Microsofts Zune wird absichtlich gegen Creative Commons Lizenzen verstoßen!

Dieses Thema im Forum "Netzwelt" wurde erstellt von Dreckschwein, 21. September 2006 .

  1. 21. September 2006
    Microsofts Zune wird absichtlich gegen Creative Commons Lizenzen verstoßen

    Was ist bitte ein Zune, darf man sich fragen. Geht es hier um den Altmeister der Science-Fiction, um eine Fortsetzung von Frank Herberts "Der Wüstenplanet" also um Dune? Oder hat hier der Texter von einschlägigen Comics sein Werk verrichtet. Zune, das hört sich schwer nach BOOM oder VROOM an.


    RADENGEL! Knallen soll es auch ordentlich, immerhin gilt es den iPod aus dem Ring zu werfen, wenn dieser tragbare Multimedia-Alleskönner passend zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt geworfen wird. Nach Science-Fiction ist einem beim Betrachten des ersten Spots nicht zumute. Die in monochrom gehaltene Animation von comingzune.com sieht eher nach Kuscheln mit Microsoft aus. Der ältere, schlecht rasierte Herr, der Zwerg und das Kaninchen, alle haben sich lieb, so zumindest scheint es. Das zweite Flash-Intro mit den brennenden Vögeln, die sich gegenseitig mit ihrem Musikfieber anstecken und brennen, was das Zeug hält, kommt schon weitaus besser, mitreißender rüber.

    Gut wäre es gewesen, man könnte bei all dem Hype, der hier erzeugt werden soll, auf Knopfdruck den Ton auch wieder ausschalten. Ansonsten zwitschert und pfeift es so lange aus den Boxen des heimischen Computers, bis man sich endlich dazu durchgerungen hat, die Seite wohl oder übel wieder zu verlassen. Aber die bösen Gullianer haben ja immer an allem etwas auszusetzen, speziell bei neuer Hard- oder Software aus diesem Haus.


    Luftnummer?

    Um beim Knall zu bleiben, Zündstoff in ausreichender Menge ist vorhanden. Denn was die kuscheligen Microsofties mit ihrem Flashintro #1 von comingzune.comtragbaren Baby im Winter diesen Jahres vorhaben, erscheint alles andere als anmutig. Dreh- und Angelpunkt des Zune wird der drahtlose Austausch von Musikfiles sein. Alle Titel, die Zune via WLAN empfängt, werden ausnahmslos mit einem Kopierschutz versehen. Damit nicht genug wird jedes einzelne Stück nach dem Empfang auch nur maximal 3x abgespielt und spätestens automatisch nach drei Tagen wieder gelöscht.

    Somit kommt das DRM zwangsweise auch bei den Mp3s zur Anwendung, die z. B. von Netlabels oder im Fall von Podcasts unter der Anwendung von freien Lizenzen veröffentlicht wurden. Man verstößt spätestens ab Weihnachten zumindest auf dem amerikanischen Markt dann ganz bewusst und höchst offiziell gegen die bestehende Rechtslage. Der Musiker oder Moderator hat sich nicht zufällig für diese Form des Vertriebs entschieden. Diese per Creative Commons lizenzierten Inhalte sollen in ihrer Form nicht verändert, wohl aber uneingeschränkt verbreitet werden.
    In den FAQ von de.creativecommons.org kann man nachlesen:

    Die Aufgabe der DRM ist es sozusagen, Schilder aufzustellen, auf denen "Betreten verboten" steht. Die Creative Commons-Schilder sind dagegen mit "Betreten erlaubt" oder "Willkommen, kommen Sie bitte herein" beschriftet. Wir verwenden verschiedene Farben und Designs, um unterschiedliche Aussagen zu vermitteln. Die Durchsetzung dieser Aussagen überlassen wir dem Gesetz, den gesellschaftlichen Normen und dem guten Willen der Beteiligten.

    (...) Sollte jemand ein DRM-Tool nutzen, um eines der Rechte, die durch den Lizenzvertrag gewährt werden, einzuschränken, verletzt diese Person den Lizenzvertrag. Sämtliche Lizenzverträge untersagen den Lizenznehmern die Nutzung eines Inhalts unter "Anwendung von technischen Schutzmaßnahmen, die den Zugang oder den Gebrauch des Inhalts in einer Weise kontrollieren, die mit den Bedingungen dieser Lizenz im Widerspruch stehen."


    Und genau das wäre der Fall. Ohne Rücksicht alles zu verschlüsseln, was drahtlos beim Gerät ankommt, ist dementsprechend schlichtweg rechtswidrig. Auf Nachfrage von futurezone.ORF.at gab der Marketingmanager von Interactive Entertainment von Microsoft Österreich bekannt:

    "Dadurch, dass das System nicht erkennen kann, ob es sich um Musik handelt, die von CDs gerippt wurde, unter einer freien Lizenz veröffentlicht wurde oder in einem Online-Musikshop gekauft wurde, wird mit allen Dateien gleich verfahren."

    Dann lieber gleich alles per se verschlüsseln, sich aber andererseits gegen die Umwandlung von encodierten Daten unter Mithilfe von Tools wie FairUse4WM beschweren. Und wie am Fünfzehnten dieses Monats passiert, von deren Betreibern fordern, sie sollen ihr Programm sofort von ihrer Website entfernen. Gleiches Recht gilt für alle Beteiligten in gleichem Umfang. Nur manche sind vor den Augen der blinden Justitia gleicher als andere? Hat man sich wirklich die Mühe gemacht, Mp3s zu differenzieren, was technisch möglich ist? Oder geht es hier eher darum, dass man schlichtweg weniger Gegenwind aus Richtung der Creative Commons-Front erwartet? Sein Recht vor Gericht einzuklagen ist eine hochgradig kostenintensive Angelegenheit. Es wird kaum jemand wegen dieser Angelegenheit den langen Atem haben, einen Rechtsstreit über viele Monate oder Jahre durchzustehen ohne dabei selbst in Luftnot, sprich in finanzielle Nöte zu geraten.


    Drei, zwei, eins - weg!

    Ganz davon abgesehen, dass es durchaus Lieder oder Podcasts gibt, die man gerne länger als drei Tage mit sich herumtragen und häufiger als drei Mal anhören möchte. Diese Limitierung für Musikdateien, die drahtlos übertragen werden, erscheint, sollte es tatsächlich in dieser Flashintro #2 von comingzune.comForm dazu kommen, in keiner Weise sinnvoll. Will man also den Benutzer dazu zwingen, sich in diesem speziellen Fall das gleiche Material nach derart kurzer Zeit erneut zu besorgen, dürfte sich dies zu einem der prominentesten Gründe GEGEN den Kauf eines solchen Produktes herausstellen. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Das Eigentor scheint vorprogrammiert. Mag vielleicht sein, die Kunden drüben fressen die ihnen vorgeworfenen Brotkrumen noch ohne Murren. Aber auf europäischem Boden dürfte der Erfolg des Zune unmittelbar von dieser zwangsweisen Löschaktion und der Verschlüsselung nach dem Gießkannenprinzip abhängen.

    Dabei hätte so viel mehr daraus werden können. Ein tragbares Gerät, welches Musik, Filme und Bilder in unterschiedlichen Formaten abspielen und anzeigen kann und eine drahtlose Vernetzung untereinander ermöglicht, könnte Freiheit in Reinkultur bedeuten. Oder aber wenn der, die oder das Zune tatsächlich so funktionieren wird, wie es zurzeit vorhergesagt wird, eben halt das genaue Gegenteil. Im Moment sieht die ganze Angelegenheit eher wie Freiheit auf Raten aus.

    Da nützen auch die schicken, schillernden Vögel und die Fehlermeldung 509 des Servers von zuneinfo.com von vorgestern nichts, dass deren maximales Limit erreicht worden wäre. Ansonsten hätte man dies vielleicht zu einem gelungenen PR-Gag ummünzen können.

    Hoffen wir endlos meckernden Gullianer also, dass die Redmonder zumindest für den hiesigen Raum noch zur Vernunft gerbracht werden können. Wie sagt der Kaiser so schön - "Ja, schaun wir mal".

    Quelle


    MfG, Dreckschwein
     
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