wie nach dem Platzen der Internetblase 2003. Genau das ist der beste Zeitpunkt zum Kaufen."

Doch dem umtriebigen ehemaligen Hedgefondsmanager scheinen die Anleger nur bedingt Vertrauen zu schenken: In der vergangenen Handelswoche verlor etwa die Apple-Aktie erneut stark und notiert nun unter 250 Dollar - so schwach wie im Frühjahr.

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Für Finanzinteressierte, sicherlich ein interessanter Artikel über die Entwicklung der Tech-Aktien. Muss sagen, dass ich selbst schon mit dem Gedanken gespielt habe, allerdings war mir der Markt bisher immer zu großen Schwankungen ausgesetzt. Wobei ich mir auch eher "kleinere" Unternehmen betrachtet habe.
Allerdings scheint ja alles auf Kurs zu sein, zumindest bei Apple.
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Hat jemand Erfahrungen mit Tech-Aktien gesammelt, oder ganz andere Meinungen, wie die des Artikels?

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bushido · 18. August 2010

AW: Gewinne rauf, Kurse runter - Warum Tech-Aktien so billig sind

Psychologie -> Angst -> Angst den Job zu verlieren -> Arbeitslosigkeit

Die Menschen gehen einfach nicht mehr die Risiken ein, die sie vor dem Crash eingegangen sind.

Zudem ist die Krise längst nicht überwunden. Ich bin fest davon überzeugt das wir noch nicht einmal den Höhepunkt der Krise erlebt haben.

Jim Panse · 18. August 2010

AW: Gewinne rauf, Kurse runter - Warum Tech-Aktien so billig sind

Da stimm ich dir zu. Zumindest bin ich der gleichen Überzeugung wie du. Gut zusammengefasste Artikel hierzu:

Weniger Wachstum: Bondmärkte: Wer die Faustformel nutzt, erleidet Schiffbruch - manager magazin

Konjunktur: Hurra, Deutschland? - manager magazin

Noch mag die Wirtschaft wieder Rekordwachstum verkünden. Aber was passiert mit einem exportabhängigen Land, wenn es den Importeuren schlecht geht? Im ersten Artikel, wird auf die Situation der USA und China eingegangen. Gehen deren Importe zurück, wird bei uns auch bald kein Wachstum von "mehr als 3%" verkündet.

Ehrlich gesagt bin ich mir nicht so sicher, ob wirklich alle aus der (noch andauernden?) Krise gelernt haben.

Allerdings war mein Hauptaugenmerk auch eher auf den Tech-Aktienmarkt gerichtet. Für mich ein interessanter Markt. Daher auch meine Frage nach Erfahrungen. Nicht, dass ich etwas gegen eine allgemeine Diskussion über die momentane wirtschaftliceh Lage hätte *g

bushido · 18. August 2010

AW: Gewinne rauf, Kurse runter - Warum Tech-Aktien so billig sind

Der Grossteil der Kleinanleger hat gelernt. Vor allem die, die nur durch die Überzeugungskraft der Banken in diese Anlageformen gedrängt wurden. von "allen" Anlegern habe ich auch nicht gesprochen.

Interessant ja, allerdings unter anderen weltwirtschaftlichen Vorraussetzungen. Ich halte viele Zahlen die im Moment herausgegeben werden einfach für falsch. Bestes Beispiel die offiziellen Arbeitslosenzahlen der USA. Die Zahlen werden ganz offensichtlich bewusst manipuliert.

Merkwürdige Senkung der US-Arbeitslosenquote | Telepolis

Das gilt im übrigen auch für Deutschland

Arbeitslose: Die versteckten 1,8 Millionen - Arbeitslose - FOCUS Online - Nachrichten

Arbeitslosenzahlen: Alles nur Augenwischerei? - Arbeitslosenzahlen - FOCUS Online - Nachrichten

Jim Panse · 19. August 2010

AW: Gewinne rauf, Kurse runter - Warum Tech-Aktien so billig sind

Naja, "die Menschen", hat sich für mich sehr weitläufig angehört, nichts für ungut

Nun ja, bei solchen Zahlen wurde ja schon in der Vergangenheit immer mal wieder getrickst. Zusammenlegungen um die Zahlen der Arbeitslosen zu schmälern etc. pp. Was natürlich nicht heißt, dass ich diese Augenwischerei befürworte.
Natürlich fraglich, ob die Zahlen der Tech-Aktien "gefälscht" werden, bzw. bewusst manipuliert werden. Eine gesunde Skepsis ist wohl - gerade in solchen Gebieten - immer angebracht, aber man sollte auch nicht hinter jeder Zahl den Feind lauern sehen. Denkt man an Apple und seine Erfolge (Marketing ftw), sehen solche Zahlen doch nur bedingt manipuliert aus. Kann mich natürlich irren.

P.S.: Danke für den interessanten Artikel :>

Aunidun03 · 20. August 2010

AW: Gewinne rauf, Kurse runter - Warum Tech-Aktien so billig sind

Ohne einen großen Text zu schreiben, hier mal die wichtigsten Stichworte die ich auf dem Börsenparkett momentan höre.

"Mikroökonomisch geht es uns gut, die Unternehmen verkünden neue Rekorde".
"Makroökonomisch gehts den Staaten und der Konjunktur grauenvoll"

Gestern hatten wir den Philly FED Index, erwartet mit +7,5 bis +8. Er kam mit -7 !!! Bedeutet Abschwung !
Arbeitslosendaten aus den USA waren einfach nur Grauenvoll.

Moodys nimmt Frankfreich auf die Watchlist der Kreditwürdigkeit. Von AAA vielleicht auf AA !!! Frankreich !!! Das ist DER Staat mit Deutschland der in der EU für Stabilität steht !!!

perdlox · 20. August 2010

AW: Gewinne rauf, Kurse runter - Warum Tech-Aktien so billig sind

Was Deutschland und seine Exporte angeht:

Anscheinend weiß der Vorposter nicht, dass Deutschland kein Weltexporteur ist. Deutschland hat einen großen Exportmarkt, keine Frage, aber fast der gesamte Exportmarkt von Deutschland liegt innerhalb der EU. Das einzige, was Deutschland leider nach China exportiert, ist Wissen und Fachkräfte. In die USA gehen vielleicht auch noch ein paar Dinge, aber es existiert leider auf vielen Waren das Label "Made in Germany" nicht mehr, da die meisten Produktionsstätten aus Deutschland abgezogen worden sind.

Jim Panse · 20. August 2010

AW: Gewinne rauf, Kurse runter - Warum Tech-Aktien so billig sind

Wieß nicht, ob du mit mir sprichst, aber falls, woltle ich niemals behaupten, dass Deutschland weltweit die gleichen Mengen exportiert.
Aber zu sagen, Deutschland beliefere ausschließlich die EU mit Waren, würde ich so nicht stehen lassen.

Startseite - Statistisches Bundesamt (Destatis)

Das meinte ich ja damit, dass es einem stark exportabhängigen Land, dem es bisehr gut geht, an den Kragen gehen kann, wenn es makroökonomisch nicht gut läuft.
Das mit Frankreich wusste ich gar nicht. Danke für den Beitrag. :>

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