33 1/3 Umdrehungen pro Minute: Langspielplatte wird 75

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von xxxkiller, 15. September 2006 .

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  1. 15. September 2006
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    Das neue Album von Bob Dylan heißt zwar «Modern Times», doch von moderner digitaler Technik hält der 65-jährige Musiker anscheinend wenig. Schuld an mangelnder Qualität heutiger Aufnahmen ist nach Dylans Meinung das CD-Format.

    Der amerikanische Rock- und Folksänger sehnt sich zurück nach der Schallplatte. Die schwarze Scheibe blickt auf eine lange Geschichte zurück: Am 17. September 1931 wurde in New York die erste für die Öffentlichkeit bestimmte Langspielplatte mit 33 1/3 Umdrehungen pro Minute vorgestellt.

    Vorher hatten Schellackplatten mit 78 Umdrehungen pro Minute lediglich ein Musikstück wiedergegeben. In den vergangenen 75 Jahren nahmen die länger spielenden Rundlinge aus Schellack und später Vinyl eine rasante Entwicklung - bis zur Einführung der Compact Disc (CD), welche die Toninformationen digital aufzeichnet. Mittlerweile erlebt die bisweilen bereits totgesagte Langspielplatte (LP) nach Einschätzung einiger Musikkritiker eine Renaissance.

    Bei den Absatzzahlen kann die Schallplatte allerdings nicht mit der CD und Songs aus dem Internet konkurrieren: Nach Angaben der Phonoverbände wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 123,7 Millionen CDs sowie etwa 600 000 LPs verkauft; mit 35 Millionen heruntergeladenen Titeln etablierte sich der Musikverkauf per Internet weiter. Massiv zu schaffen machen den Labels nach wie vor private CD-Kopien und Online-Angebote ohne Bezahlung. Der Absatz von CDs ist zudem seit mehreren Jahren rückläufig. «Geld verdient wird im physischen Markt vor allem mit der CD, trotz sinkender Absatzzahlen des Tonträgers. Ein stärkerer Aufschwung der Musikindustrie durch die LP ist mangels Masse eher unwahrscheinlich», sagt Johann-Friedrich Brockdorff, Leiter des Referats Wirtschaft der Phonoverbände. Auch bei der Klangqualität sieht Brockdorff die CD vor der LP.

    Thomas Schmidt, Redakteur beim «LP - Magazin für analoges Hifi & Vinyl-Kultur», lässt sich davon nicht beirren. «Man kann schon von einer Wiedergeburt der LP sprechen, auch wenn sich die Verkaufszahlen undramatisch anhören», sagt der Experte. «Der Handel mit gebrauchten Platten ist riesig, für hochpreisige Plattenspieler gibt es einen lukrativen Markt.» Auch der Musikexperte Wolfgang Doebeling ist sich sicher: «Die LP wird zwar nie wieder das beherrschende Medium sein, aber so lebendig wie heute war sie seit 15 Jahren nicht mehr. So gibt es in den USA vier bis fünf Millionen Menschen, die nur Vinyl kaufen.» Schmidt ist der Ansicht, dass Schallplatten «exakter, atmosphärischer und authentischer» klingen. Auch Doebeling schwärmt davon, dass im Gegensatz zu datenkomprimierten Formaten wie CD und MP3 «alle Zwischentöne zu hören sind».

    Anfang der 30er Jahre sah es zunächst nicht nach einem Siegeszug der Langspielplatte aus. Die US-Firma Radio Corporation of America (RCA-Victor) hatte die erste LP mit 33 1/3 Umdrehungen pro Minute (U/min) aus Schellack vorgestellt, eine Markteinführung scheiterte unter anderem am hohen Preis des dazugehörigen Plattenspielers. Die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg machten der Firma einen Strich durch die Rechnung. Am 21. Juni 1948 gelang dem Medienunternehmen Columbia Broadcasting System (CBS) die Entwicklung einer LP mit insgesamt 45 Minuten Spieldauer. Die Platte mit einem Durchmesser von 30 Zentimetern und einer Abspielgeschwindigkeit von 33 1/3 U/min bestand aus Polyvinylchlorid und war wesentlicher bruchfester als die Schellackscheiben, die seit 1895 den Markt beherrscht hatten.

    Der Durchbruch der LP ließ allerdings noch auf sich warten: Das Konkurrenzunternehmen RCA-Victor wollte nicht mit in die LP- Produktion einsteigen, sondern brachte 1949 eine eigene neue Platte mit 45 U/min heraus, die wiederum einen anderen Plattenspieler benötigte. Die 33 1/3er LP war besonders in der Klassik erfolgreich, die kleinere 45er Single wurde von den Jukebox-Herstellern favorisiert. 1950 gab RCA-Victor schließlich den Kampf um das führende Plattenformat auf und stellte fortan auch Langspielplatten her. Die 45er Singles blieben der für Popmusik bevorzugte Standard. «Mitte der 50er Jahre hatte die LP ihren Durchbruch, von da an wurde zielgerichtet für den LP-Markt Musik produziert», erzählt Doebeling.

    Die Einführung der CD 1982 machte den schwarzen Scheiben zunehmend das Leben schwer: In Deutschland verkauften sich 1991 erstmals mehr Compact Discs als Langspielplatten. «In den 90er Jahren waren es vor allem DJs, die das Thema Vinyl am Leben hielten, insofern bestand immer eine Nachfrage nach Platten», erzählt Schmidt. Viele Fans und DJs schätzen nicht nur den vollen Klang der LP, sondern sehen auch die Plattencover als Kunstform. Viele Musiker wie Bob Dylan, Oasis und Neil Young lassen ihre Werke auch im digitalen Zeitalter noch auf LP pressen. «Die Langspielplatte wird es immer geben, sie ist ein unsterbliches Medium», sagt Schmidt.

    Quelle: yahoo.de
     
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