Market Maketh Man

Dieses Thema im Forum "Politik, Umwelt, Gesellschaft" wurde erstellt von creative16, 16. Februar 2012 .

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  1. 16. Februar 2012
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 13. April 2017


    Dies ist eine kurze Übersicht über die durch die Zeit konglomerate Entwicklung von Demokratie und Kapitalismus, die eine in meinen Augen sehr gewichtige - wenn nicht sogar die gewichtigste - Grundsatzfrage stellt: nämlich, ob der Kapitalismus - oder das Streben nach Geld, respektive (finanziellen) Wohlstand als für das Glück replazierter Sinn unserer Existenz, wie in meiner Signatur wunderbar auf den Punkt gebracht - den eigentlichen Konsens der Demokratie zerstört hat, indem das logische Modell der Mathematik, die das System "Finanz" beherrscht, auf die Menschen gestülpt wurde und somit eine geradezu widerwärtige From der Anthropologie kreiert hat.

    Wie seht ihr das Ganze? Irgendwelche Kritikpunkte am Video, beziehungsweise dessen Inhalten?
    Ist es überhaupt ein lehrreiches Video oder wie so viele andere schnell beiseite geschoben und vergessen?


    Zu guter Letzt bringe ich hier noch eines meiner liebsten Zitate von einem großartigen Essayisten, der leider viel zu früh dahingeschieden ist, beziehungsweise sich dahinschied.

    Egon Friedell - "Kulturgeschichte der Neuzeit" (Viertes Buch, "Romantik und Liberalismus - Vom Wiener Kongress bis zum deutsch-französischen Krieg", Zweites Kapitel, "Das garstige Lied")
     
  2. 18. Februar 2012
    AW: Market Maketh Man

    naja mit dem kapitalismus wird es mit der zeit immer schlimmer. jeder depp und politiker fordern wachstum. doch irgendwann kann man einfach nicht mehr wachsen, weil die rohstoffe erschöpft sind und man nicht mal so eben diesen planeten verlassen kann. schon alleine das wir so viel plastik kaufen ist ein großes problem, da auch wenn es recycled wird nicht der reine stoff wiederhergestellt wird der es früher war, weil es einfach zu viele verschiedene stoffe davon gibt.

    doch es sollte jedem klar sein, das es eine ausbeutung geben muss, wenn wir diesen standard der in deutschland vorhanden ist, weiter so verfolgen wie jetzt. wir leben über unsere verhältnisse und irgendein reisbauer in china muss dafür herhalten. es ist aber auch schwierig sich dieser konsumgesellschaft zu entziehen. es gibt aber auch leute die es geschafft haben und das geldsystem verweigern. doch es ist nicht jedem menschen recht ohne heizung zu leben und mit der natur im einklang zu bleiben. schon alleine das es das zinssystem gibt ist schon ungerecht und was andere menschen damit treiben besonders banker und diejenigen, die nicht zu zur verantwortung gezogen werden ist ein gräuel.
    aber das schlimmste finde ich, wenn die leute nicht zufrieden sind, denn daher rührt das verderben. wäre jeder zufrieden mit dem was er hat würde diese ganze ich werd reich und dann kann mich jeder mal ad absurdum geführt.
     
  3. 19. Februar 2012
    Der Umschlag der liberalen Demokratie in den Faschismus

    Sehenswert - Im Gegensatz zu den meisten anderen hier kursierenden Videos.
    Das Verhältnis von Kapitalismus und Demokratie war schon immer ambivalent.
    Eine kurze analytische Skizze dazu.

    Durch die Herausbildung der Rechtssubjekte, ausgestattet mit (privatautonomer) Freiheit, (zirkulationsbezogener) Gleichheit und Privateigentum sowie die Enteignung von personalem Herrschaftsbesitz durch die Monopolisierung der Gewaltmittel im außerökonomisch situierten Staat hat die bürgerliche Gesellschaft die Grundlage für die liberale Demokratie gelegt. Diese bleibt aber stets prekär, da wirtschaftliche Ungleichheit auch zur Ungleichheit politischer Macht führt und die bürgerliche Gesellschaft außerdem einige Einfallstore für direkt-gewaltförmige Herrschaft bietet:

    1. Prinzipiell besteht immer die Gefahr, dass der Staat als zentralisierte Zwangsgewalt sich verselbstständigt und die tauschvermittelte, anonyme Herrschaft des Kapitals durch unvermittelt-direkte Herrschaftformen ersetzt. Das Verhältnis Staat <-> Rechtssubjekt kann zumindest in letzter Instanz nicht noch einmal rechtlich abgesichert werden. Das würde eine übergeordnete Art von Souverän nötig machen, welcher wiederum eines weiteren bedarf etc. Diese Problematik kann durch Gewaltenteilung und Demokratie zwar moderiert, aber nicht aufgehoben werden. Darauf weist übrigens schon Thomas Hobbes hin: "Den Gesetzen aber, die der Souverän selbst [...] erlässt, ist er nicht unterworfen."

    2. Die bürgerlichen Subjekte sind einerseits frei von personaler Herrschaft, aber gleichzeitig der anonymen Herrschaft des Kapitals mit all seinen Krisentendenzen und Zufälligkeiten unterworfen. Sie sind also nicht frei zu der selbstbewussten (und koordinierten) Gestaltung und Sicherung ihrer materiellen Reproduktion. Dieses Missverhältnis, einerseits für sich selbstverantwortliches Subjekt zu sein, andererseits aber nicht über die Bedingungen des eigenen Verwertungserfolgs bestimmen zu können, führt bei vielen Menschen zur einer psychischen Disposition, die mit der kritischen Theorie als "autoritärer Charakter" bezeichnet werden kann. Besonders in fundamentalen Krisensituationen wie der aktuellen besteht daher die Gefahr einer autoritären Bewegung zur "Flucht vor der Freiheit", die einen gewissen Schutz und die Überlegenheit der eigenen Gruppe (meist Nation, "Rasse" usw.) gegenüber anderen verspricht.

    Die Antwort einer emanzipatorischen Bewegung müsste hingegen abseits des rein negativen Freiheitsbegriffs des Liberalismus die Etablierung positiver Freiheit ("Freiheit zu") anstreben. Die Versprechen der bürgerlichen Gesellschaft von Freiheit und Gleichheit sind nicht abstrakt zu negieren, sondern positiv aufzuheben und mit sozialem Inhalt zu füllen. Dazu ist es langfristig unumgänglich die Produktionsmittel dem Kapital zu entreißen und unter gesellschaftliche Kontrolle bzw. Formen kollektiver Selbstverwaltung zu stellen. Der Begriff der partzipativen Demokratie kann auf dem Weg dorthin durchaus praktikabel sein, sofern dieser auch die Änderung der Art und Weise der Produktion umfasst, somit die Trennung von Staat und Gesellschaft in Frage stellt und nicht auf eine bloße Erweiterung der liberalen Demokratie durch einzelne Volksabstimmungen o.ä. beschränkt bleibt.
     
  4. 20. Februar 2012
    AW: Der Umschlag der liberalen Demokratie in den Faschismus

    Ich finde es immer furchtbar, mit dir keine Diskussion zu starten, weil du genau das mitteilst, was meist auf den Punkt genau meiner Meinung zum jeweiligen Thema entspricht. :-D

    Du weißt explizit daraufhin, dass eine Demokratie bei anonymer Herrschaft des Kapitals immer latent illiberal oder - wenn wir liberal von freiheitlich trennen - unfreiheitlich ist und gerade die darin verborgene Tendenz zur Elitenregierung, die das Kapital zum Anker der gegendemokratischen Strömungen macht, ist das Erschreckende. Dass das Elitendasein eine innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft enorme Verschiebung der innersozialen Achse bedeutet, haben wir denke ich oft genug gesehen - und dass diese Verschiebung bei Eintritt des unterbewerteten Teils der Bevölkerung in einen non-chalanten Modus des Muts zum Aufstehen ein Pulverfass zu hüten droht, dürfte auch gemeinschaftlicher Konsens sein.

    Wenn mehr und mehr Leute anfangen, die herrschende Ordnung oder zumindest Auszüge dieser, respektive ihrer Fundamente in Frage zu stellen, rüttelt man an der verschobenen Achse und bewegt hiermit die von dem Ist-Zustand profitiert Habenden und Profitierenden in Richtung einer nachdenklichen Phase - ja, man zwingt sie geradewegs dazu. Ich bin der Meinung, dass man einen vom Kapitalismus losgelösten Demokratiebegriff (re-)etablieren muss, denn ohne eine radikales Umdenken in politökonomischen Belangen wird es uns unmöglich sein, eine quasi-evolutionäre Leiter um eine oder mehrere Stufen weiter emporzuklimmen.
     
  5. 20. Februar 2012
    AW: Market Maketh Man

    Gibt zwischen uns wohl tatsächlich kaum eine Differenz bei dem Thema. Hätte aber noch ein paar Ergänzungen.
    Zu meinem 1. Punkt sei einschränkend gesagt, dass die Individuen dem Staat zwar bedingungslos untergeordnet sind, aber das staatliche Handeln deswegen keinesfalls der Willkür überlassen ist, sondern wiederum den Systemimperativen untergeordnet ist. Nur bei gelingender Kapitalakkumulation können hohe Steuereinnahmen erzielt werden und die Ausgaben für Sozialleistungen bleiben niedrig.

    Gegen Leute wie bushido muss außerdem festgehalten werden, dass, abgesehen von krisenhaften Außnahmesituationen, die bürgerliche Demokratie samt Rechtsprinzipien wie freie Wahlen, öffentlicher Meinungsbildung usw. funktional und strukturell den Prinzipien des Kapitalismus (verstanden als universaler Warentausch) durchaus adäquat ist. Reine Willkürherrschaft birgt eine deutlich größere Gefahr, dass sich partikulare Interessen durchsetzen, die gegen das kapitalistische Gesamtinteresse handeln. Durch die Möglichkeit des Parlamentarismus, die Unzufriedenheit der Bürger bei Wahlen zu kanalisieren und auf die jeweils regierende Partei zu lenken, wird vom kapitalistischen Kontext der ganzen Veranstaltung abgelenkt. Die daraus erzielte Legitimation macht zudem einen großen, teuren Repressionsapparat überflüssig. Wie gesagt also ein durch und durch ambivalentes Verhältnis.

    Das kommunistische "UmsGanze"-Bündnis, das aktuell übrigens eine sehr gute Aktion zur internationalen Vernetzung linksradikaler libertärer Gruppen organisiert (M31 — european day of action against capitalism · 31.03.2012), hatte mal den Slogan "Gegen die Herrschaft der falschen Freiheit". Man sollte es mit diesem Prinzip vll. nicht übertreiben, aber grundsätzlich könnte man auch gegen die "falsche Demokratie" mobilisieren. Da bin ich mir selbst nicht ganz sicher, wie prakikabel das ist. Auf der anderen Seite werden so nämlich die Differenzen einer (libertär) kommunistischen Kritik mit demokratieidealistischen reformistischen Bestrebungen wie der "Echte Demokratie Jetzt!"-Bewegung verschleiert.
     
  6. 20. Februar 2012
    AW: Market Maketh Man

    Inwiefern das denn, beziehungsweise zuerst einmal: wie definierst du das kapitalistische Gesamtinteresse?
     
  7. 27. Februar 2012
    AW: Market Maketh Man

    Darunter versteh ich das Interesse an der Erhaltung der Existenzbedingungen des Kapitalismus mit allem was dazu gehört. Welche Maßnahmen dafür in welcher Situation am geeignetsten sind, ist meist nicht im Voraus sichtbar. Daher eignet sich der demokratische Staat sehr gut, um sich über Wahlen, Absprachen und Verhandlungen im Rahmen der Erfordernisse des kapitalistischen Gesamtinteresses zu verhalten. Eine partikulare Gewalt hätte kein Interesse an der Absicherung des Warentauschs, sondern würde tendenziell die Gebrauchswerte direkt-gewaltförmig aneignen.
    Mehr Kram zum Staat gibts in meiner Zusammenfassung marxistischer Staatstheorie:
    1. Sozialdemokratie: Staat im Kapitalismus
    2. Lenin: Staat der Kapitalisten
    3. Exkurs: Anarchismus
    4. Hegemonietheorie: Staat als Kräfteverhältnis
    5. Neue Marx-Lektüre: Staat des Kapitals
    Marxistische Staatstheorie &laquo; GegenGedanken
     
  8. 27. Februar 2012
    AW: Market Maketh Man

    Wie du auf diesen Unsinn bzgl. meiner Person kommst bleibt mir leider verschlossen.
     
  9. 1. März 2012
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 15. April 2017
    aW: Market Maketh Man

    Du neigst dazu die Gefahr autoritärer Herrschaft überzubetonen. Hab ich auch schon hier kritisiert.
     
  10. Video Script

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