Misanthropie - rational oder übertrieben?

Dieses Thema im Forum "Literatur & Kunst" wurde erstellt von EviL GaMer, 19. September 2010 .

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  1. 19. September 2010
    These: Der Mensch hat keine Berechtigung zu existieren.

    Als gegeben betrachtet:

    - Gott ist nicht existent (q.e.d.)

    - Der einzige Sinn aller Existenz, sprich allen Lebens, ist es, sich fortzupflanzen und dann zu sterben (q.e.d.)

    - Eine übergeordnete objektive Moral ist nicht existent.

    Beweis: Der kategorische Imperativ ist nicht praktikabel, wenn es auch nur eine Ausnahme gibt. Diese Ausnahme wäre in der Lage alle anderen unterzuordnen und zu beherrschen und würde somit einer eigenen Moral folgen. Die Ausnahme muss es geben, da jegliche Moralvorstellungen anerzogen werden. Sie erwachsen aus der Kultur, dem Bildungsstand der Eltern und weiteren äußeren Einflüssen. Erst im Alter werden sie gefestigt.

    Was ist der Mensch?

    Man könnte jetzt den sichtbaren biologischen Unterschied zu anderen Lebewesen nennen, die Frage wäre nur, ob das ausreichen würde, den Menschen zu klassifizieren. Ich denke nein, man muss sich auch den Geist des Menschen vor Augen führen, um eine Definition des Menschen erstellen zu können. Für diesen meinen Beitrag, meine ich, reicht es, wenn wir die biologischen Unterschiede außer acht lassen und als Definition behaupten:

    Der Mensch ist ein rational und irrational denkendes Wesen, welches durch sein Vermögen abstrakte Ideen in Taten umzusetzen in der Lage ist, sich über alle anderen Lebewesen zu stellen (hier geht es nicht darum, ob er es tut oder nicht, lediglich ob er es kann).

    Reicht diese Definition? Wenn jemand meint, nein, so ist er gerne dazu aufgefordert, sie zu erweitern oder abzuändern. Allerdings begründet.

    Die Existenzberechtigung

    Welche Existenzberechtigung hat der Mensch, wenn wir davon ausgehen, dass es keinen von Gott gegebenen Auftrag gibt, sich die Welt untertan zu machen?
    Was tut der Mensch, um sich als würdig zu erweisen, sein Leben in der Natur fortzusetzen?
    Seitdem der Mensch in der Lage ist, Waffen zu schaffen, verwendet er sie auch. Anfangs nur zur Jagd und somit zur Fortsetzung seines Daseins, später allerdings richtet er diese Waffen gegen sich selbst.
    Aus welchen Gründen?
    Revierverhalten, Macht (Religionskriege fallen unter Macht, da wir davon ausgehen, dass Gott, solange seine Existenz nicht bewiesen ist, der einzige Sinn und Zweck der Religion seit ihrer Erfindung ist, Macht über andere Menschen auszuüben, bzw. diese leiten zu können) und ähnliches.
    Aus ähnlichen Gründen streiten sich auch Tiere.
    Doch haben wir doch in der Definition des Menschen aufgestellt, dass dieser sich durch seine geistigen Fähigkeiten vom Tier unterscheidet. Der Mensch muss also in der Lage sein, sich von diesem Verhalten loszusagen und jegliches tierhafte abzulegen. Aber er tut es nicht.
    Der Mensch mordet andere Menschen, weil der andere sein Revier oder seine Stellung in Frage stellt. Aber auch aus Gier, Eifersucht, Spaß und anderen solchen Gründen. Hierin unterscheidet sich der Mensch wieder vom Tier, denn der Mensch ist in der Lage, wegen seiner Ideen zu morden, wodurch viel mehr zum Opfer fallen.

    Im Laufe der Geschichte tauchten immer wieder Leute auf, die versucht hatten, dem Menschen zu sagen, dass er sich auch friedlich verhalten kann und nicht töten muss (Lincoln, Ghandi, Lennon, King jr. u.v.m.). Die meisten dieser Menschen wurden entweder ermordet oder vergessen und der Mensch hat sich nicht verändert. Hingegen Menschen, deren Ziel es war, andere zu verletzen (Stalin, Hitler, Mussolini, Batista, Milosevic, Hussein), waren entweder in der Lage bis ins hohe Alter zu leben, oder wurden durch ihren eigenen Triebe hingerichtet (Bsp.: Hätte Hitler Russland nicht angegriffen, wäre er wahrscheinlich auch älter geworden, viel sogar).

    Wenn man jetzt also behauptet, dass der Mensch aus der Geschichte, aus all den Jahren nichts dazugelernt hat, da sein Verhalten sich nicht im Grundsatz her geändert hat, lediglich die Mitter anders sind, liegt man nicht verkehrt.
    Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass der Mensch sich auch in der Beziehung hin nicht ändern wird/kann. Gehen wir also davon aus, dass der Mensch, der durch sein Denken in der Lage wäre, seine Idee und sein Verhalten zu ändern, es aber nicht tut und daher bis an das Ende seiner Geschichte mit sich selbst kämpfen wird. Ziehen wir diesen Schluss und behaupten, dass das Leben vom Grundsatz (sprich, nicht von dem Individuum selbst gesetzt) keinen Sinn hat, müssen wir dann nicht auch den Schluss ziehen, dass das einzige Mittel, das dem unveränderbaren Menschen, geblieben ist, der Massensuizid wäre?

    Zumal dann auch das größte Problem der Menschen, nämlich der Mensch selbst gelöst wäre.

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    Ist das alles in sich selbst schlüssig, und kann nachvollzogen werden, oder habe ich irgendwo einen logischen Fehler gemacht. Stimmt jemand mit mir überein? oder argumentiert jemand dagegen?
     
  2. 20. September 2010
    AW: Misanthropie - rational oder übertrieben?

    So wie du es ausdrückst, erscheint es mir, dass du zwei Instanzen gegenüber stellst. Die Destruktivität und den Selbsterhaltungstrieb, wobei letzterer zu kurz kommt, denn sonst kämest du gar nicht zum Schluss des Massensuizids. Der Mensch ist meist nur soweit destruktiv, wie es sich offensichtlich mit seinem Willen zu existieren vereinbaren lässt - zumindest ist dies in 95% der Fälle gegeben, grob geschätzt.

    Dass die unbewusste Zerstörung irgendeiner lebenserhaltenden Komponente oft vollzogen wird, ist auch klar, allerdings steht eine Aktion wie ein Massensuizid jenseits der Lebensraumänderung und Existenzeinschränkung, die man bisweilen findet, zum Beispiel in Form der Zerstörung des Planeten - ebenfalls grob gefasst.

    Wer spricht nun davon, dass der Mensch seine Situation ändern will? Wenn es keine objektive, übergeordnete Moral gibt, die von der Mehrheit oder einem Großteil der Menschen, die Masse allein zählt heute immerhin weniger als früher einmal, akzeptiert wird, dann gibt es auch keinen Grund den eigenen Selbsterhaltungstrieb zu Gunsten anderer Personen zu unterdrücken.

    Wenn es, wie du sagst, in diesem Fallbeispiel keinen Gott gibt, dann bedeutet dies doch nur, dass ein Teil der heute auf der Welt lebenden Menschen im übertragenen Sinne keinen "Befehl" erhalten hat, sich die Welt untertan zu machen. Was aber ist mit der heute rasant wachsenden Zahl von Atheisten, die in deiner konstruierten Welt gleich der Gesamtbevölkerung wäre? Carpe Diem und ähnliches sind Maximen, die genutzt werden, um den eigenen Lebensstil zu erklären, beziehungsweise einen Sinn zu geben.

    Zum Thema Sinn des Lebens füge ich hier ein in meinen Augen gelungenes Zitat ein:
    Wenn es keine objektive Moral gibt, dann kann dir auch niemand einen objektiven Sinn oder eine objektive Existenzberechtigung nennen, weil alles aus subjektiven Eindrücken, Empfindungen, Verarbeitungen, Interpretationen, Schlüssen, Normen und Richtlinien besteht.

    Zu guter Letzt: Wenn die Existenz einen Sinn hat, dann muss auch das Leben einen Sinn haben, somit ist die Conclusio, die du von den gegebenen Umständen hin zum Grund für den Massensuizid betrachtest, falsch.



    Ist jetzt ein bisschen durcheinander geraten, aber ich denke, man versteht, was ich sagen will.
     
  3. 20. September 2010
    AW: Misanthropie - rational oder übertrieben?

    Ich finde es reichlich übertrieben.

    Woher soll die ExistenzBERECHTIGUNG für irgendwas kommen? Weder Tiere, noch Menschen oder Pflanzen haben IRGENDEINE Berechtigung zu leben. Wenn es eine Berechtigung gäbe, müsste es auch ein allgemeingültiges moralisches Bewertungssystem geben, was nicht von den Menschen selbst gemacht wurde. Wie Gott beispielsweise, den du aber ja (zurecht) in deiner These als nicht existent ansiehst. Menschen sind noch nicht so hoch entwickelt, evolutionstechnisch, wie sie es immer denken. Menschen sind im Grunde Affen und somit Tiere, die ein bisschen mehr Verstand besitzen und damit keineswegs perfekt. Auch die Menschen sind als sterbliche Lebewesen mit Emotionen, Krankheiten, Bedürfnissen und Co. geplagt. Da können sie nichts für, wenn der Verstand da nicht immer perfekt greift. Außerdem muss der Verstand auch erst mal ausgebildet und trainiert werden. Kannst du es da Leuten zum Vorwurf machen, die eine solche Ausbildung nicht erfahren haben?

    Man kann den Menschen nicht zum Vorwurf machen, was sie sind. So haben sie sich einfach entwickelt. Sie haben sich ja nicht selbst erschaffen, so dass sie für das Endprodukt etwas könnten. Außerdem ist alles, was du als gut und böse ansiehst von den Menschen selbst so bewertet worden. Jemanden töten? Das wird in der Natur andauernd gemacht. Andere Spezies ausrotten? Das wird auch in der Natur andauernd gemacht. Wer nicht stark ist überlebt einfach nicht und gut. Den Rest der überlebt nennen wir dann fälschlicherweise die "Balance". Ja, die Balance von dem, was überlebt hat. Haben die Tiere, die andere Tierarten ausrotten auch ihre Berechtigung zum leben verwirkt? Nein, denn die haben ja keinen Verstand mit dem sie es besser wissen könnten, nicht wahr? Nun, es ist doch so, dass wir gar keine andere Wahl haben. Um zu überleben müssen wir andere organische Lebensformen essen, seien es Pflanzen oder Tiere. Damit es uns gut geht müssen wir bestimmte Bedürfnisse befriedigen (Ressourcen abbauen etc.) .

    Was ich damit sagen will: Der Mensch ist kein reines Vernunftwesen und die Ausbildung seines Verstandes ist trotzdem von natürlichen Bedingungen abhängig. Werden die Grundbedürfnisse nicht gestillt, so kann sich im Oberstübchen schon mal gar nichts tun. Wir können uns nicht einfach von unserer Umwelt und Physiologie abkoppeln und dann über allem schwebend unseren Verstand benutzen. Wenn die Gesellschaft von dir fordert, dass du pausenlos schuften musst, um zu überleben, wirst du wohl zuerst ans Überleben denken, als an höhere Ziele. Wenn dann eine Veränderung zum "Guten" den Verlust deines Arbeitsplatzes und somit deines Wohlergehens bedeutet, wirst du schön die Klappe halten und weiter das tun, was vielleicht für das Gesamte unvorteilhaft ist. Wie beispielsweise bei Monsanto arbeiten oder so was. Ich finde es sowieso lächerlich immer die "Menschheit" im allgemeinen anzuprangern. Nur weil man zur selben Spezies gehört, heißt das nicht, dass du für etwas, was ein anderer macht, mit die Verantwortung tragen musst. Beispiel: ICH bin Mensch. Aber nur weil es Nazis gibt, bin ich nicht gleich auch einer, nur weil ich zur selben Spezies gehöre. Abgesehen davon kann ich nicht mal Nazis einen Vorwurf machen. An ihrem Zustand und ihren Ideologien ist ihre Erziehung und Sozialisation schuld. Hätte man sie anders erzogen, wären sie ganz anders. Es gibt viele Leute die wissen, dass was schiefläuft. Viele, die erkannt haben, dass etwas geändert werden muss. Wie kann ich die alle mit verteufeln? Das Problem sind nicht die Menschen an sich, sondern 1. das etablierte System. Der Kapitalismus. Du wirst im Kapitalismus dazu erzogen egoistisch zu sein, immer auf deinen eigenen Vorteil bedacht zu sein, immer im Konkurrenzkampf mit anderen zu stehen und es, koste es was es wolle, mit ihnen aufzunehmen. Denn sonst geht es dir schlecht. Beispiel: Wenn du deine Konkurrenz nicht unterbietest gehst du pleite und dir geht es nicht mehr gut. Tja, wenn du dafür die Natur verpesten musst, musst du abwägen, was dir wichtiger ist. Deine Ideale oder dein Wohlergehen? Immerhin lebst du nur einmal. In einem anderen Staatssystem könnte es ganz anders sein. 2. Die Leute, die im Kapitalismus an der Macht sind um der Macht (und somit auch des Geldes) willen. Du wirst im TV und überall nur mit Müll zugekleistert und lernst in der Schule nur Sachen, die entweder total sinnlos sind, oder die mit dem System konform sind. Also so was wie: Hey, so funktioniert die Wirtschaft und das ist alles gaaaaanz toll. Da machst du es den Leuten, die durch das Fernsehen und etwaige Indoktrination sozialisiert werden zum Vorwurf, wenn sie das Gelernte umsetzen? Das Schlimme ist, dass in der Kindheit gelernte Dinge nicht mehr so leicht aus dem Gehirn zu bekommen sind, da Kinder wenn sie geboren werden nichts im Kopf haben und Verhaltensweisen imitieren müssen, um selbst hinterher in der Lage zu sein, autonom zu agieren. Wenn du da in der Erziehung durch die Eltern und die Sozialisation im Allgemeinen nur mitbekommst, dass es nur um Raffgier, neue Produkte, Luxus, GELD, MACHT und Ansehen geht, dann hast du den Müll in deinem Kopf und vertrittst auch diese Werte, sofern du nicht gelernt hast, selbst über alles was dir auf dem Silbertablett serviert wird zu reflektieren.

    Nun ja, kurz und bündig: Das Verhalten der Menschen ist extrem flexibel und daher passt es sich den Umständen an. Wenn die Umstände anders wären, könnte die Menschheit insgesamt auch anders handeln. In Wohlstand leben, ohne den Planeten, Tiere und andere Lebewesen zu verschandeln und auszubeuten. Außerdem sollte man den Menschen nicht als Endform der Entwicklung betrachten. Er wird sich biologisch und geistig noch weiter entwickeln. Im Grunde sind wir gerade an der Schwelle vom Affen zum Menschen.

    Na ja, soweit so gut ^^
     
  4. 20. September 2010
    AW: Misanthropie - rational oder übertrieben?

    Kann den bisherigen Antworten großteils nur zustimmen. Noch ein paar Bemerkungen:
    zu 1.: Wenn es ihn nicht gibt, kannst du Gottes Nicht-Existenz genau so wenig widerlegen wie beweisen. Nur: Je mehr Religionen in Gott hinein interpretieren, desto unwahrscheinlicher wirds.
    zu 2.: Sein-Sollen Fehlschluss. So funktioniert das Leben objektiv, aber über den "Sinn" sagt das gar nix.
    zu 3.: Stimmt, macht aber Ethik generell nicht überflüssig.

    Der Mensch wird nie alles tierhafte ablegen können, weil er selbst ein Tier ist und bleibt. Dass die Geschichte teilweise recht grausam ist, heißt nicht, dass die Zukunft genauso sein wird. Erstmal gibts durchaus Anzeichen, dass der Mensch sich ändern kann. [1],[2],[3] Und selbst wenn nicht, gibt es keinen Grund das Leben nicht zu genießen bzw. das "beste daraus zu machen".
     
  5. 20. September 2010
    AW: Misanthropie - rational oder übertrieben?

    hinzugefügt werden könnte, dass der mensch ein vernunftswesen ist, welches seine ziele kennen lernt und nach möglichkeiten sucht, diese zu erreichen.

    wem gegenüber sollte er sich denn als würdig erweisen? was verstehst du in diesem zusammenhang unter würde?

    tiere streiten sich nicht; sie folgen lediglich ihrer natur und ihren instinkten. soweit ich weiß kommt das tierreich auch ohne jegliches ethisches system aus. dazu sei gesagt, dass tiere gar nicht in der lage sind, konzepte dieser art aufzustellen.

    menschen besitzen wie schon gesagt ziele und verfolgen diese auch. dies kann mit rücksicht (schwammiger begriff, ich weiß) auf andere menschen geschehen oder nicht.

    dass der mensch nichts dazugelernt hat, würde ich gar nicht mal behaupten. der mensch hat diverse ethische konzepte aufgestellt und rechtsnormen postuliert (bsp.: das naturrecht), die mehr oder minder überzeugend sind.

    damit macht man es sich zu einfach. das wäre so, als wenn man die zu schreibende matheklausur in den müll wirft, ohne eine der aufgaben gelöst zu haben.
     
  6. 20. September 2010
    AW: Misanthropie - rational oder übertrieben?

    Sie sind zwar genauso determiniert durch die Umwelt & Gene wie wir, aber fast alle Bewusstseinsformen des Menschen finden sich mehr oder weniger auch bei Tieren:
    "Es gibt bei Affen zwar keine Rechtssysteme, wie wir sie kennen. Aber es gibt Versöhnungsverhalten, es gibt Individuen, die versuchen, Streit zwischen anderen zu verhindern. Es gibt Kooperation, bezahlte Arbeit und sogar einen Sinn für Fairness."
    tierpsychologie: Der Engel im Affen | ZEIT ONLINE

    Vgl. auch:
    Gerhard Roth - Evolution des Geistes [Vortrag]
    Evolution des Geistes - Universität Heidelberg
     
  7. 21. September 2010
    AW: Misanthropie - rational oder übertrieben?

    Misanthropie ist kurz gesagt, übertrieben.

    Der Mensch benötigt keine Existenzberechtigung, denn eine Berechtigung zu etwas ist nur ein Konstrukt, ebenso wie die Moral im Allgemeinen. Der Mensch kann sehr wohl ohne diese theoretischen Konstrukte leben.

    Deine anfänglichen Thesen sind durch die Bank fragwürdig:
    Dass es keine Hinweise auf einen Gott, eine übergeordnete Moral oder einen tieferen Sinn des Lebens gibt, bedeutet nicht, dass man sie ausschließen kann.
    Aus diesem Grund sind deine Thesen auch keine gültigen Voraussetzungen für ein schlüssiges Argument, denn dafür müssten sie bewiesen sein. Natürlich nennst du sie aber selbst auch passenderweise "Thesen".

    Ein weiterer großer Fehler deines Gedankengangs ist, dass du eine mögliche Berechtigung zur Misanthropie in einer fehlenden Existenzberechtigung des Menschen suchst.
    Tatsächlich ist aus der Annahme, dass der Mensch keinerlei Existenzberechtigung besitzt, keine Berechtigung zur Misanthropie ableitbar.
    Berechtigung als Konstrukt verstanden ist ohnehin ein menschliches Konstrukt. Es wäre aber unlogisch anzunehmen, dass der Mensch seine Existenzberechtigung durch die Erschaffung eines kognitiven Konstruktes selbst erschaffen kann.

    Einzig sinnvolle Gründe, die zum Nachdenken über eine Berechtigung zur Misanthropie Anlass geben, sind die von dir genannten Entwicklungen der Menschheit. Diese erkennst du allerdings entweder falsch, oder zumindest nur gefärbt.
    Deine Vermutung, dass die Menschheit sich im Bezug auf ihre Beziehungen untereinander nie verändern wird, ist fragwürdig. Tatsächlich kann man sehr wohl bereits viele maßgebliche Veränderungen der Menschheit (in moralischer und praktischer Hinsicht) festmachen.
    Aus der Tatsache, dass in der Geschichte immer wieder zerstörerische Charaktere erhaltenden Charakteren gegenüberstanden, kann nicht geschlossen werden, dass das grundsätzliche Verhalten des Menschen sich nicht ändert.

    Sinnvoll wäre es gewesen, wenn du nicht nur versucht hättest, die Menschheit über einen Kamm zu scheren und eine die gesamte Menschheit betreffende Konklusion im Sinne eines Produkts zu finden, sondern auch versucht hättest, den Menschen an sich zu sehen. Deine "Definition" des Menschen war weder besonders sinnstiftend, noch in ihrem Versuch wertvoll.

    Der Mensch ist - nicht als Definition, sondern als allgemeine Verortung gemeint - ein Mischwesen, geleitet von Trieben und Verstand. Er bringt positive und negative Gefühle, und damit positive und negative Handlungen hervor.

    Hier zeigt sich, warum deine Überlegungen über eine eventuell rational vorhandene Berechtigung zur Misantrophie schon im Ansatz scheitern:
    Du baust deine gesamte Argumentation auf Wertungen auf - Misantrophie wäre dann rational, wenn der Verstand sie als berechtigt betrachten würde. Das allerdings wäre schon eine Wertung, und Wertungen sind einerseits subjektiv, und andererseits eine Eigenart des Menschen selbst, d.h. sie besitzen keine übergeordneten Werte.
    Wäre Misanthropie jedoch rational, so müsste man sie mit einer vollständig schlüssigen Argumentationskette begründen können. Diese dürfte jedoch - und damit hast du vollständig gebrochen - keine Wertungen enthalten, sondern nur schlüssige Begründungen. Wertungen haben in einer rationalen Argumentationskette nicht verloren.
    Da aber Misanthropie selbst schon eine Wertung ist, kann sie garnicht eines rein rationalen Ursprungs sein. Zwar kann eine Wertung aus einem rationalen Schluss folgen, jedoch gehört sie selbst schon nicht mehr dazu.
    Hass oder Abscheu sind ein Gefühl, ergo können sie nicht aus rein rationalen Abläufen begründbar sein.

    Misanthropie kann demnach überhaupt nicht "rational" sein. Ist sie vorhanden, so ist sie Resultat der Sozialisation des sie empfindenden Individuums - die Suche nach einer Rationalität oder Berechtigung von Misanthropie scheitert schon im Ansatz.
     
  8. 21. September 2010
    AW: Misanthropie - rational oder übertrieben?

    Ich denke mal, dass sein "(q.e.d.)" bedeuten soll, dass seine beiden Punkten als gegeben betrachtet werden sollen, sprich: Es gibt in seinem Fallbeispiel keinen Gott und der Sinn des Lebens ist es sich fortzupflanzen und dann zu sterben. Dadurch verklärt er seine folgende "Argumentation" natürlich ungemein, sodass sich mir ihr Sinn nicht mehr ganz erschließt.

    In der Gesamtheit deines Textes, Logos, hast du vollkommen Recht, sehr schön dargelegt.
     
  9. 21. September 2010
    AW: Misanthropie - rational oder übertrieben?

    sehe ich auch so, denn das der einzellne und seine existenz keinen sinn gibt ist klar aber wir erfüllen unseren natürlichen sinn ganz von alleine... wir sind teil der evolution und führen diese auch zwangsweise aus.

    das wir existieren ist rechnerisch und logisch extrem unwarscheinlich... generell gesehn gibt es keine begründung für eine existenz weder für das leben noch für das universum.

    das leben und die evolution haben nur ein ziel, selbst gott zu werden... der versuch unsterblich zu werden und im paradies (das geschaffen werden muss) zu leben sowie die vollständige geklärtheit.

    wenn man sich überlegt das dieser zufall leben doch möglich ist, will man sich doch nicht vorstellen das dieses leben innerhalb kurzer zeit komplett ausgelöscht werden könnte (astroiden etc)
    wie viel zeit würde im universum verstreichen bis wieder leben entsteht.

    da wir nur einen winzig kleinen teil sehen, ist es vermutlich, trotz der geringen warscheinlichkeit (von der uns bekannten größe) so das eine ganze menge an leben im universum existiert.

    sollte der mensch seine grenzen erreichen, hat er kein ziel mehr und wird aussterben? gibt es für das leben überhaupt eine grenze? (forschung,wissen,reichweite)

    [science fiction skript]
    solang es dauert bis sich das material eines raumschiffes im weltraum zersetzt solange hat das leben zeit für eine raumreise, und das ist ziemliche lange.

    ein unbemanntes raumschiff mit unserer dns an board und einem system aus robotern das vollautomatisch ein lebewesen züchten kann, fliegt auf vorher ausgewählte planeten in fremden galaxien an und wird dort neues leben ansiedeln.

    in dieser zukunft ist unsterblichkeit (durch zellerneuerung ohne chromosomen verkürzung) der weg, um leben über gigantische distanzen zu transprotieren.

    das raumschiff selbst ist ein eigenes ökosystem und verwertet alles wieder.

    das leben wird solange weiter evolutioniert (auch eingriffe des menschen in die dns ist evolution, verursacht durch das 2te level der evolution, geistige evolution, die weit schneller ist und somit das hinkende level1 beschleunigt) bis es eine so gigantische rechenleistung und so viel wissen hat, dass es das universum versteht.

    [/traum]

    ich glaube nicht das sich das leben aufgrund von depressionen auslöschen wird, das leben ist viel zu komplex und genial, als dass es sich von sinn oder unsinn beeindrucken liese.

    ist der mensch zu dumm zu schwach zu fehlerhaft, wird er einfach aussterben und eine neue gattung wird ihn ersetzen, ob auf der erde oder irgendwo anders in den weiten des weltalls.


    [/science fiction ende staffel 3,1415]


    bin mal gespannt ob ich das in 10 jahren noch immer für gute storry halte
     
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